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Wochenblatt für Wilsdruf und Tharaud. Zweiter Jahrgang. Freitag, den 21. Januar 1842. Mit König!. Sachs. Concession, Verantwortlicher Redakteur und Verleger: Albert Reinhold. - Von di-s-r Wochenschrift erscheint alle Arcitngc eine Numnicr. Dcr Preis für den Vicrtelsahrgang betrügt 10 Ngr. Bekannt- ruachnngen aller Art werben ausgenommen; Lie gespaltene Zelle ober deren Raum wird mit 6 Pf. in Anrechnung gebracht. Aufsätze, di- im nächsten Stück erscheinen solle», werden in Tharaud bis Montag Nachmittags 2 Uhr und in Wilsdruf bis Montag Abends 7 Uhr angenommen. Auch können bis Mittwoch Mittag eingehende Zusendungen auf Verlangen Lurch die Post an den Drackert befördert werden und in der nächsten Nummer erscheinen. Wir erbitten uns dieselben unter dcu Adressen: „an die Redaktion des Wilsdruf-Lharandcr Wochenblattes zu Wilsdruf (Dresdner Gaffe im Hause des Herrn Stadtlichler Damme, 1 Treppe,) oder: ,,an die Agentur des Wilsdruf-Tharander Wochenblattes zu Tharaud," die Herr Buchbinder Tauscher übernommen hat. In Meißen nimmt Herr Klinkichk jun. Auftrage und Bestellungen an. .Etwaige Beiträge, welche der T-Nd-Uj des Blattes entsprechen, sollen stets mit großem Danke angenommen werden. In Kötzschenbroda nimmt Herr Kaufmann Jässing Bekanntmachungen aller Art an. Bis Mittwoche Mittags bei demselben eingehende Zusendungen erscheinen bereits den nächstfolgenden Areitag im Blatte abge-ruckt. Die Redaktion. Politische Uebersicht dcö Jahres 1841. (Beschluß.) Italien, das reichgesegnctc, herrliche Italien hat in den lctztvcrflossencn Dccennicn fast gar keine Geschichte gehabt. Nur in der Erinnerung an seine einstige Macht und Größe, die im Buche der Wcltbegcbenhcitcn von Geschlecht zu Geschlecht übergeht, vermag es zu zehren. Die Gegenwart entbehrt des wärmespendenden, lcbenausströmen- dcn Lichts, das seine Strahlen über das Land breiten muß, dem Volke eine Leuchte. Traurig, wenn ein Volk nur in der Erinnerung lebt! — Umsonst wölben sich die stolzen Kuppeln dcr ewigen Roma dem tiefblauen Aether entgegen — das Auge erblickt nur noch in den Trümmern die vergangene Größe der einstigen Weltherr- scherin. Umsonst umwogen die Westen, des blauen Meeres die Küsten, um auf dem glanzenden Rücken die friedlichen Fahrzeuge des unterneh menden Kaufherrn in fremde Welttheile zu führen, damit sie rückkehrend mit des Handels reichem Segen das Land überschütten — sie sind der. schwunden die gewaltigen Flotten, und nur der einsame Fischernachen durchzieht noch die Wogen. Umsonst ertönt in den Nachbarländern das freie Wort und die lebendige Rede unter dem Schutz zeitgemäßer Gesetze, umsonst fasten daselbst immer mehr und mehr die Schranken, welche die Presse, gleich Wallen, umgeben — das freie Wort muß in dem Lande, das einst die größten Redner gebar, verstummen, und das Eindringen der Lichtstrahlen, welche den belebenden Funken der frciern Presse verdanken, wehrt kräftig die Grenz sperre ab. — Noch immer aber segnet der Papst von den Zinnen des Vatikans herab die tröst- bedürftige Menge; noch immer fleht der Kloster- brüder Schar im brünstigen Gebete den Höchsten um Glück und Heil für das Land an; noch immer blitzt der Dolch des Banditen in den Straßen der Städte durch die Nacht; noch immer ent kleidet der katholische Christ mit srevelnder Hand die Heiligen ihres weltlichen Schmuckes und immer noch wachsen am Fuße des Vesuv die Thränen N-risti. Während das schlummergefcssclteItalien seinen Träumen sich überlaßt, ringt wenigstens die be nachbarte Schweiz, die von Parteien zerrissene, in ihrem eignen Fleische wühlende Republik, mit der Finstcrniß und strebt zum Licht empor. Die Aufhebung oder Beibehaltung der Klöster ist die große Frage, um die sich die Angelegen- Heiken in der Schweiz drehen. Siegen die Jesuiten und behalt der römische Einfluß die Oberhand, dann schreitet die Republik in dcr Geschichte der Völker um mehre Jahrhunderte zurück; siegen