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Wochenblatt für Wilsdruf, Tharaud, Nossen, Sieben lehn nnd die Umgegenden Vierter Jahrgang. Freitag, den 20. September 1844. 38. Mil Königs. Sachs. Concession. Verantwortlicher RcLacteur und Verleger: Albert Reinhold. Don diksrr Zlttschnf! erschrin« all« F»traz- -ln> Skumixkr. D,r Pr«>i für S«n Vi-rr«!jahrgang dOrägl tu Rgr. Sämmllichr Königs. Postümlrr d-s Inlandes nehmen Bestellungen daraus an. Bekannlmachungen welche im nächsten Sluck erscheinen sollen, wer, d-n in Wilsdruf ois Montag AvendS 7 Uhr, in LharanL bis Montag Nachmittags 5 Uyr und in Nossen vis Mittwoch Vormittags >l Uhr angenommen. Auch können bis Mittwoch Milla, -mg-hendk ZusenSnugen auf Verlangen durch die Post Redaction des Wochenblattes in WilSdrut," ,,an Lie Agentur Les Wochenblattes in LharanL," und „an Lie Wo chenblatts - Expedition in Noffen." Zn Meißen nimmt Herr Buchdruckereibesiizer Kiinkicht jun. Auftrage und Be stellungen an. Slmaig« Beiträge , welch« der Tendenz drs Blalies enlsprechen, sollen st-ks Mil großem Danke angenommen werden. D i e R e L a c t i o n. Der Kampf um den Bart. Es ist bekannt, daß in neuerer Zeit der volle Bart des Mannes wieder in Mode gekommen ist. Natürlich geht dies nicht ab, ohne einige Opposi tion der Rasirten. Solch eine Opposition, zu auffallender Niederlagc'dcr Rasirten führend, hat, sich im Leipziger Tageblatt cntsponncn, und eS lohnt der Mühe, die Hauptgründe eines Bartver- theidigers aufzusühren: „Der Bart", heißt eS, „lst nicht nur ein Zei chen der Geschlechtsreife des Mannes, sondern ist ihm auch nothig und ziemlich. Die Natur diuß doch ihre Gründe haben, weshalb sie gerade bei dem Manne das Kinn und die gefäßreichen Theile um den Kehlkopf mit einer schützenden Hülle umkleidet. Wenigstens dürste die Ansicht vieler Aerzte noch nicht widerlegt sein, welche die bei den Männern jetzt so häufigen Zahn-, Ohren» und Drüsenlciden der modischen Bartbescitigung zu- schreiben. Der Mann ist und bleibt gegen die Einflüsse der Witterung empfindlicher, oder ihnen wenigstens mehr ausgesetzt, da die in seinem Or ganismus vorherrschende Faser nicht, wie bei dem äücibe, durch ein breiteres Zellgewebe geschützt wird. Daß ferner die heut zu Tage immer mehr über hand nehmende Kahlköpfigkeit zumeist der durch fortgesetztes Rasircn dem Haupthaar widerfahren den Säfte-Entziehung beizumessen, ist schon mehr fach behauptet worden." Die Gegner, heißt es weiter, schienen auf dem Standpunkt alter Theo logen zu stehen, welche das gern im Haar nistende Ungeziefer nur eben zu dem Zwecke erschaffen glau ben, um die Menschen zur Reinlichkeit zu zwingen: sie sehen in dem Barte auch nichts weiter, als eine von der Natur zugehende Auffodcrung zum Rasiren. „Es erhebt aber der Bart den Ausdruck, die Würde und die Schönheit des menschlichen Antlitzes, und es wird, wenn nicht jeder Asiate, doch jeder denkende Künstler die Gegner belehren, daß die ganze Lincar-Anlage und Zeichnung der männlichen Gesichtszüge den Bart zu ihrer Boll endung verlange. In diesen Umständen liegt et wa- unbewußt Nöthigendes. Deshalb sehen wir die gebildetsten Bölker alter und neuer Zeit den Bart pflegen; wir bemerken, daß der Bart als Symbol der Männlichkeit geachtet, daß mit dem Ausdrucke „unbärtig" ein verwerfender Begriff bezeichnet wird; wir erfahren, daß die lästige Sitte des Bartabnehmens stets nur in schlaffen, verweichlichten Zeiten aufgekommen ist." Jeden falls nehmen die Bartvcrthcidiger dadurch eine überlegene Stellung ein, daß sie Niemand das Ra ren verargen. —