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— In Plauen i. V. wurde Dienstag früh auf den Dampf schneidemühlenbesitzer Herrn Kießling ein Mordversuch ausgeführt und zwar von einem seinee Arbeiter. Als früh ^7 Uhr Herr Kieß ling in seine Schneidemühle kam, fand er den Bretschneider Beierlein noch mit dem Einölen des Getriebes beschäftigt, was derselbe nach seiner Anweisung vor Beginn der Arbeit zu thun hat. Hierüber setzle ihn Herr Kießling zur Rede und entfernte sich. Nachdem er das Etablissement verlassen, äußerte Beierlein: „Wenn der Hund wieder 'rein kommt, schlag' ich ihn todt!" ergriff ein Beil und legte es sich zurecht. Etwa nach V» Stunde kam Herr Kießling wieder in den Saal und ging an dem Beierlein vorüber. In demselben Augen blick sprang Beierlein auf eine Hobelbank und führte von hier aus einen Hieb mit dem scharfen Beile nach dem Kopfe des Herriutreteu- den. Kießling parirte den Hieb mit dem Arme, doch rutschte das Beil ab und verwundete ihn noch am Hinterkopse und Halse. Die Verwundungen bestehen glücklicherweise nur in klaffenden Fleischwun- den. Kießling entfernte sich sogleich, währenddem ihm Beienem noch nachrief: „Wenn ich das gewußt, hätte ich eine größere Hacke ge nommen." Beierlein stellte sich sodann aber der Polizei selbst; er ist verheirathet und wegen Excesses schon wiederholt bestraft — Roßwein. Vor einigen Tagen sprengte in wildem Galopp ein Hengst über den Markt gerade auf einen zehnjährigen Knaben zu, welcher in seiner Angst in einen offenen Laden flüchtete. Himer ihm drein stürzte aber auch das wilde Pferd. In der Thüre trat es den Knaben nieder und setzte nun mit den Vorderfüßen über den Laden tisch. Darauf begann es mit den Hufen auszuschlagen und verwan delte eine Menge Porzellan, Galanteriewaaren, Thermometer, Baro meter rc. in Scherben. Als das scheue Thier ruhiger geworden, ge lang es, dasselbe zu fesseln und zu entfernen. — Am 19. d. begann das Fischen des großen Teiches in Groß hartmannsdorf, wobei Karpfen zu 10, 12 und noch mehr Pfund und Hechte von 15, 18 bis 20 Pfund sichtbar wnrden. Wie groß der Fischreichthum sich entfaltete, kann man daraus ermessen, daß vor acht Jahren angeblich 6000 Karpfen, also 100 Schock, dem Teiche übergeben wurden. Das Pfund Karpfen wird zu 70, das Pfund Hecht zu 50 Pfennige verkauft. — Die Folgen des zu Ende gehenden Lehrermangels machen sich an einzelnen Orten bereits insofern bemerklich, als man neu anzustellcn- den Lehrern nicht mehr denselben Gehalt bewilligt, wie vor wenig Jahren. So hat z. B. der Schulausschuß zu Oschatz beschlossen, die anzustellenden Hilfslehrer nicht mehr mit 1200, sondern nur mit 900 Mark zu besolden. Der erste Hilfslehrer dieser Aera trat den 1. d. M. an. Vermischtes. * Es ist sehr heilsam, wenn das Fälschen theurer zu stehen kommt als die Ehrlichkeit, wie folgender Fall zeigt. Der Weinhändler Salzmann in Sigolsheim ist vom Schöffengericht wegen Weinfälschnng zu 400 Mk. Geldstrafe, zur Ausgießung von 800 Hektoliter Wein und zu den Gerichtskosten verurtheilt worden. Der dickste Theil kommt aber nach. Der Weinhäudler hatte 800 Hektoliter Naturwein in seinen ! Keller gelegt, dieser ist nicht mehr vorhanden. Die Steuerbehörde verlangt für den Hektoliter 3 Mark und als Strafe den 10fachenBe- trag, was in runder Summe 24,000 Mark macht. * Eine sehr energische, aber auch verdiente Strafe wurde seilen der Strafkammer des Landgerichts in Meiningen in voriger Woche dem Mühleubesitzer Christoph Luck von Hergtes Voigtei zu theil. Lock hat erwiesenermaßeu unter das von ihm gemahlene und verkaufte Mehl 13 — 36 Proz. Schwerspath gemischt. Der Genuß solchen ver fälschten Mehles ist selbstverständlich der Gesundheit äußerst nachtheilig, ganz abgesehen von dem gemeinen Eigennutz, der in solcher Handlungs- s weise liegt. Der Gerichtshof schloß denn auch alle mildernden Um stände aus und verurcheilte den betrügerischen Müller zu 18 Monate» Gefanguiß, 600 M. Geldstrafe, eventuell zu 2 weiteren Monaten Gc- säugmß, und Tragung der Kosten. * Durchgegangen. Der bei der Hamburg er Vereinsbank a»' gestellt gewe-ene Kommis Haarburger ist unter Mitnahme vo» 516,000 Mark flüchtig geworden. * In Hamburg haben auch die Spitzbuben Manier und sW Humor. Einer trat Abends in den hell erleuchteten Laden des Uhr machers Jarnicand und fand, daß der Meister auf seinem Stuhle eingenickt war. Der Teufel traue aber! Er sagte: Guten Abend! Herr Jarnieaud rührte sich nicht, und der Spitzbube packte zwanzig der b sten Uhren ein. Auf der Schwelle drehte er sich noch einn^ lustig um und rief: Gitten Abend, Herr Jarnieaud! — Der MeM schlief weiter. Da nieste er gewaltig und nun wachte der Uhrmacher auf und rief: Prosit! — Danke schön, antwortete der Freikäuferund verschwand. — Seitdem ruft Jedermann in Hamburg: Prosit, Herr Jarnieaud, wie man sonst gerufen hat: Guten Morgen, Herr Fischer! * Wie vorsichtig man im Genüsse roher Eier sein muß, da- lehrt folgender, aus Tempelburg der „N. Stett.-Ztg." mitgetheM Fall. Es ist dort kürzlich vorgekommen, daß eine dem dortigen Rentier Herrn Urke gehörige Henne, welche sonst ganz gesund ist, ein Ei gelegt hat, welches einen bandartigen, 4 Zoll langen Wurm barg. Derselbe hatte einen ausgebildeten Schwanz und einen spitzen Kopf, sowie eine» schwarzen, deutlich bemerkbaren Punkt an Letzterem. Der dortige Arzh Herr 4>r. Schulz, der den Wurm untersuchte, hat sich dahin ausgespr"' chen, daß derselbe eine Art Flachwurm sei und daß sich annehiur» lasse, daß dieser Wurm, wenn er lebend von Jemand in einem rB" Ei verschluckt würde, wie solche ja häufig genossen werden, sehr M Folgen haben könne. Jedermann wird daher gut thun, beim GenE roher Eier die größte Vorsicht anzuwenden. Eine ähnliche Geschiß wurde kürzlich aus Süddeutschland berichtet, und zwar halte oamm das Verschlucken des Wurmes allerdings gefährliche Folgen nach s^ ' gezogen. Kirchennachrichten ans Wilsdruff. Am 22. Trinitatis-Sonntage Vormittags predigt Herr k vr. N li. NsUsr 1., Dresden,- (Pragerstr. -i ki 4 u Ut; Ueber 300 Staarbliden geheilt. («Künftk. AW'' Mittwoch, den 3. November d. I., soll die Ver steigerung des König'schen Fährhauses zu Wildberg im Gasthaus daselbst unter den früher bekannt gemach ten Bedingungen stattfinden. Gottlieb Petzold, Ortsrichter in Wildberg. Lla-rtka 2i6§8, LLsi8ssn, HO, empfiehlt ihr mit Neuheiten ausgestattetes Hapisseriegeschäft zur geneigten Berücksichtigung. Bis Weihnachren an Sonntagen Nachmittags geöffnet. Dis von IZSi'ASi' in empüsstlt most ?ur Anfertigung von kocstnungon, Prow-Louranton, üuittungon, Oiroulsrsn, stioforockoinon, Ltiquottsn, örivfköpfon, ladsUvn jeder -Vrt, Formularen, Frachtbriefen, Lmpfeblungvn, 6o- »ebafts- unä ^lirvssksrtvn, BsIIKartvn unck Lintrittsbillvte, Programmen, lakres- Lertiostion, örockuren, Vereinesscstsn, Kolegonbeite-Lssioblvn, örigf-Louvvrts, Lckul- Lsugniesen etc. etc. etc. unä eiostert xromxts unä billige Bedienung ru. alle.- ^rt, vis Bestrsr- unä Beamten-Vereins, Dogen, OasiW stand vr.^tstscstaftst-, Barlehnslca^en-, Vorschuss- unä Orsckit-^' eine, Oesa-ng-Vereine, Banäverlcervsrsins, Bezirks vereine, gervsroins, Ohznosssnscstaftsn etc., erstatten kür istrs UitgstW besonders günsr^s Bezugsbedingungen — Bngros - Preise E lsiostts ^ahlungsvs»8n — meiner ausgezeichneten unä ül>O^ gerühmten Bis verehrst Vorstände, sov-is Mtglmäsr erfahren lästere-- brieflich. W. Weidensümser, Redactton, Druck und Verlag von H. A. Berger in Wilsdruff.