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finden und ich selbst fühle ein sehr beschämendes Gefühl Ihnen ge genüber; — was mich dazu bewogen, alles, alles zu vergessen, meine Ehre, meinen Rang, den bis jetzt unbezähmbaren Stolz meines Herzens, indem ich den Sohn Oesterreichs, den Fremdling, der mein Vaterland unterjochen hilft, hierher zu mir beschied, ich weiß es selbst nicht, nur ein dunkles unbestimmtes Gefühl, das den Schlaf von meinen Lidern scheuchte, das mir immer und immer wieder zuraunte, ich sei die un schuldige Ursache, wenn die nächste Minute vielleicht schon ihr Leben bedrohte, trieb mich zu einem Schritt, welchen mein Stolz verdammt." „Also Mitleid!" flüsterte Wodmar, „und weiter nichts, als ein Gefühl, das Sie auch Ihrem Schoßhündchen weihen? O, nein, nein, Engel meines Lebens! Du täuschest mich nicht, ich kenne jetzt das Gefühl, daß Dich dazu getrieben, ich möchte es hinausjauchzen in die weite große Schöpfung, dieses Wort, das mich zum Seligsten der Erde macht — Du liebst mich!" „Um aller Heiligen willen, Herr Baron!" rief die Gräfin zusam menbebend, „nicht weiter — o! haben Sie Mitleid mit einer Frau, in deren Busen zwei feindliche Gewalten mit einander streiten. Nein, nein, Sie irren sich, nur Mitleid, Pflichtgefühl trieb mich dazu, nicht Liebe, wie kann der Sohn Oesterreichs Liebe von der Tochter dieses Landes fordern?" „Versteh' ich recht?" fragte Wodmar erstaunt, „die Gräfin Rom pani huldigt auch diesen Grundsätzen? o! nein, nein, das ist nicht möglich, dann hast Du ein grausames Spiel mit mir getrieben, mich auf die Sonnenhöhe des Glücks erhoben, um mich desto tiefer hinab zustürzen." „Halt ein!" flüsterte die Gräfin leidenschaftlich, „Du frevelst an dem heiligsten Gefühl im Menschen; — stolzer Feind Italiens, höre mein Geständniß, dann wage es mich zu verdammen. Ich liebe Dich mit der ganzen Leidenschaft der Italienerinnen, doch stärker und hei liger als dieses Gefühl ist die Liebe zum Vaterlande in meinem Herzen — ich hasse Oesterreich und alles was ihm dient — ich hasse auch in Dir den Deutschen, den Söldling Radctzky's und muß Dich dennoch beglückend lieben, Haß und Liebe streiten in mir, doch triumphire nicht zu früh, stolzer Deutscher, Dein Athem berührt fast meine Stirn und dennoch schwöre ich, Dich zu hassen, dem Wunsche, auf Deine» Besitz zu entsagen, wenn —" „Nicht weiter, Du arme verblendete Schwärmerin!" rief Wodmar sie stürmisch umschlingend, „o! laß doch Vaterland und Fanatismus aus diesem Herzen, wo nur mein Bild thronen soll. Kennt denn die wahre, ewige Liebe den kindischen Haß der Nationalitäten? fragt sie denn erst: bist Du ein Deutscher, ein Franzose oder Italiener? — O! mir ist jetzt Alles gleich, seitdem ich aus Deinem Munde das selige Wort vernommen — meine Liebe ist rein, wie das unverfälschte Licht der Sonne und braust der Sturm der Revolution noch diese Nacht an mich heran und wäre der Dolch eines Barromeo schon todtbringend auf mein Herz gezückt, ja ständest Du mir selbst gegenüber, mich mit Haß und Rache verfolgend, ich müßte Dich dennoch lieben und liebte Dich ewig noch im Angesichte des Todes." Stumm und bebend verbarg die Gräfin ihr Antlitz an seiner Brust und flüsterte außer sich: „O! habe Erbarmen, sprich nicht mehr von Deiner Liebe, die mich beseeligt und zurückschreckt, ich darf nicht 'lieben, darf Dir nicht gehören, so lange Dein Schwert sich wieder uns kehrt — doch sprich, wie soll ich Dich nennen?" „Nenn mich Ferdinand, Geliebte!" erwiderte Wodmar entzückt, „welche Gemalt wäre stark genug, sich zwischen unsere Herzen zu drängen — o! folge diesem himmlischen Gefühle und banne die finstern Dämonen, die Deinen Frieden zu zerstören suchen." „Mein Fernando!" flüsterte die Gräfin, ihn fest umschlingend mit dem vollen verführerischen Zauber ihrer Liebe, „willst Du der Geliebten eine Bitte, die erste und einzige erfüllen? Von der Gewäh rung dieser Bitte hängt Leben und Tod, hängt mein Besitz für Dich ab, ich will Dich anbeten, Dich lieben wie nie ein Weib zuvor geliebt, willst Du?" „Sprich, Du süße Himmlische!" rief der Baron, Alles um sich vergessend, Himmel und Erde, Verrath und Rebellion, indem er glühende Küsse auf ihre Lippen drückte. Sanft wehrte die Italienerin ihn ab und sagte: „Nein, nein, Fernando! noch bist Du mir fremd, eine fürchterliche Scheidewand trennt uns, nur von Deiner Liebe hängt es ab, diese zu zerstören; o! sprich, mein Geliebter, liebst Du mich über Alles, was in Deinem Herzen auf Liebe Anspruch macht?" „Und gälte es meine Seligkeit, ich werde sie um Deinen Besitz hingeben, Geliebte!" bethcuerte Wodmar. „Auch Dein Vaterland?" fragte die Gräfin schmeichelnd. „Mein Vaterland?" versetzte der Rittmeister stutzend, das heißt, meine Ehre; fordere Alles von mir, Rosalie! diese kann ich Dir nicht opfern!" „O! sei ein Mann, Fernando! ein freier Mann! streife ab die Fessel, die Dich zum elenden Söldling, zum Henkersknecht eines Des poten macht; — Du willst die Freiheit meines Vaterlandes, der schönsten göttlichsten Fluren Europa's, morden helfen — und als solchen muß ich Dich verachten, glühend hassen — Fernando! Einziggeliebter! den ich lieben muß, wenn auch die Hölle sich zwischen uns würfe, schwöre zu meiner Fahne! bald wird die Sturmglocke von Paris auch hier in Mailand heulen und umsonst wird Dein Kaiser auf seinen Radetzky blicken, umsonst seine Söldlinge um sich schaaren: „Italiens Freiheit und Einheit ist der begeisterte Ruf, für den sich Männer und Greise, Frauen und Kinder in den Tod stürzen werden." „O, mein Geliebter, ist Dein Herz so kalt, von dieser göttlichen Flamme nicht ergriffen zu werden? Wähle, wähle! hier Liebe, Begei sterung, Freiheit! — dort einen blödsinnigen Tyrannen mit seinen Schergen, dessen wankenden Thron Du als elender Henkersknecht stütze" sollst: o, die Wahl ist nicht schwer, Du bist mein, nicht mehr oer Söldling Oesterreichs!" (Fortsetzung folgt.) Vermischtes. * (Socialistisches.) Wie der „Magdeb. Ztg." aus Hamburg Mitgetheilt wird, hat sich Herr Hasselmann in der Nacht vom Frei tag zum Sonnabend v. W. nach Amerika ein geschifft, an geblich mit Hinterlassung einer ansehnlichen Schuldenlast. Rian nennt eine sehr hohe Summe, die sich zum größten Theil aus Darlehen zu sammensetzen soll, welche Hasselmann bis in die jüngste Zeit hinein von kleinen Leuten empfangen hatte. Nun hat sich der ehrenwerthe „Arbeiterfreund" in aller Stille unsichtbar gemacht und seine leicht gläubigen Freunde haben das Nachsehen. Es liegt in dieser That- sache eine bittere Ironie. Man erinnert sich, daß Hasselmann noch ganz kürzlich durch die bekannten „Enthüllungen" seine ehemaligen Genossen moralisch zu „vernichten" suchte, und daß in diesen Ent hüllungen die leidige Geldfrage eine sehr hervorragende Nolle spielte. Hier nun hat die bekannte Phrase von der „Ausbeutung der Arbeiter" eine neue, sehr eigenthümliche und sehr lehrreiche Beleuchtung erfahren. Hoffentlich werden die Arbeiter aus dieser Lehre wirklich Nutzen ziehen und ernstlich über dieses fluchtartige Entweichen ihres einstigen Führers nachdenken. * Bad Elster, 2. August. Vor einigen Tagen hatte sich hier die Kunde verbreitet, daß in der Nähe ein abgeschnittener Menschen kopf, in ein Taschentuch eingebunden, aufgefunden worden sei. lieber diesen schauerlichen Fund kann auf Grund eingeholter und verbürgter Nachrichten folgendes Nähere mitgetheilt werden. Es ist allerdings richtig, daß in dem Niederrenther Walde in Böhmen von Leuten, die mit Beerensuchen beschäftigt waren, in ein roth leinenes Taschentuch eingewickelt, der Kopf einer männlichen Leiche, dem noch dazu die Augen ausgestochcn waren, gefunden wurde. Einige Tage darauf wurde der übrige Körper entdeckt, und zwar im Haslauer Wald, nach Eger zu, wo jedenfalls auch das Verbrechen verübt worden war. Trotz allen Nachforschungen hat^man bis jetzt noch nicht entdecken können, wer eigentlich die schreckliche That verübt und welche Motive derselben zu Grunde liegen. * Der unwiderstehliche Hang zu Abenteuern hat den neunzehn jährigen Sohn eines sehr geachteten Wiesbadener Kaufmanns zum Verbrecher werden lassen. Der junge Mensch las viel und gern soge nannte Schauerromane, wodurch in ihm der Entschluß reifte, die Ur wälder zu besuchen. Da der Vater den Wünschen des unternehmungs lustigen Sohnes kein Gehör gab, ließ sich dieser verblenden, die nö- thigen Reisemittel auf sträfliche Weise zu erlangen. Er erbrach näm lich am 18. v. M. die Geldkassette seines Vaters und entnahm daraus 16,000 Mark an baarem Gelde, packte in Abwesenheit seiner Eltern einen Reisekoffer und ist spurlos damit verschwunden. Der tiefbetrübte Vater hat sich veranlaßt gesehen, der Behörde behufs Ergreifung des Flüchtlings Anzeige zu erstatten, doch ist dieser bisher noch nicht fest genommen worden. * Der höchste Berg der Erde ist der neuerdings entdeckte, auf. der Jusel Neu-Guinea befindliche „Herkules". Er hat eine Höhe von 32,786 Fuß, während der Berg Everest im Himalayagcbirge, der bis her für den höchsten Berg galt, nur 29,002 Fuß hoch ist. Der „Herkules" steht etwa in der Mitte der Insel, und sein Entdecker, Ka- piiän I. A. Lawson berichtet, daß ihm und seinem Begleiter bei der Ersteigung desselben bis zu einer Höhe von 25,314 Fuß das Blut aus Nase und Ohren floß und Schnappen nach Luft an Stelle des Athems trat. * Ein orkanartiges Gewitter zog am 29. Juli Nachmittags über Dortmund. Dabei fielen die Hagelfchloßen, in der Größe von Taubeneiern, sodaß, als sich das Unwetter verzogen hatte, förmliche Haufen des körnigen Eises die Straßen bedeckten und unglaubliche Verwüstungen wurden an den Gebäuden wie auf auf den Fluren an gerichtet. Tausende von Fensteescheiben sind zertrümmert, hohe und starke Bäume entwurzelt und beiseite geschleudert und Hunderte kleiner Bäumchen an den Wegen gebrochen. Der große Maschinenschuppen an der Station der Gronan-Enscheder-Eifenbahn ist wie ein Kartenhaus vom Sturme umgcblasen und auf die Geleise geworfen worden, des gleichen ein großer starker Wageuschuppen der Rheinischen Eisenbahn. Arge Verwüstungen hat der Hagel an der städtischen Badeanstalt an- gerichtet, in welcher sämmtliche Fensterscheiben der Südsront zertrüm mert wurden, so daß der Betrieb sofort eingestellt werden mußte, da die Glasscheiben bls in das Bassin geworfen wurden. Ein Herr, welcher sich gerade im Bade befand, erlitt durch die herabfallenden Scherben ziemlich bedeutende Wunden am Kopfe und den Schultern. Eines der schönen Chorfenster an der Reinoldkirche ist schwer beschä digt worden und auch die Marienkirche hat sehr gelitten. Die Ort schaft Eving ist vollständig, verwüstet; an Gewächshäusern ist wohl auch nicht eine Fensterscheibe unzerschlagen geblieben. Der ganze Weg bis über Derne hichchietet ein entsetzliches Bild. Volltragende Obst bäume sind entwurzelt und weithin fortgeschleudert, ja, selbst schwere Getreidesudex wurden vom Sturm erfaßt und umgeworfen. Der Scha den, welcher an den Feldfrttchten angerichtet ist, läßt sich kaum schätzen. Leider baden nur wenige der Betroffenen versichert, da seit Jahren keine Hagelschäden stattgesundcn hatten; die Laudleutc blicken daher untröstlich auf ihre zerschlagenen Fluren, die noch am Mittag in üppigster Fülle gestanden und eine gesegnete Ernte verheißen hätten Kirchennachrichten aus Wilsdruff. Am 11. Trinitatissonntagc Vormittags predigt Herr ?. vmvn. M11sr hier. MM ssements - Anzeige. Einem geehrten Publikum voy^Otadt und Land zeige ich hierdurch ergebenst mh^daß ich die Weiß gerberei des Herrn allhier pachtweise übernommen habe und halte mich zur Ausführung aller in mein Fach einschlagenden Arbeiten bei solider Ausführung und billigster Preisstellung angelegent- lichst empfohlen. Alle Arten rohe Felle werden jederzeit von mir angekauft. Hochachtungsvoll Wilsdruff, Unoo am 29. Juli 1880. Weißgerber. Sophas, WMIste, MrmtrlllM, solid und dauerhaft, selbst gearbeitet, empfiehlt zu billigen Preisen. Alte Möbel reparirt schnell und gut WIüi>«»vr. Ick n ck en8cklü88ed«a. Sonntag, de« 8. August, von 4 Uhr an, ein 1äL2oU6n naoU dem MüASl im Gasthof zu Weistropp. Es ladet ergebenst ein K. 6. 8ekramm. Eine gebrauchte, aber noch gutgehende Getreide» billig ü" verkaufen; zu erfahren in der Exped. d. Bl.