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Wochenblatt für für für die Königl. Amtshauptmanuschaft zu Meißen, das Köttigl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff. Vierzigster Kahrgang. Erscheint wöchentlich L Mal (Dienstag und Freitag.) AbonncmentSpreiS vierteljährlich 1 Mark. Eine einzelne Nummer kostet 10 Pf. ZnseratenannaLme Montags u. Donnerstags bis Mittag 12 Uhr. Erscheint wöchentlich 2 Mal (Dienstag und Freitag.) Abonnementspreis vierteljährlich 1 Mark. Sine einzelne Nummer kostet 10 Pf. Wilsdruff, Thuruudl, Nossen, Siebenlehn und die Umgegenden Nr. 12. ' Freitag, den 6. Februar 1880. Bekanntmachung, Durchschnittspreise für Marschföurage betr. Die Königliche Kreishauptmannschast Dresden hat die Durchschnittspreise für Marschfourage des Hauptmarktortes Meißen für den Mouat Deeember vorigen Jahres wie nachstehend angegeben festgestellt: 6 Mark 98 Pf. für 50 Kilo Hafer, 3 - 40 - - 50 Kilo Heu, 1 - 92 - - 50 Kilo Stroh. Königliche Amtsbauptmannschast Meißen, z«. z„u-r n». i. v. v. Mayer. Anctiv u. Nächstkommenden von Nachmittags T Uhr an, sollen in der Wohnung des Schmiedemeisters Varl NoinrioU 6iütre in Möhrsdorf 1 Schwein, 1 Schreibhult, 1 Sohha, L Disch, 1 Wanduhr und Kleidungsstücke gegen sofortige Baarzahlung versteigert werden. Wilsdruff, am 3. Februar 1880. Der Gerichtsvollzieher des Königlichen Amtsgerichts. Matthes. Tagesgcschichte. Ueber die näheren Bestimmungen der projektirten Wehrsteuer will die „Nat.-Ztg." in Erfahrung gebracht haben, es sei die Absicht, jedem Manne, der vom Militärdienst befreit ist und zwar ohne Rück sicht auf den Grund der Befreiung, also auch wenn dieselbe wegen körperlicher Gebrechen erfolgt ist, für die Dauer der zwölfjährigen Dienstzeit eine Steuer aufzuerlegen und zwar bis zu einem Einkommen von 1000 M. jährlich vier Mark und mit einem festen Prozentsatz von höherem Einkommen. Es ist berechnet worden, daß dadurch ein Ertrag erzielt wird, welcher die Mehrausgaben für den Militäretat nahezu deckt. Ob und wie weit nun diese Intentionen greifbare Ge stalt gewinnen werden, bleibt abzuwarten; jedenfalls sind sie augen blicklich Gegenstand der Erwägung. Ueber die deutsche Ausstelluugsabtheilung in Sydnei in Austra lien berichtet der deutsche Regierungskomissar, Herr Geheimrath Reule aux, jetzt unter Anderem, daß Deutschland noch nie auf einer Welt ausstellung so vorzüglich vertreten gewesen sei, als eben dort. Es seien sehr bedeutende Jndustrieprodukte und nur ganz wenig minder- werthige ausgestellt. Vor Allen nehmen das Möbelfach und die Weiß- zeugiudustrie unbestritten den ersten Rang ein. — Es läßt sich dem nach wohl hoffen, daß durch diese Vorzüglichkeit der ausgestellten Erzeugnisse unserer Industrie auch neue Absatzwege geöffnet werden. Welchen Schaden der letzte Eisgang in Bayern verursucht hat, läßt sich daraus ersehen, daß derselbe sieben hölzerne, vom Staat zu unterhaltende Brücken (in Markl, Simbach, Dingolfing, Landau, Burg hausen, Rain und Schässtall) theilweise zerstört hat, zu deren Wieder herstellung insgesammt über 100,000 M. erfordert werden. In der Lage der Jndustriebezirke auf dem thüringerWald uud der Vorderröhn ist eine bemerkliche Wendung zum Besseren noch nicht zu verzeichnen. Wie die Glas- und Porzellanindustrie noch im Stadium des Rothleidens sich befinden, so und vielleicht noch trüber ist's mit den Schieferarbeite», der Handweberei, der Pfeifenfabrikation, der Kork- und Holzschnitzerei bestellt. Eine große Ausdehnung hatte die Korifabrikation in der Vorderröhn gewonnen, sodaß dadurch jähr lich 130,000 bis 150,000 M. au Arbeitslöhnen verdient wurden, was um so vortheilhafter war, als die Fabrikation eine Hausindustrie ist, die unter den Schäden der Fabrikarbeit nicht zu leiden hat. Der malen ist aber dieser Jdustriezweig so reduzirt, daß kaum noch ein Drittel der genannten Summe verdient wird, und dadurch sind selbst verständlich viele Hände beschäftigungs- uud verdienstlos geworden. An regelmäßigen Verdienst kann erst wieder gedacht werden, wenn Schnee und Eis gewichen und Wald- uud Feldarbeiten in Angriff ge nommen werden können. Aus Württemberg. Der Unterstützungsfond für württember- gische evangelische Geistliche verfügt von Jahr zu Jahr über größere Summen. Nachdem, wie das Konsistorium answeist, im letzten Nech- nungsjahre 300,OM M. Zuschüsse an Geistliche auf gering dotirten Pfarren zur Vertheilung kommen konnten, hat sich das Vermögen des Fonds von 1,430,802' M. auf 1,508,904 M. gehoben. Gewiß schönes Resultat! _ aus Wien berichtet wird, ist auf dem jüngsten dortigen Hosballe der deutsche Botschafter Prinz Neuß vom österreichischen ^"llerpaar in sichtlicher Weise ausgezeichnet und namentlich zu wieder- ^alen längere Zeit in die Unterhaltung gezogen worden. Ueverhaupt haben Prinz und Prinzessin Neuß sich in Wien rasch hei misch gemacht und erfreuen sich in der höchsten Gesellschaft allgemeinster Beliebtheit, ein Erfolg, der um fo höher anzuschlagen ist, als es für den Nachfolger des so reich begüterten Grafen Stollberg-Wernigerode sehr schwierig war, die freundlichen Erinnerungen, welche dieser liebens würdige und stattliche Kavalier in Wien zurückgelassen, auch nur einiger maßen auszugleichen. Ein wackerer und kluger Mann ist der französische Ministerpräsi dent Frey einet. Er hat dem Botschafter Fürst Hohenlohe in Paris offiziell erklärt, die französische Regierung sehe in der deutschen Mili tär-Vorlage „nichts Beunruhigendes". Bei Argenteuil in der Nähe von Paris hat in Folge eines Zusammenstoßes ein Eiscnbahnunfall stattgefunden, bei welchem 7 Per sonen getödtet und 20 verwundet wurden. In Rimini, wo das sozialistisch-republikanische Sekten wesen Italiens vielleicht am meisten florirt, überschreitet nachgerade die Dreistigkeit der Sektirer jede Grenze. Am 21. Januar feierten dieselben in großer Anzahl den Jahrestag des Treffens der Garibal- dianer gegen die Prenßen bei Dijon. Nicht weniger als 250 Fest- theilnehmer durchzogen lärmend die Straßen, auf dex alten römischen Brücke, an der die berühmte Via Aemilia der alten Römer beginnt, überfielen sie vier patrouillirende Carabinieri, welche nach erfolgter Entwaffnung und nach thatsächlicher Mißhandlung sich nur mit Mühe uud Noth der Gefahr entziehen konnten, in die Marecchia (so heißt der durchfließende Fluß) geworfen zu werden. Dergleichen Scenen wiederholen sich in Italien in letzter Zeit ziemlich häufig. So hat z. B. der Unfug gegen die einzeln stehenden Schildwachen noch immer nicht aufgehört. Es vergeht keine Woche, wo nicht irgend ein nächt licher Angriff enragirter republikanischer Sektirer auf eine Schildwache in den verschiedensten italienischen Städten zu verzeichnen ist. In Petersburg pochte die Polizei in der Nacht des 29. Jan. an ein großes Haus in der Sappeurstraße nnd faud beide Thore ver schlossen. Sie drang gewaltsam ein und wurde von 3 Männern und 2 Frauen mit Schüssen empfangen; sie überwältigte die Leute und fand eine geheime Druckerei der Nihilisten und Tausende von frisch gedruckten Exemplaren der „Narodnoja Wolja", falsche Petschafte und Zeugnisse, uud etliche Gifte und Sprengstoffe. So wird amtlich ge meldet. — Die Nihilistenverschwörer in Odessa, unter ihnen vornehme Damen, sind zu löjähriger Zwangsarbeit rc. verurtheilt worden. Dem russischen Blatte „Molwa" wird aus Uralsk als Beleg für die Strenge des Winters geschrieben, daß einem Pferdezüchter der dortigen Gegend von 1000 Pferden 700 binnen drei bis 4 Tagen vor Külte zu Grunde gegangen seien, und das Vieh massenhaft umkomme, da in Folge der Dürre des Sommers auch noch großer Futtermangel herrsche. Washington, 2. Februar. Der Repräsentantenkammer ist ein Antrag zugegangen, in welchem der Präsident Hayes ausgefordert wird, den südamerikanischen Staaten, welche mit einander im Kriege begriffen sind, seine guten Dienste zur Herstellung des Friedens anzubieten. Ferner ist bei der Kammer der Antrag ans Bewilligung eines Kredites von 100,000 Doll, znr Unterstützung der nothleidenden Irländer cin- gebracht worden. — Die Staatsschuld der Vereinigten Staaten hat im Monat Januar um 11,014,MO Doll, abgenommen. In der Staats kasse befanden sich ult. Januar 203,742 Doll, in Baar. Neue Nachrichten aus Jokohama entwerfen ein schreckliches Bild der Feuersbrunst, welche in Tokio am 26. Dezember wüthetc. Das Feuer zerstörte etwa 15,MO Gebäude und machten mehr als 60,OM