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bleibt nur zu wünsche», daß man in Sofia ein Ohr für die Mahnung hat; es wäre sonst in der Lhat am Platze, den bulgarischen Hetzereien und Wühlereien Seitens der Mächte mit aller Energie entgegenzutreten. Dem bedrängten Deutlchthum in Ungarn ist von der ungarischen Regierung eine glänzende Rehabilitirung zu Theil geworden. Nach dem schon in vorvergangener Woche der Theaterdirector Müller vom ungarischen Ministerium die Concession zur Aufführung von deutschen Theaterstücken für ganz Ungarn, mit Ausnahme von Budapest, erhalten hatte, ist ihm nunmehr vom Pester Ober-Stadthauptmann auch die Concession für das deutsche Theater in Pest ertheilt worden. Die Deutschen in- und außerhalb Oesterreich würden es mit großer Be friedigung begrüßen, wenn in diesem Schritte der Beginn einer neuen versöhnlichen Politik des leitenden Bolksstammes in Ungarn gegenüber dem deutschen Elemente zu erblicken wäre. Einem aufmerksamen Beobachter und Kenner der Verhältnisse Oesterreichs wird es nicht entgehen, daß der Deutsche daselbst von ! den Slaven nicht nur immer mehr zurückgedrängt wird, sondern auch in Gefahr ist, den Vorrang, welchen er bisher mit Recht vermöge seiner Bildung, Intelligenz und Capitalskraft über diese sremden Völkcrstämme hatte, zu verlieren. Diese fortschreitende Ucbermacht der Slaven über die Deutschen in einem Lande, daß seit Jahrhunderten deutsch regiert wurde und als deutsches Land gegolten, ist um so bedauerlicher, als dadurch der natürliche Verbündete des deutschen Reiches nicht mehr jene Gewähr bietet, zur rechten Zeit als verläßlicher Bundesgenosse am Platze zu sein. Es ist daher Pflicht jedes Deutschen, dahin zu wirken, daß die deutschen Stämme Oesterreichs nicht unterdrückt wer den! Der am 14. November in Wien stattgehabte deutsche Parteitag hatte vor Allem den Zweck, einen Zusammenhalt aller deutschen Oesterreicher herbeizuführen und die Partei, die sich gespalten hatte, wieder zusammen zu fügen. — Die Losung war: Wir wollen sein ein einig Volk. — Als bestes Mittel, der Unterdrückung des Deutsch- thumSEinhalt zu thun, wurde der deutsche Schulverein bezeichnet, dessen Aufgabe es ist, in jenen Orten, wo die Ucbermacht der Slaven so groß ist, daß dieselben keine deutsche Schule aufkommen lassen und das Kind deutscher Eltern keine Gelegenheit findet, Unterricht in seiner Muttersprache zu nehmen, sondern gezwungen ist, sich die fremde Sprache anzueignen, deutsche Schulen aus eigenen Mitteln zu errichten und zu erhalten. Paris. Die unausgesetzten politischen Kämpfe haben dem ma teriellen Gedeihen der französischen Republik bis jetzt keinen Abbruch gethan. Nach dem jetzt vorliegenden Generalbelichte über das Budget von 1881 schließt dasselbe mit einem Ueberfchuß von 450,000 Francs ab, trotzdem seit 187k Steuerminderungcn im Betrage von 262,510,204 Francs gemacht wurden. Außerdem hebt der Bericht hervor, daß in den ersten zehn Monaten des laufenden Jahres die Einnahmen eine» Uederschuh von mehr als 120 Millionen ergaben und man bis Ende Dezember auf einen solchen von 140 Millionen hofft. Dieses Ergcb- uiß ist ganz außerordentlich, da die vier vorhergehenden Jahre zu- jammen nur einen Ueberfchuß von 225 Millionen ergaben. Eine neue Einnahmsquelle hat sich der Republik durch Besteuerung der religiösen Korporationen eröffnet. Die Einnahmen von dieser Seite werden ans 5,230,550 Francs veranschlagt, und zivar Handelspatentsteller 633,000 Francs, Einkommensteuer 1,350,000 Francs, Vermächlniß- und Erb schaftssteuer 3,247,000 Francs. Cherbourg, 20. November. Infolge heftigen Sturmes und eines Wolkenbruches ist die Divette in der vergangenen Nacht aufs Neue ausgetreten. Truppen eilen den Ueberschwemmten zur Hülse. Mons, 10. November. In einer Kohlengrube bei Hornu fand heute eine Entzündung schlagender Wetter statt. Von den in der Grube beschäftigten Arbeitern wurden I5 verwundet zu Tage gefördert; die Zahl der fehlenden und wahrscheinlich ums Leben gekommenen Arbeiter beträgt 12. Viele ans Frankreich ausgewiesene Jesuiten reisen nach Portu gal. Die Portugiesen halten ihnen aber ihren alten Pombal entgegen, der aus sie wie ein Medufenhaupt wirkt. Pombal war nämlich der Minister, der 1759 die Jesuiten auf ewige Zeiten ausgewiesen hat. Er war der Erste in Europa, der das Wagstück unternahm und es, wie mau sagt, theuer bezahlte. Die alte Wunde am englischen Staatskörper ist wieder aufgebrochen, 'und der englische Bürger liest täglich in seiner Zeitung Berichte aus Irland, die ihn empfindlich an die schwere Schuld seiner Väter mahnen. Die Zustände in Ulster sind furchtbar, und das Aufgebot von Truppen, unter deren Schutz Capitän Boygott's Ernte cingebracht Wird, beweist nur die Ohnmacht der englischen Regierung, die wider spenstige Bevölkerung niederzuhalten. Wenn sie in jede Grafschaft, 'wo es gährt und die Zahlung des Pachtzinses verweigert wird, eben so viele Soldaten schicken wollte, als sie nach Baüinrobe und nach Claremorris verlegt hat, so würde bald die ganze englische Armee nicht ausreichcn. Longh Mark House, der Landsitz Baycott'S, wird von der Bevölkerung gemieden wie ein Pestspital, und nichts ist be zeichnender für den zähen irischen Trotz, als die einfache Thatsache, daß Mr. Russell, der Correspondent der Daily News, seinen Kutscher nicht durch Bitten, nicht durch Geld, nicht durch Drohungen bewegen konnte, ihn nach Lough Mask House zu fahren. Das Elend, welches -in der ganzen Gegend, und nicht nur dort, sondern in halb Irland herrscht, spottet jeder Beschreibung. Es ist einfach dir Verzweiflung, welche die irischen Pächter zur Widersetzlichkeit treibt; sie haben bei nahe keine Wahl mehr, als entweder Rebellen zu werden oder gesetz mäßig zu verhungern. Was heute in Irland droht, ist eine Revolution, deren Gründe im leeren Magen liegen. Die blutigen Opfer der schwachherzigen Politik Gladstones in Irland mehren sich. Nach Meldungen aus Dublin haben in den letzten Tagen in Ballini (Grafschaft Mayo) Ruhestörungen stattzefunden. Die Polizei bemühte sich, ein Mitglied der Land liga zu verhaften, welches vor einer großen Menge von Bauern aufreizende Reden hielt. Die versammelte Menge widersetzte sich -er Verhaftung. Bei dem entstandenen blutigen Zusammmenstoß wurden mehrer« Polizeiagenten verwundet. Endlich machte die Polizei mit den Säbeln einen förmlichen Angriff auf die Menge und bewirkte die Verhaftung. Für nächsten Sonnabend ist abermals der Abmarsch eines Regimentes nach Irland angeordnet. London, 24. November. Einer Meldung des „Bureau Reuter" aus Constantinopel von heute zufolge, erfolgte der Einmarsch Derwisch Pascha'S in Dulcigno nach einem leichten Zusammenstoß mit den Albanesen. Die Montenegriner werden die Konvention unterzeichnen und Dulcigno nach dem Abmarsch Derwisch Pascha'S ohne Schutz der internationalen Flotte besetzen. Griechenland setzt trotz der an die Regierung zu Athen er gangenen Abmahnungen seine Kriegsrüstungen zu Land und zu Wasser eifrig fort. Vom Etablissement Krupp in Esten sind drei Gehülfen in Athen eingetrosfen, um die Bemannung der griechischen Flotille im Gebrauch der großen Krupp'schen Geschütze zu unterweisen. Im Arsenal zu Salamis werden neue Torpedoboote erbaut, und das Ge schwader soll noch vor nächsten März einen Zuwachs von zwei Pan« zercorvetten erhalten. Vierzig transportable Brücken sind augeschafft und für die Sauitätsabtheilung der Armee für 400,000 Francs Arz neimittel, darunter für etwa 100,000 Francs Chinin erworben. Baterläudische». Wilsdruff. In der ersten Morgenstunde vom Dienstag zur Mittwoch sind auf Weistropper Rittergulssiur zwei Strohfeimen niedergebrannt; daß dieselben böswillig angebranyt worden sind, ist sicher anzmiehmen. — Dresden. Wie Berliner Blätter melden, wird Se. Majestät der König Albert sich Anfang des Monats Dezember nach Berlin begeben, um Se. Majestät den Kaiser zur Theilnahme an den Hof jagden, 4. Dez., nach der Letzlingen-Colbitzer Forst zu begleiten. — Sicherem Vernehmen nach haben die landwirthschaftlichen Kreisvereine des Königreichs Sachsen nunmehr definitiv beschlosses, im September 1882 eme „landwirthschaftliche Landesausstellung" in Zwickau abzuhallen, und wird dieselbe 5 bis 6 Tage dauern. Als Ansstellungsplatz ist der dortige Schiebanger in Aussicht genommen. — Mitte voriger Woche wurden die Gebäude des Wirlhschafls- besitzers Borrmann in Grund bei Mohorn ein Raub der Flammen. Das Feuer griff mit einer solchen Schnelligkeit um sich, daß keines gerettet werden konnte, da auf dieser Anhöhe wenig Wasser zu er langen ist und die Gebäude mit Stroh gedeckt waren. Ein Menjchen- leben ist dabei nicht zu beklagen, die blinde Großmutter wurde durch die Tochter gerettet. — Wie groß im Auslande noch immer das Vorurtheil gegen deutsches Fabrikat ist, iünstrirt ein Brief eines schwedischen Kauf mannes, welcher dem „Oscha;ttr Tagebl." zum Zwecke der theilwcisen Veröffentlichung von einem dortigen bedeutenden Fabrikanten mitge- theilt wurde. Der schwedische Kaufmann, langjähriger Abnehmer deS Betreffenden, schließt seinen Brief wie folgt: „Ich verkaufe diese Waarcn als französische, weil die Menschen glauben, daß die franzö sischen Waarcn viel besser als die deutschen sind, und ich bitte des wegen, daß Sie, wie bisher, keinen Namen auf die Waaren fetzen." Wiwiel deutsche Waaren mögen wohl unter fremder Flagge ins Aus land eingeführt werden. — In Altenberg wird eS wieder Licht werden, wenigstens hat der dortige Stadtgemeinderath eine Commission gewählt, die über Mittel und Wege berathen soll, die Straßenbeleuchtung mit thuulichster Schonung der Stadtfiuanzen wieder einzusühren. — Als am Sonntag, den 14. d., Abends, der Sohn der Guts besitzerin Eger in Fördergersdorf in vorgerückter Abendstunde bei semem Naehhausekommen in den Hof eingetreten war, bemerkte er 2 Männer, denen er sich zu nähern versuchte, wovon ihn jedoch deren Drohen mit einem Stocke, das sie noch mit Worten, die dem Todt- schtagen äanttch ktangen, begleiictcn, abzustehcn zwang. In demselben Augenblicke kamen aus dem Gäusestalle weitere zwei Gestalten, deren ganzes Auftreten, und der Umstand, daß sie einen gefüllten Sack mit sich trugen, sofort auf den Zweck schließen ließ, welcher sie zu einem Besuche bei den gefiederten Bewohnern des Stalles zu so ungewöhn licher Zeil veranlaßt hatte. Trotz des sofortigen Hülserufs, den der Svyn ertönen ließ, gelang es den Langfingern doch, mit ihrer Beute zu entkommen. Dieselbe bestand in fünf Stück Gänsen, denen sie erst mittels Durchschneidens des Halses den Garaus gemacht. Drei gc- tvdtete Gänse lagen noch im Stalle, woraus sich entnehmen läßt, daß die Diebe durch die Dazwischenkunft des Sohnes der Bestohlenen in ihrem Raubzuge gestört worden sind. — Plauen. Am verflossenen Sonnabend brannten in Mösch witz drei Häuser nebst Schuppen, den Kalamitos'cn Müller, Witlwe Merkel und RittergnlSbesitzer Lparrenberg gehörig, nieder. — Ebersbach. In dem benachbarten Eibau gräbt man seit einiger Zeit die schönste Porzellanerde. Eine Gesellschaft aus Schle sien hat vom dasigen Guls- und Ziegeleibesitzer Mickel das Areal er- woibcn und geht nun mit aller Energie daran, diesen Schatz auszu- beuten. Daß der Erfalg als gesichert zu betrachten ist, geht daraus hervor, daß das bereits ans Tageslicht beförderte Rohproduct allen Anforderungen von sachverständiger Seite vollkommen entspricht und schön von allen Seilen her Bestellungen gemacht worden sind. Es wäre somit ein neuer Industriezweig für die Oberlausitz geschaffen, dessen Segen gewiß nicht ausbleiben wird. — Wenn die ächtbair. Bierstuben Dresdens meistens in den Höfen liegen und daher düster sind, so hat der ächte Gaßmayer jetzt auf Moritzstraße 22 parterre eine Stube seit 3 Monaten er öffnet, die durch die breite, schöne Straße hell und elegant erscheint. Diese Restauration wird daher auch von einem auSgewählten Publikum besucht, welches das Licht nicht scheut, jedoch ist auch für solche Trinker, welche gern im Verborgenen sitzen, ebenfalls ein zweites Zimmer da. Diese Restauration hat sich seit Wochen zu einem Rendezvous für GeijUiche, Lehrer und andere Fremde aus der Umgegend Dresdens gemacht, während die 3 Säle in der 2. Etage zu allen vorkommenden Familienfesten, zu Berathungen rc. unentgeldlich abgelassen werden. Wir hielten es für Pflicht, unsere Leser davon in Kenntniß zu setzen. — Gottfr. Zschalers Volkserzählungen: „Der Sophienducaten, oder Gottgetreu", „Churfürst August und Mutter Anna" sind aber mals für diese Weihnachten in einer neuen Ausgabe mit einem netten colorirten Tito bilde erschienen, welches dem rührigen Verleger alle Ehre macht. Diese Bücher entheben uns aller Empfehlung, da selbige seit 25 Jahren sich unter dem Christbaunle befanden.— Preiserhöhung ist nicht eingetreten. — Kircheunachrichten aus Wilsdruff. Zum 1. Advent-Sonntag Vormittags predigt Herr p. Ur. Wasil. Frische Pöklinge empfing heute und sind von nun an stets zu haben. H. Schötz, Schulgasfe.