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Wochenblatt für Erscheint wöchentlich 2 Mal (Dienstag und Freitag Abonnementspreis Vierteljährlich 1 Mark. Eine einzelne Nummer kostet 10 Pf. Jnseratenannahme Montags u. Donnerstags bis Mittag 12 Uhr. Erscheint wöchentlich 2 Mal (Dienstag und Freitag.) Abonncmentsprcis vierteljährlich 1 Mark. Eine einzelne Nummer kostet 10 Pf. Jnseratenannahme Montags u. Donnerstags bis Mittag 12 Uhr. ilsdruff, Tharandt, Nossen, Siebenlehn und die Umgegenden Amtsblatt für die König!. Amtshauptmannschaft zu Meißen, das König!. Amtsgericht nnd den Stadtrath zu Wilsdruff. Vierzigster Jahrgang. Nr. SS. Dienstag, den 16. November 18M Bekanntmachung. Die Stücke 8 und 9 des diesjährigen Gesetz- nnd Verordnungsblattes für das Königreich Sachsen enthalten: No. 46. Bekanntmachung, die Ausgabe einer V. und VI. Serie von auf den Inhaber lautenden Pfandbriefen der Allgemeinen Deutschen Creditanstalt zu Leipzig betreffend; vom 9. September 1880. No. 47. Verordnung, die am 1. December 1880 vorzunehmende Volkszählung betreffend; vom 16. September 1880. No. 48. Verordnung zu Ausführung der Lehrer-Pensions-Gesetze; vom 23. September 1880. No. 49. Verordnung, einige Abänderungen der Verordnung über Aushebung von Pferden rc. für den Bedarf der Armee vom 1. März 1877 betreffend; vom 23. September 1880. No. 50. Bekanntmachung, den Bezirk des Bezirksfchulinspectors Dresden II und die Schulinspection in diesem Bezirk betreffend; vom 24. September 1880. No' 51. Bekanntmachung, die Eröffnung des Betriebes der Staatseisenbahnstrccke Lommatzsch-Nossen betreffend; vom 28. September 1880. No. 52. Bekanntmachung, die Commissariate für Staatseisenbahnbauten betreffend; vom 2. October 1880. No. 53. Bekanntmachung, die Waarencontrole im Grenzbezirke betreffend; vom 29. September 1880. Nv. 54. Bekanntmachung, das hülssärzlliche Externat betreffend; vom 5. October 1880. Nr. 55. Verordnung, die Einführung einer neuen Kirchenagende betreffend; vom 1. November 1880. Gedachte Stücke des Gesetz- und Verordnungsblattes liegen in hiesiger Rathsexpeditivn zur Einsicht aus. Wilsdruff, am 15. November 1880. Der Stadtgemeinderath. Ficker, Brgmstr. — Bekanntmachung! Die Mitglieder des Bezirks-Armenvereins zu Pirna werden zu einer Montag, den 29. November a. c. Vormittag 11 Uhr im Hotel zum Schwärzen Adler in Pirna abzuhaltenden ausssroräsntUottsL (ZBLsralvsrsamrQlunK eingeladen. Tagesordnung: Einziger Gegenstand: Die Offerte des Bezirkstages der Bönigk. AmtShauptmannfchaft Mirna, die Vereinsan stalt anzukaufen und die dadurch bedingte Auflösung -eS Verein-. Prohlis, am 11. November 1880. Der Vorstand des Bezirks-Armenvcreins zu Pirna. (3. v. 14,293.) Freiherr von «Kap-Herr. Tagesgeschichte. Ueber das Erdbeben in Agram am Morgen des 9. Novbr. schreibt die „Agramer Ztg.": „Ein furchtbares Naturereigniß hat heute unsere friedliche Stadt in die größte Aufregung und panischen Schrecken versetzt. Ein Erdbeben erschütterte Morgens 7 Uhr 34 Minuten die ganze Stadt bis in ihre Grundfesten. Im Anfang war die Bewegung wirbelförmig drehend und diesen Schwankungen folgten starke Stöße in der Richtung von Nord-Nord-Ost gegen Süd-Süd-West. Die Dauer des Erdbebens betrug 10 Secunden. Es hätte nur noch eines oder zweier Stöße von der Heftigkeit des letzten bedurft und Agram wäre ein Schutthaufen gewesen. "Schon nach dem ersten Stoße hüllte sich die ganze Stadt in eine Staubwolke; Schornsteine, Feuermauern, Gesimse u. s. w. stürzten ein, schlugen Dächer durch und bedeckten die Gassen mit Schutt. Das dumpfe Dröhnen und Rollen im Innern der Erde wurde von dem Krachen und Prasseln des stürzenden Mauer werks, vor dem Angst- und Hilfeschrei der in Todesangst schwebenden Bewohner übertönt. Mit jeder Schwankung des Bodens nahm die Verwüstung zu. Man kann sagen, daß kein höheres Gebäude unbe schädigt blieb, während bei vielen die Mauern derartige Risse bekamen, daß sie wegen drohender Gefahr des Einsturzes sofort verlassen werden mußten. Daß bei so heftigen Stößen in den Wohnungen Alles, was nicht niet- und nagelfest war, herabstürzte, umgeworfcn, gebrochen wurde, ist selbstverständlich. In den Magazinen der Kaufleute wur den fast alle Flaschen mit Wein, Spirituosen und dergl. zertrümmert. Viele Menschen stürzten während des Erdbebens aus den Häusern auf die Gasse. Nachdem das Erdbeben vorüber war, strömten die Ein wohner in Massen auf die Gassen und freien Plätze. Etwa fünf Mi nuten nach dem ersten Erdbeben ein zweites und um 8 Uhr 27 Min. 55 Secunden ein drittes Erdbeben, beide jedoch von kurzer Dauer und geringer Heftigkeit. Nicht wenige von den Begüterten warfen sich in aller Eile mit ihren Familien in Fiaker und verließen die Stadt, um in die niederen Weingärtenhäuser zu flüchten. Die Stadt bietet heute in allen Gassen Bilder der Zerstörung. Der durch das Erdbeben an- gerichlete Schaden wird, abgesehen von den unberechenbaren Zerstör ungen in den Kirchen, auf 3 Millionen Gulden geschätzt; namentlich ist die Domkirche arg beschädigt worden. Im Laufe der nächsten Nacht und früh wurden abermals einige schwache Erdstöße bemerkt. Von dem Lande gehen ebenfalls Berichte über dort durch das Erdbeben an gerichteten Schaden ein. Der Kaiser hat für die Beschädigten 10,000 Gulden gespendet. Nach anderen Nachrichten aus Agram fielen die Dächer, Feuermauern, Schornsteine wie Kartenhäuser nieder. Kirchen und Thurmmauern sind geborsten, so daß manche abgetragen werden müssen. Das Presbyterium ist eingestürzt und außerdem noch 4 Kir chen. Bis jetzt sind 30 schwere und leichte Verletzungen koustatirt. Das Erdbeben wurde auch in Wien und anderen Orten der öster reichischen Monarchie mehr oder weniger verspürt. In Triest war das Erdbeben auch ziemlich heftig und dauerte 6 Secunden. Ueber das weitere Erdbeben am 11. November berichtet man der „N. Fr. Presse" telegraphisch aus Agram: Ein entsetzensvoller Tag! Es ist, als hätten sich alle Mächte gegen diese vielgeprüfte Stadt verschworen! Man sieht nichts als schrcckverzerrte, angsterfüllte Gesichter. Jeder mann denkt nur daran, wie er sich und die Seinen im Momente einer Wiederholung der Katastrophe retten könnte. Seit gestern erschütterten nicht weniger als fünf mehr oder minder bedeutende Erdstöße unsere Stadt. Einer derselben, um 11 Uhr 20 Minuten Vormittags, war von einer Gewalt, daß Alles entsetzt auf die Straßen stürzte, und in dem Moment, in welchem ich diese flüchtigen Zeilen auf das Papier zu werfen beginne (halb 6 Uhr Abends), gab die im Erbinnen wüh lende vulkanische Kraft ein erneutes Lebenszeichen von sich. Das geht heute den ganzen Tag so; keinen Augenblick fühlt man sich mehr sicher nnd fürchtet fortwährend, daß eine neue mächtige Erschütterung das Werk der Zerstörung in verhüngnißvoller Weise abschließc. Eine förm liche Auswanderung hat, wie vorauszufehcn war, heute Abend statt gefunden. Mehr als tausend Familien haben Agram verlassen. Immer größer wird der Kreis, welchen das Erdbeben vom 9. d. mit seinen Wiederholungen umfaßt. Berichte aus der Umgebung Agrams melden allerseits von eingestürztcu oder baufällig gewordenen Schlössern, Kirchen und Schulen. Die schöne, im gothischen Style gebaute Kirche in Remete ist ein Trümmerhaufen. Beinahe zerstört sind auch die so lid gebaute alte Kirche in Garesina und die neue Kirche in Stenjevec sammt der dortigen Schule und der Irrenanstalt, auf deren geistes kranke Bewohner die Katastrophe einen erschütternden Eindruck ausübte. Allerneuesten Berichten zufolge wurde am 12. d. halb 7 Uhr Abends in Agram ein neuer Erdstoß wahrgenommen, welcher 2 Secunden dauerte. Es^ verlautet, daß der Kaiser die unglückliche Stadt besuchen werde. Aus Wien sind bereits 80 Mann des 2 Genie-Bataillons zur Hülfcleistung cingetroffen. Die Deutschen-Hetze in Ungarn wird immer noch fortgesetzt. Absetzung der deutschen Eisenbahnbcamten ans Böhmen, Mühren und Schlesien wird neuerdings von den Czechcu verlangt. Man kann ge spannt sein, ob die Mittheilung des österreichischen Botschafters in Berlin an Baron Haymerle über die Stimmung, welche in Deutsch land, von wo doch bekanntlich die Unterstützungen für die ungarische Stadt Szegedin vor zwei Jahren so reichlich geflossen sind, gegen Un garn erzeugt worden ist, von ernster Wirkung sein wird, event. ob die Czechen irgend welche Notiz davon mhmcn. Gleich bei der ersten Sitzung der französischen Deputirten- kammer am 9. Nov. kam, wie sich wohl kaum anders erwarten ließ, der Haß, mit dem sich die Parteien jetzt in Frankreich begegnen, der