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das Pfaffenthum der Juden fraß blos di« jüdische Nation, ihr aber habt die unglückseligen Geschicke vieler Völker von Europa auf euch. Durch wes sen Schuld floß vorzugsweise das deutsche Blut unter dem 4. Heinrich und in dem Kriege, der 30 Jahre Deutschland verwüstete? — Durch wen besonders sank Polen in blutige Trümmer, wurde Frankreich, Spanien in neuester Zeit zer fleischt? Durch die Herrschsucht, den Geiz, die Sittenlosigkeit und die Ränke der römischen Hierar chie, deren Werkzeuge es wagen, sich Vater und Lehrer der Völker zu nennen. Wer diese Werk zeuge nicht kennen gelernt und nicht durchschaut hat, möchte freilich nach ihren süßen Worten glauben, unter ihnen waren die Engel des Lichts, die Boten des Friedens, die Bringer des Heils. Doch wo ist der Segen, den sie spenden? wo das Glück, das ihre Schritte bringen? welches ist ihre Moral? was meinen sie mit ihren schmeichelnden Liebesworten? Was ist die Religion, welche die Völker beglücken soll, unter ihren Händen gewor den? — Aber die Nebel schwinden und die Kette der Geister bricht. Das merkt ihr wohl?! Da rum dieses Zetergeschrei! Ja, es ist geschehen! Denen, die es nicht wissen und fühlen, daß das Reich deZ Trugs und Aberglaubens zu Ende ist, denen will ich's beweisen. Seht, seit ich gegen euch ausgetreten, mit einfachem Wort, euer ver derbliches Treiben schilderte, was sprachen, was thaten die Völker, nicht allein deutscher, sondern auch fremder Zungen? Ihr wißt, daß sie begei stert aufsprangen, ihr härt, ihr seht cs noch zur Stunde. Was thatet ihr? Fluch und Haß lie ßet ihr rufen von den Kanzeln, mit tobendem Eifer riefet ihr nach der Gedankenschcerc des Cen- sors (eure traurige Erfindung) gegen die Presse; Gefängnisse, Schlimmeres vielleicht noch hieltet ihr schon im Hintergründe. Gegen wen? — Ge gen mich und alle jene, welche der Wahrheit, der gemißbrauchten Religion, dem Nothschrci, der lang unterdrückten Klage und dem Jammerruf derVül- ker Worte gaben. Und wahrlich, käme cs auf euch an, die ihr euch so gern Apostel der Liebe und des Lichts nennt, ich und mancher Andere würde das Licht nicht mehr sehen. — Mich nennt ihr einen falschen Propheten, Vcr- räther, Judas, Meineidigen, Volksaufwiegler, De magogen, Communisten, und weiß der Himmel was noch. Ihr ruft mir dies zu in euren Kir- chenblättern, von euren geweihten Kanzeln schmäht, verleumdet ihr mich. Aber was Hilst euch dies? Nicht-, gar nichts, «S schadet euch vielmehr. Und wer bin ich denn gegen euch gesteift? Ein ganz einfacher Mensch, ohne Reichthum, ohne Macht, ein Mensch, der keine andere Hcimath hat, als die Herzen seiner Freunde und des grüßten Thei- leS der Völker, die ihr mißhandelt. Ein Mensch, der sich aber entsetzte, die Völker zu hintergchcn, der sich schämte, ein Heuchler zu sein, und der eure Pfründen von sich wies. Ein Mensch, der schlicht und geradezu einige Worte für die gemiß- brauchte Religion und für die betrogenen Men schen sprach, und den ihr deshalb des Amtes ent setzt und wie einen Verbrecher aus der Kirchcn- gemeinde ausgcstoßen habt. — Was richtet ihr aus gegen mich? Nichts, gar nichts! Die Völker wollen euch nichts mehr glauben, weil sie zu oft hintergangcn worden. Der größte Theil der Na tion stimmt mir bei. Der kleine Theil, den ihr noch verblendet haltet durch eure Künste, euren Reichthum, durch Furcht und Schrecken, er wird alsbald von euch lassen, sobald er eingesehen hat, daß der Kampf für ihn gekämpft wird. Denn wisset, es ist ein Kampf für den betrogenen Theil der Nation, für die gemißhandclten Priester, für die gcmißbrauchte Religion! Deren Wort will ich führen, so gut ich's kann und so lange ich's kann, und ich fühle den Muth des Sieges in meiner Brust. In die Schranken trete ich gegen euch, Römlinge! und waren eurer noch weit mehr, als deren sind. Meint ihr etwa, daß ich mich fürchte vor euren Drohungen? O, glaubt, mich soll noch das erste Furchtfröstcln ankommen um mein Leben, denn ich bin bereit zu sterben. Und die Sache, um die es sich handelt, ist das Leben eines Menschen wohl werth, cS handelt sich um die große Sache der Befreiung von Rom! O ihr wähntet, ihr würdet mich vom Wege des Rechts und der Tugend abziehcn? Eher mögt ihr ver suchen, die Erde aus ihrer Bahn zu ziehen. Ihr habt ferner so viele Verleumdungen gegen mich ausgestrcut, um mich zu verkleinern, da ihr die Wahrheit dessen, was ich gesagt, nicht leugnen konntet. Was habt ihr erreicht? Man glaubt euch nicht, man weiß, daß ihr die Unwahrheit re det. Ich durfte auf eure Schmähungen nicht ein mal antworten! Wollte ich mich vertheidigcn, so würde ich's doch nicht in der Weise, wie ihr mich angegriffen habt. Aber wollte ich die Schuld, mit der sich Mancher von euch beladen, wollte ich die öffentlichen und heimlichen Sünden, die Man chem von euch nicht nur das allgemeine Gerücht nachsagt, die auch in unumstößlichen Beweisen gegen ihn zeugen — wollte ich das Alles euch hier wiederholen, wie möchtet ihr solche Last tragen? Einige haben mich zu widerlegen gesucht! Sollte ich darauf eingehen, was dieser oder jener, der sich selbst belügt oder Ander« belügen will, gefaselt hat, um die mißbräuchliche Rockverehrung zu rechtfertigen? Ich habe selbst dies nicht nü- thig, denn dieser fürchterliche Mißbrauch, der zu Trier verübt, läßt sich nun und nimmer recht fertigen, und kämen alle Doctoren und Dompre diger der Welt zusammen und wendeten all ihren Witz, ihre List und ihre Redekunst an, die sie et wa besitzen, sie können den gesunden Menschen verstand nicht umkehren. Was wollen diese Leute rechtfertigen vor der Vernunft? Wenn die Trier- schen Wallfahrer rufen: „Heiliger Rock, bitte für uns;, so ist und bleibt dies ein Götzendienst; und