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Wochenblatt für für für die König!. Amtshauptmamlschast zu Akeißcn, das König!. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff. Vierzigster Jahrgang. Erscheint wöchentlich 2 Mal (Dienstag und Freitag.) Abonnementspreis vierteljährlich 1 Mark. Eine einzelne Nummer kostet 10 Pf. Jnseratenannahme Mentags u. Donnerstags bis Mittag 12 Uhr. Erscheint wöchentlich 2 Mal (Dienstag und Freitag.) AbonncmentspreiS vierteljährlich 1 Mark. Eine einzelne Nummer kostet 10 Pf. Jnseratenannabme Montags u. Donnerstags bis Mittag 12 Uhr. Wilsdruff, Tharandt, Nossen, Siebenlehn und die Umgegenden Nr. 5. Dienstag, den 13. Jauuar 1880. . - - -V . . , . > . Bekanutmachung, die Anmeldung der Wehrpflichtigen zur Necrutirungsstammrolle betr. Auf Grund der Bestimmung in Z 23 der deutschen Wehrordnung vom 28. September 1875 fordern wir alle am hiesigen Orte auf hältlichen männlichen Personen, welche im Jahre 1860 innerhalb des deutschen Reichsgebietes geboren sind, oder deren Eltern oder Familien- hänpter an irgend einem Orte desselben ihren Wohnsitz haben, sowie alle diejenigen, welche bei früheren Gestellungen vom Militärdienste zu rückgestellt worden sind oder ihrer Militärpflicht überhaupt noch nicht Genüge geleistet haben, bei Vermeidung von Geldstrafe bis zu 30 Mark —- oder Haft bis zu 3 Tagen andurch auf, in der Zeit Vom 15. Januar bis zum 1. Februar 1880 unter Abgabe ihrer GeburtS- oder LosswngSfcheine sich Persönlich zur Aufnahme in die Recrutirungsstammrolle in der hiesigen Rathsexpedition anzumelden. Diejenigen Militärpflichtigen, welche keinen dauernden Aufenthalt haben, oder von hier, als dem Orte, wo sie ihren dauernden Auf enthalt haben, zeitig abwesend sind, — wie auf der Reise begriffene Handlungsdiener oder anf der See befindliche Seeleute u. s. w. — sind von ihren Eltern, Vormündern, Lehr-, Brod- oder Fabrikherren, bei Vermeidung der angedrohten Strafen, während des oben festgesetzten Zeit raumes zur Stammrolle anzumelden. Wilsdruff, am 29. December 1879. Der Skadtgemeinderath. Ficker, Brgmstr. zeit zeigte eine Kundgebung des Papstes Leo friedlichere Sprache führt als sein Vorgänger, Schon vor ewiger Zeit zeigte eine Kundgebung des Papstes Leo XIU-, daß er zwar eine s ''" TageSgeschichte. Berlin. Das Schreiben, mit welchem der Kaiser die Glückwünsche der Berliner Sadtverordneten beantwortete, hat einen Inhalt, welcher die ceremonielle Bedeutung weit hinter sich lassend, ein hoch politisches Interesse in Anspruch nehmen muß. Das Schreiben sagt nach einigen Worten freundlichen Dankes: „Ihre Adresse gewährt mir willkommenen Anlaß, meiner Hoff nung bestimmten Ausdruck zu geben, es werde mit Hülfe des All mächtigen meinem Einflüsse gelingen, dem deutschen Reiche die Seg nungen des Friedens zu sichern. Das deutsche Volk wird demnach Gelegenheit finden, sich durch Fleiß, Sparsamkeit und redliches Er werben die Vortheile eines neugehodenen Wohlstandes zu verschaffen. Es wird mir zur Befriedigung gereichen, wenn ich in die Lage komme, günstige Erfolge solchen Strebens in weiten Kreisen zu beobachten." Einen bestimmten Ausdruck — betont mit Recht die „Nat.-Ztg." — will der Kaiser seiner Hoffnung geben, daß es seinem Einflüsse gelingen wird, dem deutschen Volk die Segnungen des Friedens zu sichern. Fester und nachdrücklicher konnte der Kaiser die Friedensmission des Reiches nicht betonen, als es in diesen Worten geschah. Aber auch keine autoritativere Stimme in Europa konnte sich zum Organ so hoffnungsvoller Friedensversicherung machen als unser greiser Herrscher. Der kaiserliche Erlaß erachtet es nicht für seine Aufgabe, eine voll ständige Wolkenlosigkeit am politischen Horizont zu behaupten, oder sich in dieser Richtung überhaupt ausznlossen. Aber der Kaiser ertheilt uns die Versicherung seiner bestimmten Hoffnung, daß es seinem Ein fluß gelingen wird, auch trotz solcher dunkler Stellen, wie man hinzu setzen mag, die Segnungen des Friedens zu sichern. Ein neu gehobener Wohlstand, der sich auf Fleiß, Sparsamkeit und redliches Erwerben gründet, wird dem deutschen Volke in Aussicht gestellt. Das sind freundliche und erfreuliche Perspektiven, die bei Jahresbeginn eröffnet werden. Möge« sie sich erfüllen! An der Beseitigung des Nothstandes in Oberschlesien wird von der preußischen Regierung unablässig gearbeitet. Der Minister des Innern, der Finanzministcr und der Oberpräsident der Provinz Schle sien haben ihre Jnspectionsreise nach den nothleidenden Bezirken beendet und dürfte man in den nächsten Tagen dem preußischen Landtage ein Gesetz über die Abhilfe des Nothstandes in Oberschlesien unterbreiten, welches der Landtag jedenfalls mit großer Beschleunigung erledigen wird. In den höchsten Kreisen interessirt man sich auch lebhaft für die Beseitigung des Nothstandes in Oberschlesien und wurde der von dort zurückgekehrte Minister des Innern vom Kronprinzen und später vom Kaiser zur Berichterstattung empfangen. Nach einem von Nothstands-Ausschuß der Vaterländischen Frauen-Vereine in Schlesien ausgegebenen Berichte vom 5. d. M. hat sich in Folge des Umschlagens der Witterung die Gefahr der Verbrei tung epidemischer Krankheiten in Oberschlesien, besonders in den vier am Meisten vom Nothstaud betroffenen Kreisen Ratibor, Pleß, Gleiwitz und Lubtinitz erhöht. In Ratibor ist bereits ein Typhus- Lazareth eröffnet und ebenso die Errichtung solcher Lazarethe in Pleß und Gleiwitz in Aussicht genommen worden. In den Bergwerksdistnkten dagegen gewährt der Aufschwung der Industrie eine Erleichterung. Da die Erfolge Deutschlands auf der vorjährigen australischen Weltausstellung in Sydney ganz außerordentlich gewesen sind, so zeigt stch in den Kreisen der deutschen Industriellen eine große Luft, auch an der diesjährigen australischen Weltausstellung in Melbourne sich zu bethciligen, doch wird der bestellte Reichskommissar für die australische Weltausstellung eine strenge Auslese unter den Bewerbern halten, da mit nur solche deutsche Producte, die dem deutschen Namen Ehre machen, ausgestellt werden. in der Sache selbst aber genau auf dem nämlichen Standpunkte steht. Ein Gleiches geht aus seinem jüngsten an den früher» Erzbischof Melchers von Köln in Erwiderung auf dessen Weihnachtsglückwunsch gerichteten Schreiben hervor, in dem nur von den Rechten der Kirche, nicht aber denen des Staates die Rede ist. Wenn also die Zugeständ nisse, mit denen, wie verlautet, der Geheimerath Hübler zur Wieder eröffnung der Verhandlungen mit dem päpstlichen Nuntius Jacobini ausgerüstet werden soll, nicht die umfassendsten sind, d. h. einen vollen Rückzug des Staates bedeuten, so dürfte auch jetzt auf eine Ver ständigung schwerlich zu rechnen sein. Dessenungeachtet geben die Ul tramontanen die Hoffnung auf eine solche nicht auf, wnl nicht nur der Kaiser und seine Minister, sondern auch andere hohe Personen den baldigen Abschluß des Kulturkampfes lebhaft wünschen sollen. Wer die Socialdemokratie mit ihren Zielen und Wünschen unverhüllt sehen will, der beachte einen Artikel des in Zürich er scheinenden „Socialdemokrat". Das „Internationale Organ der Socialdemokratie deutscher Zunge" führt eine sehr ungenirte Sprache. In seinem Wcihnachtsartikel macht er sich zunächst lustig über die freisinnige Tagespresse, welche anläßlich des Friedensfestes von Liebe und Friede und Versöhnung rede und dies« „altersgrauen Ladenhüter hervorhole" und dem Volke „aufzubürden" suche. . . . Dann fährt das Blatt sehr unzweideutig fort: „Nicht Frieden wollen wir, sondern Krieg — Krieg gegen das ganze Gebäude von Unrecht, Schmach und Elend, das sich heute Staats- und Gesellschaftsorgani sation nennt; und der Krieg soll nur mit unserem Siege enden." Im Weiteren betont das Blatt, daß es eine „Versöhnung zwischen der alten Welt der Klassenvorrechte und der neuen socialistischen Welt nicht gebe;" von Versöhnung wollen die Herren Socialdemokraten erst reden, wenn „die Zwingherren alle zu Boden liegen" und so weiter. Sind der Nihilisten in Rußland Hunderte? sind's Tausende? Die Regierung weiß es nicht, sie weiß nur, daß sie weithin auf dumpfes, grollendes Schweigen stößt und überall gehemmt wird. In Petersburg selbst geben die Nihilisten eine neue Zeitung unter dem Titel „Natio nalwille" heraus; es ist eine geheime, aber jede Nummer wird an den Straßenecken angeschlagen und jede Nummer geht dem Kaiser zu. Das Hänge« von drei Nihilisten am Galgen in Odessa hat zwar großen Eindruck gemacht, aber einen unerwarteten; die wilde Energie der Ge hängten und des Geheimbundes hat einen Theil der studirenden Jugend beinahe begeistert und die Regierung erschreckt. In Rußland werden bereits alle Vorbereitungen getroffen, um im Frühjahr den Feldzug gegen die Teke-Turkmenen wieder zu eröffnen und vor allen Dingen Merw zu besetzen. An die Spitze des Unter nehmens, welches dies Mal nicht vom kaspischen Meere, sondern von Samarkand aus in's Werk gesetzt werden soll, wird General Kaufmann treten; gleichzeitig sollaber auch ein zweites Heer unter General Tergu- kassow von Tschikischl aus Vordringen. Auch der Khan von Chiwa und der Emir von Bokhara sollen an dem Feldzuge sich betheiligen Die politische Thätigkeit Englands ist am Änfange des vc^ Jahres eine sehr lebhafte, sowohl im Innern des Jnselreichs, als in den Colonien. In Irland sind am Sonntag und Montag ' Unruhen ausgebrochen, die zu einem blutigen Zusammentreffen zv der Polizei und dem Volke geführt haben. Veranlaßt wurde! Ruhestörungen durch Exmissionen an Pächtern, welche in Fol agrarischen Bewegung den Pachtzins nicht bezahlen wollten. Di lizisten, welche die Executiovsbeamten beschützten, wurden von d Hunderten zählenden Volksmenge angegriffen und waren genöthigi Angriff mit dem Bajonet zu machen. Mehrere Personen sinh verwundet. Es werden weitere Ausschreitungen befürchtet und , Behörden dahec größere Abtheilungen Polizeimannschaften ah — Auch die Entwickelung der Dinge in Centralasien nimmt ist Aufmerksamkeit der englischen Staatsleitung in Anspruchs wiedergewonnen festen Stellung der britischen Truppen '