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und ein Modejournal wie die Pest haßte. Sie kochte perfect und das war dem Herrn Professor die Hauptsache. „Laß ihn nur -in's Bad reisen", dachte sie spöttisch, „die Mode puppen werden ihn srüh genug wieder nach Hause jagen. O, ich kenne meine Pappenheimer!" Und auf diese Kenntniß that sich Frau Grünewald ganz ungeheuer viel zu Gute. II. Das freundliche Pyrmont mit seinen schönen Alleen und Prächtig bewaldeten Bergen war in diesem Jahre recht besucht und die Logie- häuser machten gute Geschäfte. Ist doch in solchem Badeorte fast die ganze Bevölkerung auf Logis eingerichtet und bezieht hieraus ihre bedeutende Einnahmequelle. Betreten wir am Nachmittag die große Allee, welche die Haupt promenade der Curgäste und sonstigen Fremden bildet, und zu beiden Seiten Läden aller Art, wie die Salons, Spiel- und Coiiversations- Säle hat. Hier drängt sich die vornehme Welt und der behäbige Mittelstandsbürger bunt durch einander, während man in den Seiten alleen den hessischen Bauer mit seiner Familie antrifft, kennbar an der originellen Tracht, den laugen weißleinenen Röcken mit der kurzen Taille, welche der stattlichen Figur etwas ungemein Komisches giebt und besonders den kleinen Kindern zu drollig steht. Es ist eine bekannte Thatsache, daß selbst diese Bauern, mögen sie ihren Reichthum auch in goldenen und silbernen Ketten und Spangen genugsam zur Schau tragen, doch nicht die Hauptallee betreten, sich nicht unter der kaute voläs bewegen dürfen, wie Alle, die kein hoch zeitlich Kleid tragen, sie müssen die Seitenwege benutzen und sind auch bei regnerischem Wetter, wo eine große Halle zum Promeniren benutzt wird, durch ein langes Seil von den Auserwählten getrennt, während der Spieler von Profession, der noble Taschendieb und moralisch herabgekommenste Mensch sich ungenirt in der guten Gesellschaft bewegen darf. Die Distinction steckt eben nur im Kleide; wenn der hessische Bauer sich von seiner unklcidsamen Nationaltracht lossagen und vom Kleiderkünstler ummodeln lassen könnte, dann gehörte er auch zu den Distinguirten. Das sind die Auswüchse unserer Civilisation! So sagten unsere beiden Freunde, der hochgelehrte Professor Hannibal Roßner und Doctor Petermann, der Astronom, als sie an einem wunderschönen Morgen, nachdem sie ihren Brunnen an der Quelle getrunken, durch die schöne Klosterallee schritten, um einen Ausflug nach dem Bromberg zu versuchen. (Forts, folgt.) Vermischtes. * Ein verloren gegangener Eisenbahnzug. Die Kansas- Pacificeisenbahn in den Vereinigten Staaten forscht seit geraumer Zeit nach einem vermißten Zuge und hat, nachdem sie 2500 Dollars ver ausgabt, die Nachforschungen eingestellt. Etwa 400 Meilen westlich Von Kansas City läuft das Geleise durch einen Ort, Namens Mono- lony, der vor einiger Zeit von einem furchtbaren Unwetter (Orkan oder Windhose) heimgesucht wurde, wodurch über 600 Fuß des Schie- Nengcleises weggeschwemmt worden. Die benachbarte Gegend, eine riesige Prairie, stand 8 Fuß unter Wasser, und man vermuthet, daß die Lokomotive und die Waggons (glücklicherweise war cs kein Passa gierzug) weggeschwemmt und unter einem Erdrutsch begraben wurden. Dies ist die zweite derartige Begebenheit, denn 1878 verschwand eine Lokomotive im Triebsand im Kiown Creek. * Wenn man einen Kaiser beherbergt. Welchen Aufwand Graf Arthur Potocki gemacht hat, um den Kaiser von Oesterreich in Krakau ein wahrhaft kaiserliches Logis zu bereiten, möge aus folgen den Thaten entnommen werden: die Rechnung des Wiener Hoftapeziers für Herrichtung von drei für den Kaiser bestimmten Salons belief sich auf 85,000 Gulden. Die Möbel für den Empfangssalon des Kaisers waren früher Eigenthum Napoleons III., sie wurden eigens für den Zweck des Kaiserempfanges vom Grafen Arthur Potocki in Paris an gekauft. Der Parquetboden, ein Meisterwerk der Holzwosaikarbeit, repräsentirt allein eine riesige Summe, da jede Parquettafel 70 Gulden in Silber kostete. Kaum dürfte der Kaiser auf der ganzen Reise luxuriöser gewohnt haben, als im Palais des Grafen Arthur Potocki in Krakau. * Entdeckung eines neuen Goldfeldes. Große Aufregung i ist in ganz Australien durch die Entdeckung des in der Nähe von Sidney gelegenen Temora-Goldfeldes verursacht worden. Der Andrang von Goldsuchern, schreibt der „Sidney Morning Hcrald", nimmt mit jedem Tage zu, und es kommen sogar Leute aus Victoria an. Das große Hinderniß für die Entwickelung des Feldes ist Mangel an Wasser sür Puddelzwecke. Gold wird in reichlicher Menge gefunden. Die Vorkehrungen für die Goldgräberei gehen rasch von statten, und Zelte wachsen allenthalben längs der Straße wie Pilze aus der Erde. * Welche Rolle die Bäder spielen, sieht man aus deren Besuch in diesem Jahre. In den Bädern Deutschlands, Deutsch-Oesterreichs und in Belgien und Holland haben mehr als 300,000 Menschen gebadet und getrunken. De» Reigen führt Wiesbaden mit 63,000, Baden- Baden mit 34,000, Teplitz niit 30,000, Carlsbad mit 24,OM, Ostende mit 17,OM, Ems mit 15,OM und Kissingen und Marienbad mit je 12,OM Badegästen. Man sollte meinen, Deutschland müßte sich gründ lich gewaschen haben. Herbstkunde. Feldeinwärts flog ein Vögelein Und sang im muntern Sonnenschein Mit süßem, wunderbarem Ton: „Ade! ich fliege nun davon, Weil, weit Steif' ich noch heut'!" Ich horchte auf den Feldgesang, Mir ward so wohl und doch so bang; Mit frohem Schmerz und trüber Lust Stieg wechselnd bald und sank die Brust: Herz! Herz! Brichst Du vor Wenn' oder Schmerz? Doch als ich Blätter fallen sah. Da dacht ich: Ach der Herbst ist da, Der Sommergast, die Schwalbe, zieht; Vielleicht so Lieb' und Sehnsucht flieht Weit, weit, Rasch mit der Zeit! Doch rückwärts kam der Sonnenschein, Dicht zu mir drauf das Vögelein, Es sah mein thränend Angesicht Und sang: „Die Liebe wintert nicht, Nein! Nein! Ist und bleibt Frühlingsschein!" Tisclc. Hrrrenschneidtrn, Vitdervtrkünftrn U Der Eingang ist einzig u. allein der Arnoldsch. Buchhandl. H M gegenüber, worauf ich ganz genau zu achten bitte. Unbegrenzte M A Reellität und die Einführung nur vorzüglicher Waarengattungen und anßerge- H R wohnlich billigen Preisen haben das Etablissement zu einem der renommirtestcn M M im Lande emporgeschwungen. Die enormen Waarenvorräthe sind in 12 N U übersichtlich eingetheilt, deren bloße Besichtigung bereit- W U. willigst gestattet ist. M Modistinnen, Tapezierern, Schneiderinnen, Kürschnern, » DreMnö billig« kiiiliaiikqucllv I K ist bekanntlich trotz aller Reklamen, Ausverkäufe, Procentvergütigungen u. s. w. 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