Suche löschen...
02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 03.06.1908
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1908-06-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19080603028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1908060302
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1908060302
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1908
-
Monat
1908-06
- Tag 1908-06-03
-
Monat
1908-06
-
Jahr
1908
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Br-ug-'PreiS M Lotpzla «nd Voiort» durch «ser« träger mid Spediteur« tu« Ha»» gebracht r Sudgab« t (aur margnM vterteljährllch 3 M., mpnatltch i M.; tlutgabe v (morgen« und abend«) vtertil- jährlich 4.S0 M., monatlich I.Sl) M. Lurch die Post pi betiehrn: (2 mal täglich) innerhalb Deutschland» und der deutschen Kolonien vierteljährlich l>,2S M., monatlich 1,7S M. aurschl. Post- bcftcllgcld, lür Oesterreich 9 ti 66 n, Ungarn 8 L vierteljährlich, seiner in Bel- Lien, Dänemark, den Donauftaaten, Italien, Luttmdurg, Niederlande, Norwegen, Stutz land. Schweden^ Schweiz und Spanten. Ju allen übrigen Staaten nur direkt durch di» iLxped. d. Bl. erhältlich. Abonnement-Annahme: tlugustu-olatz 8, bei unseren Drägern, Filialen, Spediteure» und Annahmeftellen, sowie Postämtern und Briefträgern. Die einzelne Nummer kostet 1v Pfg, Siedaktion und Expedition! Johannirgasse 8. Televbon Nr. I46V2. Nr. 14683, Nr. 14SSa. Abend-Ausgabe L. Wp)igtr,TagMaü Haudelszettung. Ämlsökaü des Aales und des Nokizeiamtes der Stadt Leipzig. L«zelgeu-Prew für Inserate au« tieipzig und Umgebung di« s»espatteue Petitzeile 2S Bs-, ünanztell« Auzetgea 3V Pi., Neklame» 1 Nt.; von aulwärt» 3V Ps., »eklamea 1.20 M.; vomAutlanLSOPf., finanz. Anzeigen 7S Pt.. «rNameu Uöo Pt. Inserate v. vehbrde» in amUtche» Dell «Pi veilagegrbühr S M. p. Dausend exkl. Post, gebühr, «eschäfttan,eigen an bevorzugter Stelle im Preise erhöht. Nabatt nach Daris ffesterteilte Aul träge können nicht zurück- gezogen werden. Für da» Erscheinen an deftuumten Lagen und Plätzen wird kein« Garantie übernommen. Anzeigen-Annahme! August u«pl,tz 8, bei sämtlichen Filialen u. allen Annoncen- Expeditionen de» Ju- uud Autlande«. Haupt-Siltal« Berit» i Larl Luncker, Herzog!. Bahr. Hosbnch- Handlung, Lützowftratze IS (Telephon VI, Nr 4603). Haupt-Atlial« Lretzde»! Seeftratze 4.1 (Telephon 462t). Nr. 153. Mittwoch 3. Juni 1908. 102. Jahrgang. Das wichtigste vom Tage. * In der Zweiten Kammer des sächsischen Landtages ent spann sich heute eine kleine Kulturkampfdedatte. sS. Landtags * Infolge der Sistierung aller Vorlesungen an der Inns- orucker Universität beabsichtigen die freiheitlichen Stu denten den Gen « ralstreik. sS. Ausl.j * Der bekannte LordTweedmouth ist in einer Heil anstalt untergebracht worden. sS. Ausl.j Tine französische Anrnatzrrng. Die Trinksprüche des Kaisers und des Schwedenkönigs in Berlin hoben sich in ihrer schlichten Einfachheit, ihrer natürlichen Betonung der alten traditionellen Beziehungen zwischen Deutschland und Schweden sehr von dem Ton ab, an den wir unS bei solchen Feierlichkeiten leider haben gewöhnen müssen. Man sollte kaum glauben, daß jemand Anstoß in ihnen nehmen konnte. Und doch bringt es der Pariser „Temps" fertig, .n einem giftigen Artikel den Schwcdenkönig in einer Weise abzukanzeln, wie cs dis dato von einem ernsthaft zu nehmenden Blatte unerhört ist. Das Blatt schreibt: „Wir fragen uns, ob eS für Schweden nützlich ist, so geräuschvoll an der Seite Deutschlands Platz zu nehmen und sich unter den Schutz seines Schwertes zu stellen. Die drei skandinavischen Reiche haben ein Interesse daran, sich nicht in die diplomatischen Gruppierungen zu mischen, die Europa unter sich verteilt Haden. Es ist natürlich und logisch, daß sie mit jedermann gute und korrekte Beziehungen unterhalten. Gustav V. scheint dies vergessen zu haben. Er kann versichert sein, daß er in Petersburg keinen befriedigenden Eindruck hervorgerufen hat. Er hat eben jetzt aus Anlaß eines Familienfestes den Kaiser von Ruß land besucht, und man darf mit Recht bemerken, daß ein ansehnlicher Unterschied in dem Tone zwischen dem Besuche von Rußland und dem in Berlin besteht. Gerade die Verhandlungen über die Ostsee sollten die schwedische Regierung daran erinnern, daß sie nicht bloß Berlin, sondern auch Petersburg, London und Paris braucht. Offen gesagt, kümmert sich Frankreich persönlich sehr wenig darum, waö man in Stockholm tut und sagt, aber Frankreich ist der Verbündete Rußlands unv der Freund Englands, und es wird beiden gegenüber seine Pflichten immer treu erfüllen. Alle für Rußland unangenehmen Handlungen machen in Paris einen schlechten Eindruck. Die Beredsamkeit des Königs von Schweden hat vielleicht dieser Grundwahrheit nicht in entsprechender Weise Rechnung getragen." Wenn man auch den „TempS" nicht als die Stimme Frankreichs aujfassen darf, so ist diese PreßauSlassung doch unzweifelhaft ein Be weis, mit welcher Gereiztheit man in einflußreichen Pariser Kreisen die einfachste politische Betätigung Deutschlands verfolgt. Eine Verhetzung ohnegleichen bedeutet es, wenn Schweden angesounen wird, es stelle sich mit dem Besuch seines Königs in Berlin unter den Schutz des deutschen Schwertes. Es gibt nichts natürlicheres als eine Anlehnung Schwedens an Deutschland. Die Gegnerschaft Schwedens zu Rußland ist uralt, bat Rußland doch nach und nach Schweden soweit zurückgedrängt, daß es jetzt nur noch zu den Mittelstaaten gehört, die keine entscheidende Stimme im Völkerkonzert mehr haben. Das Vorgehen Rußlands in Finnland, die Russisizierung der dortigen Finnen und Schweden hat Feuilleton. Ein Dichter hat behauptet, daß die Welt ein Narrenhaus sei, und ich glaube, etwas Wahreres ist noch nie gesagt worden. Rosegger. * Das Pantheon rrnS seine Geschichte. Eine Studie zum 4. Juni. Von Dr. Friedrich Groß. Morgen wird Paris ein merkwürdiges Schauspiel erleben. In feierlichem Aufzuge werden die Ucberreste Emile Zolas in das Pantheon gebracht und dort in den Gruftgewölben beigcsetzt werden. Aber das merk- würdigste an diesem Vorgänge bleibt doch der Umstand, daß ein Teil der Bevölkerung in dieser Huldigung einen Triumph der Gerechtigkeit sieht, ein anderer aber ein bloßes Parteimanövcr, daß die einen das Pantheon in Wahrheit für den rechten Ruheplatz der Asche Zolas erachten, die andern aber keineswegs geneigt sind, ihn Frankreichs großen Männern beizu zählen. ES ist wunderlich: das Pariser Pantheon hat nie zu einem Nationalheiligtume in dem Sinne werden wollen, wie es wohl ursprüng- lich gedacht war. Die großen inneren Zerwürfnisse der neueren franzö sischen Gejchichtc, die scharfen Gegensätze der Geister spiegeln sich in seiner Geschichte deutlich wider und bringen in diese Geschichte einen seltsamen Zug der Veränderlichkeit. Sie ist interessant genug, diese Geschichte des Pantheons. Auf dem linken Ufer der Seine erhebt sich zu einer Höhe von etwa 60 Metern ein Berg, den man annäherungsweise mit der Erhöhung des Montmartre auf dem andern Flußufcr vergleichen kann. Das ist^dcr .Mont de Paris" oder, wie er bald heißen sollte, der .Mont Ste. Genevisve". Die frühe Geschichte dieses Hügels hat der Bibliothekar an der städtischen Bibliothek von Paris, Marcel PoSte, in seinen Vorlesungen über die Kindheit von Paris, die inzwischen auch in Buchform erschienen sind („L'Enfance de Paris" bei Armand Colin), anziehend geschildert. Nach dieser Seite dehnte sich zuerst die wachsende Stadt aus, als sie sich über die Grenzen der Seine-Insel hinauswagte, und der „Pariser Berg" blickte bereits auf ein entstehendes Stadtviertel, als noch die rechte Fluß seite ganz von Sümpfen und Wäldern bedeckt war. Am Abhange dieses Berges dürften auch die ersten Pariser Weinpflanzungcn zu suchen sein, lon denen Julian der Abtrünnige in seiner Schilderung von Paris spricht. Bald aber erklommen die Baulichkeiten der Stadt die Höhe selbst. Als das Christentum im Frankenreiche gesiegt hatte, erhob sich auf dem Gipfel de» Hügel» die Basilika der heiligen Apostel, die König Chlodwig und sein» Frau Klotilde errichtet und in der sic selbst ihre letzte Ruhestätte gefunden im Königreich Schweden immer lebhafte Anteilnahme gefunden. In neuester Zeit erst die Affäre mit den Alandsinseln, in der Rußland trotz aller Ableugnungen pure Gewaltpolitik betreibt, mußte in Schweden das Mißtrauen gegen Rußland stärken, das natürlich in dem minder warmen Ton bei dem Besuch des Schwedenlönigs in Petersburg zum Ausdruck kam. Daß Schweden, trotz seiner klugen Fügung ins Unvermeidliche, die Losreißung Norwegens, ferner seine Nichtherbeiziehung bei der Neutrali sierung dieses Landes nicht so schnell verwunden hat, ist allverständlich. Will Schweden gegenüber Rußland und den unter englischem Einfluß stehenden Königreichen Dänemark und Norwegen seine politische Unab hängigkeit bewahren, muß eS einen Anschluß an Deutschland suchen. Wie richtig diese Politik ist, geht gerade am besten daraus hervor, daß sie von Frankreich aus so scharf bekämpft wird, wo man oie skandinavischen Länder als natürliche und willkommene Ergänzung im Einschließungsring gegen Deutschland betrachtet. Der „Temps" scheint sich in der neuen Entente mit England, der neu bekräftigten klingenden Freundschaft mit Rußland so wohl zu fühlen, daß er ganz das Augenmaß für die gegenwärtige politische Bedeutung Frankreichs verloren hat, daö weder in Schweden, noch sonst wo in der Welt mehr ein entscheidendes Machtwort zu sprechen hat. Direkte oder indirekte Stenern. Vor zwei Monaten noch war man im Reichsschatzamt nicht gewillt, an die Scheidung von direkten und indirekten Steuern bei der Kom ponierung des neuen Steuerbuketts sich zu kehren. Aber es kann sein, daß bei den Verhandlungen mit den Einzclstaaten sich Einflüsse im entgegengesetzten Sinne geltend gemacht haben. Wie es denn auch Tatsache ist, daß vom Reichsschatzamt auch Gutachten über Steuer reformen, die wie die Mühlenumsatzsteuer bei den Agrariern sich be sonderer Beliebtheit erfreuen, eingesordert worden sind. Was vom ReichSschatzsekretär geplant wird, wissen wir nicht. Wird Wohl auch im einzelnen schwerlich schon feststehen. Gerade um deswillen aber scheint uns ein Wort der Mahnung noch am Platz. Fürst Bülow soll im Frühling einem Parlamentarier, der ihn behutsam auf die Schwierig keiten hiuwies, die der Lösung der Neichsfinanzreform sich entgegen türmen würden, geantwortet haben, die Rcichsfinanzresorm sei eine so große nationale Aufgabe, die müsse einfach gelöst werden. Das ist im Kern unzweifelhaft richtig. Nur soll man nicht glauben, daß das auf dem beliebten Wege des Flick- und Stückwerks, bei rem man ängstlich allem auswich, was potenten und stimmbegabten Gruppen wider den Strick ging, noch einmal möglich sein würde. Man kann noch so viel von der Gerechtigkeit und Billigkeit der in direkten Steuern erzählen — die Massen werden davon nicht überzeugt. Und der Abgeordnete, der einmal in einer Wäblerversammlung den Versuch machte, sich nur für Branntwein-, Bier- und TabaksteuererhLhung zu begeistern, würde ein gar betrübliches Fiasko erleben. Dem muß jetzt, wo wir doch daran gehen wollen, unsere Finanzgebahrung endlich einmal zu sanieren, die Reichsfinanzcn für länger als nur zwei oder drei flüchtige Winter auf neue und gefestete Grundlagen zu stellen, Rechnung getragen werden. Ist die Vermögenssteuer nicht zu erhalten, dann muß man's eben mit der Deszendentensteuer versuchen. Aber irgendwie müssen auch die wohlhabenden Schichten direkt und vor aller Welt herange zogen werden. Das Volk muß sehen, daß auch die auf des Lebens sogenannter Sonnenseite wandeln, Opfer zu bringen verstehen; daß sie sie gerne bringen und das Wohl des Ganzen ihnen allezeit teurer ist als die Sorge um den eigenen Geldbeutel. Dann, aber auch nur dann wird eS sich willig finden, den Teil der Lasten, der ihm bei dieser Reichsfinanzreform zufällt — es ist ohnehin der größere — auf seine haben. Aber dieser Kirche war noch weit höherer Ruhm beschicken. Noch im sechsten Jahrhundert ward in dieses Gotteshaus der Leichnam der heiligen Genoveva übertragen, durch die cs weit über die Grenzen der Stadt, ja des Landes hinaus berühmt wurde. Von ihr empfing cs seinen Namen, der dann bald auch auf den Hügel selbst überging, und es ward binnen kurzem stadt- und landknndig, daß am Grabe der heiligen Genoveva sich Wunder ereigneten. Insbesondere war es durch die Heilung von Fieberkranken berühmt. Ihren Ruhm hat die Kirche der heiligen Genoveva auf dem Berge all die Jahrhunderte hindurch bewahrt, aber vor dem allmählichen Verfalle konnte er sie nicht behüten. Ja, im Jahre 1657 war sie sogar von den Stiftsherren verlassen. Da geschah cs, daß Ludwig XV. durch den Ein- griff der Schutzpatronin von Paris von schwerer Krankheit genas, und daraufhin faßte er den Entschluß, die verfallende Kirche der Heiligen von Grund auf neu zu errichten. Das sind die Anfänge des Pantheons, wie wir es heute kennen; cs war der heute in der Krypta des Pantheons bei gesetzte Baumeister Soufflot, der den pompösen Plan für die neue Staats kirche der heiligen Genoveva entwarf. In allem Wesentlichen ist dieser Plan dann auch zur Durchführung gelangt. Freilich ging der Bau langsam vor sich, und als er so ziemlich beendet war, da lag nicht allein Ludwig XV. schon unter der Erde, sondern eS waren auch bereits die Tage des franzö sischen Königtums gezählt, und die konstituierende Nationalversammlung beschloß im Jahre 1791, das noch nicht gänzlich vollendete Bauwerk seiner kirchlichen Bestimmung zu entziehen und dem Gedächtnisse der großen Männer der französischen Nation zu widmen. Der Name „Pantheon" selbst erschien erst etwas später. Lange dauerte aber die neue Bestimmung nicht. Schon 1806 gab Napoleon die Kirche dem katholischen Gottesdienste zurück, wobei er indes die unterirdischen Gewölbe für die Bei setzung großer Männer vorbehielt. Also, wie man sieht, ein Kom. promitz. Es beginnt nun mit diesen« Gebäude sozusagen ein Spiel der wechselnden Regierungen, das für die moderne Geschickte Frankreichs sehr bezeichnend, aber im Grunde genommen wenig würdig und fast etwas lächerlich ist. Die Restauration zunächst zog auch Napoleons Vor behalt hinsichtlich der Krypta zurück, mit der einzigen Ausnahme, daß sie den Architekten Soufflot dort beisetzen ließ. Die heilige Genoveva hatte also ihr Heiligtum uneingeschränkt wieder — aber nur für ein halbes Menschenalter. Denn die Julirevolution entkirchlichte die Kirche wieder — sogar in dem Grade, daß sie selbst das die Kuppel bekrönende Kreuz kassierte. Dann kam Napoleon IFI. und gab sie wieder dem Kultus zurück, dann die dritte Republik, die im Mai 1885 dem Kultus wieder ein Ende machte und das Pantheon ausschließlich zur Begräbnisstätte der großen Franzosen bestimmte. Wie lange diese Bestimmung dauert und welches die nächste sein wird, das ruht noch im dunklen Schoße der Geschichte. Wie man sieht, ist die Geschichte des französischen NationalhciligtumS seit 100 Jahren nichts weniger als weihevoll zu nennen. Und wenn wir weiter nnS nun einmal die Männer vergegenwärtigen, die hier zur rühm, reichen Ruhe bcigeseht worden sind, so werden wir auch manchen peinlichen Schultern zu nehmen. So kann die kommende Reichsfinanzreform unter Umständen auch volkserzieherisch wirken, aber nur, wenn die konserva tiven und agrarischen Schichten, dem Patriotismus des Wortes, der ja in erfreulicher Menge vorhanden zu fein pflegt, auch den der Tat folgen lassen. Deutsches Reich. Leipzig, 3. Juni. * Verband Sächsischer Industrieller. In der am 1. Juni d. I. stattgehabten Gesamtvorftandssitzung des Verbandes Sächsischer Indu strieller erfolgte die Aufnahme von 125 Fabrik betrieben, welche seit der letzten Vorstandssitzung dem Verbände Sächsischer Industrieller neu beigetreten sind. * Gesellschaft des Verbandes Sächsischer Industrieller zur Ent schädigung bet Arbeitseinstellungen. In der diesjährigen Ausschuß- sitzung wurde von Direktor Grützner-Deuben berichtet, daß die Gesell schaft gegenwärtig als Mitglieder 1102 Fabrikbetriebe mit 94 000 Arbeitern bei 90 Millionen Jahreslohnsumme umsaßt. Es ist im vergangenen Jahre möglich gewesen, 18 Streiks zu ver hüten, während für 58 ausgebrochene Streiks ein Betrag von 63 824,44 Mark zu gewähren war. Die aus Anlaß der Erwerbung der Rechtsfähigkeit sich erforderlich machenden, vom Vor stand vorgeschlagenen Abänderungen der Satzungen wurden genehmigt. Die Berufung einer Firma, welcher vom Vorstand die Entschädigung verweigert wurde, weil sie bei Gelegenheit eines Streiks gegenüber den anderen ebenfalls von Streik betroffenen Mitgliedern unkollegial ge handelt hatte, wurde verworfen. — Die diesjährige Generalversammlung der Gesellschaft wird Donnerstag, den 25. Juni d. I., im Hotel Bristol in Dresden stattfinden. * * Taö Gesetz über den Versicherungsvertrag ist nunmehr vom Kaiser vollzogen, so daß die Veröffentlichung alsbald erwartet werden darf. Das neue Gesetz bildet neben dem Bürgerlichen Gesetzbuch und dem neuen Handelsgesetzbuch das bedeutsamste Gesetzgebungswerk, welches in den letzten zwanzig Jahren auf bürgerlichem Rechtsgebiete vollendet ward. Cs bringt den Ab schluß der umfassenden Reform des bürgerlichen Reckts, die durch das Bürgerliche Gesetzbuch begonnen wurde. Aber auch wirtschaftlich ist eS von höchster Bedeutung. Es regelt ein heitlich für das große GesckästSgebiet des Deutschen Reiches die Vertrags beziehungen zwischen den Versicherungsgesellschaften und dem Publi'um, Vertragsbeziehungen, die Milliarden Mark von Vermögenswerten zum Gegenstände haben. Außerdem aber hat es den Anstoß gegeben zu einer gesunden Neuordnung in den landeS- oder provinzialrechtlichen Versiche rungsanstalten, die namentlich der Feuerversicherung ihre Tätigkeit widmen. Unter den großen Staaten kommt Deutschland das Verdienst zu, den schwierigen Rechtsstoff zum ersten Male in einem modern redigierten Gesetze zusammengesaßl zu haben. — Das Gesetz soll am 1. Januar 1910 in Kraft treten. Der Termin ist so weit binausgeschoben, um in den einzelnen Bundesstaaten Spielraum für die Ausführungsbestimmungen zu gewähren, an die sich noch manche schwere Aufgaben knüpfen werden. Voraussichtlich wird sich daher demnächst nicht nur in den Ministerien der einzelnen Bundesstaaten, sondern auch in den BureauS der großen Versicherungs unternehmungen eine lebhafte Tätigkeit entfalten. Nebenher gebt dann noch die Umarbeitung der Geschäftseinrichtungen in den schon erwähnten Versicherungsanstalten, da auch diese nach den im Reichstag abgegebenen Erklärungen bis zum Jahre 1910 eine dem neuen Reicksgeietz entsprechende Umgestaltung vollzogen haben sollen. * Zur Bankcnqucte. Die Gesamtkommission beendigte am 27. v. M. die Vernehmung der Sachverständigen, die zu den Fragen, betreffend den Goldbezug aus dem Auslande sowie den Goldabfluß dahin, Vic Verstärkung des Barvorrats der Reichsbank aus dem In- Zug ähnlicher Art wahrnehmen. Der erste nämlich, der nach der neuen Bestimmung der Gcnovevakirche zum Pantheon hier beigesetzt wurde — es war wirklich ein großer Mann: es war Mirabeau. Am 4. April 1791 wurde seine Leiche in höchst feierlichem Zuge zum Pantheon geleitet. Aber schon zwei Jahre später klagte Marie Joseph Chenier auf der Parlaments, tribüne ihn, weil sein Einverständnis mit Ludwig XVI-, dem „Tyrannen", nachgewicscn worden war, als einen Verräter an, und er setzte durch, daß Mirabeaus Sarg aus dem Pantheon entfernt und dafür die Reste des „Volksfreundes" Marat dorthin übergcführt wurden. Man kann sich vor. stellen, daß diese Zeremonie einigermaßen grotesk war. Es erschien ein Huissicr des Konvents, verlas dessen Dekret, und die Polizei führte sodann den Tausch der großen Männer aus. Voltaire kam als der nächste ins Pantheon; zwölf prächtige Schimmel führten die Leiche des alten Spötters zu seiner Ruhmesstätte. Nach einiger Zeit folgte ihm auch sein Zeitgenosse und Antipode Rousseau. Aber weder Voltaires noch Rousseaus Asche werden heute wirklich im Pantheon aufbewahrt, und man mutz es cm wahrhaft groteskes Geschick nennen, daß die beiden Größten, die ins Pantheon gekommen sind, ihm wieder — abhanden gekommen sind. Denn es scheint zweifellos, daß ihre Ucberreste in den Tagen der Restauration heimlich entführt und irgendwo außerhalb von Paris in einen Graben ge. warfen worden sind. Aber ihre Prunksärgc blieben stehen, gleich als ob sic nach wie vor die Ueberrcste bärgen. Es ist im übrigen eine sehr gemischte Gesellschaft, die hier Platz gefunden hat. In den Tagen Napoleons I. waren es vor allem seine Generale, die er unter Soufflots Kuppel bcisctzen ließ. 39 Särge wan. derten damals im ganzen in die Gruftgcwölbc des Pantheons. Erst unter Louis Philipp kamen dann neue „Grützen" zu den alten, aber sehr groß waren diese Größen nicht, und die bekannteste darunter ist Wohl Benjamin Constant. Die dritte Republik hatte dann mit außerordentlichem Pomp Viktor Hugo ins Pantheon übergcführt, und auch der von Mördcrhand gefallene Präsident Carnot hat hier seine letzte Ruhe gefunden. Und nun sollen Zola und Gambetta ihnen folgen. Merkwürdige Zusammen- stcllungen, merkwürdige Wechsel . . . Werfen lvir nun einen Blick auf das Pantheon, wie cs heute ist. Wir verlassen die schattigen, von Ammen. Soldaten. Studenten und Studenten, liebchen gewöhnlich bevölkerten Alleen des Lurcmbourg-GartenS und wenden uns, den Boulevard „Michc" kreuzend, in die breite Avenue Soufflot. Da erhebt sich denn, als Stratzcnabschlutz wirkungsvoll auf. gebaut, der mächtige Bau, ein imponierendes Bild — sagen wir nur gleich: das beste Bild, das man von dem Ge bäude überhaupt empfängt. Vom Gipfel des kleinen Hügels aufstcigcud, schwingt sich der Bau kühn zu der hohen Kuppel empor. Indem man sich nun aber langsam dem Bau nähert, wird man mehr und mehr von dem eigentümlichen EiShauckc berührt, der dies ganze Gebäude umwittert. Ja, cs ist ein frostiges Bauwerk, dies Gebäude des Klassizismus. Nickt fehlerhaft just, vielmehr sehr nach der Regel — aber viel zu viel Regel. Man hat dem Pantheon in Rom so manchen Fehler nachgcwicsen, und
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite