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Vaterländisches. — Am 10. August als am 20. p. Trin. feierte der Zweigvereiu der Gustav-Adolph-Stiftung zu Wilsdruff Nachmittags 2 Uhr in der Kirche daselbst mit Predigt und Bericht sein Jahresfest; es hatten sich zu demselben auswärtige Geistliche und Gäste, der hiesige Kirchenvorstand und Stadtrath und sonstige Freunde des Gustav- Adolph-Vereins zunächst in der Pfarre eingefunden, um sich von dort aus unter dem Geläute der Glocken in festlichem Zuge in das reich geschmückte Gotteshaus zu begeben. Nachdem sich die Festgemeinde durch einen Chorgesang und den gemeinsamen Gesang des Liedes „Ein' feste Burg ist unser Gott" erbaut hatte, betrat Herr Archidia- konus Kirsten aus Döbeln die Kanzel; er hatte zum Text seiner Predigt: I. Kön. 19, 4—8 gewählt, welcher von der Speisung Eliae durch den Engel des Herrn erzählt, indem er auf Grund dessen das Thema: Der Gustav-Adolph-Verein soll Engelsdienste thun an den verschmachtenden Glaubenszeugen in der Wüste, behandelte und 1) die Bedrüngniß, die sich ihm darbietet und 2) die Wegstärkung, die er darbietet, schilderte. Bei Hinweis auf die Noth und Verfolgung, welche die evangelischen Glaubensgenossen in der Fremde von Seiten der römisch- katholischen Kirche bis auf den heutigen Tag zu tragen haben, zeigte der Prediger, wie sehr dieselben nach der lautern unverfälschten Pre digt des Evangelii unseres Heilandes sich sehnten und wie der Gustav- Adolph-Verein es sei, der diesen ihren Hunger und Durst nach der reinen Wahrheit zu stillen und sie vor der Gefahr und Versuchung zu bewahren suche, in die Irrlehren der römisch-katholischen Kirche zu verfallen, und wie wiederum jeder evangelische Christ es als eine heilige Pflicht betrachten müsse, mit der Thal den Verein zu unterstützen. Der Herr Berichterstatter Pastor Winter aus Röhrsdorf wies darauf hin, daß die evangelische Kirche vor nunmehr 350 Jahren die Augs- burgsche Confessio» und vor 300 Jahren die Cvnevrdicnformel zu ihren grundlegenden Bekenntnissen gemacht habe, und daß namentlich der sächs. Chursürst Johann der Beständige es gewesen sei, dessen Festigkeit, Frömmigkeit und Glanbensmuth sie viel verdanke. Blutig und grausam seien die Evangelischen in allen civilisirten Ländern durch Rom verfolgt worden, ließ doch der Papst, als man in Frankreich am 24. August 1572 in der Bartholomäus-Nacht 20,000, ja Manche sagen bis zu l00,000 evangelische Christen niedergemetzelt hatte, zum Andenken dessen eine Denkmünze prägen, zu Rom alle Glocken läuten und ein Tockeum singen; viel anfgegangcne Keime evangelischen Lebens seien durch Papst und Inquisition vernichtet worden, aber es sei im Reich Gottes so wie im Frühling; nicht alle Keime und Blüthen kommen zur Reife, der Herr läßt Trübsal kommen auch über seine Kirche, damit sie dadurch bewähret werde, wie ja doch ein jeder einzelner Christ durch viel Trübsal muß ins Reich Gottes kommen. Was aber aus der Zeit der Reformation evangelisch geblieben ist, das sollte heutzutage an der Begeisterung und dem Glanbensmuth der Reformatoren und unserer evangelischen Väter sich wiederum niehr begeistern und dem Gustav-Adolph-Verein helfen, die in allen Landen neu emporkeimende Saat des Evangclii zu bewahren und zu fördern, auf daß das Licht desselben immer mehr scheine, da es noch finster ist. Darum möge ein Jeder zu diesem Zwecke nach Kräften geben. Die Collecte, welche nach dem Gottesdienst an den Kirchthüren für die evangelische Schule in Eger gesammelt wurde, betrug 54 M. Der Herr aber wolle auch dies Fest gesegnet sein lassen, an Allen, die es feierten. Wilsdruff, den 14. October. Unsere Gottesackerfrage hat heute eine gewiß zu Aller Befriedigung günstige Erledigung gefunden. In Anwesenheit des Herrn Amtshauptmann von Bosse und des Herrn Medicinalrath Körner aus Meißen wurde der bis jetzt gewählte Platz nochmals einer Besichtigung resp. Untersuchung unterzogen, schließlich aber vom Pfarrseld ganz abgesehen und anstatt dessen 4 Scheffel Feld von der verw. Jlschner gekauft, welches am Grüudchenweg gelegen ist und sich in jeder Beziehung zur Anlegung eines Gottesackers eignet. Das Kaufsqeschäft ist bereits gültig abgeschlossen und können sonach die Baulichkeiten baldigst beginnen. — Tie am Sonntag über ganz Sachsen ziehenden starken Ge witter haben ebenfalls macherlei Schaden verursacht. An vielen Stellen des Landes hat der Blitz eingeschlagen. So z. B. in Ballendorf bei Grimma, wo im Eidner'schen Gute drei Kühe erschlagen wurden. In Schönbach bei Colditz ward dem Hausbesitzer Kretzschmar durch cinen Blitz das Haar auf dem Kopfe versengt und ihm ein Stück Fleisch aus der Wade gerissen. In Zwickau schlug der Blitz dreimal ein, ohne besondcrn Schaden zu verursachen. In Gautzsch bei Leipzig schlug der Blitz gegen 5 Uhr Nachmittags in die Parochialkirche ein, zersplit terte im Thurmc zwei der stärksten eichenen Batken, fand seinen Weg herab in das Schiff der Kirche, sprang von der Decke in die Orn«- mente, welche die Kanzel und Altarwände bedecken, thcilte sich über der Kanzel und lief an den Seiten derselben nach der Ballustrade, welche den Altarplatz unter derselben umschließt, letztere auf der einen Seite beschädigend, aus der Holzbekleidung der Altarwand Splitter von halber Meterlänge reißend. Auch die Decke der Kirche ist an beiden Längsseiten wie durch Schußöffnungen durchlöchert, der Kalk abgesprengt und die nächste Umgebung der Stellen wie versengt. Merk würdig ist, daß der Blitz im vorigen Jahrhundert einmal die Kirche traf, und zwar an denselben Stellen und an demselben Hauptbalken. Auch in der Lausitz und im Elbthale kamen viele Blitzschläge vor. — Nossen. Eine bedenkliche Wahrnehmung ist die, daß so häufig Brände durch Kinder verursacht werden. So ging jetzt das Wohngebäude und die Scheune des Hausbesitzers Kurth in Wetterwitz in Flammen auf, veranlaßt durch einen 5jährigen Knaben. An dem selben Tage brannte das Scheunen- und Schnppengebäude des Wirth- schaftsbesitzers Biebrach in Dittmannsdorf nieder, wobei sich gleichfalls herausstellte, daß ein Knabe von 5 Vr Jahren das Feuer angelegt hatte. — Das ist Gottes Segen! So tönte es neulich Abends nach dem Berichte des ,,Freib. Anz." von den Lippen eines armen Fami lienvaters, als seine Frau ihu mit „Drillingen" beschenkte. Drei Knaben, gesund und wohlgebildet, erblickten in der Familie des Hilfs weichenstellers I. Erler, wohnhaft Ziegelgasse 80 in Freibergsdorf, das Licht der Welt. Thränen entfielen den Augen der entkräfteten, schwachen Mutter bei dem Anblick der kleinen Weltbürger; doch dürften dies wohl kaum Thränen der Freude gewesen sein, wohl nur Thränen der Bange und Sorge; denn auf eine Vermehrung von „Dreien" war auf keine Weise vorgesehen. Schwer ist übrigens diese rechtliche, brave Familie in der 14jähriaen Ehe schon hcimgesncht worden. 17 Kindern gab die Mutter in dieser Zeit das Leben; hiervon starben 9, wovon vor 2 Jahren 4 in einem Jahre, und zwar 3 in einer Woche in dem Alter van 4 bis 1 Jahre, alle an Diptheritis. Bei solchen Schicksals schlägen heißt es den Kopf aufrecht halten und nicht wanken im Golt- verlrauen. Wünschen wir dem geprüften Elternpaare etliche recht gute Pathen, welche, von dem Himmel mit irdischen Gütern gesegnet, einige kleine Lichtblicke auf die munteren 3 Kleinen fallen lassen könnten. Vermischtes. * Ein Pariser Modewaarengeschäft. Am 4. Octoberwurde, wie mau aus Paris berichtet, in den Grands Magasins du Louvre die Ausstellung axr Herbstmoden eröffnet und trotz des schlechten Wetters wurde dieselbe von mehr als 67,000 Personen besucht. Die Einnahme dieses Modewaarengeschüfts betrug an dem einen Tage 1,428,407 Fr. 35 Cts. Es wurden für 600,000 Fr. seidene Stoffe und für 93,000 Fr. andere Stoffe verkauft. Kirthemmchrichten aus Wilsdruff. Am 21. Trinitatis-Sonntage Vormittags predigt Herr k. vr. ssülil. Holz - Auetion. 30 Meter pqppelne, birkene, eichene und fichtene Scheite, 55 - altes Bauholz, 30 - Zimmerspähne, 30 Stück Abraumhaufen sollen Sonnabend, den IS. Oktober, meistbietend verkauft werden. Beginn der Auction Vormittag S Uhr an der Ritterguts- Schäferei. Nähere Bedingungen vor der Auction. Rittergut Taubenheim. R. 8ebkaxvk, Gärtner. Ei« Hans mit hübschem Gärtchen und 26,<,4 Steuer-Einheiten ist für den festen Preis von 2100 Mk. zu verkaufen. Adressen in die Exped. d. Bl. erbeten. empfiehlt L MLkk Wilsdruff. Umschlagetücher. Bekanntlich größte Auswahl am Platze; verkaufe: "/r I^urnnliitrl»«^, von 4 M. 50 Pfg. an. V«I«»r1ir«l»«r, von 6 M. an. ILüp«»-V«I««r, von 9 M. an. RinSerpluiS« von 2 M. an. IL»ptti»«l»«r von 45 Pfg. an. R«rrv»-Ouel»«n«L von 45 Pfg. an. kein« ^VuII« von 90 Pfg. an. Rvrr«n-ka«I»«i»«« i»r»Il»8«i»> vnn75Pfg. an. Reiner Keiile von 2 M. an. Echt gewirkte I vl»A-kI»LI«8 von 20 M. an. KviüvnstnUv zu »rautkIeiSvru Elle von 1 M. 50 Pfg. an. Wiederverkäufe»: extra Preise. <D. kl Vrvsävu, Altmarkt kio. 11. Den Herren Gemeindevorständen zur Kenntn ß mhme, daß wir die umfangreiche Bekanntmachung und und die dazu nöthigen Paragraphen des Gerichtsverfassungsgesetzes, die Schöffen- und Geschwornenwahl betreffend, als Formulare gedruckt haben und hiermit billigst empfehlen. vis Lxpsckibiou äss ^urtsdlsttss. "Ede am 3. dss. eine FraueuR-ifetafch- gestickt, gezeichnet ü. U. Der ehrliche Finder wrd gebeten, dieselbe gegen Bel-Hnung in der Exped. dieses Blattes abzugeb en.