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seinen anmuthigen Wendungen und Drehungen, starrte mich der Fahrweg mit einem Labyrinth von harten Kothbuckeln und trüben Schlamm- Pfützen an, und statt des glänzenden Kronleuch ters, schaute zuweilen durch zerrissene Wolken schleier ein Achtelstückchen des Mondes auf mich hernieder, und ein solcher Blick kam mir vor wie ein wirrsinnigeS Lächeln. Mir selbst war cS just nicht lächerlich zu Muthe, als ich mich zum Weitergehen anschickte, denn der Gedanke, daß die Nacht keines Menschen Freund ist, drang sich mir in diesen Augenblicken mit, solcher unbesiegbarer und unerschütterlicher Macht auf, wie wobl kein anderes altes Sprüchwort vermocht haben würde. „Wenn du nun jetzt straucheltest und sielest und das Bein oder beideBeine brächest, so müßtest du elendig lich umkommen in der Sturmnacht, und am näch sten Morgen fände man deinen erfrornen Leich nam, an dem alle Rettungsversuche scheiterten," dachte ich, als ich in die Gegend, wo nahe an der sogenannten Chemnitz die große Linde steht, gekommen war. „Würde man dich bedauern, der du doch nicht gerade in deinem Berufe gestor ben, da du es nicht nüthig hattest, so lange in Meißen sitzen zu bleiben und bei Herrn Arnold in eitle Wortgefechte dich einzulassen über Dinge, die dich nichts angehen und dich gar nicht „heiß machen" sollten? — Ei was da, bist du nicht ein Mann, und schämst du dich nicht deinerZaghaf- tigkeit und deines Kleinmuths, der fast aussieht wie leibhaftige Furcht!" rief mir mein erwachtes Selbstgefühl zu. „Hals und Beine bricht man bei einiger Vorsicht doch nicht gleich so mir nichts dir nichts und auf deine Faust kannst du dich im schlimmsten Falle doch auch noch verlassen, den gewichtigen Bleiknopf am Bambusstock nicht zu vergessen, dessen zerschmetternde Wucht ja schon einmal an einem gewaltigen Hunde sich bewährt hat, indem ein einziger Streich ihn dergestalt ver letzte, daß er zur Stelle des Todes verblichen. Also frisch drauf los l! Das. Glück verläßt den Muthigcn nimmer." — Und mit Todtesvcrachtung stiefelte ich immer weiter in die Nacht hinein, gelangte auf den Weg,, der von dem Dorfe Seligstadt daherführt, wendete mich links , und schritt in der. Richtung nach der Lampersdorfer Anhöhe dahin.. Kurz darauf er blickte ich in nicht weiter Ferne,, vom Mondlicht schwach und unsicher beleuchtet, ein breites. Laub gehölz, das ich sogleich als. den mir wohlbekannt ten Saugrund erkannte.. (Die Fortsetzung folgt.) Vermi sch t e s. Für die lebenslustigen Berliner hat sich ein neuer Bergnügungsort. aufgcthan, bei dessen Er öffnung sich mehr als 2000 Gäste einfanden, ob gleich das Eintrittsgeld I Thlr. betrug. Man be hauptet, daß selbst Paris und London kein so ge räumiges und geschmackvoll eingerichtetes Gesell schaftslocal aufzuweiscn hätten als das des Herrn Kroll im Thiergarten zu Berlin. Die Säle sind 360 Fuß lang und 70 Fuß tief. Die un tern Räume, genannt Tunnel, sind für die Ta baksraucher, die obern für die elegante und par- fümirte Welt. Der Feenpalast wird mit Luft ge heizt und mit Gas beleuchtet. Der Besitzer hat 40 Kellner und eine Kapelle von 60 Musikern in seinen Dienst genommen und scheint ein steinrei cher Mann zu sein. Die großen Säle sind mit ausländischen blühenden Gewächsen dccorirt und in den 14 großen Speisezimmern sind Speisen und Getränke aller Art und noch dazu sehr billig zu haben. Durch die Hauptstraßen von Leipzig fuhr in diesen Tagen ein m>'t 6 Postpfcrden bespannter Wagen langsamen Schrittes. Im Wagen saßen zwei relegirle Studenten und gegen 200 folgte» demselben unter Gesang zu Fuß. Man begleitete die Weggewiesenen bis zum Bahnhof. Die in Konstanz erscheinenden „Seeblättcr" enthalten folgende „Bekanntmachung", deren herz loser Inhalt keiner weitern Bemerkung bedarf. „Bekanntmachung." „Da eine hiesige Bürgerstochter ein uneheli ches Kind geboren und dasselbe in Verpflegung gegeben wird, so wird hiermit öffentlich bekannt gemacht, daß dieses Kind als morgen versteigert wird, zur Verpflegung. Markdorf, am 8. Fcbr. 1844. Bürgermeisteramt I. Brielmayer. Die Versteigerung wird im Hause des Bür germeisters um halb 8 Uhr vorgenommen werden. (Eisenbahn.) Die Stadt Dessau hat den Sperlingen ofsiciell den Krieg erklärt. Auf Befehl Herzog!, hochlöblicher Kammer soll, bei der großen Ver- mehruntz der Sperlinge und um den durch selbige entstehenden Schaden möglichst zu vermindern, die Einlieferung von SpcrlingSköpfen wieder statt- sinden und es hat daher jeder Einwohner der Re sidenzstadt Dessau bis Ostern d. I. fünf Sper- lingsköpfe und, wenn er mehr, als drei Morgen Acker- oder Gartenland besitzt,, außerdem noch fünf Stück, bei Vermeidung von 6 Pf. Strafe für jeden fehlenden Kopf,. an den Rathshcrrn seines Bezirks abzulicfern. Wer statt der Sper lingsköpfe die Köpfe anderer, unschädlicher Vögel, namentlich von Singvögeln, abliefcrt, zahlt für jeden dergleichen Kopf 2 Gr. Strafe und hat au ßerdem noch die gesetzliche, auf das Wegfangen unschädlicher Vögel gefetzte Strafe zu erwarten. Sämmtliche Dessauer Sperlinge sollen beschlossen haben in Masse auszuwandern. Am 20. Februar brach in einem Hause in Berlin Feuer ans. In demselben, wo acht Familien in fünf Zimmern und einem Bodenraum