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nicht unrichtig, wenn wir behaupten, daß er sich immer mehr und mehr in die glühende Freiheits« ftimmung hineinschrieb, die ihn später hinaus trieb. Mit diesen Gefühlen in der Brust, gedrängt von gleichgesinnten Freunden griff v/-. Steiger zur Büchse, mit Heeresmachtdaß Pfaffen- und jesuiten freundliche Luzern und die dort hausenden Jünger Loyola's für ihre Frechheit zu züchtigen. Und so zog denn die begeisterte Schar, den Hauptmann Ochsenbein an der Spitze, ihrem traurigen Geschick entgegen. ES gehört nicht hierher und würde uns viel zu weit führen, wenn wir uns auf eine Schilderung dieses unglücklichen Zuges, der durch die Zeitungen genug bekannt geworden ist, einlassen wollten. Nur so viel sei erwähnt daß Om Steiger nebst vielen andern Genossen mit den Waffen gefangen wurde. Das Loos der Ucberwundenen war ein hartes, bis die Meisten auf den Wege des Menschenhandels von ihren resp. Cantonen losgckauft wurden, und ihre Kerkerpforten sich öffneten. Nur wenige schmachten noch im Gefängniß, und unter dieser Zahl befindet sich Or. Steiger, der Einzige, dem man als die Seele des ganzen Unternehmens die Todesstrafe zuerkannt hat. ES wäre gleichfalls unpassend, wenn wir hier erörtern wollten, wie weit Luzern bei Fällung dieses Urtheilsspruches in seinem Rechte ist oder nicht, da wir eS in diesem Artikel ganz allein mit dem Om Steiger zu thun haben. Bis hierher ist Alles gut; denn daß Om Steiger bei Gelegenheit seiner Proceßverhandlungen seine Berthcitigung in höchst würdiger und gehaltvoller Weise selbst geführt und dabei auch um Umwandlung der Todesstrafe in eine minder harte gebeten hat, »er möchte ihm dies zum Borwurf machen? — Daß aber Om Steiger den mattherzigen, eines gesinnungslosen Feiglings würdigen Brief an den großen Rath schreiben konnte, ist eine Schmach für seine ganze Partei, die er zu vertreten sich stark genug fühlte. Die so oft gemachte Erfahrung, daß der in den Fluthen Versinkende sich an einen Strohhalm anzuklammcrn sucht, hat sich übrigens auch hier wiederholt; denn Om Steiger mußte eS mit fast mathematischer Gewißheit wissen, daß sein schmachvolles Flehen um Gnade in den Herzen seiner erbitterten Feinde keinen Widerhall wohl aber wilde Schadenfreude und Hohn finden würde. Sich aber umsonst gebeugt und gcdemüthigt zu haben, muß die Brust des einst so stolzen und - freien Mannes wie ein drückender Alp belasten und wit schneidendem Weh umkrampfen. Der einzige mögliche Fall, welcher uns noch übrig bleibt, das unwürdige Benehmen des Om Steiger zu ent- . schuldigen, ist der, daß die Kerkerhaft und die da mit vielleicht verbundenen Qualen besonderer Art seine Kraft dergestalt gebrochen haben, daß sie in Schwäche, in ohnmächtige Schwäche umgeschlagcn. Dieser Annahme stcht freilich wieder der Umstand, daß O/-. Steigers Gefangenschaft zur Zeit noch eine sehr kurze ist, und das Beispiel Anderer, wie Jordans, entgegen. Letzterer halte sich bekanntlich während der ganzen jahrelangen Haft seine Gcistes- stärke und seinen ganzen männlichen Muth erhalten. So viel steht wenigstens fest: Jordan hätte einen ähnlichen Bries nie geschrieben. Schließlich sei npch bemerkt, daß man fast mit Gewißheit annchmen kann, Om Steiger werde nicht erschossen werden. Geschieht dies, so hat ganz bestimmt Steigers Bettclschreiben nicht mit auf der Wage gelegen. Der französische und englische Gesandte haben im Namen ihrer Regierungen um eine Milderung des Urtels nach gesucht, und der Große Rath hat sich vorläufig, wie die neuesten Berichte melden, für lebenslängliche Deportation oder Einsperrung in eine österreichische Festung, gleichfalls auf Lebenszeit entschieden. Das Loos des Berurtheiltcn wäre sonach in beiden Fällen ein höchst beklagenswerthes. Uebrigens hat sich der Große Rath in Luzern am 24. Mai aufgelöst, ohne über das Schicksal Om Steiger zu entscheiden; Er tritt erst am 3. Juni wieder zusammen. Vermischtes. Fürst Mctternich, bekanntlich ein entschiedener Gegner der Deutschkatholiken, hat an die österreichischen Gesandten der deutschen Höfe, ja an die Monarchen selbst, Schreiben ergehen lassen, worin er die Erstem an Uebcrwachung der öster reichischen Untcrthanen in dieser Beziehung mahnt, und die Letztem, soweit der bedeutende Einfluß des Kaiserreichs ein solches Ansinnen motivirt, um möglichste Beschränkung bittet..— Wir werden ja sehen, was die Gewalt vermag, die Wogen des Zeitgeistes, welche ihr altes Bett zu verlassen be gonnen haben, in die alten Ufer zurückzudrängen und dort einzudämmen. Es will uns bcdünken, das Unternehmen, den Strom der Zeit in seinem Laufe aufzuhaltcn, werde ein nutzloses sein. Dem am 28. Mai ausgegcbenrn ersten Ge schäftsbericht des Dircctoriums der Sächsisch- Schlesischen Eisenbahngescllschaft zufolge sollen zwei Sectionen, von Dresden nach Rade berg und von Radeberg nach .Bischofswerda, am I. August dieses Jahres dem öffentlichen Be trieb übergeben werden. Im Juli 1846 soll die Bahn bis Bautzen fertig sein, und am 1. Juli 1847 soll die ganze Bahn, also von Dresden bis Breslau, dem Betrieb übergeben werden. Kirchen-Nachrichten von Wilsdruf: Vacant. Kirchen-Nachrichten von Tharand: Vacant. 24»