Volltext Seite (XML)
Wochenblatt für für Wilsdruff, Tharandt, Nr. 69. 1889. Dienstag, den 24. Augnst Erscheint wöchentlich 2 Mal (Dienstag und Freitag). AbonnementspreiS vierteljährlich 1 Mark. Eine einzelne Nummer kostet 10 Pf. Jnseratenannahme MontagS u. Donnerstags bis Mittag 12 Uhr. Ersche'nt wöchentlich 2 Mal (Dienstag und Freitag). Nbonncmentßpreis vierteljährlich 1 M ark Eine einzelne Nummer kostet 10 Pf. Jnseratenannabme Montags u. Donnerstags biß Mittag 12 Uhr. Nossen, Siebenlehn und die Umgegenden Amtsblatt sür die König!. Amtshauptmannschast zu Meißen, das König!. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff. Bierzigster Jahrgang. Bekanntmachung. Es ist wiederholt vorgekommen, daß Baugenehmigungsgesuche über Bauten aus roher Wurzel mit unvollständigen Situationszeich nungen, aus denen die Entfernung von öffentlichen Straßen und Eisenbahnen nicht zu ersehen ist, eingereicht worden sind. Die Unternehmer von Bauten aus roher Wurzel werden daher zu Vermeidung der gesetzlichen Strafen und sonstiger Nachtheile hier mit aufmerksam gemacht, daß in den über derartige Bauten eiuzureichenden Situationszeichuungen nicht nur die öffentlichen Straßen wie in ß 10 Punkt 3 der Ausführungs-Verordnung vom 6. Juli 1863, Gesetz- und Verordnungsblatt vom Jahre 1863, Seite 646, vorgeschrieben ist, anzugeben, sondern hauptsächlich auch die innerhalb 100 Meter von den projectirten Bauten liegenden Eisenbahnen genau einzu- tragen sind. Meißen, am 16. August 1880. Die Königliche Amtshauptmannschaft. von Bosse. Auf Antrag des Besitzers, Herrn Privatus Julius Kluge in Tharandt, soll dessen in Wilsdruffer Flur gelegene, unter Nr. 261 des Brand- Catasters, Fol. Nr. 308 des Grund- und Hypotyekenbuches für Wilsdruff eiugezeichnete Billa durch das unterzeichnete Kömgl. Amtsgericht freiwillig versteigert werden. Die Villa, zu welcher ein Vor- und Hmtergarken gehört, liegt an der Meißener Straße, ist im Jahre 1873 neu und durchaus massiv gebaut, enthält 10 heizbare Räume im Souterrain, Parterre und 1. Stock und hat über 16,000 Mk. Brandkasse. Mit dem Bemerken, daß unter den Erstehern Auswahl Vorbehalten wird, der Ersteher der Erstehungssumme sofort im Termin zu legen hat, bezüglich der Zahlung des übrigen Kausgeldes freie Vereinbarung Vorbehalten bleibt, werden Erstehüngslustige andurch geladen Dienstag, den 28. September 1880, Uhr BormittagS, an hiesiger Amtsstelle sich einzufindeu und des Weiteren sich gewärtig zu halten. Wilsdruff, am 21. August 1880. Königliches Amtsgericht. vr. Gangloffs Tagesgeschichte. s — Dresden. Von Sr. Mas. dem Kaiser Wilhelm empfing S. Mas. der König am 18. August dem „Dr. I." zufolge, nachstehen des Telegramm: Mit mir begehen Ew. Majestät heute den zehnjährigen Erinnerungstag des glorreichen aber blutigen Schlachttages von St. Privat-Gravelotte, wo Sie an der Spitze Ihrer braven Truppen einen so ruhmreichen Theil an dem ewig merkwürdigen Siege nahmen. Ich kann es mir daher nicht versagen, Ew. Majestät und den sächsischen Truppen von Neuem meine Anerkennung und Dankbarkeit auszusprechen für die hohen Leistungen am 18. August 1870. Wilhelm. Mit großer Freude wird allenthalben in unserem lieben Sachsen lande das vorstehende Telegramm gelesen werden, in welchem Kaiser Wilhelm unserem König Albert, sowie den braven sächsischen Truppen am Tage der Schlacht von St. Privat von Neuem Aner kennung und Dankbarkeit für den ruhmreichen Antheil an dem Siege und die hohen Leistungen am 18. August 1870 ausspricht. Liefert doch dieser aus eigeuster freier Entschließung des greisen Heldenkaisers hervorgegangene Akt einen neuen Beweis für die Herzlichkeit und Auf richtigkeit der bundesgenossenschaftlichen Beziehungen der beiden Fürsten zu einander und legt Zcugniß dafür ab, wie an höchster Stelle in Berlin Verdienst und Tapferkeit an allen Stellen unseres Reiches volle Würdigung erfahren. Berlin. Bezüglich der Steuerfragen, welche den Reichstag be schäftigen sollen, ist man jetzt in Erwägungen eingetreten. Man wird nicht irren, wenn man annimmt, daß man in erster Stelle die Durch setzung der Braustcuer in das Auge gefaßt hat. Die Wünsche auf eine anderweite Regulirung der Branntweinsteuer möchten ihrer Ver wirklichung diesmal um so eher entgegengebracht werden, als die Wider sprüche im conservativen Lager gegen die letztere fallen sollen. Wie man hört, werden Anträge auf Abänderung der Branntweinsteuer so gar von den Conservativen gestellt werden. Die Quittungsstempelsteuer soll aufgegeben, die Wiedereinbringung der Börsensteuer mit erhöhten Sätzen thatsächlich beschlossene Sache sein. Endlich sollen die, wie er innerlich, seit längerer Zeit schwebenden Erhebungen über das unrich tige Verhältniß der nach den neuesten Versahrungswcisen vorgenommeneu Zuckerfabrikation zu den Vergütnngssätzen ihrem Abschlusse so weit nahe gebracht sein, daß ein 10—15 Millionen Mark höherer Ertrag aus der Rübenzuckersteuer gewonnen werden kann. — Auf dem kaiserlichen Schlosse zu Babelsberg wurde am 18. August der 50jährige Geburtstag des Kaisers Franz Joseph von Oesterreich offiziell gefeiert. Der Kaiser empfing das Personal der österreichischen Botschaft, welches in kleiner Uniform, blauer Frack mit goldenen Knöpfen erschienen war, während Kaiser Wilhelm die Uniform seines österreichischen Leibregiments, Kaiser von Deutschland, angelegt hatte. Während des Diners ertönten österreichische und ungarische Tanzweisen und der Kaiser unterhielt sich lebhaft mit dem Botschafter, Grafen Szechenyi, und anderen Herren. Beim ersten Glase Cham pagner erhob sich Seine Majestät und trank auf das Wohl seines kaiserlichen Freundes, während die Musik die Nationalhymne anstimmte, welche Alle stehend anhörten. — Die in Berlin lebenden Oesterreicher und Ungaren feierten vereint den festlichen Tag im Hotel „Norddeut scher Hof". Der erste Toast galt dem österreichischen, der zweite dem deutschen Kaiser. Wien, 1l). August. Selt gestern prang unsere Stadt in reichem Flaggenschmucke, uni die Feier des 50 Geburlssestes des Kaffers Franz Joseph zu begehen. Vis in den entlegensten Vororten ist beinahe kein Haus zu finden, von dem nicht eine Fahne herabwehte, oder dessen Fenster und Balkone nicht mit Laubguirlanden, den kaiserlichen Bildern oder Wappenschildern gezielt wären. Die allgemeine Theilnahme, welche dieses Fest in jeder Provinz ohne Unterschied der Nationalitäten und der politischen Fractionen findet, spricht neuerlich für die innige Anhänglichkeit der Völker Oesterreich-Ungarns an ihr angestammtes Herrscherhaus. Wien, welches sich an die Spitze der Feier gestellt, hat hierdurch neuerlich seinen alten Ruf als „Kaiserstadt" bewährt. Auch die Haltung, welche die gesammte Wiener Presse ausnahmslos dem Juvelfeste entgegen bringt, beweist nur, daß sie sich bei dieser Gelegenheit zum wahren Dolmetsch der öffentlichen Meinung und Ge fühle gemacht hat. Der Sedantag rückt täglich näher; da verbreitet sich die Meinung, als ob von oben herab Winke gegeben worden seien, nach welchen die öffentliche Feier weniger geräuschvoll begangen werden solle, damit man die empfindlichen Nachbarn nicht unscinst berühre. Es mag das zeitweilig der hohen Politik gerathen erscheinen, vielleicht um die fried liche Stimmung, die gegenwärtig zwischen den beiden Regierungen ob walten soll, nicht zu stören. Doch das deutsche Voll hat anders zu denken. Wir sind weit davon entfernt, die Feier als eine Her ausforderung unserer Nachbarn anzusehen: der Sedansieg ist nicht blos ein Sieg über den französischen Kriegsübermuth, er ist auch ein Sieg über die deutsche Zersplitterung und den Particularismns, der seit einem halben Jahrtausend an unserer Volkskraft gezehrt und sie völlig lahm gelegt hatte. Der Krieg von 1870 offenbarte die Umwandlung, die im deutschen Volke Platz gegriffen hatte, er erschloß die Blüthe unserer mühsam gewonnenen politischen Bildung, die trotz aller Viel regiererei und Polizeiwirthschaft mit naturwüchsiger Kraft und Noth wendigkeit hervorgetricben war. Das ist ein Ereigniß. welches höher steht, als derSieg über unseren Feind: die Freude über die wie dergefundene Einheit und gleichartige Gesinnung, aus der für das deutsche Volk hoffentlich dauernder Segen hervorgchen wird. Die Feier dieser geschichtlichen Thatsache kann auch den empfindlichsten Nachbar nicht verletzen. Verletzt es denn die Engländer, wenn jähr lich die nordamerikanische Union das Fest ihrer Unabhängigkeitscr- klärung begeht? Oder denken die Amerikaner durch solche wiederkehrende i Feier die Britten zu verhöhnen und zu verletzen? Mit vollem Rechte ! verlangen wir Neichsfreunde unsere jährliche Sedanfeier, trotz Allem, l was dagegen aus Gründen der hohen Politik, kleinlichen Nörgelsinnes ! und verbissener Feindseligkeit eingcwendet werden mag. Sind wir wirklich ein einiges Volk, so dürfen wir furchtlos diese Feier begehen, ja, habe» die Pflicht, sie nicht einschlafen zu lassen. Was hat denn die Feier der Leipziger Schlacht zum Einschlafen gebracht? Die Re gierungen, die nicht wollten, daß das Volk in sich den Geist lebendig erhielte, der die napoleonische Knechtschaft abgeschüttelt hatte. Die deutsche Reichsregierung hat dies Bedenken des deutschen Bundestages, traurigen Andenkens, nicht zu hegen, und je offener sie dies blicken läßt, desto größer wird die Zahl ihrer Anhänger werden, desto fester das Vertrauen auf ihr Bestehen. Um des Reiches willen fordern wir die alljährige Feier des 2. Septembers. Wir fordern sie sür alle Die, welche die Kämpfe von 1870—71 mstgefochten haben, für alle Die,