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unmöglich hat können tiefer kennen lernen, eine so gesunde und scharfe Ansicht aussprechen läßt, daß er jedenfalls zu den Menschen gezählt zu werden verdient, die die Natur mit den reichsten Gaben ausaestattet hat. Dazu besitzt er eine durchaus gründliche Geschichtskenntniß aller Zei ten, deren tiefes Studium ihm sehr viel Ehre macht. Deswegen löst er auch in der Regel die in die Geschichte eingreifenden Themen zur voll kommensten, oft in Bewunderung übergehenden Zufriedenheit. Das Feld seiner Phantasie ist, namentlich wenn er nach den ersten Aufgaben in Aufregung gcräth, sehr weit und den zartesten, reizendsten Blumen übersät. Wenn auch im Waterlande seiner glänzenderen Laufbahn man cherlei Hemmnisse in den Weg gelegt wurden, die sich nur aus dem niedrigsten Neid erklären lassen, so wird er bei seiner Einfachheit doch mit der Anerkennung, die er überall finden muß, zu frieden sein, und wir wünschen ihm von ganzem Herzen dieselbe so reich als möglich, denn er ver dient sic gewiß eben so sehr und vielleicht noch mehr, als seine übrigen Collegen und Collegin- nen, denen sie mit übervollen Händen gespendet wird. Er hat in unsrer Gegend in diesen Tagen viermal improvisirt, zweimal in Lharand in ver schiedenen geschlossenen Gesellschaften und zwei mal in Wilsdruf öffentlich. Bon den verschiede nen Themen, die er zur Ausführung erhielt, sol len in Tharaud „der letzte Mensch beim Welt untergang", „der Tod des Marschall Ney" (un ter den launigen „das Waldschlößchen") und in Wilsdruf: „Der Tod Cäsars", „Herr, bleibe bei uns, es will Abend werden" und einige politische Gedichte, die gelungensten gewesen sein. Meister haft excutirte er überall die Gedichte nach zuge rufenen Endreimen. Ueberall paarte er großen Jdeenrcichthum mit seltener Gewandheit im Bau der Verse und Auffindung der Reime. Möchte uns bald wieder das wahre Vergnügen zu Theil werden, ihn zu hören. Für jetzt bleibt uns, da er eine große Reise zu machen gedenkt, nichts übrig, als ihm unsern aufrichtigen Dank und ein herzliches Lebewohl nachzurufcn. Amerikanische Reiseskizze. (Fortsetzung.) Ich beschloß, einige Tage hier zu verweilen, um zu jagen. Mit Verwunderung blieb ich beim Eintritt in den Wald stehen. Ungeheure Ricsen- bäume, nicht selten sechs Ellen im Durchmesser haltend, starrten mich an. Sie waren chaotisch mit allerlei Gestrüpp dergestalt umwachsen, daß es häufig unmöglich war, in gerader Richtung weiter vorzudringen. Ich hatte erst eine kurze Strecke zurückgelegt, als ein gewaltiger Schwarm Vögel schreiend an mir vorübcrflog. Ich schoß darunter, drei fielen; es waren schöne, grüne Papageien mit gelben und rothen Köpfen, von denen ich nachher noch viele erlegte. Am 23. November verließ ich Napoleon und ging zu Fuß, versehen mit meiner Doppelflinte und einem Hirschfänger, an den noch wenig be- baucten Ufern des .^rleansus hinauf. Ich ge langte in ein Städtchen, degcn Name mir ent fallen ist, und wurde hier amerikanischer Staats bürger. Mit der Zlinte auf dem Rücken, die Pfeife in der einen und der Bibel in der andern Hand schwur ich zum Lande, und nachdem ich 2.^ Oollai- dafür gezahlt hatte, war die Sache ab gemacht. Ich setzte nun auf einem eben abgehen den Dampfboot meine Reise weiter fort, um nach IZiüs Look, der Hauptstadt des Staates Icnsas, zu fahren, woselbst ich am 2t>. ankam. Nicht lange hatte ich hier Ruhe, denn meine Neugierde war zu sehr erregt. Da in der dor tigen Gegend das Reisen zu Fuß fast unmöglich ist, kaufte ich mir ein von den Indianern wild eingefangenes, aber gut zugerittenes Pferd, und trat nun meine weitere Wanderung an. Nun ging es in die Urwa ider. Da ich nur wenig Aussicht hatte, Wohnungen und Menschen anzutreffen, so hatte ich mich gut mit Pulver, Blei, Salz und Feuerzeug versorgt. Ich glaube kaum, daß je ein so neubackncr Amerika ner, wie ich war, der Sprache und aller Ocrtlich- keit unkundig und mit ausgcleertem Geldbeutel, einen ähnlichen Entschluß gefaßt hat. Mancher würde nach dem Betreten eines solchen Waldes, voll von wilden Thieren, vor dem Gedanken, al lein in demselben zu Hausen, erschrocken sein; doch ich verlor den Muth nicht. Ganz und gar ver schieden sind nun freilich diese Walder von unse ren deutschen Lusthainen; denn das ganze Land dort bildet nur einen einzigen ungeheuren Wald, in welchem mächtige hohe Bäume von allen Gattungen durcheinander gemischt stehen. Man findet sehr viele Eichenarten, von denen einige sehr wohlschmeckende Früchte tragen, vielerlei Nuß bäume, Brodbäume, Zas^lbas, Ccdcrn, (Zypres sen von unglaublicher Stärke, Kiefern mit sehr langen Nadeln, die ungeheuer großen sogenannten Baumwollenbäume und noch unendlich viele an dere Arten. In der Nähe von Flüssen und nie- dern Gegenden sind die Bäume von oft zwanzig Fuß hohem Rohr wild umrankt, das gleichsam mit ihnen verwachsen scheint; in den höheren Gegenden wachst viel wilder Wein, der seine grü nen Ranken oft bis an die Gipfel der höchsten Bäume hinauftreibt. Er hat einen sehr dicken Stamm, aber auch höchst wohlschmeckende Trau ben. Diese Früchte, obschon sie der vorgerückten Jahreszeit wegen überreif waren, stillten oft mei nen Hunger auf sehr angenehme Weise. Diese Walder, die gänzlich unbewohnt sind, in denen noch nie eine Axt ertönte, sind belebt von Baren,