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WscheMM für für Elsche'nt wr»entl-ch S Mal (Dienstag und Freitag). Abvnnementsprc's vierteljährlich 1 M ark Eine einzelne Nummer kostet 10 Pf. Inseratenannavme Montags u. Donnerstag- bis Mittag 12 Ur. Erscheint wöchentlich 2 Mal (Dienstag und Freitag). AbonnementSpreis Vierteljährlich 1 Mark. Eine einzelne Nummer kostet 10 Pf. Nossen, Siebenlehn und die Umgegenden siir die Kömgl. Amtshanplmonnschaft zu Meißen, das Königl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff. Vierzigster Jahrgrrng. Nr. 70.Freitag, den 27. August 1880. Bckanutmachuna, Durchschnittspreise für Marschfourage betr. Von der Königlichen Kreishauptmannschaft Dresden sind die Durchschnittspreise für Marschfourage in dem Hauptmarktorte de? hiesigen Bezirks, der Stadt Meitze«, auf den Monat Juki dieses Jahres folgendermaßen festgestellt worden: 8 Mark 54 Pfg. für 50 Kilo Hafer, 3 - 13 - - 50 - Heu, 2 - 21 - - 50 - (Stroh. Königliche Amtöhauptmannschast Meißen, am 23. August 1880. von Bosse. Tagcsgeschichte. Kein Blatt der Weltgeschichte vermag uns von einem Festereigniß zu erzählen, wie dasjenige ist, welches Bayern in diesen Tagen osfizieU begeht. Es gilt diese Feier der 700jährigen ununterbro chenen Regierung des ältesten aller deutschen, aller europäischen Fürstenhäuser, des Hauses Wittelsbach. Vor 700Jahren, im Jahre 1180, eröffnete der Hohcnstaufe Friedrich Barbarossa den auf dem Reichstage zu Regensburg anwesenden Fürsten, daß er den Pfalzgrafen Otto von sch yern-Wittelsbach zum Herzog von Bayern auserschen habe, und am 16. September desselben Jahres belehnte er diesen zu Altenburg in Thüringen mit dem Herzogthume. Seit dieser Zeit sind die Geschicke Bayerns auf's Engste und Unzertrennlichste mit denen des Hauses Witlelsbach verknüpft. Eine lange Reihe von Wittels bachern hat die Geschicke deS Landes geleitet, und die Bewohner des selben können und werden mit Freude und Dank einen Rückblick ans die Geschichte Bayerns thun. Sie dürfen es, denn heute erblicken sie es auf dem Standpunkt hochentwickelter politischer Freiheit; die ver schiedensten Unternchtsanstalten öffnen sich jedem Befähigten zu voll kommenster Ausbildung in dem erwählten Beruf; ungestört und unge hindert können Gewerbe und Handel ihrer weiteste» Entfaltung ent- gegeugcheu; die Hemmungen und Nachtheile, welche dem Gedeihen der Landwirthschaft die auf Grund und Boden haftenden Feudallasten bereiteten, sind theils beseitigt, thcils gemindert. Die Rechtsfähigkeit im öffentlichen Rechte ist vom religiösen Bekenntnisse unabhängig; Freiheit der Presse und des Buchhandels ist anerkannt; dasVersamm- lungs- und Vereinsrccht ist auf freisinniger Basis geregelt; das Recht der Verehelichung und des Gewerbebetriebes ist von polizeilichen Be schränkungen befreit; allgemeine Wehrpflicht ist eiugeführt. Auf solch' hoher Kulturstufe erblicken wir gegenwärtig Bayern. Das Haus Wittelsbach hat zur Herbeiführung derselben mitgewirkt. — Der König hat folgende Proklamation, datirt Elmau, 22. August, erlassen: „An mein Volk! Es ist meinem Herzen ein Bedürfniß, an dem Tage, Welcher zu Ehren meines Hauses festlich begangen wird, dem wahren und tiefen Danke Ausdruck zu geben, den ich bei dem Rückblick auf sieben Jahrhunderte empfinde. Dieser Dank gilt der unwandelbaren Treue und Anhänglichkeit, mit welcher mein Volk dem Throne der Wittelsbacher ergeben ist. Unter den Eigenschaften, welche den Ruhm aller Stände meines Volkes bilden, steht rein und glänzend die Treue und Anhänglichkeit obenan, die Treue ist mir die Grundlage meines Thrones, die Anhänglichkeit der schönste Juwel meiner Krone. Mit dem innigsten Dank verbinde ich die Versicherung, daß das Glück meines treuen Volkes das Ziel meiner heißesten Wünsche, daß es die Bedingung meines eigenen Glückes ist. Gleich meinen in Gott ruhen den Ahnen, deren Andenken in diesen Tagen mit so rührenden Beweisen der Pietät geehrt wird, bin ich von den, vertrauensvollen Bewußtsein durchdrungen, daß mein Volk in allen Zeiten fest zu seinem Fürsten steht. Mit diesem erhebenden Gefühle- trete ich in das achte Jahr hundert der Negierung meines Hauses ein. Möge meinem Volke' ungetrübte Wohlfahrt beschicken sein für alle Zukunft. Das walte Gott! Ludwig." ' . Die Männer, welche gegenwärtig an der Spitze der französischen Republik stehen, sind ernstlich bemüht, die Mißgriffe, welche Gambetta durch seine Cherbourger Rede und die Veröffentlichung seines Briefes in der „Veritä" begangen hat, wieder gut zu machen. So richtete der Präsident der Republik, Jules Grevy, in Dijon an die Vertreter der Stadt eine Ansprache, in welcher er nachdrücklich betonte, daß sich Frankreich nie zu irgend welchen Abenteuern werde hinreißen lassen. Auch der französische Conseilpräsident de Freycinet hat auf einem Banket in Montauban eine Rede gehalten, welche in den Worten gipfelte, daß die französische Regierung niemals den Frieden compro- mittiren werde, welchen das französische Volk so entschieden wolle. Jedenfalls stimmen Grvvy und Freycinet durch diese Aeußcrungen mit den Wünschen der großen Mehrzahl der Franzosen überein, wäh lend Gambetta mit seinen Anschauungen glücklicherweise ziemlich allein dasteht. — Der sympathische Empfang, welchen viele normannische Geistliche dem Präsidenten Grevy auf seiner Reise nach Cherbourg bereitet haben, hat den päpstlichen Nuntius in Paris veranlaßt, die betreffenden Geistlichen zum Widerruf ihrer loyalen Ansprachen zu be wegen. Dieser Widerruf ist gewiß ein Zeichen, wie streng die Jesuiten immer noch in der französischen Republik über ihre Untergebenen Auf sicht führen. In Spanien trübt sich der Horizont wieder. Die drohende Haltung der dynastisch-liberalen Opposition einerseiis und die karlistische Bewegung in den baskischen Provinzen andererseits bereiten dem Kabinete Canovas schwere Sorgen. Eine Konferenz der Opposition, welche vorletzte Mittwoch in San Sebastian stattgefunden, und in welcher Sagasta und Marschall Campos das Wort geführt, hat den Beschluß gefaßt, dem Kabinete in jedmöglicher legaler Weise Wider stand zu bieten. Canovas kann sich allerdings zur Stunde kaum ver hehlen, daß er durch seine reaktionäre Politik den wahrscheinlichen Erfolg der karlistischen Kandidaten bei den kommenden Provinzial wahlen in halb Spanien selbst verschuldet hat. Nun die Karlisten das Haupt wieder erheben, mag man es in Madrid bitter bereuen, sich die baskischen Provinzen durch Unterdrückung der Fueros entfrem det zu haben. Die Armee des Marschalls Quesada ist in jenen unzu friedenen Provinzen, welche sie förmlich okkupiren mußte, festgenagelt. Verlangt irgend ein politischer Zwischenfall die Zurückziehung dieser Armee, dann loht der karlistische Brand hoch empor. Vaterländisches. — Dresden. Die Enthüllung des Siegesdenkmals auf dem Altmarkte, welches auch den im Feldzug 1870/71 gefallenen Söhnen unserer Stadt gewidmet ist, findet bekanntlich am 1. Septbr. d. I., Vormittags 11 Uhr statt. Seitens des Raths ergeht nun an die nächsten Angehörigen der Gefallenen, welche sich an der Feier zu betbeiligep wünschen, die Aufforderung, sich in der Hauptcanzlei des Altstädter Nathhauses bis zum 27. d. M. anzumelden. Die hierzu nvlhigen Baulichkeiten auf dem Altmarkte haben schon seit Montag ihren Anfang genommen, so daß, nach den im Gange befindlichen Vorbereitungen zu schließen, diese Feier eine eben so würdige als im posante zu werden verspricht. — Das Justizministerium hat mit allerhöchster Genehmigung be schlossen, die bei den Amtsge ichten in Zittau, Pirna, Meißen, Oschatz und Annaberg bestehenden abgezweigten Strafkammern mit dem 1. Oktober d. I. einzuziehen. Die Geschüftsverhältnisse bei denselben haben sich so gestaltet, daß die bei diesen Amtsgerichten fungirende» Richter größtcntheils nicht voll beschäftigt sind, während bei mehreren Landgerichten wegen des Geschäftsumfanges die Errichtung neuer Kammern und demgemäß auch eine Vermehrung des Richterpersonals nothwendig erscheint. — Das königl. Ministerium des Innern hat sich veranlaßt ge sehen, den Handelsleuten Burkhardt aus Seeligstadt und Lorenz aus Kleinwolmsdorf, wegen der f. Z. von denselben mit Entschlossen heit und Umsicht bewirken Festnahme des Raubmörders Haase aus Arnsdorf, eine Gratifikation von 120 Mark zu bewilligen. Jngleichen soll den Obergeusdarmen Gramm zu Dresden, und Prescher zu Pirna, sowie den Gensdarmen Voigt in Stolpen und Lehmann in Radeberg und den Brigadiers Herig zu Ebersbach und Menzel, früher zu Großröhrsdorf, jetzt in Klingenthal, wegen ihrer anerkennens« werthen Thätigkeit in der Untcrsuchuua gegen den rc. Haase eine Be lobigung crtheilt werden. — Der Mörder des Hauptmanns v. Carlowitz ist in der Person des früher bei dem Grafen Palm angestellten Privatförsters Dathe ermittelt worden. Wie man hört. Hat der Verbrecher auf hem Transporte in die Frohuseste nach Pirna den ihn begleitenden Beamten die Erdrosselung und Beraubung des Hauptmanns a. D. v Carlowitz unumwunden eingcräumt. Der Mörder ist 40 Jahre ! alt und hat Frau und Kind. In seiner Wohnung fanden sich, außer dem Gelde, eine Menge neuer Sachen, die er, sich in den letzten Tage« schnell angeschafft hatte. Außerdem ist die früher im Dienste deS Hauptmanns v. Carlowitz stehende Köchin wegen dringenden Verdachtes, an der Verübung des Raubmordes betheiligt zu sein, in Hast genommen und nach Pirna cingeiicfert worden. j . — Die Gewitter, welche sich am letzten Sonnabend Nachmittag , von 1 bis gegen 3 Uhr unter furchtbaren Regengüssen und Hagel schlag auf den Fluren von Reichenberg, Boxdorf, Wahrnsdorf und der Hof-, sowie thcilweise der Niederlößnitz entluden, haben stellenweise i grauenhafte Schäden angerichtet, und außer den königlichen Weinberge« zur sogenannten „Goldnen Waage", namentlich die im Lößnitzgrunde