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IS merers Mohr, dem Stadtrathe zur möglichsten Berücksichtigung empfohlen werden, unter der Voraus setzung jedoch, daß eine Vereinigung dieser Function mit der des Kämmerers nicht besonders wün schenswert!) erscheinen sollte, übrigens auch der Petent angemessene Caution zu leisten im Stande sei. — O e r t l i ch e s. Was ein rechter Mann Gutes geschaffen hat, das pflegt er auch, daß es gedeihe und wachse. Und reicht Eines oder Einiger Kraft dazu nicht aus, da treten ihrer Viele zusammen, denn Ver einigung macht ja immer stark. Dies beweist der Lharander Bürger-Verein, der vor einem halben Jahre eine Sonntags-Schule gründete und heute zu ihrem Wachsen und Gedeihen reiche Mittel spendete. Es rühren sich dazu wohl hundert Hände, eine jede um etwas zu fertigen aus dem Bereiche ihrer Gewerbthätigkeit. Darum gab's heut' eine kleine, aber stattliche Gewcrb-Ausstellung, welche laute Kunde gab, daß in Tharand der geschickten Meister so mancher lebt und daß sie nicht blos um's Lohn sich rühren, sondern auch, wenn's einen guten Zweck zu fördern gilt. Denn heute gab's nichts zu verkaufen, sondern Alles war von frei gebigen Händen der Glücksgöttin zu Vcrtheilung anheim gegeben. Sie hat's gethan und schüttete den Ertrag ihres Spieles in den Schoos der Sonntags-Schule. Als deren Vorsteher fühlt sich daher der Un terzeichnete gedrungen, den Männern zu danken, welche durch reiche Spenden an Gewerbserzeug- nisscn dieses erfreuliche Ergebniß herbeiführten, zu danken zugleich im Namen seiner Collegcn und besonders im Namen der Schüler der Sonntags- Schule, welcher nun mit dem Verloosungs-Ergeb- niß, 116 Thlr., auf lange Zeit wesentlich geholfen kst, zu Herbeischaffung von Lehrhülfsmitteln aller Art. Aber ich wende mich auch an Euch, zu deren Vortheil die Sonntags-Schule gegründet und heute so reichlich bedacht wurde. Laßt Euch dies ein Sporn sein, voll Eifor und Fleiß und in dankbarer Anerkennung die Euch gebotene Gele genheit zu nützen, die Gelegenheit, Euch Kennt nisse zu erwerben, welche die von Euch verlassene Schule nicht bieten sollte und welche Eure jetzige gewerbliche Beschäftigung nicht bieten kann. Ihr könnet ohnehin jenen Ehrenmännern, welche die Sonntags-Schule gründeten, und Euern Lehrern auf keine andere Weise danken, als durch Eifer und Fleiß. Lasset es also daran nie fehlen, damit Ihr Euch nie des entehrenden Undankes schuldig machet. Tharand, den 12. Januar 1845. E. A. Roß maßt er. Zeichen der Zeit. Unter den katholischen Gutsbesitzern in Schlesien ist eine wohl noch nie dagewesene Verbindung im Werke, nach welcher jeder Theil- nchmende sich verpflichtet, alle Zeitungen, mit al leiniger Ausnahme der Allgemeinen Preußi schen, die die amtlichen Nachrichten, Ordensver leihungen, Beförderungen, Ankunft und Abreise distinguirter Personen zuerst authentisch mittheilt, mit einem Jnterdict zu belegen. Sic verpflichten sich, keinen in diesen Zeitungen enthaltenen Ar tikel zu beantworten, noch Etwas in eine derselben einrückcn zu lassen. Die Herren zweifeln nicht, daß es ihnen bald gelingen werde, mit einigem Kostenaufwand ein ihnen eignes und ergebenes Blatt in ihrer Mitte begründet zu sehen, aus welchem sic die Ereignisse des Tages in weitern und cngcrn Kreisen aus dem allein richtigen Ge sichtspunkte überblicken können, ohne sich und ihre heiligsten Gefühle Lag für- Tag schnöde verletzt zu sehen. Gleichen die Herren in Schlesien nicht in der That dem Vogel Strauß in der Wüste, der, von Jägern verfolgt und nicht mehr vermögend, ihnen zu entrinnen, seinen Kopf in dem Wahne verbürgt, weil er selbst nichts sieht, könne auch er nicht ge sehen werden? Glauben die Herren etwa, die Zeit werde stillstehen, weil sie selbst keine Bewe- wegung vorwärts machen? Mit nichtcn! Sie wird ihnen den Gefallen nicht thun und wenn sie selbst die Preußische Allgemeine Zeitung auf ihrer Seite haben. Während die schlesischen Herren stehen bleiben oder wohl gar rückwärts schreiten, wird der Strom der Zeit seine Wogen ruhig da- hinwälzcn. Seine unsichtbaren Wellen werden aber auch das katholische Schlesien durchströmen und Wehe dann Denen, welche es im kindischen Uebermuth und Unbekanntschaft mit der Gefahr wagen, sich ihnen entgegenzustürzen, während, sie könnten die schäumende Fluth zurückdrängen oder vermöchten es wenigstens, ihr ein anderes Bett anzuweisen als Stromgebiet. Der Strudel wird sie bald erfassen und alles Ringens und Sträu bens ungeachtet in die Tiefe ziehen, oder auf sei nem nassen Rücken mit sich fort führen, um sie endlich matt und kraftlos mitleidig ans Ufer zu werfen. Dann erst — und dieser letzte Fall ist noch der glücklichere — werden sie cs erkennen, daß der Strom der Zeit stärker ist als die Kraft des schwachen Sterblichen, der sich ihm entgegen wirft. — So ist aber der Mensch. Was ihn im Reiche 3*