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d er, amtliche Katalog 420,Aussteller aus Preußen (darunter 138 allein aus Berlin), 99 aus Sachsen, 70 aus Baden, 63 aus Bayern, 19 aus Hessen, '56 attS-den drei Hansestädten, 50 aus den übrigen Bundesstaaten, dazu 19 Collectivausstellungen und 79 Aussteller von Oelgemälden nach. Manche Firmen konnten wegen Mangel an Platz keine Berück sichtigung mehr finden, trotz des größeren Raums, den Deutschland in Melbourne zugewiesen bekommen hat. Zum Capitel der hohen Gerichtskosten liegen wieder mehrere Fälle vor: So schreibt ein Jurist der „Berl. B.- u. H.-Ztg", daß die Gerichtskosten sür einem einzigen Termin beim Amtsgericht T. in Mecklenburg 15,000 Mark betragen haben. Ein anderer Herr schreibt Folgendes: „In einem Prozesse wegen eines Objectes von 114 Mark betragen die Gcrichtskosten erster und zweiter Instanz 66 Mark 20 Pf., Anwaltsgebühren 73 Mark 25 Pf./ zusammen 139 Mark 45 Pf. Mithin übersteigen diese Kosten das Klage-Object um 25 Mark. Ich glaube, daß hauptsächlich die Höhe dieser Kosten die Veranlassung war, daß die betreffende Partei einen Eid geleistet hat, auf Grund dessen erkannt worden ist, daß die unterliegende Partei sowohl die 114 Mark als sämmtliche Kosten zu tragen hat. Es drängt sich unter solchen Umständen sehr leicht die Frage auf, ob nicht in Folge solcher Ver hältnisse mehr als sonst Eide geschworen werden, bei denen weniger das Gewissen, als das Bewußtsein, daß ein Meineid nicht bewiesen werden kann, in Betracht gezogen wird." Diese Frage wird für nicht unbegründetjkgehalten. Kein Blatt der Weltgeschichte vermag von einem Festereigniß zu erzählen, wie dasjenige ist, daß Bayern in diesem Jahre begeht. Die Feier gilt der 700jährigen ununterbrochenen Regierung des ältesten aller deutschen und europäischen Fürstenhäuser, des Hauses Wittelsbach. Vor 700 Jahren, im Jahre 1180, eröffnete der Hohenstaufe Friedrich Barbarossa den auf dem Reichstage zu Regensburg anwesenden Fürsten, daß er den Pfalzgrafen Otto von Scheyern - Wittclsbach zum Herzog von Bayern ausersehen habe, und am 16. September desselben Jahres belehnte er diesen in Altenburg in Thüringen mit dem Herzogthum. Seit dieser Zeit sind die Schicksale Bayerns unzertrennlich mit denen des Hauses Wittelsbach verknüpft. Und die Wittelsbacher, ihres Ur sprungs gedenkend, werden nie vergessen, daß sie ihre Herrschaft ihrer Treue gegen Kaiser und Reich verdanken. Die Nachricht, daß der Kaiser Franz Josef den deutschen Kaiser in Gastein, wohin sich der Letztere in den nächsten Tagen be« giebt, besuchen werde, scheint sich zu bestätigen, denn sie wird auch in unterrichteten Wiener Kreisen als wahrscheinlich bezeichnet, nur soll der Tag dieser Monarchen-Zusammenkunst noch nicht festgestellt sein. Je denfalls aber" dürfte dieselbe im Laufe des Monats Juli stattfinden, -denn Ende Juli will der österreichische Herrscher die Provinz Schlesien mnd gleich darauf Galizien besuchen. I» Schlesien wird Kaiser Franz Josef von dem deutschen Kronprinzen und dem russischen Thronfolger begrüßt werden, und in Galizien, beziehungsweise an der Bukominaer Grenze, soll er die Fürsten Rumäniens und Bulganens empfangen. Der Gasteiner Zusammenkunft wird man, wenngleich sie nur einen freundschaftlichen Charakter tragen wird, eine politische Bedeutung sicher lich nicht absprechen können, schon darum nicht, weil sie eben einen neuen Beweis für die ungeschwächte Freundschaft der Herrscher Deutsch lands und Oesterreichs bilden wird. Es ist nahezu überflüssig, der gleichen besonders zu betonen, und doch gewährt es eine große Be ruhigung, daß man immer wieder konstatiren kann, Deutschland und Oesterreich stehen fest zusammen. Die Gasteiner Entrevue wird ge- 'wissermaßen die Jahresfeier jener Zusammenkünfte sein, welche das deutsch-österreichische Bündniß brachten, dieses Bündniß, welches heute noch fast'den einzigen ruhenden Pol in der diplomatischen Erscheinungen flucht bildet und auch in dem jetzigen Momente drohender Wirren und während zahlreicher Bemühungen und Versuche, neue Gruppirungen und Allianzen zu Stande zu bringen, von aller Welt als unerschütter lich festbegründet betrachtet und von Niemandem angezweifclt wird. Die Amnestiefrage in Frankreich ist nun vor der Hand zu einem Ende gelangt, da der Senat, einen unwesentlichen Zusatz abge rechnet, dem Votum der Deputirtenkammer zugestimint hat. Du.in der Verbannung lebenden Communards werden am Tage des große,', Nationalfestes Kunde von ihrer Rehabilitirung haben und manche der selben am 14. Juli schon in ihrer Heimath sein. Man kann nur den Wunsch theilen, daß Regierung und Kammer nie zu bereuen haben, den milden Regungen des Herzens gefolgt zu sein, und daß die Am- uestirten nicht' wieder in die alten Sünden der Umsturzgelüste zurück fallen, sondern sich als gute Bürger dem geordneten Staatswesen einfügeu. Die Franzosen haben alle paar Jahrzehnte ein neues National fest. Das neueste feiern sie am 14. Juli zu Ehren der Erstürmung der Bastille. 25,OM Mann der Pariser und Versailler Garnison mar- schiren vor dem Präsidenten in Paris auf und erhalten neue Fahnen an Stelle der im Kriege verlorenen. Henri Rochefort feiert das Fest auf seine Weise. Sein neues Blatt „Jntransigeant" (Der Urversöhn liche) erscheint an dem Tage zum erstenmal. Er braucht es nicht roth drucken zu lassen, roth glühen schon die Männer, die er zu seinen Mit arbeitern ernannt hat: der russische Nihilist Hartmann (Warschauer Andenkens), der deutsche Sozialdemokrat Hasselmann und der Italiener Menotti Garibaldi. Er selber, der Laternenmann, eröffnet sein Blatt tnit einem Aufsatz: „Mademoiselle Bismarck". Die Londoner „Daily News", ein Blatt, daß der gegenwärtigen Negierung sehr nahe steht, konstatirt als das erste Ergebniß der Ver mittelung der Großmächte zwischen der Türkei und Griechenland daß/beide Mächte wa ffnen. Sie bereiten sich zum Kampf vor. T)as englische Blatt findet es nicht auffallend, daß die Türkei bis zum Letzten widerstehen will, da sie langsam zu Grunde gehe und dem all- inähligen Verenden einen schnellen Tod und eine vollgesättigte Rache vorziehen möge. Vaterländische». Wilsdruff, 12. Juli. Leider haben die Gewitter, welche am 8. d. M. unsere Gegend heimsuchten, einen viel größeren Kreis einge nommen, als man ahnte und dabei überall Spuren schrecklicher Ver wüstung an Feld- und Gartenfrüchteu, Obstbäumen und Fenstern zn- rückgelassen; gleichwie in den in voriger Nummer unseres Blattes ge nannten Orten sind uns noch genannt Röhrsdorf, Ullendorf, Tau benheim, BergMerk, Gruben, Scharfenberg, Reppnitz, Pin kowitz, Hartha, Gauernitz, Naustadt, Coswig und Brockwitz, wo das Hagelwetter gleich schrecklich gehaust und die Ernte so gut wre total vernichtet hat. Die Besitzer in den äm meisten betroffenen Ort schaften standen klagend und niedergebeilgt an ihren Gärten und Fel- dern; sehr zu beklagen sind die kleinen Wirthschaftsbesitzer, die zum i großen Theile nicht versichert haben; die Fensterscheiben an der dem - Wetter zugekehrt gewesenen Seite wurden überall zertrümmert, nur , beispielsweise sei erwähnt, daß im Schlosse Gauernitz ca. 130Fenster- i scheiben zerschlagen wurden, in ähnlicher Weise wurde auch die Kirche - zu Röhrsdorf betroffen. Das ganze Unwetter, das so großen Schaden > angerichtet, hat nur ungefähr 10 Minuten gedauert. — Auch über Braunsdorf entlud sich das Gewitter mit furchtbarem Hagelschlag ' und wird von dort berichtet, daß der Schaden an Feldfrüchten, Bäumen i und Fensterscheiben noch gar nicht zu übersehen sei; an manchen Stellen sei das Winter- und Sommergetreide, welches vordem wundervoll stand, derartig zusammcngeschlagen, daß kein Halm mehr emporstehe, auf freier Straße lagen die Eisstücke '/§ Elle hoch. — Ueber Dittersbach ' bei Frauenstein entlud sich ein Gewitter, wobei durch einen Blitzstrahl zwei Pferde auf freiem Felde getödtet wurden. Die Hagelversicherungs gesellschaften dürften an die in hiesiger Gegend vom Hagelwetter be troffenen aber versichert habenden zum Theil sehr großen Gutbesitzer und Pächter Hnnderttausende von Mark zu bezahlen haben. Wilsdruff, 13. Juli. Für die nothleidenden Oberlausitzer sind bis jetzt bei der Königlichen Amtshauptmannschaft Meißen ringe« gangen: 2779 Mk. 49 Pf. aus dem Amtsbezirk Meißen, 161 Mk. 25 Pf aus der Stadt Meißen, 670 Mk. 22 Pf. aus dem Amtsbezirk Lommatzsch, 1063 Mk. 80 Pf. aus dem Amtsbezirk Nossen und 1026 Mk. 68 Pf. aus dem Amtsbezirk Wilsdruff; an Nachzahlungen 19 Mk. In Summa: 5720 Mk. 44 Pf. — Freiberg, 8. Juli. Der Bauerssohu Wagner aus Ossig, welcher bekanntlich vor einiger Zeit wegen dringenden Verdachtes, seine Geliebte in einen Teich geworfen zu haben, gefänglich cingezogcn wurde, ist vom hiesigen Schwurgericht wegen Todtschlags zu 14 Jahren Zucht haus und 10 Jahren Ehrenrcchtsverlust verurtheilt worden. — Ueber einen schrecklichen Sturz zweier Bergleute auf der Stein kohlengrube Deutschland bei Oelsnitz wird berichtet: Die Auffindung der beiden Verunglückten war eine äußerst schwierige, weil dieselben bei dem Ausfahren 7M Ellen tief hinabgestürzt waren. Ter betreffende Hunt, mit welchem sie ausfuhren, prellte nach allgemeinen Aussagen an einen Stamm an, worauf die Thür des Huntes aufsprang und die beiden Arbeiter in die Tiefe stürzten. Nur stückweise wurden die Leich name aufgefunden. Die Besichtigungs-Commission bestätigte, daß Nie mandem eine Schuld zuzuschreiben sei. Getrennte Herzen. Erzählung von E. Heinrichs. Nachdruck verboten. (Fortsetzung.) „Entfernen Sie sich, Herr Consul!" rief Lcidenfrost; „ich werde mit dem Mörder allein fertig, fort, fort," setzte er fast gebietrisch hinzu, indem er mit einer raschen Bewegung des Mörders Handgelenk packte und damit die Kraft der gefährlichen Waffe brach. „Ja, geh' nur mit meinem Sohne, kannst ihn anstatt des eigenen adoptiren, menschenfreundlicher Consul!" hohnlachte der wüthende Auf seher, mit dem kräftigen Leidenfrost ringend; „denn wisse, Dein eigen Fleisch und Blut lebt noch, ein prächtiger Bursche, macht mir viel Ehre und würde mich nicht im Stiche lassen, wie mein Söhnchen dort." Der Consul stand wiegebannt, alles Blut war arrs seinem Antlitz gewichen, flehend hob er beide Hände empor und sprach mit fast ge brochener Stimme: „Brander! Du weißt, wo mein Sohn ist? Du, Du bist der Räuber, Du hast es gethan." „Warum nicht gar?" lachte der Mörder, „komm her, Wohlfahrt! ich will es Dir sagen, fürchtest Du Dich vor dem Freunde, dem Du sein Lebcnsglück zertreten?" „Nein, nein, ich fürchte mich nicht," rief der Consul, sich entschlossen aufrichteud und auf den Aufseher zutretend, „sag's mir, Brander! und so wahr Gott lebt, ich will Dich belohnen und das Verderben, welches auf Dich lauert —" Er konnte nicht vollenden, ein Messer blitzte in der Hand des Mörders, welches den Consul durchbohrt hätte, wenn sich nicht der junge Willrich zwischen ihn und den Vater gestürzt. Das Messer hatte seine Brust getroffen, und er brach stöhnend zusammen. „Hyäne, fahre in die Hölle!" rief Leidenfrost, seinen Revolver hervorüehend, der Schuß krachte durch den Raum, der Mörder sank mit einens Fluch in die Kniee. Vo^M -r Fabrik her drang das wilde Geschrei der Aufrührer. „Großer Gott! mein armer alter Vater!" flüsterte Traugott außer sich; „sorgen Sie für den Verwundeten, Herr Consul! mich ruft eine heiligere Pflicht!" Traugott stürmte hinaus, wir wissen, daß er im Augenblick der höchsten Gefahr erschien. Der Consul raffte sich gewaltsam auf, das Haus war leer, keine menschliche Seele ließ sich blicken. Er schaute aus dem Fenster und sah eine Droschke vorbeifahren, rasch entschlossen rief er den Kutscher an und trug mit dessen Hülfe Vater und Sohn in den Wagen, um beide nach seinem eigenen Hause fahren zu lassen. Dann schrieb er einige Zeilen auf ein Blatt Papier sür den Arzt und die Gattin und gab dem Kutscher die nöthigen Instruktionen. „Dort kommt der Doktor!" rief Letzterer, mit der Peitsche den Weg hinabdeutend. „Ah, Gott sei Dank, mein Medicinalrath!" sagte der Consul er« leichtert; „kommen Sie, Doktor, zwei Schwerverwundete, steigen Sie in den Wagen und dann nach meinem Hause. Keine Einwendung, Lieber! ich folge sogleich, muß erst nach der Fabrik, wo vielleicht noch größeres Unglück passtet." Der Medizinalrath zuckte die Achseln, doch stieg er zögernd ein, und langsam rollte der Wagm davon, während der Consm sich der Fabrik zuwandte und zugleich mit dem Militär dort eintraf. Er war iu den Minuten, wo ihm die Vergangenheit gespenster- haft erschienen mid frisches Gift in kaum verharrschte Wunde» geträu felt, um zehn Jahre älter geworden. Sechzehnte» Kapitel» Am Sterbebett. Der Sinke der Arbeiter hatte ein furchtbares Ende genommen — viele Unglückliche büßten ihre Verblendung im Gefängniß, die Familien schmachteten im Elend. — Die unseligen Opfer, welche der Tumult gekostet, ruhten in der Erde, — der Goliath und Anführer der Las- salleaner und der reiche Wucherpfennig,, welchen man ebenfalls mit in dem Tumulte erschlagen wähnte; den eigentlichen Mörder fand man