Volltext Seite (XML)
Vermischtes. »Lachend« und weinende Erben. (Ein kleiner Weltstadt-Roman.) In dem Hause eines Rentiers in der Thiergartenstrahe zu Berlin, welches seit einigen Jahren leergestanden hat, entfaltete sich neulich ein reges Leben. Der reiche, menschen scheue Sonderling war nun todt und die lachenden Erben tanzten nun aus semem Grabe. Fern von der Heimath, an der chinesischen Küste, war das ihn bergende Schiff von den Flußpiraten gekapert und natürlich alles Lebende auf demselben er mordet worden. Sein Name stand obenan in dem beim englischen Seeamt zu Hong kong aufbewahrten Verzeichnitz der Passagiere. Eine Verschollenheitserklärung war erwirkt und die Eröffnung des bereits vor vielen Jahren deponirten Testaments genehmigt worden. Kürzlich versammelten sich die Erben — eine bunte, überaus heitere Gesellschajt. Da war ein reicher Börsenmann, jein Bruder: der muthmaß- j liehe Haupterbe, der sich schon jetzt als solcher geriete. Es fehlten auch nicht der Dandy, der seine längst zerrütteten Finanzen und seine zerrüttete Gesundheit mit dem ihm zufallende» Gelde und einer verspäteten Badereise wieder zu befestigen hoffte-, drr Künstler, dessen bleiche Wange und hohles Auge sich in der Sonne dieses Glanzes neu belebten, die schriststellernde alte Tante mit dem Schooßhündchen unter dem Arm und der Lieblingskatze daheim, und, last not least, die Tochter des Verblichenen m>t bleichem, abgehärmten Gesicht und eingehüllt in ein dürftiges Gewand — ein licht scheues Wesen, dessen Blick die Erde suchte. Die Anderen flüsterten unter einander und wandten sich ab, als sie eintrat. „Ist es diese nicht, die ihn in den Tod ge trieben?" sagte die Frau des Börsenmannes, laut genug, um gehört zu werden, und Aller Blicke richteten sich starr und mitleidlos auf die Elende. Ja, sie war elend, entsetzlich elend. Um ihres Gatten, eines armen Schauspielers willen, war sie einst von ihrem Vater verstoßen, enterbt wurden. Die Pracht des Vaterhauses hatte sie mit dem Flitter und dem glänzenden Elend einer Wander- und Vorstadtbühnenstellung vertauschen müssen. Die Theatermisöre der letzten Jahre hatte ihren Gatten unter die Erde und sie selbst dem — Verhungern nahe gebracht. Und um ihretwillen, weil er sie nicht vergessen konnte, war der sich vereinsamt sühlende Vater aus jene zweck- und ziellosen Reisen gegangen, die nun einen so Plötzlichen, tragischen Abschluß ge. sunden. — Die Verlesung des Testaments war beendet. Die Enterbung der Tochter war darin ausdrücklich wiederholt, dem Bruder das Haus- und Haupterbe, den An deren waren, nach Erwartung — Legate zugesprochen worden. Man weinte Thränen — der Freude, man gratultrte Anderen und sich selbst, und Niemand achtete der armen Verstoßenen mehr, die in diesem Augenblick jede Hoffnung zu Grabe trug. Während Jene nur noch von Berkaus, Abbruch, Capitalisirung, Verzinsung u. s. w. sprachen, lag sie in einem fernen, unfreundlichen Vorzimmer vor einem Bilde ihres Vaters — auf den Knieen. „Ach! Vater!" ries sie ein über das andere Mal unter Thränen, „Vater, kannst Du mir vergeben?" — „Ja," antwortete eine Stimme hinter ihr, „ich vergebe Dir, meine Tochter." Zu Tode erschrocken wandte sie sich um. Ihr Vater stand vor ihr. Mit lautem Schrei flog sie in seine ausgebreiteten Arme. „Vater, mein Vater!" „Oh, meine arme, schwergeprüfte Marie!" — Die Anderen stürzten herzu und standen wie versteinert. Er war nicht todt. Unter der Maske des zudem unbekannten alten Verwalters des HauscS hatte er sich eingeschlichen und in den halbdunklen Zimmer seine Rolle mit Erfolg spielen können. Er hatte Alles gehört, Alles gesehen — erkannt, wer und wie sie waren, wem hier Unrecht geschehen und wem das Recht. Und nun riß er die ihn entstellende Hülle ab, nun stand er als Herr und Gebieter auch äußerlich kenntlich unter ihnen, und mit wenigen Worten erzählte er von seiner merkwürdigen Rettung und Wiederkehr zum Leben. Nun stoben die lachenden Erben auseinander wie Spreu vor dem Winde; nur die Weinende blieb zurück Unter Thränen der Freude zog sie wieder ein in jene Räume, welche sie einst so glücklich gesehen, am Arme des Vaters, der seine Tochter wieder gefunden. * Im Schlafzimmer der Königin. Guizot erzählt in seinen von Madame de Witt herausgegebenen „Memoiren" nachstehenden ergötzlichen Vorfall, der ihm, als er Botschafter in London war, während eines Besuches in Windsor begegnete: „Am Mittwoch Abend in Windsor zog sich die Königin (Viktoria) um 11 Uhr zurück; wir plauderten ein halbes Stündchen weiter. Um Mitternacht suchte ich mein Zimmer And verirrte mich in den Galerien, Salons und Corridoren. Endlich öffnete ich sachte die Thür eines Zimmers, das ich sür das meinige hielt, und sehe eine Dame, die mit Hilse ihrer Zofe sich zu entkleiden beginnt. Ich schließe die Thür so rasch alS möglich und fange aufs Neue an mein Zimmer zu suchen. Endlich sinde ich Jemanden, der mir den Weg zeigt, und ich gehe zu Bett. Am nächsten Tage bei Tische sagt die Königin zu mir lachend: „Wissen Sie, daß Sie gestern um Mitter nacht mein Zimmer betraten?" „Also, Madame, war es die Thür des Zimmers Ihrer Majestät, die ich halb öffnete?" „Gewiß." Und sie begann wieder zu lachen und ich auch. Ich erzählte ihr von meiner Verlegenheit, die sie schon errathen hatte; und ich fragte sie, ob, wenn ich jemals meine Memoiren schreiben sollte, sie mir er lauben würde zu erwähnen, daß ich die Thür des Schlasgemachs der Königin von England im Windsorschlosse um Mitternacht öffnete, während sie zu Bette ging. Mit herzlichem Lachen gab sie mir die Erlaubniß." * Eine genügsame Kleine. Ein Vater fühlt sich krank und herabgestimmt und richtet an sein Töchterchen die Frage: „Wie wäre Dir zu Muthe, wenn ich stürbe. Würdest Du mich sehr vermissen, liebes Lieschen?" — „O nein, Papa, wir haben ja Dein Porträt!" * Ein Duell eigener Art sollte jüngst am Grafenberg bei Düssel dorf stattfinden. Zwei Schüler einer höheren Lehranstalt zu Cöln hatten sich nämlich tödtlich beleidigt, nur Blut konnte die Ehre wieder Herstellen. Anstatt die Sache in Cöln abzmnachen, bestimmten sie eine Schlucht am Grafenberge bei Düsseldorf zum Schlachtfelde. Pi' stolen in den Taschen, kamen sie wuthentbrannt in Düsseldorf an, be sahen sich auf dem Wege nach dem Grafcnberge die Gewerbe-Aus stellung und zogen dann in die Schlucht, denn eine Schlucht mW es sein. Dem gestrengen Herrn Vater eines der ritterlichen Knaben war indes; der Abschiedsbrief zu früh in die Hände gekommen, und weil der Junge genau die Stelle bezeichnet hatte, wo man eventuell seine Leiche finden würde, saß der Vater schon versteckt im Strauch, als die Duellanten ankamen. Er nahm seinen herrlichen Sohn beim Schopf und prügelte ihn so lange, bis der Junge erklärte, der Ehrt sei Genüge geleistet. — Jedenfalls das beste Mittel, die Gedanken dec unreifen Bürschchen auf vernünftigere Dinge zu lenken. * Einem neuen schweren Unglück bei einer Besteigung des Mont- Blanc sind sünf Menschen wie durch ein Wunder entgangen. Tü- selben stürzten in eine Gletscherspalte, rissen dabei jedoch eine bedeutende Menge frischen Schnee mit, der vor ihnen in die Spalte fallend die Gewalt des Sturzes minderte. Durch die Umsicht eines Führers gt- lang cs der Gesellschaft, nach äußerst gefahrvollem Klettern aus der Spalte hcrauszukommen. > * Ein schweres Gewitter entlud sich am 6. d. M. zwWu 6 und 7 Uhr früh über Berlin, verschiedene Schläge erfolgten, ohne besonderen Schaden auzurichten, dagegen haben die wolkenbrucharug herabstürzenden Wassermassen vielfachen Schaden angerichtet, nainw' lich in den Kellerräumlichkeilen, die vielfach als Wohn- und Geschöpf räume benutzt werden, sodaß Bewohner solcher Räume, welches in den Betten lagen, in Lebensgefahr geriethen. Es wird von 1OOO Kellerlokalen, Wohnungen und Geschäftsräumen berichtet, welche unter Wasser gesetzt waren. In Rixdorf bei Berlin traf ein kalter aber heftiger Schlag das Schulhaus, in dem wohl an 300 Kinder, Knaben und Mädchen anwesend waren. Die Klassen sollten s»w<» zu einer kurzen Zwischenpause geschlossen werden, als der Blitz, den nordöstlichen Giebel des Daches traf und dann an dcrDaäl"»^ und der Regengosse bis auf den Erdboden, wo er sich tief einbohr», hinabsuhr, mit einem betäubenden Knall und einer mächtigen EsW, teruug einschlug. Es folgte nun ein Moment der unbeschrcibliE Aufregung. In wildem Durcheinander und mit einem nervenerB»' teruden Geschrei stürzten die Kinder aus den Klassen die TE hinunter nach der Schnlthüre, in der Hoffnung, im Freien Rett»"» zu finden. Hierbei entstand au der Thür und kurz vor derselbe» - entsetzliches Drängen und Schieben, infolge dessen einige der kleine . Kinder ohnmächtig zur Erde fielen, während die ganze nachfoW^ , Schaar über sie hinwegstürzte, theils die untenliegenden mit M. tretend, oder auch selbst zu Fall kommend. Alle Ermahnungsrust ' Rektors und der Lehrer verhallten fruchtlos. Erst nachdem Kinder im Freien waren, gelang es, sich der auf der Erde liege»"' die theilweise ohnmächtig und bis zur Unkenntlichkeit entstellt >»» / anzuuehmen. Am ernstesten war ein zwölfjähriges Mädche» Namen Alma Eismann, die zuerst gefallen und von den über sie weg Stürmenden förmlich zerstampft war. Bewußtlos wurde - Kind in die Wohnung des Schuldieners getragen, wo der schle""»^ hinzugezvgene Arzt l)r. Rothmann lebensgefährliche Verletzungen Kopf, Hals und Brust konstatirte. Gleichgesährlich war ein jähriger Knabe Emil Wendt beschädigt. Von den vielen andere»^ dern, die mit geringeren oder bedeutenderen Kontusionen davon'" werden »och als nicht unerheblich verletzt das 12jährige M»° Marie Stegers und die 10 jährige Tochter eines Schlächters Hardt angegeben. g, * Schiff verbrannt. Ein schreckliches Unglück hat sich September früh ans dem Rheine zugetragen. Das Schiff "^r Nr. 2", welches den Dienst Köln-Mainz-Mannheim versieht u», Firma H. Rüstelhubers Nachfolger in Köln gehört, gerieth E „§ Bergfahrt bei Rheindürkheim in Brand. Es hatte eine große-" ch Benzin und Petroleum an Bord. Wahrscheinlich ist das Feuer o , Explosion entstanden; weder der Kapitän noch die beiden Heizer k"»^ sich retten, sie kamen in den Flammen um. - Ein anderer Bedu»! des Schiffes soll durch Leute eines gerade vorüberfahrenden R queurs gerettet worben sein. Für Familien und tesecirkel, Bibliotheken, Hotels, Lafös und Restaurationen. Probe -Nummern gratis und franco. Abonnements-Preis vierteljährlich « Mark. — Zu beziehen dnrch alle Buchhandlungen und posianstalten. Expedition der Zllustrirten Zeitung in Leipzig. VoUstäuäigo unä gobnoUs Heilung virä bei ^uvenäung ä«r vorrügliob berväbrtsn Siebt-Heil-lllilok boi allen Dobeln gnravtirt, vo äi« organmoben 6«- vebs unä äas Llut in krankbakte Xu8tänäo üb«r- gegangen 8inä. (koäagra), Kd«um»ti8mu8, lirvur-, Lrust-, Lopk- unä Labn8«bmerren, 6«8l«kt8r6>88en, Vrü8«n unä 8»n8tiAS 8«bm«r2bastv ki«8«bivül8te unä Bardon, V«rvnnäunF«n, Hukt8ebun8«Q unä Verrenkung««, KÖ8artiFv Vn88- unä LvillßMvbvürv u. 8. V. können bei äik86m Nittel unmögliob weiter beheben, «8 l'Ü88t überbauet keine Lntrünäuug aukkowrnon. ^V«r äis Ueil-Nilob kennen gelernt bat, lä88t sie nie naebr iin 8uu86 keblsn. Tu baben bei Herrn ^potbeker lbvntner in Wileärukk. Menbühnfrachtbriefe, halt vorräthig L. Lerger'8 Luebäruekvrel. V Nach den von mir in meiner eigenen Praxis sowohl, ! V auch von anderen Personen, welche den v 6. W. ^a^enschen BrustsyruP W gebracht, gemachten Erfahrungen ist derselbe ein vortrefflich^ > V Mittel bei acuten und veralteten katarrhalischen Brmv Verschleimungen als auch bei anderen Stockungen in de M Lungen und asthmatischen Beschwerden, sowie in «Knr)^ migkeit und Brustkrämpfen. Ich kann daher den A' ' 4t. W. Mayerffchen Brnstsyrup aus Breslau aw ! V an diesen Beschwerden leidenden Personen empfehlen. V Ohrdruff bei Gotha. vr. LrÜA«l8tvin, ! M (l-. 8.) Medicinalrath und Physiku^ Nur allein ächt zu haben bei H». Rlttk»u8eu und A llo^er in Wilsdruff, bei L. 8edmor1 in Meißen und M Lliemanu in Nossen. Redaktion, Druck und Verlag von H. A. Berger in Wilsdruff. i l r t s z