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276 B ekanntmachung, den Aufschub der Niederjagd betreffend. Obwohl die Reife der Körnerfrüchte im hiesigen Verwaltungsbezirke schon Überall so weit vorgeschritten war, daß die Beendigung der Ernte bis zu dem für den Aufgang der Niederjagd gesetzlich bestimmten Termine im heuri gen Jahre sich erwarten ließ, so wird doch nach den neuerlich gemachten Wahrnehmungen und den deshalb geschehenen dringenden Anregungen die Einbringung der Ernte durch die eingetretene nasse und kalte Witterung we sentlich verzögert. Es hat daher die unterzeichnete Königs Kreis-Direktion Kraft des Ihr von den Königlichen Ministerien deö Innern und der Finan zen durch Verordnung vom 27. Mai vorigen Jahres ertheilten allgemeinen Auftrags beschlossen, den durch das Patent vom 20. September 1702 auf den Tag Egidy festgesetzten Anfang der Niederjagd bis zum 9. September dieses Jahres zu verschieben. Hiernach haben sich Alle, die es angeht, gebührend zu achten, auch ist von den betreffenden Obrigkeiten dafür Sorge zu tragen, daß gegenwärtige Verordnung zur Kenntniß der Iagdberechtigten und Jagdpachter so zeitig als möglich gelange. Leipzig, am 20. August 1844. König!. Sachs. Kreis-Direction. Der Iagdteufel. Eine erbauliche Betrachtung, allen ihren Mit- schwestcrn gewidmet von Theresina. (Fortsetzung.) Wie ist doch die Zeit des Brautstandes eine so beglückende, eine so selige Zeit! Wie ist der Zustand des Hangens und Bangens doch so süß, während der Blick der in rosigen Dämmerschein eingehüllten Zukunft zugewendct ist, die die Er füllung der höchsten Erdenwünsche, der höchsten Erdenseligkeit verheißt. Wie ist — doch ich will ja nicht zum Preise der Liebe meinen Kiel jetzt führen, sondern vom Himmel zur Erde wieder herabsteigen, um dem ferneren Treiben dcS Jagd- teufelö bei seinem Zusammentreffen mit dem klei nen Bogen und Pfeile führenden Gott zu folgen. Es ist ein wunderschöner Sommermorgen. Herr Eugen Sue würde noch hinzufügen „herrlicher Morgen! " — Die Braut am Arme, wan delt ein junger Mann in diesen schönen Morgen, in die freie Natur hinaus. Der junge Mann sieht eben so auS, wie andere junge Männer, und ich muß daher, weil die freundlichen Leser ihn nicht kennen, denselben vertrauen, daß einer der größten Jagdteufel in seinem Nacken sitzt. Ein breitbrüstiger Hühnerhund umschwärmt in lustigen Sätzen das Paar. Das Antlitz des jungen Mäd chens strahlt in stiller Seligkeit, und ihr Auge haftet mit Entzücken am Geliebten, dem sie bald Gattin, bald seine ganze Welt, bald sein Alles sein wird. Der Verlobte seinerseits steht im äu ßerlich sich kundgcbendcn Ausdruck seiner Gefühle der Braut nicht nach, und schwärmend vor Liebe, Seligkeit, Himmelsglück, Erdenlust, Freudenkelchen, Wonnetaumel, stillen und lauten, häuslichen und auswärtigen Genüssen, kurz, die ganze Tonleiter der Gefühle 'der Liebenden auf- und absteigend, gelangen die Wandelnden in traulicher Umschlin gung in die freien Felder hinaus. Das Mädchen, aufgelöst in Entzücken und von Begeisterung hin gerissen, sinkt an die Brust des theuren ManneS, und eine Frage, eine oft schon wiederholte Frage richtet sie mit dem innigsten Ausdruck ihrerStimme an ihn, während eine große, heilige Th'räne in ihrem Auge zittert, und ihren Lippen entgleiten die Worte: „Wirst Du mich ewig so lieben mit der ganzen Glut Deiner Seele?" Und das Köpf chen von der Brust des Geliebten leis erhebend, schaut sie zu ihm empor, und wonnetrunken sieht sie, wie sein Auge sinnig in die Fern« gerichtet ist, als kümmere ihn nicht das nichtige Treiben hier unten, da sein Geist, der Erde entrückt und