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gangenen Wochen «achgekomme« find, und die Zahl der abgegebenen Zentner in die betreffenden Spalten des Katasters einzulragen. Alsda«« hat der Ver trauensmann die Durchschriften bis zum 2». eines jede« Monats an die Amtshanptmannschast einznfenden. 13 Diejenigen Diehhalter, die ihre Ablieferungspflicht in de« einzelne» Zeitabschnitte« «icht genügend erfüllt habe«, find der Amtshauptmaun- fchaft anznzeige«, damit die Enteignung erfolge« Kan«. M Aufbringung -er Schweine. Zur Erfüllung der dem Bezirk auferlegten Schweineumlage und der erheblichen Zahl der auf die frühere Umlage noch rückständigen Schweine macht sich die Ab gabe aller nicht zur Zucht oder zur späteren Hausschlachtung bestimmten Schweine im Lebendgewicht von mehr als 1 Zentner nötig. Die Vertrauensmänner werden ersucht, bei der Stalldurchsicht die Schweine zu bestimmen, die hiernach in den nächsten 12 Wochen abzugeben sind, und den Ge meindebehörden die Zahl der von den einzelnen Viehhaltern abzugebenden Schweine mitzuteilen. Die Gemeindebehörden haben an der Hand der ihnen von den Viehhaltern zu übergebenden Durchschriften der Kaufbescheinigungen darüber zu wachen, daß die zur Abgabe bestimmten Schweine zur Ablieferung gelangen. Soweit die Abgabe verweigert wird, ist der Amtshauptmannschaft Anzeige zu erstatten, damit die Ent eignung vorgenommen werden kann. Da alle nicht zur Zucht oder zur Hausschlachtung bestimmten Schweine im Ge wicht von mehr als 1 Zentner zur Erfüllung der Viehumlage benötigt werden, Kan« ei«e Anrechnung der Abgabe vo« Schweine« a«f die Ri«der- «mlage des einzelne« Viehhaltes nicht erfolge«. IV Aufbringung von Schafen. Zur diesmaligen Umlage werden die Schafbestände mit hsrangezogen. In der Umlagezeit sind von jedem Schafbesttzer insgesamt 6°/, seines Bestandes abzugeben. Die Vertrauensmänner werden gebeten, hiernach die Höhe der Abgabe bei jedem Besitzer zu bestimmen. Nach Erfüllung der Schafaustage eines Stalles können die mehr abgelieferten Schafe auf die Rinderabgabs angsrechner werden. Hierbei werden 8 Schafe gleich einem Rinde gerechnet. Meißen, am 6. August 1918. Nr. 520 III.. »re Kommunalverband Meitzen-La«d. Kleie-Bezug. Sämtliche Kleie-Bez«gsschei«e «nd Kleiemarken aus dem Ernte- jahre 1917/18 verlieren «M 15. dieses Monats ihre Gültigkeit. Di- Inhaber solcher Scheine, insbesondere anch die Selbstversorger des Bezirkes werden daher aufgefordert, die ihnen auf Grund dieser Scheine zugewresenen bezw. zu stehenden Kleiemengen sofort bei einem für den hiesigen Bezirk mit der Kleieabgabe beauftragten Händler oder einer Genossenschaft abzuholen. Eine Belieferung von Kleiebezngsscheinen «sw. a«s dem Erntejahr 191718 nach dem 15. August ds. Js. findet «icht statt. Meißen, am 5. August 1918. Nr. 114 II 24» Kommunalverband Meitze«-La«d. Am 9. August frische Tafeläpfel bei Humpisch. Graue Karten Rm. 3351 bis Ende und 1—3V0 je 1 Pfund. Wilsdruff, am 7. August 1918. 2»7» Der Stadtrat — Kriegswirtschaftsabteikmg. Kefselsdorf. Die Obstfammelstelle für Kesselsdorf befindet sich bei Herrn Gutsbesitzer Max Brendel hier. Kesselsdorf, am 8. August 1918. ed Der Gemei«devorsta«d. Erfolgreicher Vorstotz am Schratzmännele. Völkerbund und Wirtschaftskrieg. Mit dem Gedanken des Weltbürgertums bat der Krieg aufgeräumt. Die harten Erfahrungen dieser Jahre wurden zum Lehrmeister für einen Schnellunlerricht, der von heute auf morgen Wunder wirkte. Das Trugbild verschwommener weltbürgerlicher Bestrebungen ist geplatzt unter den Luft- erschütternngen der entfesselten Kanonade, eine handfeste oölknche Staatsgesinnung hat sich dort allüberall im deutschen Volke noch mehr befestigt, wo sie stets gepflegt worden wari und hat sich auf Kreise übertragen, die damit einen grundsätzlichen Wandel ihrer Anschauungen vollzogen. Auch dieses junge Licht ist ein Strahlenbüschel in dem Morgenrot einer neuen Zeit, das am vierten August des ersten Kriegsjahres über den deutschen Landen aufge gangen ist. Es steht aber nichts im Wege, daß solche Staats gesinnung beieinander wohne mit dem Gedanken und den Zielen einer Völkerverständigung. Es brauchen nur so altväterliche Regungen wie Ehrlichkeit und guter Wille Gevatter zu stehen oder, wenn nun einmal der Biedermann tn die Gesellschaft der lauernden diplomatischen Unter händler nicht mehr paßt, der Zwang des „Leben und leben lassen'. Derselbe Krieg, der mit der Brandfackel in die Archive aller Verträge stieß, drängt mit der wachsenden Eindringlichkeit seiner Lehren dazu, aus der Asche Neues erstehen zu lassen. Die Kulturschande der Selbstzerfleischung Europas ist nicht rückgängig zu machen und ein Ende noch nicht abzusehen, solange Verblendung und Verhetzung fort fahren, die ganze Welt aufzurufen zur Erdrosselung des Deutschtums, weil dessen hohe und wachsende Wirtschafts blüte der britischen Raffgier ein Ärgernis geworden ist. Aber gleichwohl kommt die mehr oder weniger verbindliche Aussprache über die Schützengräben hinweg wieder auf Lie Frage zurück: Soll solche Weltkatasirophe sich in Zukunft wiederholen dnr'>r? t Die Ruse nach Schiedsgericht und Völkerbund sind erschollen. Von deutscher Seile sanden sie ein klares Echo, eine Antwort, die dem Grundgedanken des Vorschlags zustimmte und zur selbstverständlichen nüchternen und sorgsamen Prüfung dec Modalitäten der Ausführung bereit war^ Dann begann die diplomatische Formarbeit der Feinde mit dem Modellentmurfe des Zukunftsgebildes. Man muß schon sagen, es würde eine wahre Lammes- uatur dazu gehören, wollte aus den Zusammenhängen der gegnerischen Auslassungen und Anlagen für die deutsche Politik und die unserer Verbündeten em Anlaß konstruiert werden, sich auf die weite- ' - - - Sache anders als mit der größten Vorsicht und nnt geumdem wcryrrauen einzulassen. Wo sollte das Vertrauen Herkommen, wenn rin englischer Minister^ noch dieser Tags in brutalster Fälschung die deutsche Stellungnahme zu der Frage eines Schiedsgerichtshofes in ihr Gegenteil verkehrt hat? Bedarf die ganze Tendenz des Vorschlags der Gründung eines Völkerbundes noch eines Wortes der Auslegung, wenn die ausgesprochene Absicht dahin geht, das Deutsche Reich davon auszuschließen? Ganz gewiß nicht! — Aber das alles tritt zurück gegen die Tatsache, daß die Entente dm Mittelmächten den kommenden Wirt schaftskrieg ansagt und in dessen Vorbereitung längst be griffen ist. Da wir militärisch nicht niederzuringeu sind, will man irgendwann mit den Kriegshandlungen Schluß machen, mit uns zu einem Frieden kommen und zur Waffenruhe und dann setzt der. große Boykott der feind lichen Welt gegen uns ein. Deutschland soll keine Roh stoffe und keine überseeischen Lebensmittel erhalten dürfen, soll verarmen und verelenden und — dann reif werden für,den neuen Krieg, den letzten Akt, ihm die Kehle abzu schnüren. Es ist das glänzendste Zeugnis deutscher Fried fertigkeit, das uns die englischen Macher ausstellen, wenn sie offenbar annehmen, daß wir — dazu still halten. Sie denken sich die Sache ersichtlich so, daß wir unsere Zeit und unsere Kraft inzwischen in den Auseinander setzungen über die Probleme der Völkergemeinsamkeit er schöpfen. Es wird dem Deutschtum nicht schwerfallen, auch hier zu beweisen, daß es gleichzeitig das Pulver trocken zu halten vermag und doch von einem hinreichenden Maß der Verantwortung durchdrungen ist, auch Ansätze zu einer Erlösung der Welt von dem Jammer der Zeit nicht unter dem Unkraut gegnerischer Verschlagenheit ersticken zu lassen. In diesem Geiste hören wir die Stimme des eng- lischen Arbeiterministers Barnes, der neuerlich verlangt, daß die Entente eine Konferenz zur Friedensvorbereitung im Haag abhalte, und der erkennt, daß der Ausschluß Deutschlands vom Völkerbund nur eine Rückkehr zu der alten Gefahr bedeuten würde. Wir nehmen Kenntnis von Meldungen darüber, daß in Amerika Widerspruch gegen den englischen Anschlag eines Wirtschaftskrieges laut wurde. Wir geben uns aber auch der erfrischenden Wirkung der Stimme eines angesehenen schwedischen Blattes hin, die Herrn Lloyd George bescheinigt, daß „kein deutscher Annexionist dem deutschen Kriegswillen mehr Brennstoff verschaffe, als dieses englische Großmaul mit Mnen Herausforderungen'. Das ist sehr grob, hat aber dek Vorzug, gut verstanden zu werden. Frankreichs erster Gündenvsck. Malvy zu fünf Jahren Verbannung verurteilt. Genf, 7. August. Der Pariser Staatsgerichtshof hat de» früheren Minister des Innern Matoy zn fünf Jahre» Verbannung ohne Ab erkennung der bürgerlichen Ehrenrechte verurteilt. Ministerpräsident Clemenceau wird dieses Urteil nur mit gemischten Gefühlen zur Kenntnis genommen haben; L-nn es ist ein schlimmer Auftakt für den Prozeß Caillaux, her ja diesen Prozeß gegen Malvy eigentlich nur oor- bereitsn sollte. Dieser Prozeß, der eine „reinigende Wirkung' haben, d. h. die Unschädlichmachung aller für Len Frieden Wirkenden einleiten sollte, ist zu einem Symbol der Zerklüftung Frankreichs geworden. Clemenceau- Hat scheinbar gesiegt, denn sein Widersacher ist verbannt worden; aber er kann sich des Sieges nicht freuen, denn Malvy erscheint nicht als Verräter, dessen schwarze Tat -Len Zusammenbruch Frankreichs erklärt, sondern als Märtyrer eines Systems, das in weiten Kreisen Frank reichs nachgerade gehaßt wird. Schuld und Gühne. Malvy war angeklagt 1. des Hochverrates, indem er die Meutereien, die der Chemin-des-Dames-Offensioe Nivelles im Frühjahr 1917 gefolgt waren, durch Agenten hervor- gerufen haben soll; 2. des Einverständnisses mit dem Feinde, indem er friedensfreundliche Flugschriften im Heer verbreitet haben sollte, und Geld aus dem Ausland an genommen habe: 3. des Amtsmißbrauches, weil er gegen die Pazifisten und Anarchisten vom Schlage AlmereydaS unter dem Vorwand des „Burgfriedens' nicht eingeschritten sei, und durch die gleiche Duldsamkeit die wachsende Kriegs feindschaft der Syndikalisten und Arbeiterverbände förderte. Mft 97 gegen 56 Stimmen hat ihn der Senat nur LeS letzten Vergehens schuldig befunden darauf stand die Verbannung. Malvy wird wahrscheinlich tn eine Festung auf eine der französischen Mittelmeerinseln gebracht werden. Ein Sündenbock ward in di« Wüste v ' — ganz Frankreich ist gespannt, was nun mit Cmuaur werden joü. Die Fernbeschieftung von Paris. Die erneute Fernbeschießung von Parrs hat die Be völkerung aus ihrem Siegesrausch zur Wirklichkeit zurück gerufen. Eine Havasnote bemüht sich krampfhaft, dis moralische Wirkung des erneuten und gegen früher ge- steiaerten Fernbombardements abzuschwächen. Die Note Role Roten. Roman von H. Courths-Mahler. Aostas Tagebuch. 50j „Ja, Rainer — ich freue mich — ich freue mich ft sehr, Latz Josta meine Schwägerin wird," sagte er herz lich. Ta fiel das seltsame Gefühl wie wesenlos vor Rainer ab. Er wurde wieder ruhig und vergaß dies« plötzliche Unsicherheit. Henning bewegte nichts, all die Freude, daß ihm die Schwägerin sympathisch war Was war ihm nur einen Moment so unbehaglich ge wesen? 7 Rainer wußte es selbst nicht. Und auch Henning dachte vorläufig nicht über sich selbst nach und war gar nicht auf der Hut vor diesem Gefühl, das Jostas Anblick in ihm erweckt hattej Weit öffnete er sein Herz, so daß Josta ungehindert ihren Einzug in dasselbe halten konnte. Josta selbst brachte Henning ein warmes, schwester liches Gefühl entgegen. Er gefiel ihr sehr gut mft seinem offenen, ungekünstelten Wesen. Früher hatte sie wenig Berührungspunkte mit ihm gehabt. Wenn sie einmal flüchtig zusammengetroffen waren, hatten sie ge genseitig wenig Notiz voneinander genommen. So war rhr Henning fast fremd geblieben. Aber heute empfand ffie sogleich, daß sie ihm gut sein konnte. Wie hätte es auch anders sein können. Er war Rainer so ähnlich; sie meinte, vor Jahren müsse Rainer genau so aus gesehen haben, wie Henning. Und Rainer hatte ihr ge sagt, daß Henning ein Stück von ihm selbst sei. Warm und wohlig stieg es in Jostas Herz auf, und ihre Augen sahen strahlend und herzlich in Litz seinen. Vor Henning brauchte sie ja ihr Gefühl nicht Ängstlich zu verbergen, wie sie es glaubte, vor Rainer tun zu müssen. Und so blickte sie Henning an, ww sie es jetzt Rainer nie mehr zu tun wagte — so recht aus dem Herzen heraus und ohne Scheu. „Sie müssen wissen, liebe Josta, daß ich greu liche Angst hatte, die Brant meines Bruders könnte mir vielleicht unsympathisch sein," fuhr Henning, sich beruhigend, fort. „Ich hätte gar nicht gewußt, was ich tun sollte, wenn ich sie nicht gleich liebgewonnsn hätte. So etwas muß nämlich bei mir gleich auf den ersten Blick geschehen. Ich Weitz immer sofort, ob ich einen Menschen leiden mag oder nicht. Aber ich kam schon mit dem festen Vorsatz hierher, sogleich in wein Herz zu schließen." > Josta lachte. „Und das ist nun hoffentlich geschehen, fragte iske schelmisch. Dies Lächeln machte ihn erst einmal wieder einest Moment sprachlos vor Entzücken. Tann nickte ec auf-, ptmend. „Ja, gottlob, und deshalb bin ich so froh. Nicht Wahr, Rainer, wir sprachen vorhin noch davon." Rainer dachte daran, daß Henning mit dem Vor- -satz hierher gekommen war, sich ,Knall und Fall ist Josta zu verlieben." Aber er mutzte jetzt nur über Hennings frohen Eifer lächeln. „Ja, Josta, wir beide müssen uns nun in Hen^ -rings Herzen miteinander vertragen, aber ich trete dir gern die Hülste davon ab," sagte er. Se. Exzellenz hatte inzwischen Gräfin Gerlinde unterhalten. Aber sie antwortete ihm nur mechanisch Ihre Augen flogen immer wieder scharf beobachtend !zu den beiden Brüdern und Josta hinüber. Und in ihrem Kopf kreisten seltsame, unruhige Gedanken. „Henning würde viel besser zu Josta passen al- Mainer. Und er ist ganz auffallend von ihrem Anbliä entzückt. Auch Josta blickte Henning viel wärmer in die Augen, als Rainer. Warum könnten sich nicht Hen ning und Josta als ein Paar zusammenfinden? Dann wäre Rainer noch frei — frei — für mich, oacyle ne Wenn ich doch die Herzen dieser drei Menschen regieren könnte. Ich würde in Hennings und Jostas Herzen eine heiße, unbezwingliche Liebe zueinander zaubern uns rn Mainers Seele die Liebe zu mir. Dann könnten wir alle glücklich sein. Tann brauchte ich nicht zu hassen und schlecht zu werden, brauchte nicht so uner trägliche Schmerzen zu leiden. So dachte die Gräfin. Und ein heißes drängen des Geber stieg aus ihrem Herzen zum Himmel empor Paß ihr Wunsch in Erfüllung gehen möge. „Dann will ich Josta segnen und lieben aus tiefsten dankbarsten, Herzen. Hilf mir, Vater im Himmel, hilf Mr! Laß Rainer frei werden, für mich." Und während solche Gedanken ihr Hirn durch- ^kreuzten, unterhielten sie sich mit dem Minister übe; ^verschiedene gemeinsame Bekannte. Bald darauf ging man zu Lisch- i Der Minister führte die Gräfin Gerlinde, uni Mainer seine Braut. Henning folgte Lem Brautpaar iund seine stre enden Augen hingen selbstvergessen ar Jostas schlanker Gestalt. Entzückt betrachtete er der herrlichen Nacken mit Lem wundervollen Haaransaj und die Fülle der kastanienbraunen Flechten. „Wenn dies Haar gelöst ist, muß es wie ein Mantel um sie fallen", dachte er. ohne sich über sein Empfinden Rechenschaft zu geben. Er hielt das Entzücken an ihr für Freude darüber daß er der Braut seines Bruders mft so warme» Sympathie begegnen konnte. Nichts warnte ihn. Keir .unruhiger, beklommener Gedanke störte sein Entzücken Und er glaubte nie etwas Schöneres und Hold seligeres gesehen zu Haben, als diese junge Dame Zum Bewußtsein kam ihm nur eins, daß er sich noch nie so glücklich gefühlt hatte in seinem Leben, wi< an diesem Abend. ' Und so nahm das Verhä -Z seinen Lauf, j (Fortsetzung folgt.)