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WockeMM für Nossen, Srebenlehn und die Umgegenden für die Königl. Amtshauptmannschaft zu Meißen, das Königl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff. Vierzigster Jahrgang. Erscheint wöchentlich 2 Mal Dienstag und Freitag.) Abonnementspreis vierteljährlich 1 Mark. Sine einzelne Nummer kostet 10 Pf. Jnseratenannahme Montags u. Donnerstags bis Mittag 12 Uhr. Erscheint wöchentlich 2 Mal (Dienstag und Freitag.) NbonnemcntsprciS vierteljährlich 1 Mark. Eine einzelne Nummer kostet 10 Pf. Jnseratenannahme Montags u. Donnerstag? bis Mittag 12 Uhr. Rr. 14. Freitag, dm 13. Februar 188». Tagcsgcjchichte. Das Beiheft des Marine-Verordnungsblattes enthält einen aus führlichen Bericht über den Untergang des „Großen Kurfürsten" nach den amtlichen Untersuchungsakten. Demselben sind folgende Haupt punkte zu entnehmen: Die gegen die Seebereitschaft des „Kurfürsten" vorgebrachten Bedenken erachtet das Kriegsgericht nicht für durchgrei fend. Die enggeschlvssene Geschwadcrformation in Doppelkiellinie hat zum Zusammenstoß und Untergang wesentlich beigetragen, doch er scheint das Verfahren des Admirals in wesentlich milderem Lichte mit Rücksicht auf die Ausbildung des Panzergeschwaders. Kapitänlieutenant Klausa leitete die Rudergänge des „König Wilhelm" nicht so fest und bestimmt, wie es militärisch und seemännisch nothwendig ist, doch über nahm Klausa die Wache unter den denkbar ungünstigsten Verhältnissen und zwar hinsichtlich des Ausweichens in schwieriger Lage. Ein fal sches Manöver des Grafen Monts auf dem „Großen Kurfürsten" ist Angesichts der widersprechenden Zeugenaussagen nicht als erwiesen an zunehmen. Bezüglich der Frage, ob die Verschlußrolle des „Kurfürsten" vorschriftsmäßig sichergestellt war, ergab die Untersuchung, daß das Verschließen der wasserdichten Thürme niemals praktisch geübt war. Den Einwand des Kommandanten, welcher den auf seinerzeitigen un fertigen Zustand des Schiffes und die beschränkte Zeit hinweist, erachtete d-s Kriegsgericht für durchgreifend. Mit Wahrscheinlichkeit ist anzu nehmen, daß das Zeichen zur Verschlußrolle rechtzeitig zweimal vor und nach dem Zusammenstöße erfolgte. Nach dem Resultat der Untersuchung ist nicht zu verkennen, daß die wasserdichten Verschluß- thüren des Backbordwallganges bei dem Untergange offen waren. Ebenso ist die Behauptung der technischen Sachverständigen nicht an zuzweifeln, daß das Kentern und der Untergang des Schiffes lediglich durch das Offenstehen der Thürcn des Backdordwallganges herbeige führt wurde. Das Kriegsgericht konnte jedoch nicht die Üeberzengung gewinnen, daß aus dem Offenstehen der Thüren ein strafbares Ver schulden des Grafen Monts sich ergebe, da er strikten Befehl zum fortwährenden Verschlusse gegeben habe. Die Stadt Berlin hat jetzt 1,100,000 Einwohner, ohne Militär. Amtlich, aber unter Befragung der Statistiker, die jetzt fo weit sind, daß sie das Gras wachsen hören, wird prophezeit, daß Berlin im Jahre 1899 wenigstens 2,400,000 Einwohner zählen werde. Diese Zukunftsmusik erschreckt die Einen eben so sehr, als sie die Anderen stolz macht. Für die deutschen Münzstätten eröffnet sich in nächster Zeit eine ziemlich große Thätigkeit. Es wird sich, wie die „Trib." meldet, zu nächst um eine umfangreiche Goldausprägung, und zwar von Zehn markstücken handeln, dann aber auch wird die Umprägung der einge zogenen Zwauzigpfennigstücke in Ein- und Zweimarkstücke demnächst ihren Anfang nehmen, im Laufe dieses Jahres indeß nur etwa zur Hälfte des in Aussicht genommenen Betrages zur Ausführung gelangen. AuS Konstantinopel erhielt das „Berl. Tagbl." folgende in teressante Mittheilung: Zu den bereits zahllosen Geschichten von Verschwörungen gegen den Sultan, welche zumeist nur darauf berechnet waren, den Großherrn einzuschüchtern und gewisse Palast- Jntriguen zu fördern, hat sich eine neue gesellt, welche dadurch ihren Vorgängerinnen den Rang abläuft, daß sie thatsächlich unsere offizielle Welt in ernster Weise beschäftigt. Anläßlich des türkischen Neujahrs erschien ein in 50,000 Exemplaren gedruckter Kalender, der um den geringen Preis von nur einem Piaster abgesetzt wurde. Dieser Ka lender enthielt die düstersten Prophezeihungen betreffs des Sultans, seiner Günstlinge, seiner Minister und einiger Mitglieder des hohen Klerus, darunter in erster Reihe der Scheikh der Sophien-Moschee. Kaum hatte dieser Kalender seinen Weg in die Massen gesunden, wurde dem Polizei-Minister ein Exemplar überbracht, welcher mit demselben sofort zum Minister-Präsidenten eilte. Said Pascha berief unverweilt ein Minister-Konseil zusammen, und der Inhalt des Kalenders bildete den alleinigen Gegenstand der Berathung. In unseren Regierungs kreisen, wie auch in den Kreisen der hier beglaubigten Diplomaten ver hehlt man sich heute keineswegs mehr, daß die Prophezeihungen dieses harmlos auftretenden Kalenders fehr ernst zu nehme» sind. Man ist sich darüber klar, daß diese Prophezeihungen über das künftige Schick sal des Sultans, der von ihm eingesetzten Machthaber und seiner Kre aturen sich auf den Operationsplan einer geheimen Gesellschaft stützen, deren Fäden weit über die Grenzen des ottomanischen Reiches hinäus- ragen und welche ungefähr sich dasselbe Ziel gesteckt haben dürfte, dessen Erreichung der Nihilismus in Rußland, die Internationale in Europa anstrebt. Trotz Aufgebotes aller Kunstkniffe, trotz aller Bestechungs versuche ist es der Polizei bis jetzt nicht gelungen, weder den Verfasser noch den geheimen Drucker des Kalenders auszusorfchen. Den besten Beweis für die Bedeutung dieses Kalenders liefert die Thatsache, daß noch zu erhaschende Exemplare mit 100 Piastern bezahlt wurden. Konstantinopel, 10. Februar. Am Sonntag hat sich in Bei kos (Ortschaft am Bosporus) ein sehr großer Unglücksfall ereignet, indem eine Kaserne einstürzte, wodurch 200 Soldaten und Offi ziere getödtet, 300 verwundet wurden. U Das „Neue Wiener Tageblatt" bringt aus Rom einen Brief, worin berichtet wird, Königin Margarita, welche seit dem Neapler Attentat Physisch leidend ist, sei nunmehr auch geistig schwer erkrankt und leide an Verfolgungswahn ganz wie die Kaiserin Charlotte. Si- ziehe sich furchtsam von den Ihrigen zurück und wähnt ihr Leben von ihnen bedroht. Sie hat Momente völliger Geistesstörung. Neulich wollte sie durchaus in den Senat, um dort eine Rede über die Mahl steuer zu halten. Beim Abendessen spritzte sie den Hofdamen Suppe ins Gesicht und versicherte es sei Weihwasser. Der Zustand flößt den Aerzten schweres Bedenken ein. Während sich das weite Czarenreich rüstet, in allen Städten und Städtchen das fünfundzwanzigjährige Herrscher-Jubiläum des Kaisers Alexander am 2. März d. I. festlich zu begehen, ist im Winterpalais des Czaren jede Möglichkeit ausgeschlossen, den denk würdigen Tag mit lautem Jubel zu feiern, denn der Tod droht seinen Einzug in die Gemächer der Kaiserin zu halten. Wie aus Petersburg halbosfiziel telegraphirt wird, glaubt die „Agencc Russe" zu wissen, daß der Gesundheitszustand der Kaiserin es nicht gestatten werde, daß — wie beabsichtigt — fremde Prinzen zur Begehung des Negierungs jubiläums des Kaisers in Petersburg einträfen. Es würden unter den obwaltenden Verhältnissen nur der Bruder der Kaiserin, Prinz Alexan der von Hessen, mit zwei Söhnen, von denen einer der Fürst von Bulgarien ist, in Petersburg erwartet. Soweit die Petersburger Agence. Ein Wiener Privattelegramm bestätigt dies niit der Ergänzung, daß der Erzherzog Albrecht, welcher zum Jubiläum des Czaren nach Petersburg sich begeben sollte, dies aufgegeben und zu längerem Auf enthalt nach Süd-Tirol abgereist ist. Paris, 9. Februar. Die Exkaiserin Eugenie reist am 25. März nach dem Zululand, wo sie am I. Juni ankommt. Die Kaiserin will den Todestag des Prinzen an dem Orte, wo er gefallen ist, zu- bringen. — Die Zahl der bei Argenteuil Verunglückten beträgt nach genauer Aufnahme im Ganzen 138, davon wurden 22 Todte und 116 Verwundete auf dem Platze gesunden. Unter den letzteren befinden sich viele, welche, wie Graf de Drivnville und der Bankier Leclerc, schwer lich wieder aufkommcn. Ein Roberts'sches Telegramm meldet zur Lage in Afghanistan: „Bis zum 12. v. M. wurden ungefähr 73 Personen hingerichtet, da runter der Cyti Kotwal (städtische Polizeirichter) und 6 andere Männer wegen Verstümmelung der Leichen von Offizieren der Gesandtschaft, 17 deswegen, weil sie Eskorten angegriffen hatten und sich im Besitz von Eigenthumsgegcnständen der Gesandtschaft befanden, und 49 für erwiesene Mordthaten an Nachzüglern und Betheiligung an dem An griff auf die Gesandtschaft. Seit dem 12. November wurden 9 hinge« richtet, nachdem sie des Angriffs auf die Gesandtschaft überführt worden und bis zum 15. Dezember wurden 15 weitere Verbrecher zum Tode vcrurthcilt, weil sie der Ermordung verwundeter Soldaten für schuldig befunden worden und auch in den Angriff auf die Gesandtschaft ver wickelt waren. Das Verfahren der englischen Militärbehörden in Afghanistan, welche diejenigen erschießen, die ihr Vaterland zu vertheidigen suchen, hat eine große Anzahl einflußreicher Engländer veranlaßt, ein Schreiben an den Premierminister Lord Beaconsfield zu richten, worin sie diese Maßregeln als völkerrechtswidrig und einer civilisirten Nation unwür dig verdammen und eine sofortige Abstellung fordern. — Dazu kommen die Hungerberichte aus Irland. Die Hilfskomitees, welche sich gebildet haben, sehen sich genöthigt, die Mildthätigkeit aller Nationen zur Un terstützung der hungerleidenden Irländer aufzurufen. Die Mittel, welche der Staat zur Verfügung stellt, sind der allgemeinen Noth gegen über unzureichend; die Privatwohlthätigkeit muß aufs Höchste gespannt werden, um dem Massenelend insoweit zu steuern, daß nicht Tausende dem Hungertode verfallen. Eine „große" Nachricht kommt aus London, eine Nachricht, die, wenn sie sich bestätigen sollte, in Petersburg außerordentliches Auf sehen erregen dürfte. Man erinnert sich, daß Rußland im Begriff steht, Merw und Balkh zu besetzen. England dagegen drohte schon früher damit, fodann Herat und Kandahar gänzlich zu annektiren. Jetzt meldet die „Times", der englische Gesandte in Teheran sei instru- irt worden, die persische Regierung zu benachrichtigen, daß England sie der Verpflichtung aus dem Vertrage von 1857, Herat nicht in Be sitz zu nehmen, entbinde. Bestätigt sich diese Meldung, dann darf man daraus wohl mit Recht auf den Abschluß eines persisch-englischen Bündnisses schließen, dessen Spitze sich gegen die russischen Expeditionen in Zentralasien richtet, welche im Frühling dieses Jahres unternommen werden sollen. Madrid, 10. Februar. Der des Attentats auf den König von Spanien angeklagte Meuchelmörder Otero, welcher gestern in erster Instanz zum'Tode verurtheilt wurde, wird heute den Affisen überwiesen werden. Oertliches und Sächsisches. Wilsdruff. Nachstehend bringen wir unsern Lesern das Ver- Mchniß der bei der hier stattgefundenen Geflügelausstellung Prämiirten. Preise für Hühner: Louis Hamann in Rabenau erhielt einen Ehrenpreis, bestehend in einem Eierbecher. Ersten Preis: Heinrich Liebschner in Grumbach. - - Otto Niemetz in Roßwein. - - Wilhelm Brendel in Grumbach. - - Ernst Junghanns in Helbigsdorf.