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Vaterländisches. Wilsdruff. Dem Vernehmen nach ist in Constapp^^ Hund des Gutsbesitzers M. daselbst an der Tvllwuth erkrankt derselbe sowohl in genamstem Orte als auch in den benachbarte"-/ schäften mehrere Menschen ganz gefährlich verletzt haben. De" ist um so bedauerlicher, als unter den Gebissenen sich einige Er""' sehr zahlreicher Familien befinden. — Eine Anzanl von Ortschaften des Ober - Postdirectiob-^ Dresden, für weiche, weil cs mehrere gleichen Namens gicbt, Bezeichnung erforderlich ist, erhalten im postdienstlichen Verleb' .,1 statt der bis jetzt üblichen, auf verschiedene Weise gebildeten E/ Bezeichnungen künftig ganz gleichmäßig nur die Angabe des directionsbezirks, welchem der Ort angehört. Wir nennen nur der Orte: Cölln, Coswig, Freiberg, Hohnstein, Königstein, (bei Pirna), Neukirch, Seiffen rc., denen jedesmal hinzuzufügen " . korps in Joppen und Schützenhüteü. Nun erst begannen die Turner- Abtheilüngen. Der Vorrang wurde den Amerikaner» aus Baltimore, Kalifornien, es-folgte England, Australien, Holland, Rußland, Schweiz, Italien, alle in nationaler Tracht. Nun erschienen die zahllosen Ab» theilungen der Turnverbände aus den Gauen Deutschlands, unterbro chen vom einem pompösen Aufzuge der Rudergesellschast „Germania", die ein eigenes Boot auf einem sechsspännigen Wagen mitführten, auf dem die gewonnenen Preise ausgestellt waren, ferner von zwei Prackt- wagen des Rndervereins, die in gleicher Weise ausgestattet waren. Rasch defilirten sodann der Harz-, der Werra-, der Niederröhn-, der Oberfulda-Gau. Die Hannoveraner waren meist mit Neichsfnrben geschmückt. Nach Braunschweig kam der vorerwähnte Ruderklub, blan- weiße Farben tragend. Begeistert werden die Deulsch-Oesterreicher empfangen, von Böhmen.ist die Betheiligung massenhaft. Oberöster reich, Steiermark und Tirol sind an ihren Schützenhüten mit Rosma rin und Alpenrosen kenntlich. Es sind herrliche Gestalten, die Banner träger echte Gebirgsrecken. Jetzt rückt Sachsen an, alle Städte sind stark vertreten, Leipzig mit sO Mann. Prächtige Fahnen! Der Zug noch immer endlos. Auch die Bayern, voran die Münchener, sind Alle originell kostümirt, Mit Hahnenfedern auf den Hüten und schönen schweren Fahnen. Württemberg ist sehr zahlreich vertreten, Stuttgart mit 140 Mann; dann die Rheinprovmz und Westphalen, meist hell gekleidet und mit Farben verziert. Schlesien, Posen, Preußen, Pommern sind die Vor gänger von Brandenburg mit Berlin, letzteres hat im Zuge die Mitte. Freudig begrüßt und wohlgeordnet sind die Berliner die zahlreichste Truppe der Gäste. Intelligenz und Tournure markirt sie. Auch die Studenten Berlins sind durch Delegirte mit blanken Schlägern und Cerevis vertreten. 12 Fahnen und ein eigenes Musikkorps begleitet das Corps. Unter den folgenden norddeutschen Turnern fallen Nament lich die Hamburger auf. Den Badensern folgten die Elsässer, worunter die Straßburger mit 12 Studenten. Den Turnern schlossen sich Frank furter Gesangvereine und andere Korporationen an. Der Zug hatte eine Länge von anderthalb Stunden. Hunderttausende von Menschen sind in den Straßen auf den Beinen. Tagesgeschichte. Die in Deutschland eingetretenc politische Ruhe dauert fort und es wäre ein vergebliches Bemühen, irgend einer Deutschland betreffenden Frage zur Zeit eine große Wichtigkeit beimessen zu wolle» und dafür eine hervorragende Discussiou zu verlangen. Diese politische Ruhe hat offenbar für unsere inneren politischen Verhältnisse auch ihr Gutes, denn der Waffenstillstand in den inneren Kämpfen bewirkt nicht selten, daß die einzelnen Parteien ein wenig Selbstkritik über ihr Thun und Lassen üben und in Folge dessen etwas maßvoller in ihren Urtheilen und Bestrebungen werden, was hoffentlich zu einer gewissen An näherung von Rechts und Links führt, wovon wir nur eine gedeihliche Entwickelung unserer nationalen Verhältnisse haben können. Wahr scheinlich kommt der Parteitag der Nationalliberaleu auch in diesem Herbste zu Stande und wird es die Aufgabe desselben sein, die beiden Gruppen der Liberalen, die sich seit der Abstimmung über das Kirchen gesetz im preußischen Abgeordnetenhause getrennt haben, wieder zu vereinigen, ein Ziel, welches wohl zu wünschen wäre, um der radi kalen Strömung, die sich da und dort breit gemacht hat, ein wenig -Einhalt zu thun. Nach einem Telegramm ausKoburg werden die Finanzminister Deutschlands demnächst daselbst eintressen, um die Heidelberger Kon ferenzen sortzusetzen. Auf den Heidelberger Konferenzen handelte es sich bekanntlich um Besprechung der Grundsätze einer allgemeinen Steuer- und Fipanzreform. Berlin, 20. Juli. In der Anklagcsache gegen die Reichstags abgeordneten Fritzsche und Hasselmann wegen Zuwiderhandclns gegen 8 28 des Socialistengesetzes hat die Strafkammer des Landgerichts Berlin II. erkannt. Die Strafkammer nahm an, daß das vorüber gehende Betreten des Nachbarortes Lichterfelde als „Aufenthalt" da selbst nicht anzusehen sei, die Auswcisungsbefuguiß des Berliner Polizeipräsidenten auch nicht über das Weichbild Berlins hinaus sich erstrecke. Die Legende von den „Bassermannschen Gestalten" scheint jetzt in Schlesien Fleisch und Blut gewonnen zu haben. Eine auf fallende Bekanntmachung hat soeben der Landrath des oberschlesischen Kreises Falkenberg, Graf Pückler, im dortigen Kreisblatt erlassen. Dieselbe lautet: „Noch einer mir zugegangenen Nachricht hält sich seit 'zwei Monate» ein höchst gefährlicherRevolutionär m Deutschland auf, um einen längst rm Geheimen vorbereiteten Gewaltakt -zur Ausführung zu bringen. Derselbe ist, soviel ermittelt, Däne von Geburt, gelernter Apotheker, längere Zeit in Amerika, zuletzt in London - gewesen, reduzirt gekleidet und hat die Angewohnheit, auf der Straße dicht an den Häusern her zu gehen und letztere durch seitliche Hand bewegung zu berühren. Er ist verheirathet, doch befindet seine Frau sich wahrscheinlich zur Zeit nicht bei ihm. Sein Name hat nicht ge- mau festgestellt werden können, soll indessen Flörro oder Flöro lauten: möglicherweise reist er jetzt in Deutschland unter einem anderen Namen, vielleicht Winter, Petersen oder Aumann. Die Herren Amtsvor steher und Gendarmen des Kreises veranlasse ich, auf den p. Flörro - oder Flöro zu vigiliren, denselben im Betretuugsfalle zu überwachen, eventuell zu verhaften und davon, wenn Letzteres geschehen sollte, mir sofort Anzeige zu erstatten." — Man ist gespannt auf den Erfolg dieser landräthlichen Bekanntmachung. Es ist zu hoffen, daß dieser hernmstrolchende Revolutionär die Existenz des preußischen Staates -nicht ernstlich gefährde. Danzig, 22. Juli. Die auf der hiesigen kaiserlichen Werft aus Eisen neu erbaute gedeckte Korvette „Gneisenau" ist soweit fertig gestellt, daß die Ueberführung des Schiffes nach Kiel und der Beginn der Probefahrten mit demselben erfolgen kann, sobald der Befehl dazu Feilens der Admiralitäten hier eintrifst. Aus Schlesien, 21. Juli. Man kann sich keinen Begriff davon machen, welcher pestartige Geruch in denjenigen Räumlichkeiten zurück- ' geblieben ist, welche bei dem Wolkenbruche in der Gegend umGreiffen- dcrg bis zum 1. Stockwerke und darüber hinaus im Wasser gestanden . haben. Das Fl uthwasser hat sich den in den Höfen befindlichen Senk gruben mitgetheilt; der in den Wohnräumen fingerdick abgesetzte Schlamm hat alle Gegenstände und die Wände überzogen, die kingetretene Hitze erzeugt ansteckende Dünste. Es ist daher für die betreffenden Ort schaften, um die Lokale wieder wohnbar zu machen, polizeilich ange- ordnet worden, daß Fenster und Thüren in diesen Räumlichkeiten 2 bis 4 Wochen hindurch offen zu halten seien, daß die Bewohner we der bei Tag noch bei Nacht darin verweilen dürfen und daß die Diele» aufzureißen, an der Luft zu reinigen und zu trocknen seien und erst nach Ersetzung der ausgcschachteten alten Füllung durch trockene wieder gelegt werden dürfen. Die Wände sind mit Karbolkalk zu tünche», sobald sie vom Schlamme gereinigt und trocken geworden sind. So dann soll auch nach dem Einzuge der Bewohner noch Chlorkalk ausge stellt werde». Die Ausführung dieser sanitären Maßregeln wird streng kontrolirt. Das Wiener Schützenfest wurde am 19. Abends durch einen Wolkenbruch erheblich gestört. Derselbe war so heftig, daß das DaH der Festhalle beschädigt wurde und einige Balken niederstürzten. Zwei Personen wurden schwer, zwei leicht verwundet. Bei dem vorauf- gangeuen Festbanket überbrachte Frohnmüller aus Fürth einen deutsche«- herzinnigen Schützengruß im Namen des deutschen Schützenbuudes an die österreichischen Schützen, auf die Eintracht zwischen Deutsch' lands und Oesterreichs Negierung hinweisend, rief er unter stürmisch^ Beifall: „Wir wollen fein ein einig Volk von Brüdern!" Ebenso be geisterte Ausnahme fand der Toast des Südtyrolers Meinhard, Welchs feierlich gelobte, daß die Südtyroler Oesterreichs Grenzsoldaten """ Oesterreichs Grenzwacht bleiben würden. — Im Gegensatz zn d" Verbrüderung aller Völker Oesterreichs, welche das Wiener SchW' fest zum Ausdruck brachte, steht die Rohheit der slovenischen Bauer" von Krain, zu deren Nationalvergnügungen es gehört, deutsche Tu""" und Sänger anzugreifen, wenn sie sich an Zahl überlegen wiste"' Sv überfielen, offenbar von den neulichen Reden des Abgeordnete« Svelec und seiner Genossen im krainischen Landtage, die „das DeuE aus dem Lande hinauswerfcn wollen, wie die Ungarn es ge""^ haben" noch aufgehetzt, eine Anzahl harmlose der deutschen LiederE in Laibach angehörige Ausflügler in der Nähe von Zwischenwästet" aus dem Hinterhalte und verletzten sechs derselben nicht unerheblich-, Die Pariser Festtage, denen noch eine Nachfeier in Gestalt ew's großen, in der Arbeitervorstadt Belleville veranstalteten Musils^ folgte, sind zwar vorüber, aber sie hallen noch in den französE Gemüthern nach. Die Republikaner schwelgen mit Berechtig»"^ den Erinnerungen jenes großartigen und glänzenden 14. Juli, -v Tages des großen Nationalfestes, die antirepublikanischen Kreise w" gegen suchen de» Glanz und die Bedeutung jenes Tages zu lenst"!, oder wenigstens zu verkleinern. Beachtenswerth im Allgemeine" jedoch, d-ß das Fest, welches nach den Voraussagungen der französst^ Extremen von Links nnd Rechts eine Rehabilitirung der Co"»"" bedeuten sollte, statt alledem ein Fest der repnblikamschen ArM wesen ist. Die Armee bildete mehrere Tage hindurch den Mittels, aller Gedanken Frankreichs und ihr wurden Huldigungen über digungen bereitet. — Auch hatte das französische Nationalsest it""''-, hin eine allgemein politische Bedeutung. Die Rede, welche dcrFp,„ sident der Republik am Sonntag v. W. hielt, wies auf das Beßre" der französischen Regierung hin, sich so wenig als möglich in die", wärtigen Angelegenheiten zu mischen nnd dafür ihre ganze Krass inneren Zuständen Frankreichs, der ferneren Consolidirung und Festigt dec französischen Republik zn widmen. Die Jesuite.ii von Lyon gehen nach England. Die PräiA haben Befehl erhalten, alle Jesuiten vom französischen Gebiet weisen, welche noch znrückgebliebcn sind. Ueber die Vorbereitungen Rußlands zum Kriege mit Cli'^ wird aus Petersburg geschrieben: Mau bestätigt, daß bis zum die Jnteodanturvcrwaltnng an extraordinären Ausgaben 12 Rubel gehabt habe, wovon 5 auf das Marinemimstcrium, 7 ""s Kriegsministerium fielen. Außerdem sind roch in Amerika s"' ^ Millionen Rubel Pulver, Geschosse und dergleichen Kriegsmateru" stillt worden, wovon für die erste abgelieferte Partie sehr Millionen zu bezahlen sein werden. Die Organisation und Verwaw des Stillen-Meer-Küstengebietes erlitt eine vollständige Veränd^j- Fast alle höheren Beamten wurden dort gewechselt; was man Schiffen in den Stillen Ozean abschicken kann, wird dorthin abgen"^ und das Kommando über die vereinigte Escadre übernahm dcr W^, Minister selbst. Man bestätigt, daß der Kriegsminister General jutin sich gegen einen Krieg mit China ausgesprochen habe, nimmt die kriegerische Stimmung des Marineressorts, mit dem fürsten Konstatin Nikolajewitsch an der Spitze, die Oberhand- diesen Kreisen meint man, daß ein Krieg mit China früher oder doch ausbrechen wird, weshalb es jetzt nothwendig ist, durch ei" " gisches Vorgehen dem Feinde znvorznkommen. Loudon. Ans verschiedene» Theilen des Landes werden Stürme und ernstliche Ucberschwemmungen gemeldet. In iE Fällen sind Verluste an Menschenleben und große Verheerung^ Eigenthum zu beklagen. In Liverpool wurden mehrere HänsF Blitz getroffen, der Glockenthunn der St. Philemonkirche zcrst"". ein Mann getödtet. In Bradford war der Regen so heftig, d"^ Rathhaus drei Fuß unter Wasser stand. Jin Dolgelly^ Ruabo"- Cardigaiibaidistricte sollen fünf Eisenbahnbrücken zerstört seu'-.^l furchtbarer Sturm hauste iu Ashtvnunder-Lyne; der untere Stadt wurde gänzlich überschwemmt und schwerer Schaden angele Ein Abzugskanal, welcher der Manchester-, Sheffield- und Linco>"'^-l- Eisenbah» entlang läuft, konnte der Gewalt des Wassers nicht stehen und barst; der angerichtete Schaden wird sehr hoch augcch?A- am Sonntag mußte der Verkehr auf eine einzige Linie beschränkt"''^ London, 19. Juli. Nach einem hier eingegangcnen Telegfs^' sand gestern in Manila heftiges Erdbeben statt. Der Gonverneurs und viele andere Gebäude sollen zerstört sein, doch noch keine genauere Nachricht vor.