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auch haben Zubereitung und Zusammensetzung des Futters, Witterung, Stallung, Pflege und Ab wartung gewiß manchen «bändernden Einfluß darauf; aber im großen Durchschnitte trifft obige Annahme, wie zahlreiche Beobachtungen und Versuche aufmerksamer Landwirthe, z. B. des Meiereipachters Schline zu Würzburg, dem wir eigentlich die Auffindung derselben zu verdanken haben, von Riedesels, von Rotenhan's, von Wack- Herlins, Pabst's rc., dargethan haben, so genau mit der Wahrheit überein, daß fast nichts mehr zu wünschen übrig bleibt, daß man sich nur über diese Uebercinstimmung wundern, und in der Praxis seine Maßregeln vertrauungsvoll darauf gründen kann. Mehr ist doch aber bei einem so vielen äußeren Einflüssen unterworfenen Ge genstände von diesem Umfange wahrlich nicht zu verlangen, und es ist also gewiß schon um deswillen von nicht geringem Nutzen, wenn man das le bende Gewicht jedes einzelnen Stückes Rindvieh im Stalle kennt. Größer ist aber freilich der zweite davon aus gehende oben bereits genannte Vorthcil. Aus dem lebenden Gewicht kann man nämlich fast bis auf bas Pfund genau berechnen, wie viel Fleisch das untersuchte Rind nach dem Schlachten geben werde, und daß dies ungemein viel zur Entfernung von Täuschungen, sowohl auf Seiten des verkau fenden Landwirths, als auf Seiten des cinkaufen- den Fleischers beitragen, also dem Viehhandel eine, Sicherheit verleihen müsse, die er bei dem jetzt noch so gewöhnlichen bloßen Abschätzen nicht erhalten kann, laßt sich wohl nicht verkennen. In England, wo dieser. Gegenstand schon seit langer Zeit mit der größten Aufmerksamkeit be handelt worden ist, hat man gefunden, daß in der Reget bei fettem Vieh 1.4 Pfund lebendes Gewicht fast ganz, genau 8 Pfund, und bei halb fettem 100 Pfund lebendes Gewicht 52 Pfund Fleischgewicht iw den vier Vierteln eines ausge schlachteten Rindes geben. Es ist daher dieses Verhältniß als so feststehend daselbst angenom men worden, daß man den Stein (das Gewicht, womit Fleisch und Vieh gewogen, werden) bei dem lebenden Vieh zu 14, ber dem Fleische zu 8 Pfund annimmt, um gleich anzudeuten, ein Stein lebend gebe auch einen Stein todt.. Der Viehmäster macht nur auf die Bezahlung des nach obigem Verhältniß ermittelten reinen Flei sches in den vier Vierteln des Rindes Anspruch und überläßt die Haut, den. Talg, den Kopf,, die Füße rc., das sogenannte fünfte Viertel, dem Fleischer zm Erstattung seiner gehabten Auslagen für Steuer, Transport rc.. und als ihm gebühren den Gewinn. Daß dadurch der Viehhandel sehr erleichtert werde, und jede Ursache zu gegenseitigen Beschwer den über Bevortheilung rc. wegfallen müsse, leuch tet ein. Der Fleischer vermag indessen doch nicht ganz genau voraus zu bestimmen, wie groß das ihm zukommende fünfte Viertel sein werde, weil in Bezug auf das Gewicht der Haut und des Talges, besonders in Bezug auf ersteres nach Rasse, wo im Individuum und Alter größere Ab weichungen Vorkommen, als bei dem Verhältniß des Körpergewichtes zum reinen Fleische. Doch haben wiederholt angestellte Schlachtproben erge ben, daß 100 Pfund reines Fleisch bei einem fet ten, aber nicht übermäßig, um Aufsehn zu erre gen, gemästeten Rinde in der Regel gegen 20 Pfund, bei einem halbgemästeten gegen 15 Pfd. und bei einem gar nicht gemästeten, aber gesun dem und regelmäßig gut gefüttertem gegen '8 bis 10 Pfund reinen Talg geben. Es zeigt dies, daß der Gewinn des Schlächters bei einem fetten stets am größten ist und sein Vortheil daher den An kauf solcher Thiere erheischt. Das Gewicht der Haut kommt gemeiniglich dem eilftcn bis drei zehnten Theile des lebenden Gewichts gleich, variirt aber am meisten. Das sicherste Mittel nun, das lebende Gewicht zu prüfen und dadurch die angedeuteten Vortheile zu erlangen, ist und bleibt eine Waage, auf der ein ganzes Thier lebendig gewogen werden kann. Dergleichen Waagen sind aber kostbar und bei uns leider noch nicht häufig, zu finden; man hat daher bei weitem nicht so oft, wie es zu wünschen wäre, Gelegenheit, sich ihrer bedienen zu können, und dem zu Folge auf ein überall und leicht an zuwendendes Ersatzmittel gedacht, das wenigstens mehr Sicherheit gewahre, als das gewöhnlich in Anwendung gebrachte Betasten, bei dem der mehr geübte Fleischer in der Regel gegen den Landwirth im Vortheil steht; aber selbst der geübteste häu figen Täuschungen unterworfen ist. Dieses Er satzmittel besteht in der Auffindung des Gewichts eines Thiers durch Messung und Berechnung. Dit erste Anweisung dazu gab schon vor langer als dreißig Jahren ein Herr von Strachwitz in Schlei sien. Nach ihm soll man den Diamrter des Um fangs der zu prüfenden Thiere, hinter den Schul tern gemessen, mit sich selbst multipliciren, das auf diese Weise gefundene Produkt mit ihrer Länge vom Schulterpunkt bis zum Ende des Hintcrbak- kens abermals multipliciren und zuletzt das dar aus sich ergebende Produkt mit der Zahl 54 di- vidiren, um das Fleischgewicht eines Rindes in seinen vier Vierteln nach berliner Pfunden zu er fahren. Ich habe früher zu wiederholten Malen von dieser Formel bei zu schlachtenden Rindern Gebrauch gemacht, um deren Schlachtgewicht ta- xiren zu können, und fast jedesmal eine staunen- erregende Uebereinstimmung zwischen dem auf diese Weise erhaltenen Resultate und der Wirklichkeit gefunden, nur wird es, sobald man. sich des säch sischen Maaßes zum Ausmessen bedient, natürlich nothwendig, einen größeren Divisor, als 54 zu wählen,, weil dieses Maaß viel kleiner ist, als das preußische, und man daher bei seiner An wendung einen weit größeren Dividenden erhalt.