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man würde sie sogar betrüben, wenn man ihnen dies Uebel vom Halse schaffen wollte. Sie trach ten ja danach, und bitten Gott um diese Krank- heit. Wohl ihnen dann» wenn sic sich nur glück lich fühlen! Ich für meine Person halte (nun nicht etwa aus Eigennutz!) sehr wenig von den Krank heiten, die gesund sind, und ich würde mir deshalb wohl nie etwas Böses weissagen, weil ich mit Schnupfen und Husten verschont blieb. — Da ich nun nicht zweifle^ daß es außer mir noch mehr solche medicinische Freidenker in der Welt geben werde, so brauche ich blos bei den Verehrern des Schnupfens um Entschuldigung zu bitten, wenn ich mir erlaube, heute einige kleine Reflexionen mitzutheilen, welche dazu dienen können, diese verdrüßlichen Krankheiten zu — verhüten. — Man kann bei einer passenden Lebensordnung, ohne Schnupfen und Husten, gesund bleiben; und weil diese beiden Zufalle Krankheiten sind, so sind sie meine Feinde, gegen die ich gegen das Frühjahr hin, zu Felde zu ziehen habe. Ich werde mich wohl hüten, meinen Lesern eine gelehrte medicinische Abhandlung vom Schnupfen und Husten mitzuthcilcn. Es weiß Jedermann, was dies für Krankheiten sind, wenn er es gleich nicht griechisch und lateinisch weiß, und_ es verlangt auch leichrlich Niemand eine große Kur wider so leichte Krankheiten zu wissen. Man kann so lange mit Malzsyrup und Malz bon, bons, Brustthee und Lakritzensaft zu Fache kommen, bis man es der Mühe Werth halt, einen Doctor um Rath zu fragen, und dann wird dieser seine Maßregeln schon zu nehmen wissen. Dieser wird die verschiedenen Ursachen von allen Arlen berücksichtigen und daraus ab nehmen, was für jeden einzelnen Fall dienlich sei. — Mein Plan leidet cs nicht, mich so tief mit meinen Kranken einzulasscn. AlleS, was ich zur Kur dieser Krankheiten rachen darf, be steht in Kleinigkeiten, wovon kein Apotheker leben kann, und wobei der Doctor verhungern müßte. Aber der Himmel gebe nur sonst beiden ihr Brod! — Beim Brusihusien bedient man sich mancher lei süßer Sachen, um den Auswurf zu befördern. Dies ist gut, wenn im Anfänge der Auswurf nicht leicht von statten gehen will. Allein, wenn man solche Mittel lange fortgebraucht, so unter halten sie Husten und Auswurf halbe und ganze Jahre lang. Eine dünne Abkochung von Hafer grütze, von Gerste oder kleinen Perlgraupen, weitznc Kleie mit kleinen Rosinen oder Feigen abgekochr, sind sehr passende Mittel bei dem ge meinen Husten, der von Erkaltung entsteht. Nur muß man dabei die gehörige Diät hallen. Ich rede jetzt im Tone der alten Weiber. Es ist mir nicht möglich, langer in diesem Tone fortzufahren! Es sind ganz andre Regeln nöthig, wenn man Schnupfen und Hu sten vermeiden will, und diese sind leichter zu begreifen und gemeinnütziger als die Regeln der Heilung. Die Nase, der Hals, die Schlingwerkzeuge sind inwendig mit einer Haut ausgekleidet, in welcher sich unendlich viele kleine Blutgefäße verbreiten, welche diejenige Feuchtigkeit aus dem Blute ausscheidcn, die durch die Lange der Zeit und bei erregtem Zustand derselbrn zu einem zähen Schleime wird. Wird nun diese Feuchtig keit in der Nase sehr häufig abgesondert, so fließt sie fast wasserhelle und tropfenweise ab, und es entsteht ein Schnupfen. Geschieht dies aber auch in der Luftröhre, so erregt der Reiz dieser scharfen Flüssigkeit Husten. Der häufige Zufluß der Safte nach der Nase oder Luftröhre kann durch vielerlei Ursachen herbei- geführt werden. Hauptsächlich ist Erkältung an den Füßen am geschicktesten dazu, weil sie die Feuchtigkeiten nach dem Kopfe hin treibt. Auch eine Erkaltung am Kopfe selbst, weil sic die Hautansdünstnng daselbst unterbricht; eine Er kaltung des ganzen Leibes, weil sich dabci beide Ursachen vereinigen. Ein scharfer Nebel, hefti ger Morgenwind, ein fressender Staub erregen in Nase und Luftröhre eine ungewöhnliche Em pfindung, auf welche ein vermehrter Zufluß von Saften nach diesen Theilen hin erfolgt. Eine schnell einfallende bedeutende Kalte, welche die gewöhnliche Ausdünstung der inwendigen Nase und Luftröhre verhindert, kann eine Anhäufung und Stockung der Feuchtigkeiten in diesen Theilen veranlassen, worauf Schnupfen und Husten zu folgen pflegen. Bei sehr empfindlichen Leuten sind diese Ur sachen des Schnupfens und Hustens außerordent lich mächtig. Es gibt Leute welche augenblicklich niesen oder husten, wenn sie an einem Fenster sitzen, wo sie die Luft an einer Seite treffen kann; wenn sic im Bette nur eine Hand oder einen Fuß heraussteckcn; wenn ihnen ein Strumpf nicht so glatt anliegt als der andere; wenn ihnen die naßgcschwitzten Haare auf dem Kopfe kalt werden; wenn sie einen Finger in kaltes Wasser stecken; wenn sie in freier Luft den Hut abnch- men, daß die Stirn kalt wird rc. rc. Man sicht hieraus, warum Husten und Schnup fen bei schnellen und merklichen Veränderungen der Witterung so gemein sind. — Das rechte Schnupfenwettcr ist das, wenn die Luft feucht, kalt und windig ist. So ist es im Herbste, Winter und Frühjahre. Wenn also kalte und nasse Winde wehen, so muß man besonders darauf sehen, daß die allgemeine Ausdünstung des Leibes unterhalten, und kein Theil des Leibes vor dem andern merklich kälter werde. Wie leicht stellt sich nicht ein Husten und Schnupfen ein, wenn man bei Schlackerwetter ausgehet, daß die Füße naß und kalt werden, wenn der übrige