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versteinerte Wesen rührt kein Liebeswort, keine sanft« Klage, kein Seufzer, keine Thräne. Der süßeste Schmcichelton prallt »»gehört ab von seinem Ohr, und keine Bitten, keine Beschwörungen und kein Flehen findet Eingang zu seinem Herzen. Er bleibt kalr, thcilnahmlos und ungerührt, ob auch das klagende Weib darüber vergehe, was aller dings bei der Zähigkeit unserer Lebensnerven wohl kaum noch sich zugctragen hat. Wir Frauen kön nen in der That Ungeheures erdulden, ohne daß dabei die gebrechlich scheinende äußere Hülle sich auflöst. Ein neuer, schlagender Beweis von der Weisheit des Schöpfers. Um nun den mit den Ergebnissen des Trei bens des großen Jagdteufels unkundigen Leserin nen d. Bl. einen Begriff von der argen Wirth- schaft, die er anrichtet, zu geben, will ich es, von der leidigen eignen Erfahrung unterstützt, versu chen, in einigen flüchtigen Zügen ein von den Jahreszeiten bedingtes Bild zu entwerfen. Es ist im Februar, und wir danken Gott — wir Frauen nämlich, deren Manner vom großen Jagdteufel besessen sind — daß der Sonntag Jn- vocavit, an welchem Tage bekanntlich die niedere Jagd zu Ende geht, glücklich überstanden ist. Die letzten Schüsse, welche den unglückseligen Hasen, die die Gefahren, Leiden und Schrecknige des Win ters muthig überstanden, galten, sind verhallt, und wir. überlassen uns, leider nur zu voreilig, der Hoffnung, daß die graulichen Mordgewehre die von uns längst gewünschte Ruhe in der Rumpel kammer bis zum großen Lage der Auferstehung, bis zum verhängnißvollen Egidiustage endlich fin den werden. Doch die Täuschung schwindel bald, denn wir hatten ja vergessen, daß es jetzt noch Füchse zu Hetzen und Marder auSzuklopfcn gibt. Endlich ist der letzte Märzschnee gefallen und ver schwunden und mitbin auch der edlen Spürkunst jede Hoffnung auf Erfolg geraubt. Die Flinten wandern in den Schrank, und wir athmen von neuem auf. Da bringen uns die Lerchen den er sten Frühlingsgruß, die Staare suchen die verlas senen Wohnungen wieder am, und die Saatfelder schmückt das erste erfrischende Grün. Und wieder reißt die Hand des Waidmanns das Gewehr vom Nagel, und er eilt in den Forst hinaus, denn die Zeit ist ja gekommen, wo die große Waldschnepfe auf ihrem Zuge nach Norden die Gegend durch streift. Kaum ist der langgeschnäbelte Bogel in den Wäldern und Sümpfen Polens angekommen, so treibt der große Jagdtcufel den sächsischen Nim rod wieder in die Felder und auf die grünen Saat felder hinaus, denn die Rebhühner beginnen sich zu paaren und cs gilt jetzt, den vom LicbeSrausch befangenen Hahn an der Seite der Geliebten zu tödten. Dieses Treiben nimmt wieder volle vier zehn Tage in Anspruch, und nun verschmäht es der Schießlustige in Ermangelung edlerer Beschäf tigung nicht, die in ihren Horsten brütenden Krähen und Elstern zu schießen. Nicht lange, und dem Maulwurf gleich durchwühlt er den Boden, um jungen Füchsen nachzuspüren und ihrer habhaft zu werden. Dann, dann endlich tritt die Zeit der Ebbe ein, die jedoch von jeglicher Fluth immer noch nicht ganz frei ist. Endlich, endlich erscheinst du, großer, mit heißer Sehnsucht herbeigewünsch ter Tag! Gewöhnliche Menschen begehen dich in ihrem profanen Sinn al» einen nichtsbedeutendm Wcrkeltag, während Alle, die zu Nimrods Fahnp geschworen, in dir einen großen unaussprechlich wichtigen Tag begrüßen. Im Kalender findet man dich als Egidiuslag verzeichnet. (Die Fortsetzung folgt.) Ein eigenthümlichcr Selbstmord. Eine wahre Begebenheit, als Beitrag zur Cutur- geschichtc unseres Jahrhunderts. Ein herumziehender Gaukler und Mario nettenspieler, der elenden vagirenden Lebens weise müde, wobei er nur mit Noth und Elend zu kämpfen hatte, gab dieselbe endlisch auf und vermiethcte sich zu ...., einem preußichen Dorfe im Marienburger Werder als Knecht. Aber an harte Knechtarbeit nicht gewöhnt, bemächtigte sich sei ner bald Verzweiflung und Lebensüberdruß, und so mag er auf den Gedanken gekommen sein, seinem Leben ein Ende zu machen, ohne jedoch selbst Hand an sich zu legen, welches er auf folgende Art durchführte. An einem Sonntagsabend mit mehren Knechten und Mägden in einer Schenke zusammen treffend, suchte er das alte Wissen sorg sam hervor und ergötzte dieselben durch manche überraschende Gauklerkünstc. Endlich verkündigte er mit prahlerischen Worten, daß er jetzt das schwerste Zauberstück producircn, nämlich Jeman den den Kops mit den Messer abschneiden und dann unversehrt wieder aufsetzen wolle. Ein Knecht war bereit dieses mit sich probiren zu lassen, und legte den Kopf auf den Tisch; als aber der Gauk ler nun wirklich das M-sser ergreift und der Knecht die Schärfe desselben fühlte, sprang er, dem Ein druck des Schmerzens und Schreckens nachgebend, rasch auf und wollte nicht ferner seinen Kopf Preis geben. Der Gaukler proponirte jetzt eine raschere, schmerzlose Köpfungsmethodc mit dem Beil, und wirklich fand sich auch ein anderer Knecht, der seinen Kopf dem Beile darbot. Dasselbe wurde gebracht und schwebte schon erhoben über den Nak- ken des Vorwitzigen, als ein alter Landmann das Niederschlagen des Beiles verhinderte, meinend, es könne doch der Teufel sein Spiel damit haben und am Ende ein Unglück daraus entstehen. Der Gauker, welcher vermuthlich beabsichtigt harte, in Folge eines vor vielen Zeugen begangenen Mor des, dem Gericht übergeben und bald darauf bin- gcrichtet zu werden, sah seinen wohldurchdachten Plan fehlgeschlagen. Unmuthig zurücktretcnd, faß- .idj »