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verschiedensten Orten immer weiter vor. So Hal sich, nach den Vorgängen in Norddeutschland, namentlich in Hamburg und Breslau, auch in Calwe in Würlemberg eine Gesellschaft gebildet, um den Genuß gesunden Pferdefleisches in Stabt und Umgegend cinzuführen. Man schlagt vor, vorurtheilsfreie Leute den Versuch machen zu lassen, die dann über die Schmackhaftigkeit des Fleisches ihr Urtheil öffentlich bekannt machen sollten. Zu dieser Probe hat der calwer Verein eine Einladung erlassen. Wie angelegentlich sich England die Unter drückung des Sclav cnhandel s sein läßt, geht daraus hervor, daß drei britische Kriegsschiffe nach einem scchsmonatlichcn Kreuzen an der Küste von Angola 33 Sclavcnschiffe wcggcnommcn haben, wodurch 3427 Neger ihre Freiheit wieder- erhielten. — In den französischen Colo- nieen gibt es dagegen trotz der gemachten Ver sprechungen sie freizugeben, noch immer an 300,600 Sclaven. Am 22. Januar ist der König von Preußen glücklich an der englischen Küste gelandet. Der König der Belgier ist nicht, wie früher bemerkt wurde, nach London abgereist, sondern nach Brüssel wieder zurückgekchrt- Der König von Preußen, welcher seine Reise nach London, um Pathenstcllc bei dem ncugc- borncn Prinzen daselbst zu vertreten, bereits an- getrcten hat, wird den 22. Januar in der Haupt stadl Englands erwartet, wo er natürlich bereits cingetroffen sein muß. Ein Admiralitätsdampf- schiff ist dazu bestimmt, den König von Preußen und den König der Belgier, welcher gleichfalls der Feier beiwohnen wird, von Ostende aus unter dem größten Pomp nach England zu ge leiten. Am 19. dieses Monats traf der König von Preußen in Köln ein. Auf der Milte des Stromes bewillkommnete ihn der Oberbürger meister der Stadt durch eine kurze Anrede und einen Ehrcntrunk, den er in edlem deutschen Wein, auf deutschem Strom dem Herrscher dar- brachte. Nur etwas sonderbar finden wir es, daß der Oberbürgermeister zu diesem Zweck von NicklaS Becker den Ehrenbecher geborgt hatte, den dieser vom König Ludwig von Baiern als Dichter des Rhcinliedes vor einiger Zeit zum Geschenk erhielt. Wir sollten doch meinen, daß der Oberbürgermeister der Stadt Köln nicht nöthig hätte, sich mit fremden Federn zu schmük- ken, um seine echt deutschen Gesinnungen dar- zuthun. Der König ist übrigens auf seiner ganzen Reise bis an den Rhein von seinen Unter- thancn mit dem größten Enthusiasmus empfan gen worden. Wahrend der Papst aus allen Kräften darauf hinarbeitct, England wie vor 800 Jahren in eine „heilige", d. h. katholische Insel umznwandeln, läßt er sich natürlich auch die Bekehrung der in Rom selbst lebenden Engländer sehr angelegen sein. Da die gesunden jedoch bei ihrer „ketzerischen Bosheit" etwas starrköpfig sind, so fängt man mit den kranken an. Sobald einer derselben erkrankt, erscheinen an seinem Bette Mönche, um sogleich mit dem größten Eifer ihre Bckchrungsversuche vorzunehmen. Diese Kran kenbesuche sind den Mönchen zur besonder« Pflicht gewacht worden, und die römische Regierung bedroht diejenigen Hausbesitzer mit Strafen, welche die fremden Kranken jenen Mönchen nicht sogleich anzeigen. Wenn nun diese Bckehrungs- versuche auf Kranke, ganz abgesehen von ihrer moralisch höchst verwerflichen Tendenz, die weder dazu aufgelegt noch fähig sind über Kirchen- satzungen zu streiten, «inen höchst nachkheiligen Einfluß äußern müssen, so werden sie oft auch lächerlich, da die Mönche nicht englisch verstehen und die Engländer in der Regel des Italienischen nicht so weit mächtig sind, um mit der nöthigen Zungenfertigkeit über Dogmen zu sprechen. — Dies alles aber konnte geschehen und geschieht im vielgepriesenen nennzehnten Jahrhundert! Der nördliche Theil von London wurde kürzlich Abends durch sechs bis acht Bursche in Erstaunen gesetzt» die eine Mittheilung über Ludwig Philipps Lod ausriescn. Sie ver kauften für einen Penny ein Blatt mit etwa 30 Zeilen, in denen gesagt war, soeben sei ein Kurier mit der Nachricht eingetroffen, ein Schuß habe den König dir Franzosen getroffen und wahrscheinlich getödlet; ganz zuverlässig sei diese Angabe jedoch nicht, man warte aber ängstlich auf weitere Nachrichten. — Wahrscheinlich haben die Bursche durch diese Lüge cmc größere Summe gewonnen, als man in der Regel für eine wahre Nachricht erhalt. Sonst und Jetzt, oder: ruhige Prüfung der höchst wichtigen Frage, ob eS mit der Welt eigentlich besser oder schlimmer werde. (Fortsetzung.) Genug, lieben Freunde, wer die Güter der Gegenwart mißkcnm, und ihre Vorzüge nicht einräumcn will, ist entweder specifisch dumm, oder blind, oder ein Schwärmer. Sein Geist ist ent weder nicht fähig, das Gute zu begreifen, und überhaupt «in Urtheil über seine Zeit zu fallen, oder thcils gleichgültig, theils hart näckig genug, nicht sehen zu wollen, oder er sieht endlich zu viel, — daß heißt, er verlangt wehr als die Welt leisten kann, und verlangt etwas Vollkommenes jp dem Lande der Mängel, der Schwachheit, der Beschränkung. Wie herrlich haben die meisten Lander, und in 8pecis unser Sächsisches Vaterland, durch