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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 20.05.1908
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1908-05-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19080520024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1908052002
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1908052002
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1908
-
Monat
1908-05
- Tag 1908-05-20
-
Monat
1908-05
-
Jahr
1908
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Rr. 139. 102. Jahrg. * Autzoenede A«»m»ttit «n» Strafl-ffgkett. Durch dir Ber- taguaa -cr erste» Reichstagssisston zum zweite» Male besitze» die Reich«- tagSavgeordnetr» bereit« seit Februar 1907 J«Wunität und Gtraslosta- keit, sie ist ihne» jetzt bi« Oktober d. I. gar«»tirrl worden und dürste bi« Ostern 1969 m»»d«sten« währen, als» litoger «iS 2 Jahre. Diese Prari« ist aus die Dauer »»haltbar. Es liege» Strafanträge gegen ReichStaaöabgeordnet« au« dem Herbst 1996 vor. I« Herbst 1908 w»rde die Strafverfolgung vom Reichstage abgelehut, während der Reichstags- wählen i» de» 2 mchtimmuue» Monaten kam «S nicht zum AuStrag, da die gerichtliche» Mühle» langsam mahlen, vom Februar 1907 bis jetzt konnte wiederum eine Strafverfolgung nicht eintreten und wer im Herbst 1906 einen RrichStaaSabgeordoeten verklagt hatte, eS liegen solche Fälle vor, kann vielleicht hoffe», seinen Geg»er im Sommer 1909 nach drei Jahren vor den Gericht-schranken wiederzusehen, falls der Reichstag nicht zum dritten Male vertagt wird. Auch die Frage einer eventuellen Ver- jähruna kommt iu Betracht. Der Reichstag sollte in seinem eigenen Interesse hier eine Aenderung eintreten lassen und Anträge auf Straf verfolgung innerhalb der Vertaaunqsfrist stet« avnehme». Es liegt meistens m den s Monate» die Möglichkeit vor, die Strafsache z» er ledigen, mindesten« sie aber ein gute« Stück vorwärtSzubringen. Im Volke würde die- einen sehr guten Eindruck machen. * Bon den neuen Sünsnudzwanrtg-sennigstücke» werden, nachdem die Müuze Vorschläge über die Art der AuSpräguug grmacht habe» wird, Probestücke in den nächsten Wochen geprägt werden. E- sollen Versuche mit reinem Nickel und Kupfernickellegierungen gemacht werden, da« rerne Nickel dürfte sich al« unpraktisch erweisen. Bei reinem Nickel soll die Münze 21—23 mm Durchschnitt erhalte«. * Tret- und Küofmarkftücke. Der Bundesrat hat den Beschluß de« Reichstes, Dreimarkstücke einzusühre», angenommen. E« besteht zunächst die Absicht, die Fünfmarkstucke in der alten Form beizubehalten (Durchmesser 38 mm) und die Ausprägung in de» geplanten Grenzen weiter vorzunebmen. Für ein Dreimarkstück kann nur die Große des alten Taler« (33 mm) in Betracht kommen, au Stelle de- Wortes »Taler" wäre „Drei Mark" zu setzen. Der Wunsch de» Reichs tags. das Fünfmarkstück handlicher zu gestalten, läßt sich nicht mehr durchführen, da eine Verkleinerung de« Durchmesser« Verwechselungen mit dem Dreimarkstücke hrrbeisühren kann und eine Gewichtsverringerung nur auf Kosten de« Gilberwerte« vorzunehmen ist. * Sin chinesischer Minister in Drutschlsntz. Der Minister Pit« Schi-man, der an der Spitze der chinesischen Kommission steht, die die deutschen StaatSeinrichlungen ein Jahr lang studieren soll, wird demnächst vom Fürsten Bülow und dann auch vom Kaiser in Audienz empfangen werden. * Die süddeutschen Bürgermeister in England. Die Bürgermeister nahmen gestern nachmittag an einem Gartenfest beim Abgeordnete» Lever teil, dessen Kuostsammluug ihre Bewunderung hervorrief. Bon da begaben sie sich zur ungarischen Ausstellung, wo sie auch da« Diner einnahmen. * Babe« un» Sie Vierte Kliffe. Wie un« «in Privattelegramm au« Karlsruhe meldet, ist der badische Eisenstahnrat zum 15. Juni ein berufen, um über einen RegieruugSantrag auf Einführung der IV. Wage »klasse in Baden zu beraten. * Tie Sozialdemokratie und die Polen. Tic fremdsprachlichen Arbeiter machen den sozialdemokratischen Gewerkschaften viel Sorge. Auf dem Gewerkschaftskongreß in Hamburg wird man zugeben müssen, daß die Agitation unter de» fremdsprachlichen Arbeitern umsonst gewesen ist. Die polnischen Arbeiter sind der Sozialdemokratie fern geblieben, und dies, obgleich man für ihre Einfangung viele Tausende geopfert bat (polnische sozialistische Zeitung und Millionen von polnisch-sozialistischen Flug, blättern). In den letzten Jahren sind die polnischen sozialistischen Orga- nisationen so gut wie verschwunden. Immer mehr hat da« Groß-Polentum gesiegt. Der polnische Arbeiter ist in erster Linie Pole geblieben, er bat 'ich hier und da mit dem roten Lappen drapiert, wenn es ihm gepaßt oder genützt Kat. Vom Tausend der Gesamtbevölkerung in Preußen sprachen Deutsch am 1. Dezember 1905 881,07 (gegen 881,37 am 1. De zember 1900), Deutsch und eine andere Sprache 1.45 (6,12). Polnisch, Masurisch oder Kassuoisch 97,78 (95,90). Man sieht alsv, wie das Polen rum vorgcdrungen ist. Gegen dies Polentum ist auch die Sozialdemokratie machtlos gewesen. Der TeGsche Metallarbeiterverband, Zahlstelle Dort mund. hat dies im folgenden Antrag, der dem Hamburger Kongreß unter breitet ist, offen ausgesprochen: „In Anbetracht der großen Zuwanderung polnisch sprechender Arbeiter un Ruhrgebiet, vorwiegend in Dortmund, Horde und Umgegend, muß den Gewerkschaften zur Pflicht gemacht werden, (ich mehr dieser Kategorie zu widmen. Eine Aktion hier zu unternehmen, ist ausgeschlossen, bevor nicht dieses Gros von Arbeitern den einzelnen Gewerkschaften zugeführt ist. Ta aber die Agitation unter diesen Arbeitern eine sehr schwere ist, wir ihnen auch mit der deutschen Sprache nicht die notwendige Aufklärung einprägen können, auch in Zukunft durch den Sprachenparagraphen de« neuen VereinSgesctze» nicht mehr im- üandc lind, Versammlungen mit polnischen Referaten abzuhalten, möge der Kongreß beschließen, daß die Generalkommission der Gewerkschaften Deutschland» beauftragt werde, sobald wie möglich eine Zeitung in polnischer Sprache herauSzugeben. Die Kosten hierfür aber werden den Gewerkschaften auferlegt." Ter Dortmunder Antrag wird kaum praktisch werden. Was soll auch eine neue polnisch-sozialistische Zeitung, da alle Agitation durch die Presse unter den Polen vergebens gewesen ist? Die sozialdemokratischen Gewerkschaften haben im Kampf gegen da» Polentum den kürzeren gezogen. Das ist ein Moment, das nach verschiedenen Seiten hohe Beachtung verdient. * Ei» deutsches Kreuzer«efchvader im chinesischen Aufruhrgebiet. Die Unruhen in Hangkau am Hangt seiiang haben den Ches des deutschen Kreuzergeschwaders in Ostasien, Kontreadmiral Coer- pcr, veranlaßt, das Kanonenboot „Luch-" nach hangkau zu entsenden, wo da« Fluhkanonenboot „Vorwärts" bereit« feit 28. April ankert. Dos Gros der in Ostasien stationierten deutschen Krieasschiff« ist seit Ansang Mai inTfingtau vereinigt, wo in der ersten Hälfte des Juni die Ankunft de« Dampfers „Rhein" mit den AblösungZmanmschaften erwartet wird. Es liegen dort außer dem Panzerkreuzer „Bismarck" die Kreuzer Leipzig", „Niobe" und „Art o na", die Kanonen boote ,Lf l t i s" und „Iagua r", sowie die Torpedoboote „8 90" und „Taku . Von den übrigen Schiffen der ostasiatischen Station -liegen „Tiger" in Shanghai, also an der Mündung des Jangtsekiang, die Fluß- kanvnenboote „Vaterland" in Tschuwakina und „Tsingtau" in Kanton. Kontreadmiral Coerpcr kennt die großen deutschen Interest«« wirtschaft- kicher Art, die in Hangstau vorhanden sind, sehr genau, denn sofort nach der Nebernahme seines Kommandos im Mai vorigen Jahres besuchte er Hangkau, um sich über die dortigen Verhältnisse zu orientieren. Die Kreuzer und die Kanonenboote kömren ohne Mühe de» Jangtsekianz aufwart- bi« Hangkau befahre». Die deutsche Marinoverwaltung legt Wert darauf, bald im oberen Stromgebiete des Jangtfekiang «in zweites Flusikanonenboot zu besitzen. Durch den Marineetat sind bereits die Barmittel bewilligt worden. Aurland. * Im österreichischen «boeorbnetenhause kam e« gestern, wie schon te>e. graphisch kurz berichtet wurde, zu einem argen Tumult. Wien. IS. Mai. (Telegramm.) Bor Schluß der Sitzuna im Ad- geordnetenhause brachte der Sozialdemokrat Nemec den in Prag auf den böhmischen Sozialdemokraten Sveceny von den Tschechisch-Radi- kalen, die den Abgeordneten Klofac zur Bahn brachten, unternommenen Ueberfall zur Sprache. Mehrere böhmische Sozialdemo, kraten stürzten sich gegen die Bank, auf der Klofac sich de- fand, und versuchten auf ihn einzudringen. ES gelang jedoch, Tätlich, keiten zu verhindern. Nach einer langen tumultuösen Szene sprach Präsident WerSkirchner sein tiefste« Bedauern über den Vorfall sowie darüber au», daß politische Kämpfe nicht mit den Waffen de« Geistes ausgetragen werden. Er erklärte, den Fall der Obmänner konferenz unterbreiten zu wollen und an sie zu appellieren, auf die Klubgenossen im Sinne des Friedens und der Versöhnung einwirken zu wollen. * Ueber den Ueberfall des Abgeordneten Sveceny durch Tschechen meldet die „N. Fr. Pr.": Prag, 10. Mai. Bei der Versammlung, die zu den Krawallen den Anlaß gab, hatte Abgeordneter Klofac die Menge auch gegen die sozialdemokratischen Abgeordneten haranauiert. Als dann die Menge in der Nähe de» Bahnhofes auch den tschechischen sozialdemokratischen Abg. Sveceny traf, stürzte sie sich auf ihn. Abg. Sveceny lehnte sich an eine Mauer und hielt seinen Schirm vor, um sich gegen Attacken zu wehren. Der Schirm wurde ihm entrissen. Erst al» einige Arbeiter, die zufällig vorbeikamen, dem überfallenen Abgeord. neten zu Hilfe eilten, flüchteten die Demonstranten. Unter der sozial demokratischen Arbeiterschaft herrscht große Erregung, und es ist voraussichtlich, daß in den nächsten Tagen Demonstrationen gegen die Tschechischnationalen stattfinden werden. * Tie deutschfreihritlichen Abgeordneten Oesterreichs haben in einer Vollversammlung zu den klerikalen Exzessen in Graz und Innsbruck Stellung genommen. So wird uns berichtet: W i en, 20. Mai. (Telegramm.) Unter dem Vorsitz des Obmannes de» Neunerausschusses, Sylvester, hielten gestern abend die deutsch, freiheitlichen Parteien des Abgeordnetenhauses eine Vollversammlung ab. an der auch die Minister Dr. Derschatta, Dr. Marchet und Prade teilnahmen. Nach längerer Debatte wurde eine Resolution ein. stimmig angenommen, in der die Entrüstung der Parteien über den von klerikalen Abgeordneten veranstalteten Einbruch tn die Grazer Universität, sowie über die Gewalt tätig, keiten der klerikalen Studenten in Innsbruck ausgesprochen wird. In der Resolution heißt es weiter: Die Versammlung setzt volle» Vertrauen in den Unterrichtsminister, daß er die Freiheit der Wissenschaft schützen und dem Gesetz Achtung verschaffen wird. Den Professoren der Hochschulen wird für ihr entschiedenes, würdevolles Vorgehen zur Wahrung der Rechte und Freiheiten der Hoch, schulen der wärmste Dank ausgesprochen. * Die antideutschen Kundgebungen in Prag haben gestern eine Wieder, holung erfahren. Prag. 20. Mai. (Telegramm.) Gestern abend erneuerten sich die antideutschen Kundgebungen bei der deutschen Turnhalle. Mehrere Fensterscheiben wurden eingeworfen. Die Demonstranten wurden von der Polizei zerstreut; 15 Verhaftungen wurden vorgenommen. * Ungarn» künftige Agrarpslitik ist vom Landwirtschaft»minifter in großen Zügen angedeutet worden. Pest, 20. Mai. (Telegramm.) Im Abqeordnetenhause kündigte Landwirtschaft»minister Daranyi einen Gesetzentwurf über die Par. zellierung an, durch den Rentengüter geschaffen und Pachtgenofsen- schäften gebildet werden sollen, ferner ein Gesetz über Landwirtschafts kammern, einen Antrag auf jährliche Zuwendung von SSO 000 Kronen zur Förderung der Viehzucht und Weidewirtschaft. * Der französische Staatshaushalt für 1909 dürfte ein erhebliches Defizit ergeben. Paris, 20. Mai. (Telegramm.) Am nächsten Donnerstag wird die Regierung das Budget für 1909 im Parlament einbringen. Obgleich 'tellen. Und da scheint es uns von Wert, einiges aus den Urteilen unserer Literalen wiederzugeben. Hermann Bahr ist Wied „als geprüfter Erotiker, Jensen durch den rüden Tritt seiner ins Irdische zugreifenden Phantastik wert, aber keiner hat so tief, so stark, so groß auf mich gewirkt, wie Knud Hjortö. Hier tut eine neue Menschheit den Mund auf. Hier beginnt eine Zukunft, neben der alles sonst kläglich und alt und vcr. welkt stehl". Richard Dehmcl schreibt: „Ich halte Johannes v. Jensen für die bei weitem stärkste Begabung der heutigen dänischen Literatur, für den einzigen Autor, der über Jacobsen hinauSgekommcn ist und auf die Tauer neben ihm bestehen wird. Die übrigen sind recht nette Talente und bilden ein sehr respektables Niveau der novellistischen Poesie, haben aber nicht genug ursprüngliche Kraft für den allgemein menschlichen Wettkampf der Geister." Thomas Mann zitiert als Antwort eine Stelle aus seiner Novelle „Tonio Kröger", Felix Salten beschäftigen unter den modernen Dänen Hermann Bang und Johannes V. Jensen am meisten — von Jensen, glaubt er, „wird die stärkste Wirkung in« Weite gehen" —, Franz ServaeS, der sich einen alten Freund der dänischen Literatur nennt, gemahnt an Kirkegard und Jacobsen und findet, „daß die heute schaffenden Jüngeren", von denen er Larsen, Bang, Jensen und Wied würdigt, „sich der hohen Verpflichtung, die diese Tradition ihnen auferlegt, in schönem Maße bewußt sind". Paul W i e g l e r ist der Ansicht, daß sich in Johanne» V. Jensen „ein europäisches Literaturereigni» vorzubereiten scheint. Kiplings animalische Kraft lebt in ihm, transatlantischer Abenteurersinn und ein barter Banerntrotz, der Gott und Welt zum Kampf herauSsordert". Und Ernst v. Wolzc> gen nennt Gustav Wied, diesen „Teufelskerl", einen ..Erfüllen". „Unser Otto Erich Hart leb en", sagt er, Wied« .2X2^-5" kritisierend, „sah die Dinge auch so wie dieser junge Gustav Wied, aber er war zu sehr von seinem Üinbonpo.nt beschwert. Er glaubte seiner literarischen Würde zu viel greifbar deutliche Moral «Huldig zu sein; darum hat er nur in ein paar kleinen Novellen, nicht aber in seinen dramatischen Werken diese köstlich freie Leichtigkeit er. reicht." Wolzogen selbst sind, alt er bei „2X2 ^-5" saß, seine „Sünden klar geworden". Und er schließt sein Schreiben an Adolph Donath mit der Bemerkung, daß er „ohne Besinnen den ganzen eingebildeten Ironiker Shaw" für Gustav Wied hingibt und „als Zugabe meinet, wegen sogar noch den koketten Paradoxcndrechsler Wild e". * Napeleon «I« „Louutaqsreitrr". wir ünd aewohnt, un« den großen Korse», den größten Feldherr» der moderne« Zeit, al« Krieg-Helden hoch zu Roß an der Spitze seiner Truppen vorzustrllen, so wie ihn un« die Schlachten- bilder in der Gloriole dr» Siege« vorführ«». Sin Napoleon, der aus seinem Pferde ein« recht unglückliche Figur «»acht und nicht selten abgeworfen wird, scheint un» mit diesem strahlenden Bild der Legende unvereinbar. Und dock war der wahre Napoleon rin sehr mäßiger Reiter, der durchaus nicht tadellos im Sattel saß und da« Epitheton eines „Sonntagsreiiers" viel «her verdient, al« da« eines mit seinem Tier verwachsrnen Zentauren. In einem interessanten Artikel von „le »ai» tout" bringt Camille Audigier für diese Tatsache reiche» Material bet. Napoleon bat niemals di« edle Rritknnst richtig erlernt. Wie oll« Kinder, dir ans dem Land« unter Pferden aufwachsen, ist er in seinen Knabeujahreo aus len kleinen korsischen Pont»« herumgetollt: auf der Militärfchul« sollten ihm di, höheren Künste de» ReltruS beigebracht werden, aber sein Lehrer war mit ihm nicht recht zufrieden, und die notwendigen zwei Stunde« täglicher Uebong ver wandte der Kadett, der schon damals hochfliegenden Plänen nachhing, auf ander« Ding«. DI« Muttrr schon hatte deu späteren Schlachteukaiser nicht zum Reiter bestimmt; seine Beine waren zu kurz, die Schenkel zu dünn und di« ganze Haltung schlaff und vornübergebeugt. So konnte «» denn kommen, daß der Kaiser nicht selten vom Pferde fiel. Natürlich verheimlichte man den Soldaten sorg fältig diese kleinen Malheur«, die ihrem Abgott zustieben. Sie saheu thu nur vorbeiaaloppierea, dicht umgeben von seinen Mamelucken, Gardejägeru und den Marschällen seiner Suite. Er wechselt« iu sehr kurze« Abständen seine Pferd«, die aus« ausgezeichnete zugeritten sein mutzten. In einer einzigen Schlacht verbrauchte er so drei oder vier Pferde. Während seiner ganzen Regierung hat Napoleon so sicher mehr al« 100 nur zu seinem Gebrauch bestimmte Raffe geritten. „Der Kaiser", so erzählt sei« Kammer- diener Lonstant, „stieg ohue jede Anmut zu Pferde, und ich glaube, er hätte sich sehr unsicher auf den Pferden gefühlt, wen» sie nicht sehr sorg fältig für ihn dressiert gewesen wären. Seine Leibpferde mußten erst eine lange Lernzeit durchwache», bevor fie den Herrscher aus ihrem Rücken tragen durften. Li« mußte» Stöße, Schläge und Leide« aller Art ertragen lerne», ohne di« geringste Bewegung zu mache»; man schlug sie mit Peitschenhieben über den Kopf, rührte Trommeln und schoß Kugeln dicht an ihren Ohren vorbei, mau schwenkte Fahnen vor ihre» Augen, mau warf Ihne« schwere Pakete zwischen die Beine, über die fie nicht stolpnm dursten, denn der Kaffer konnte st» dem rasenden Galopp, den er liebte, da« Pferd nicht kur» im Zügel halten, so daß dieses von seinem Reiter keine Hilfe »ad keine Leitung erhielt. So wnrden dem Kais« eigentlich nur Tiere zugeführt, denen jede« Feuer uud Temperament ausgelrieben war." Napoleon Istbt« lehr arabische Pferde; da neben aber ritt er auch audere Arten, so russische und spanische, vir er von de» Herrschern dieser Länder »um Geschenk erhalten hatte. Fmi immer ist der Korse auf dem Schimmel dargestellt uud diese« hellglänzende Tier gehört zu der Legend«, di« um den „Manu mit dem Nein«» Hut" ihren verklärenden Schimmer gewoben hat. Aber die Schimmel überwogen durchaus nicht in der Unzahl von Pferde», di« der Kaiser bestieg, und viel öfter« wird man ihn ans einem andersfarbigen Ti« gesehen hab«. Der Umstand, daß der Kaiser zufällig in Wien, Berlin und Moskau auf drei verschtedeuea Schimmel» etnritt, hat viel leicht zur Bildung der Sag« beigetraaeu. Eine andere Sage, die sich a» die Pferde de« Korsen heftet, beschäftigt sich mit der Zahl der unter ihm im Schlacht getümmel erschossenen Tiere. Es werden deren bi« zwanzig angegeben aber in Wabrheit kennt mau nur da« «ine Pferd, da« bei Arcolo unter ihm getötet wurde. Wenn Napoleon so nur al« ein mittelmäßiger Reiter gelten kau», so war er nichtsdestoweniger ein sehr auSdaueruder Reiter. Die Zeit, Li« er zu Pferde fitzen kounte, war fabelhaft. Er konnte unter Umständen tu einem rasenden Tempo retten, auf jeder Stativ» das Pferd wechseln, da« dann »ach kurzer Zeit uoter seinem rücksichtslosen, wild zusagenden Reiter fast zusammenbrach, und er schlief, von Müdigkeit übermannt, aber nicht in seinem hastigen Ritt aufgehaltrn, sogar im Sattel ein. So ritt er am IS. Oktober 1806 um zehn Uhr abends von Augsburg fort, war am nächsten Morgen, sehr zeitig, das Pferd wechselnd, in Ulm und am Nachmittag in Jena. Tort bestieg er nur wieder ein anderes Tier und ritt sogleich die ganze Aus stellung seiner Truppen ab. Bei diesem Ritt warf er eine alte Frau um, stürzte dabei selbst über sie hin vom Pferde, half ihr dann ausstehen und ersetzte ihr den Schrecken mit 600 Fr. Bon Valladolid bis Burgo» ritt rr «tttwoch, 2«. Mai 1S08. -«I La wei a de Ul lo be off« ein- gen sun M, stach« aller pe 8 ) 2; ha» lei de «r K ae L r 01 1. s<r w: jä ri in H er P 9« lic fei ?! in lö ve ve V Le ia vo V in sek M UN Fi bi P- a Ä d> E ni dl ti <2 dl « ü s< d iet, di. t dien! Leb« Herr path Da« komr sei» laug Spei noch Bros »ür Bor, sage: Geh. so v Schi a> itl 'ä sil di ie tz- ei Ei Be der vos ste: do: Geh. Rat Jirkels 7V. Gebrrvtstag. * Am heutigen Tage beging Herr Geh. Rat Profeffor Dr. Zirkel, Direktor des Mineralogischen Museum« und Institut- an der Universität Leipzig, seinen 70. Geburtstag, ausgezeichnet durch reiche Ehrungen der wissenschaftlichen Welt, uud erstellt durch Aufmerksamkeiten weiter Kollegen- und Freundeskreise. Nack vorangegangener Beglückwünsckung im Kreise der Familie war es zunächst unsere Stadt, die unter den Gratulanten erschien. Im Auftrage di- Rates überreicht« Herr BürgermeisterDr. Dtttr ich ein in herzlichen Worten gehaltenes Glückwunschschreiben. Im Hörsal des Mineralogische« Institute», Talstraße 35, der Stätte der Wirksamkeit des hochgeschätzten Gelehrten, vollzog sich sodann nm 11 Uhr rin feierlicher Akt voll freudiger Kundgebung und Weihe. Ihm wohnten zahlreiche Kollegen des Gelehrten, unter ihnen auch der Rektor der Universität, Herr Geh. Hofrat Professor Dr. Chun und zugleich viele ehemalige Schüler bei. I« Namen «er Schüler de« Gefeierte« wandte sich hier Herr Geh. Hofrat Profeffor Dr. Ernst Kalkowsky, der Direktor de- König!. Mineral.-Geol. Museums in Dresden, an den verehrten Lehrer, seiner in begeistertem Wort treu gedenkend und ihm herzlichste Glück- wünsche darbriugend: „In langer, rastloser, von reichsten Erfolgen gekrönter Arbeit haben Sie", so führte rr aus, „einem bedeutungsvollen Zweig« der Geologie neue Bahnen erschlossen und der Mineralogie na gewaltiges HiifS- bereits namhafte Streichungen seitens der verschiedene» Ressorts vorgenommen worden sind, beläuft sich das Defizit noch immer auf 80 Millionen. Unter den Mehrausgaben befinden sich 80 Milllo- nen für die Betriebs- und Marineverwaltung, 8 Millionen für Durch führung sozialer Gesetze und 23 Millionen Mehrausgaben für ver schiedene Verwaltungszweiae. Und die ISO Millionen der Marokko-Expedltion? * Ein Wahlmanöver frauzöstscher Sozialisten ist in der Kammer der Deputierten zur Sprache gebracht worden. Paris, 20. Mai. (Telegramm.) In der Deputiertenkammer interpellierte Gauthier de Clagnh (Nationalist) wegen der Unterschrift des Ministers Lriand unter dem Aufruf der sozialistischen Vereinigung der Loire, der die kollektivistischen Grundsätze empfiehlt. Minister Briand erinnerte daran, daß er schon erklärte, niemand sei befugt ge. wesen, seine (des Ministers) Unterschrift) unter diesen Aufruf zu setzen. Hierauf nahm die Kammer die Erörterung über die Einkommensicucr- vorlage wieder auf. * Ueber di« Kämpfe an der indisch-afghanischen Grenze, bei denen die Engländer 29 Mann verloren haben, wird noch berichtet: London, 20. Mai. (Telegramm.) Ueber die Kämpfe der Kolonne des Generals Barett an der afghanisch-indischen Grenze wird noch berichtet, daß eine Anzahl Befestigungswerke von den englischen Truppen eingenommen und zerstört worden sind. Unter den 29 Ver wundeten aus englischer Seite befinden sich drei Offiziere. Der Feind war 2000 Mann stark. Seine Verluste betragen 60 Tote. Unter den Anführern befand sich Sirdar Nasrullah Khan, ein Bruder des Cm i r s von Afghanistan. während der französischen Kampagne 120 Kilometer i« 8'/, Stunden mit sechs Relais. Er trieb sein Pferd mit unnachsichtigen Degenstößen in den Bauch zur Eile an und hieb dabei wie sinnlos mit seiner Peitsche auch auf die Pferde seines Gefolges. Aber seine Begleiter konnten ihm nicht nachkommen; sie blieben allmählich alle zurück, Jäger, Mamelucken und Marschälle, und er kam schließlich allein au. Schmucklos wie das Auftreten d«S Kaiser- selbst war gewöhnlich auch die Ausstaffierung seiner Rosse. Aber im rechten Augenblick wußte er auch Vürch Prunk zu blenden, und so besaß er unter seinen zweihundert Sätteln neben den gewöhnlichen auch prächtige Galasättel aus rotem Samt mit reicher Stickerei in großer Zahl, vo» denen eia einziger 4500—16 000 Franken kostete. In den Taschen der Sättel steckten Pistolen, mit denen der Kaiser während des Reitens zu seinem Vergnügen auf Kaninchen und Raben schoß. * Nelsons Signal bei Trafalgar — ein« «eschichtslüge. Aus London wird berichtet: Eine überraschende Entdeckung hat der Bibliothekar der eng lischen Admiralität, G. Perrin, gemacht: Nelsons berühmtes Signal in der Schlacht von Trafalgar: „England erwartet, daß jeder Manu seine Pflicht tut", dieser kernige Spruch, den die englische Marine als LtebltugHarole gebraucht, er ist ein mehr als Hundertjähriger Irrtum. Nelson hat ebensowenig diese An- sprach« an seine Schiffe signalisiert, al» das andere vielgenannte Signal, das die Entscheidung herbeigefuhrt habe» soll: „Geht näher an de» Feind heran". Die falsche Erklärung der Nelsonschen Flaggensignale ist daran» entstanden, daß man sie nach dem Signalbuch vom Jahre 1799 gelesen hat. Da man bisher annahm, daß das nächste von der englischen Admiralität ver- öffentltcktr Signalbuch erst im Jahre 180V erschienen sei, so mußte natürlich das Buch vou 1799 für die Signale von Trafalgar zugrunde gelegt werden. Nun ist aber ein neues Signalbuch schon im Jahre 1804 veröffentlicht worden und diese« war also während der Schlacht von Trafalgar in Geltung. Die Flaggensignale Nelsons müssen also »ach dem Signalbuch von 1804 erklärt werde» und lauten dann ganz ander». Das berühmte Signal, das dir englische Marin« an ihre Pflicht erinnert haben sollte, rät nach dieser neue» Lesung zur Vorsicht und enthält detaillierte Angaben über da» Borgehra; da« andere Signal, da» angeblich zum stärkeren Angriff anfeuern sollte, lautet: „Kommt mir zu Hilfe". Ueber die Echtheit de» von Perriu entdeckten Signal buche- kau» kein Zweifel bekehr». Ta- oofgrfundene Buch von 1804 trägt die Unterschrift des Admiral» Markhom und des Sir Thomas Troubrtdge, eine« der Kapitän« Nelsons. S« ist vou de» au-führeadeu Beamten der englischen Admiralität vom Jahre 1804 autgefertigt. * Kleine Chronik. Im Alter von 68 Jahre» ist iu Berlin gestern die bekannte Gesanglehreri» Luis« Reß gestorben. Sie war als Lonbilduerin sehr geschätzt. Zu ihre» Schülern gehöre» die Kammersänger Gudehus, Heinrich Ernst und Beer (Darmstadts die Kammersängerinnen Ida Hiedler uud Helene Stägemann u. a. m. — In New York wend«, wie ein Telegramm meld«!, ein Suustskandal ausgedeckt. Ein Kunsthändler wurde beschuldigt, Fälschungen, die angeblich vo« den Malern Jnneß, Wyaut und Moutiu herrühren, al- echt verkauft zu haben. Der Millionär Evans zog darauf drei ougezweifelte Landschaften au« der Nattonalgaleri« zurück. Vielfach wird erklärt, e« seien noch andere Fälschungen alter Meister eingeschmuggelt worden. Die Polizei nahm bereits mehrere Verhaftungen vor. — In der Galerie George» Petit in Part» wird eine Ausstellung von etwa 100 alten Pastelle» (Voucher, Chardin, Dronai«, La Tour. Perronneau, Natiier) eröffnet, di« der Marquis, de Ganay von französischen und englischen Amateuren für diesen Zweck überlassen worden sind. Geologie neue Bahnen erschlossen und der Mineralogie na gewaltige- Hilfs mittel für kritische Sichtung der wissenschaftlichen Ergebnisse bereitet. Sie waren es, der zuerst den harten Stein der Forschung zugänglicher machen lehrte, Sie waren eg, der zurrst die Berge mit dem Mikroskop zu unter suchen lehrte. Sie haben die ersten Grundlage» für de« Gebrauch des Mikroskop« in diesen Wissenschaften geliefert und Sie find der eigentliche Be gründer einer Untersuchungsmethode, die sich nun auch noch iu ganz anderen Gebieten, wie in Chemie, Metallographie, Paläontologie, alS fruchtbringend erweist. Wir, Ihre Schüler, wollen uns aber beute uicht so sehr an den hervor ragenden Gelehrten wenden, dessen Ruf und Ruhm über die Erde verbreitet ist, al« vielmehr an unseren verehrten und geliebten Lehrer. Frei und unbefangen den Erscheinungen der Natur gegenüberstehend, mit tiesrr Erkenntnis des menschlichen Streben» und seiner Kräfte, selbstlos, ruhig und gerecht gegen jedermann, ein Freund der Wahrheit in der Wissenschaft und im Leben, schlicht und fremd aller Eitelkeit, gewissenhaft unv streng gegen sich selbst sind Sie vor Ihre Schüler getreten; dem Einfluß Ihrer Per sönlichkeit hat sich niemand entziehen können, der Ihre Vorlesungen hörte, uud noch weniger einer der ungewöhnlich großen Schar derer, die Sir, ein auf richtiger Freund der studierenden Jugend, mit unendlicher Geduld und mit liebevollem Eingehen auf die Anlagen und Steigungen de« einzelnen besonders eingeführt hoben in die selbständige Arbeit als Denker und Naturforscher. Sind Sie uns als ganzer Mann, ein Vorbild als Gelehrter und als Mensch, er schienen, so wollten wir eS uns nicht nebmrn lasten, auch Ihr Bild in dauerhafter Form, rin schlichtes, ehernes Flachbild au« Professor Seffner'S Meisterhand, dem Ihrer Leitung unterstehenden Mineralogischen Museum und Institut zu überweisen, damit dadurch auch fernen Geschlechtern die Züge des Lehrer» erhalten bleiben, zu dem wir stet» dankbaren Sinnes und in unerschütterlicher Liebe und An hänglichkeit emporgeschaut haben. Möge r« ein Wahrzeichen sein des reinen wissenschaftlichen Sinnes, der in dem Mineralogischen Institut allezeit gewaltet hat, und der immer walten möge an der Stätte, wo die Wissenschaften, die Sie gefördert und gelehrt haben, Pflege finden an der uns allen teueren Universität Leipzig." Hierauf übergab Herr Geh. Hofrat Profestor Dr. Kalkowsky Herrn Geb. Rat Dr. Zirkel mit einer kunstvoll aoSgeführten Adresse da- vronzereltef des geliebten Lehrer«, da» Schüler von fern und nab zn dessen 70. Geburtstag gestiftet haben. Er fügt« hinzu, die große Zahl der erschienenen Kollegen bürge dafür, daß das Bild auch im Schutze der älm» water liposnsis, der durch diese Gabe zugleich auch die Anbänglichkeit der alten Schüler auSgedrückt werde, strden werde. Ein ehernes Flachbild habe man gewählt, obwohl mau wist«, daß der treffliche Lehrer, der allen an- Herz gewachsen, volles Anrecht auf das Wort „Lxegi wouuwoutum »sre parsnniue" besitze. Glückwünschend reichte er im Namen aller Schüler dem verehrten Freund die Hand, ihm für die Zukunft alles Wohl ergehen wünschend und ein fröhliches Glückauf zurusrnd. Da» plastische Werk des Profestor Carl Seffner, in dunkel patinirrter Bronze auSgeführt, läßt Leu scharf modellierten charaktervoller Kopf Zirkels aus
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