Volltext Seite (XML)
Mit dem größten Vergnügen, Herr Graf," erwiderte Bava ver bindlich, „er steht zu Ihrem Befehle." Als der geängstigte Demitri den Grafen Barromeo, feinen früheren Gönner erblickte, war er mit einem Sprunge an dessen Seite und flüsterte: „Beschützen Sie mich, Signor, die verdammten Oesterreicher wollten mich hängen, und hier komme ich aus dem Regen unter die Traufe, diese wollen mich auf ihre Bajonette spießen." „Folge mir!" versetzte Barromeo kurz, indem er sich mit einigen Wortes von des Generallieutenants Seite entfernte und langsam in einen Seitenpfad einbvg, worauf er sich rasch vom Pferde schwang und den Mohren ungeduldig und herrisch heranwinkle. (Fortsetzung folgt.) Vermischtes. Der Nationalökvnom Edward Atkinson in Boston macht ameri kanische Zukunftsmusik. Er vergleicht nämlich die Aussichten Europas und der Vereinigten Staaten mit einander und zwar so: Wir Amerikaner zählen jetzt 50 Millionen Menschen. Ohne unsere Farmen um eine einzige zu vermehren, könnte das Land durch einen mehr vervollkommneten Ackerbau nicht allein 100 Millionen Menschen ernähren, sondern anch zweimal so viel Brodstofse, als es jetzt übrig Kat, nach dem hungernden Europa schicken. Vom Fluche der Sclaverei befreit ist das Land jetzt durch die Gemeinschaftlichkeit seiner Interessen geeinigt und durch Tausende von Meilen von Eisenbahnen umschlungen, sängt es erst jetzt an, die Lebenskraft und Bedeutung einer wahrhaft großen Nation zu zeigen. Wer kann feine Zuknnft Voraussagen? Texas allein ist so groß wie Deutschland, England und Wales zu sammengenommen. Texas hat aber erst 2,000,OM Einwohner, da gegen Deutschland, England und Wales gegen 65,OM,000. Das fruchtbare Land in Texas ist ebenso groß, wie das von Deutschland und Wales. Kansas, Nebraska und Iowa sind zusammen größer, als Frankreich und besitzen dabei noch mehr kulturfühiges Land. Vor 25 Jahren erst wurde Kansas von der Sclaverei befreit, und es war da mals noch auf allcii Karten als ein Theil der großen amerikanischen Wüste verzeichnet. Iowa war kaum ei» Staat geworden. Während aber diese Staaten jetzt kaum 2,500,000 Menschen zählen, besitzt Frank reich 37,OM,OM Einwohner. Die durch die Sclaverei in ihrer Ent wickelung aufgehaltenen Gebiete von Ost - Tennessee, Nord-Georgia, West-Karolina und Süd-Virginien sind selbst heute noch thcilweise unbekannt, obwohl sie an allen Gattungen von Mineralien und an fruchtbarem Ackcrlande reich sind und ihr Klima das gesundeste der Welt ist. Sie allein sind so groß wie Oesterreich und zählen kaum 2,OM,OM Menschen, wogegen Oesterreich 38,OM,MO Einwohner hat. Die nördlich gelegenen Theile von Georgia, Alabama und den beiden Karolinas enthalten große Waldungen, welche noch zu 50 Cents pro Acre käuflich sind und nur auf die Einwanderung harren, um einen ungeheuren Ertrag von Schaf- und Baumwolle zu geben. Ihre wärmere Sectio» ist so groß wie Italien. Während aber dieses 27,l)M,OM Menschen zählt, hat jenes höchstens 2,OM,OM. Das fruchtbare Shenandoathal in Virginien und das Thal längs des Po- tomak bis Maryland ist so groß wie Belgien. Während aber Belgien 5,OM,OM Einwohner zählt, hat jenes eine halbe Million. Doch ab gesehen von der Produktionsfähigkeit, was sind die Lasten unseres Volkes im Vergleiche zu Europa? Vor 14 Jahren war unsere National- schuld noch 3,000,000,000 Doll., heute ist sie uur »och 2,000,000,000 Doll. Unsere Armee ist nur eine 20,000 Mann starke Grenzpolizei, welche, sobald einmal die Jndianersrage geregelt ist, fast ganz entbehr lich werden wird, während in Europa die Stärke der stehenden Ar meen und die Schulden- und Steuerlast stetig zunehmen. — O diese amerikanische Zukunftsmusik. Wir in Europa und namentlich in Deutschland sind wie ein alter in Kämpfen und Ehren ergrauter Mann, der sein Lebtag hart gearbeitet, aber nicht sehr glücklich gearbeitet und niemals in der Schicksalslotterie gewonnen hat; wir können uns auch mit grauen Haaren nicht zur Ruhe setzen, sondern müssen fort und fort arbeiten und sorge» für Kind und Kmdeskind. Die Amerikaner dagegen sind wie ein junges Ehepaar, das für die Ausbreitung und -Befestigung seiner Dynastie sorgt, die Hände zwar auch fleißig regt, aber sich um die Zuknnft keine große Sorgen macht. Der Himmel lacht ihm und die Zukunftsmusik umrauscht es. * Welche Stellung die Dorfschullehrer im vorigen Jahrhundert einnahmen, das geht deutlich aus einem Schulreglement der Provinz Ostpreußen aus dem Jahre 1736 hervor. Dort heißt es nach Auf zählung Alles dessen, was der Schulmeister als Aequivalent für seine Leistungen erhalten soll. (4 Thaler jährlichen Gehalt, die Erlaubniß, ein Schwein halten und einige Gänse auf die Gemeindewiese treiben zu dürfen rc), für den Fall, daß alles dies für seinenUnterhalt nicht ausreichen sollte, am Schluß: „Itam soll dem Schulmeister gestattet sein, 6 Wochen jährlich auf Tagearbeit zu gehen". * Ein braves Husareiistückchen hat unter den Bewohnern des Städtchens Rathenow große Anerkennung gesunden. Ein dor tiger wohlhabender Eigenthümcr hatte den Besuch seiner betagten, in Berlin lebenden Mutter erhalte», die sich in de» prächtigen Fichten- und Laubwaldungen, mit denen Rathenow rings umgeben ist, von der Luft der Residenz erholen sollte. Die alte Frau machte in Begleitung ihrer Kinder und Enkel häufige Exkursionen in den Wald hinaus. Eines Tages in der vorigen Woche war sie wieder, und zwar dies- mal nur von ihren beiden kleinen Enkeln begleitet, in die grüne Wal dung hinausgezogen. Indessen hatte sie sich mehr unternommen, als ihr räthlich war, denn als der Abend nahte, wollte sic den Rückweg antreten, hatte sich aber mit den Kindern so verlaufen, daß über den Wald sich endlich die Nacht lagerte und sie noch immer rathlos um herirrte. Die Angehörigen geriethen nicht wenig in Angst, als die sonst so pünktliche Großmütter nicht zurückkehrte, eine Aufregung, die sich schließlich des ganzen Städtchens bemächtigte. Tie Bewohner schaft machte sich auf die Beine und half die bei Allen beliebte alte Frau suche», leider aber vergeblich. Endlich wandte sich der Sohn in seiner Angst an den Kommandeur der Husaren, Herrn von Rosen berg, und der menschenfreundliche Herr hatte kaum vernommen, um was es sich handle, als er auch schou Rath schaffte. Er ließ augen blicklich eine halbe Schwadron seiner Reiter in den Sattel steigen und in den Wald Hinausrücken. Hier schwärmten die mit Fackeln ver sehenen Husaren aus, und als sich dies erfolglos erwies, wurde eine Art Kesseltreiben gebildet. Die braven Husaren erreichten diesmal ihr Ziel, denn Nachts in der zwölften Stunde wurden die Vermißten am Stamme einer große« . Eiche vorgefunden. Ein rührendes Bild Hot sich den Herbeieilenden dar. Die alte Frau war vor Ermüdung niedergesunken, hielt in jedem Arme eines der sich eng anschmiegenden Kleinen, und Alle drei waren unter Thränen cingcschlafcn. Im Tri umph ging der Zug zur Stadt zurück. * 14 Tage Arrest für den Vertheidiger. Die österr. „Juristenzeitung" erzählt nachfolgende Geschichte: Ein Vertheidiger hatte sich redlich bemüht, seinem verhaftete» Clienten Rcchtsbeistand in entsprechender Weise zu Theil werden zu lasse», und diese Bemühungen waren auch in den Auge» der erkennenden Richter nicht ganz erfolg los geblieben. Wohl vermochte der Anwalt den Angeklagten nicht vollends zu befreien, allein es gelang ihm, die Richter zu überzeugen, daß die durch den Angeklagten gestörte Rechtsordnung durch eine vierzehntägige Arreststrase herzustellen sei. Der Vertheidiger hatte seiner Beredsamkeit keinen so großen Erfolg zugemuthet, weshalb er freudig überrascht sofort »ach Verkündigung der Sentenz sich erholt um die Erklärung, selbstverständlich im Namen seines Clienten, abzu geben: „Ich nehme die Strafe an." Nun aber kam die Reihe an den Angeklagten, der für seine Person nicht so entzückt über den Er folg seines Rechtsbeistands war. Mit ruhiger Gemessenheit erhob er sich, um seinen Slandpuntt zu der ihn in erster Linie interessirenden Frage zu präcisiren: „Wenn der Herr Vertheidiger die Strafe an- nimmt," meinte er gelassen, „habe ich nichts dagegen, aber dann muß er sie auch absitzeu." * Ein Zapfenstreich. Während des schlesischen Krieges beklagte sich eine Marketenderin unmittelbar bei Friedrich 11., daß ein Tambour nächtlicher Weile den Zapfen aus einem ihrer Branntweinfässer gezogen und sie uni einige Maß beraubt habe. — Als der Vorgeforderte hieraus zitternd vor dem Könige erschien, sagte dieser lächelnd: „Beruhige Dich, es war der schönste Zapfen-Streich, den ich je von Dir gehört." * Ungarische Wirth sch ast. In einer vom Grafen Eugen Zichy herausgegebenen Broschüre wird konslalirt, daß in Ungarn mehr als ein Drittel der schulpflichtigen Kinder keine Schule besucht, an vielen Orten die Kinder nur 3 bis 4 Monate die Schule besuchen, Hunderltausende schulvesuchcnder Kinder keine Schulbücher besitze», von jeuen Kinder», welche die Schule verlassen, mir drei Viertel lesen und schreiben können, in 200 Gemeinden von mehr als 5000 Einwohnern höhere Volksschulen in keinem Verhältnisse zur Zahl der schulpflichtigen Kinder (7000) stehen, daß Schulen fehlen und ein Drittel der Lehrer keine Befähigung besitzt. * Zureichender Grund. Bei einem unlängst abgehaltenen Schulexamen über die sieben Bitten stellte dcr Lehrer bei der vierten Bitte die Frage: „Warum bitten wir aber um's tägliche, nicht um's wöchentliche, monatliche, oder gar um s jährliche Brod?" Ein kleines Mädchen antwortete schelmisch lächelnd: „Es würde sonst schimmelig werden." * Ein Galanteriewaaren- und ein Kammhändler standen auf der Leipziger Messe neben einander. „Nnn das ist wahr", sagte Ersterer, „das ist eine recht lausige Messe gewesen." — „Ich kann's just nicht sagen," erwiderte der Kammhändler, „denn sonst würden meine Kämme besser gegangen sein," * Fürst Bismarck's Rauchtabak. Aus Kissingen erzählt man der Wiener „Presse", daß Fürst Bismarck jüngst eine Spazieriahrt nach den blauen Bergen der Rhön unternahm. Ais der Wagen des Jürgen das sreundliche Städtchen Neustadt a. S. passirt hatte, fuhr vor ihm das patriarchalische Gefährte eines Bäuerleins, dessen Exterieur ihm em behagliches Lächeln abnöthigte. Gut gelaunt, befahl der Fürst, seine Karosse halten zu lassen, stieg auS und sagte zu dem erstaunten Land mann: „Guter Freund, jetzt müht Ihr mir a» Eurer Seite ein wenig Platz mache», ich werde einmal ein wenig mit Euch fahren." Der Baue.smann rückte zur Seite und räumte den Fürsten einen Platz auf dem Bündel Stroh ein, aus dem er saß, während die Hoflaroße in langsamer Gangart folgte. Der biedere Landbewohner, der anfänglich mt heiliger Scheu dem Gebühren des „fürnehmen Herrn" geschaut, gewann indessen doch Bertrauen, als der Fürst sich i» leutseliger Weise nach de» Berhältnissen des Landmanncs erkundigte und am Schlüsse die Frage stellte, ob er ihm etwa eine Gefälligkeit erzeigen könne. „Dos braucht's net", erwiderte der Land mann, „mei Höfle hob ich noch und mei Aeckerle a, aber wann Sie mir was Gnats thua welle, so thun Sie soga, wo der Kramer ist, der dae guat'n Tobok Hot, da»» Sa raach'n! Er riecht so gut, wie Rächelich!" (Wie Relkendust, eine Blume, weicht die nntersränkischcn Bauern besonders lieben.) — „Den Gefallen will ich Euch th»»- Freund", entgegnete der Kanzler, notirte sich dessen Adresse und sprach sodann: „M will den Tabak Euch selbst besorgen." Sodann verabschiedete er sich von dem er staunten Bäuerlein, bestieg seine Karosse, die ihn bald aus dem Gesichtskreise desselben entfernte. Nach Verlaus von zwei Tagen war der Rhönbauer im Besitze von eine»' Dutzend der feinsten Pallete Tabaks von der Sorte, wie sie der Kanzler raucht' Dem Bauer schmeckt er aber auch, und seitdem er weiß, von wem, erst recht. * Ernte der Vereinigten Staaten. Die Weizenernte ist in Minnerol» Dakota und den nordwestlichen Territorien im Allgemeinen höchst günstig ausgefallt» obgleich in Illinois und Missouri die gehegten Erwartungen nicht verwirklicht worbt» sind. Die letzten Berichte geben das wahrscheinliche Maximum des Ertrages a»l 500 Millionen Bushel an. Den heimischen Bedarf veranschlagt man auf Lös bi» LOS Millionen Bushel; die Vereinigten Staaten werden somit circa LOO Milliout» Bushel zu verkaufen haben. Die Wahrscheinlichkeit spricht jedoch dafür, daß viel»»» diesem Neberschuß dort bleiben wird, falls sich die Getreidetaufleute nicht dazu bell» finden lassen, Weizen zu Preisen, die sich unter dem Durchschnitt der letzten bewegen, ins Ausland zu senden. Der Ertrag beim Mais weist einen hohen Durch schnitt in New-England und den Mittelstaaten Virginia und Nord-Carolina »»>' Die Folgen der Dürre zeigen sich am meisten in Süd-Carolina, Georgia und Awbai»»- Im ganzen Mississippi-Thale übersteigt der diesjährige Ertrag den vorjährige»' Der allgemeine Durchschnitt zeigt eine sehr geringe Abnahme, ausgenommen in I»' diana und Illinois. Die Ausweise des landwirthschaftlichen Departements ergebe»- daß der Stand der Baumwollsaaten sich seit Juli gebessert hat. Rechtzeitiger Rege» wird aus allen Gegenden gemeldet und das Wachsthum ist um volle 10 Tage bet» vorigjährigen voraus. Von Würmern, Fäulniß oder Rost ist kein erwähnenswerte' Schaden verursacht worden. * Eine Schauergeschichte. Aus Rom wird geschrieben „Eine grauerregende Scene hat sich vorveraangene Woche im Klost^ Pontremvli in Italien zugetcagen. Eme Dienerin des Klosters ha^ znm Nachiheil desselben Brot entwendet und wurde zur Verantwort»»!' vor die Oberin geführt, die alsbald unter Beisitz zweier Schwcstst» eine Gerichtssitzung imprvvisirte. Nach einem langen Verhör erklär^ dieser sonderbare Gerichtshof in Unterröckcn die Angeklagte für „süst»' dig" und vcrurtheilte dieselbe zur „Wanderung durch das Fegefeuer - die folgendermaßen ausgeführt wurde: Ein Hcerd wurde herbcN schasst und vor den Augen des armen Opfers tüchtig geheizt. erfaßten die Richter und Henker das Mädchen und hielten dasst b mehrere Minuten lang über die Platte des Heerdes. Vergebens stra»": sich die arme Dienerin dagegen und stieß markerschütternde Schrt» aus. Die Oberin, welche sie bei den Haaren hielt, drohte ihr »"!' den Kopf ganz auf die erglühte Platte zu legen, falls sie nicht r»W sein wollte. Als man endlich mit dcr Marter aufhörte, waren bl Augen der Unglücklichen vollständig verbrannt und das Gesicht einzige große Geschwulst. Seitens der Behörden ist die UntersuchUW über diesen Vorgang im vollen Gange." Hoffentlich entkleidet vl letztere den Vorgang seines grausigen Charakters. *Jn Bern hat ein sehr zurückgezogen lebender Mann sein gE», in 400,000 Franks bestehendes Vermögen der Irrenanstalt Waldau vermacht. In seinem eigenhändig geschriebenen Testamente sagte er. „da er nach dem Urtheil seiner Verwandten in die Waldau gehöre, so müsse sein Vermögen auch dahin gehören."