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Denn darin liegt eben das Unglück, daß der Schneider, nachdem er vielleicht hundert Röcke untadelhaft gefertigt hat, die ihren Besitzern alle wie angegossen sitzen, den ersten im zweiten Hun dert fehlervoll herstcllt, eben weil der, welcher ihn tragen soll, vom Geschick dazu bestimmt zu sein scheint, daß kein vollkommen passendes Gewand feinen Leih zieren soll. Und wenn der Schneider vom Hals bis zur Zehe Zoll für Zoll den Körper eines zu solchem Pech geborenen Menschen aus mißt, wird er sich doch beim Zuschneiden des Klei dungsstückes „vergaloppiren," daß das fertige Kleid dem Armen auf dem Leibe hängt, als wäre es nicht für ihn gemacht. Um das Unglück voll zu machen, bleibt solchen Leuten kein anderer Trost als der, auszuharren in Geduld, der Bestimmung des Schicksals mit Resignation sich zu unterwer fen, und, da sie denn doch bekleidet erscheinen müssen, mit Wehmuth des alten wahren Sprüch- worts eingedenk zu sein: wer Unglück haben soll, der re. (Soll später fortgesetzt werden.) Guter Nath. Den Schäfereibesitzern muß es vorzüglich von großem Werthe und Interesse sein, bei den vor jährigen befaeten Klee- und Schafweide-Saaten — die aber leider zum Theil in Folge der großen Dürre nicht aufgegangen sind — Mittel in Hän den zu haben, jenen schweren und fühlbaren Aus fall theilweise zu ersetzen. Den Napsbebauern gelten diese Worte zunächst! Durch eigene Er fahrung bestätigt, rathe ich denselben ein Besäen der Rapsfelder mit gelbem oder weißem Klee — ersterer ist jedoch, da er sich mehr auf der Erde hin ausbreitet, der vortheilhaftere. — Die Aus saat muß so zeitig wie möglich im Frühjahr ge schehen, ja bei der jetzigen trocknen Witterung kann dieselbe augenblicklich vorgenommen werden. Den kräftigen Wuchs des Klee's bestimmt schon die starke Düngung zu Raps. In der Zeit der Aberndtung sind gewöhnlich alle Schafweiden knapp, und so finden die Schafe in diesem Au genblicke eine kräftige üppige Weide. Der darauf gewöhnlich folgende Weizen kann ohne Nachtheil, wenn das Rapsfeld von Quecken rein ist, auf einer Furche gesäct werden und dadurch wird der Nutzen in Folge des, spätem Umbruchs doppelt und von längerer Dauer sein. Ein Freund der Schäferei. Vermischtes. Schon jetzt belaufen sich die Ausgaben für die Befestigung von Paris auf 206^ Mill. Fr., wovon 118 für den Ringwall, 88^ für die vor liegenden Werke verausgabt worden. Man er ¬ wartet, daß noch 35 Mill. Fr. mehr nöthig sein werden, sodaß der ganze Aufwand 108 Mill. Fr. mehr betragen wird, als Hr. Thiers bei dem Vor schlag, der sich auf 133 Mill. Fr. belief, gemeint hatte. ' ' In Tours ist ein Engländer nun schon in ^wei Instanzen zu zweijährigem Gefängniß, fünfjähri ger Unfähigkeit als Zeuge zu dienen, und zehn-' lährigcr Polizeiaufsicht verurtheilt worden, weil er beim Ecartespielen mit einem Husarenofsizier die vier Könige mit dem Nagel an einer Ecke bezeich net hatte, um beim Geben zu wissen, wo sie blie ben.. Der Verurtheilte wird von seinen Lands- . leuten und einem großen Theile des Publicums in Tours sehr bedauert, weil man glaubt, -es sei nicht erwiesen, daß die Bezeichnung der Karten von ihm hergerührt habe. Jedenfalls findet man seine Strafe ungemein hart. Ein polnischer Arzt hat sich anheischig gemacht, den Kronprinzen von Hannover zu heilen und wird schon in der nächsten Zeit in Hannover eintreffen. Man sagt, er habe schon sehr viele und sehr glückliche Euren an Erblindeten gemacht und einen neuen Weg in seiner Kunst entdeckt. Bei dem großen Maskenfeste, das der Kö nig von Preußen in Berlin gab, wurden nicht weniger als 100 Gerichte aufgetragen, eins deli- cater als das andere, die in 3000 Schüsseln auf gestellt waren. Für 700 der nicht tanzenden Da men waren Tische gedeckt, die Herren aßen aus der Hand unv ließen es sich trefflich schmecken. In der Provinz Obcrheffen ist der Kauf und Verkauf von Kartoffeln an Branntweinbrenner bei einer Strafe von 2 Gulden für jedes Malter für die Monate März und Mai verboten worden. Der Sultan soll beabsichtigen, von Konstan tinopel aus dieses Frühjahr die Donaufürstcnthü- mer zu bereisen. Auch wird versichert, daß der Beherrscher der Gläubigen bei dieser Gelegenheit die Kaiserstadt Wien besuchen werde. Ein in London bestehender Missionsvercin hat in allen Polizeiwachthäusern eine Lesebib liothek begründet, indem er jedem 30 Bände Bibel, Predigten und andere Erbauungsbücher ge schenkt, die den Polizeidienern auch zum Lesen im Hause geliehen werden dürfen. Am 26. Januar v. I. wurde in der Kirche zu Pommerenzdorf in Preußen ein Brautpaar ge traut, von welchem beide Theile bereits das 78. Lebensjahr angetreten hatten, und dennoch einer so kräftigen Gesundheit sich erfreuten, daß sie nicht nur" den Tag ihrer beiderseitigen dritten Ver- hindung im jugendlichen Frohsinne feierten, son dern auch Beide noch immer durch ihrer Hände Arbeit sich das tägliche Brod verdienen und zu den rüstigsten Arbeitern gehören. Der Bräutigam wird den I. Mai und die Braut den 28. Juli 1843 78 Jahre alt. Nach englischen Berichten übersteigt die Un wissenheit und moralische Hülflosigkeit eines