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Wochenblatt f ü r Wilsdruf, Tharaud, Rossen, Eiebenlehn und die Umgegenden. Vierter Jahrgang. Freitag, den 27. September 1844. 39. Mit König!. Sachs. Concesston. Bcrantwsrtlicher Redacteur und Verleger: Albert Reinhold. v-ll »i-k-r Z-Itsch-N> -rsch-inl all- I-Magr -in- Rumm-r. Der Preis für den Di-rt-ljahrgang d-Irag! lU Agr. Tammilichr Köiügk. Postämter des Inlandes nehmen Bestellungen darauf an. Bekanntmachungen, welche im nächsten Stück erscheinen sollen, wech d-n in Wilsdruf b>s Montag Abends 7 Uhr, in Tharand bis Montag Nachmittags 5 Uhr und in Nossen bis Mittwost Vormittags tl Uhr angenommen. Auch können dis Mittwoch Mittag eingehende Zusendungen auf Verlangen durch di- Poe Redaction drS Wochenblattes in WilSdruf," ,,an die Agentur Les Wochenblattes in Lharand," und „an Lic Wo chenblatts-Expedition in Nossen." Zn Meißen nimmt Herr Bachdruckereibcsitzer Klinkicht jun. Aufträge und Bei* steilurrtzeb an. ruoUg- Anträge , weich: der T-Nd-Us des Blattes entsprechen, sollen stets mit großem Danke angenommee werden. D i e R e d a c t i o v. Wieder ein trauriges Opfer der > Spielwuth. Der Deutschen Allgemeinen Zeitung hat man aus Homburg v. d. H. von den „brillanten" Ge schäften geschrieben, welche die Pächter der dorti gen Spielhölle gemacht haben und wahrschein lich noch machen. Der Angabe des Corrcsponden- ten zufolge sollen die Pächter in den letzten drei Jahren die enorme Summe von 1,800,000 Fl. eingeärntct haben. Kürzlich hat sich in einem in der Nähe von Homburg gelegenen Dörfe ein hoch bejahrter Mann vergiftet, welcher an jener Bank in kurzer Zeit sein ganzes Vermögen verspielt hatte. Es betrug dasselbe über 25,000 Fl. und war die Frucht 45jähriger Anstrengungen und Mühen. Je ner unglückliche Greis, aus Wien gebürtig, war erst vor wenigen Monaten aus Jamaica, wohin er sich in seiner Jugend begeben hatte, um sein Glück zu versuchen, nach dem europäischen Fest lande zurückgckehrt, um den Abend seines Lebens in dem Heimathlande in Ruhe zuzubringen. Auf Jamaica sand er sein Glück durch angestrengten, Mühevollen Fleiß, an Homburgs Spielbank sein Unglück durch thörichten Leichtsinn. Man erzählt sich, daß er einige Tage vor dem schrecklichen Schritte, lu dem er sich Hingetrieben fühlte, sich genau nach den Kosten eines anständigen Begräbnisses erkun digte; - gerade diese Summe fand sich nach seinem Tode bei ihm vor; Alles, was ihm außerdem zur Verfügung geblieben war, hatte er noch an dem Tage, an welchem er seinen gräßlichen Ent schluß ausführte, den Launen der falschen Glücks göttin zum Opfer gebracht. — Derselbe Corre- spondent erzählt, daß kürzlich ein reicher Englän der durch Homburg gereist sei, um in der Heimach seine durch ungeheure Verluste an Spielbanken in verschiedenen Badeorten in Verwirrung gebrachten Finanzen zu ordnen. Seine Verluste in einem Zeitraum von wenigen Jahren sollen sich auf nicht weniger als 1^ Million Gulden belaufen. — Wenn uns, allerdings leider nur zu oft, die Geschichte des Hazardspiels von Opfern erzählt, die der Spiclwuth gefallen, so ist dies allerdings eine traurige Thatsache. Indessen können wir eS uns wenigstens erklären, wie es möglich war, daß die Unglücklichen Glück, Ruhe, Ehre, ja das Le ben selbst einer Leidenschaft zum Opfer bringen konnten, die sic dergestalt erfaßt hatte, daß sie nichts mehr Herren ihres Willens waren, sondern blind lings dem Dämon, der sich in ihnen festgesetzt, folgen mußten. Aber diese Menschen waren junge Leute, welche Leichtsinn genug besaßen, um sich im voraus über die Folgen ihrer Handlungen hin-