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Baumwollenlumpen verfertigt, sondern aus der Rinde des obengenannten Papiermaulbeerbaumes. Man pflanzt diesen Baum als Buschbaum oder zu Zäunen an und schneidet die Zweige, wie bei unseren Korbweiden, alljährlich im Winter ab. Nach dem Abschneiden werden dieselben in fußlange Stücke zerhackt, in Bündel gebunden und so lange in kochendes Wasser gelegt, bis sich der Bast vom Holze ablösen läßt. Hierauf streift man die dicke faserreiche Rinde vom Holze, befreit sie von der äußeren dünnen grünen Schale und verarbeitet sodann den übrigen Faserstoff durch Kochen und Stampfen zum Papierteig, der sich auf das Feinste darstellen läßt. Die eigenthümliche Stärke und Zähigkeit dieser Rinde, sowie die bedeutende Menge des darin enthaltenen Pflanzenleims, der den Fa serstoff fest mit einander verbindet, machen es möglich, daß die daraus bereiteten Papiere sich ganz dünn ausschöpfen lassen und geben ihnen die besondere Weichheit und Zähigkeit, durch die sie zum Kupferdruck so vorzüglich geeignet werden. Da nun der Papiermaulbeerbaum in den meisten Gegenden von Deutschland, (in den süd lichen allgemein, bei uns nur in warmen, geschütz ten Lagen) im. Freien gut ausdauert und schon längst häufig zu Gartenanlagen benutzt wird, auch auf einem günstigen Standort üppig wächst, wäre es wohl nicht unmöglich, ihn hier und da zu einträglichen Pflanzungen zu verwenden. Die Versuche, welche man in dieser Hinsicht in Hei delberg gemacht hat, fielen wenigstens sehr vor- theilhaft aus. Man Pflanzte daselbst vor mehre ren Jahren eine Parthie solcher Bäume in einer Entfernung von drei Fuß zaunartig nebeneinan der, zog, sie auf zwei. Fuß hohe Stämme und schnitt jeden Winter die jährigen Zweige ab. Da durch sind sie so kräftig geworden, daß sie gegen wärtig jährlich daumendicke Zweige von 3—5 Fuß Länge treiben. Von den Zweigen sechs solcher Stämme, die auf einem Flächenraume vom 80 Quadratfuß stehen, erhält , man im Winter 18ß^ von einem trocknen Bast 3^ Pfund und an trocknem Holze 10 Pfund. Diesem nach würde der badische Mor gen (^ eines sachsi Ackers) 17^ Centr. Bast und 50 Centr. Holz gegeben Haben, Da nun dieser Faserstoff bei der Papierbereitung den feinsten leinenen Lumpen mindestens gleich steht, zu feinem. Druckpapier sie sogar noch übertrifft, so würde, bei den jetzigen Lumpenpreisen der Jahresertrag eines Morgens sich berechnen lassen: an Faserstoff der Centr. 10 Fl.- auf 175 Fl. UN Holz, 50 Ctr. auf 1, KM auf 22 - 197 Fl." Zieht man davon die Kosten für das Abschnei- den, Heimfahren,Jochen und Entrinden derZweige, für das Trocknen des Bastes ab, die, da diese Arbeiten sämmtlich im Winter geschehen können, wohl nicht höher, als zu 20 Fl. zu veranschlagen sind, so bleibt immer noch ein Reinertrag von 177 Fl. auf den badischen Morgen, oder 150 Thlr. vom sächf.. Acker. Mag dieß auch etwas zu Gunsten der Sache gerechnet sein, so geht doch jedenfalls daraus hervor, daß dieser Papiermaul beerdaum einen Ertrag vom Lande, versteht sich unter günstigen Umstanden, zu geben vermag, den nicht leicht ein andres Gewächs noch abwerfcn dürfte. Da nun die in Heidelberg unternom menen Versuche auch unwiderleglich dargethan haben, daß aus dem daselbst von ihm gewonnenen Baste sich Papiere verfertigen lassen, die hinsicht lich ihrer Feinheit, Starke und vorzüglicher Taug lichkeit zum Kupferdruck den besten chinesischen Papieren im Geringsten nicht nachstehen, so dürfte es wohl keinem Zweifel unterliegen, daß der Pa piermaulbeerbaum einen neuen Erwerbszweig für die Landeskultur und ein förderliches Mittel für die Papierfabrikation abgebcn könne. Daher wir denn auch nicht verfehlen, hier daraufaufmerksam zu machen. Ueber das Sprüchwort: Wer Unglück haben soll, der rc. Wie treffend und bezeichnend, wie tief ost ins Leben eingreifend unsere alten, von Geschlecht zu Geschlecht übergegangenen Sprüchwörter sind, braucht wohl kaum erwähnt zu werden. Es würde uns zu weit führen, wenn wir in das in nere. Wesen dieser Sprüchwörter eingehen und uns über die verschiedenartige Anwendung derselben verbreiten wollten, weshalb wir uns Vorbehalten,, uns einmal spater über, diesen Gegenstand auszu sprechen. — In. Nr. 51 des vorigen Jahrgangs d. Bl. haben wir scherzweise eine Zusammenstellung oder Uebersicht der am häufigsten verkommenden „Lagesübel" gegeben,, wobei natürlich nur von kleinen Widerwärtigkeiten und. nicht von wirklichen Uebeln, das heißt von solchen Ereignissen, die ir gend einen bleibenden nachtheiligcn Eindruck zu- rücklaffen, dieRedesein konnte. Das Sprüchwort „Wer Unglück haben soll" greift jedoch schon tie fer in das Leben ein und steht dem Begriff Glück schon schroffer gegenüber, als die kleinen Unan nehmlichkeiten, welche, wir mit dem Worte „Ta? gesübel" bezeichneten, obschon unsere Voreltern,, denen wir dieses. Sprüchwort verdanken, wohl kaum dabei an ernstes schweres Mißgeschick gedachte haben. Da wir uns vor der Hand weiter nichts, vorgenommen haben, als zu beweisen, wie wahr das alte Sprüchwort noch jetzt ist und wie cs auch auf die jetzige -Generation volle Anwendung fln-- deh, mögen einige dem Leben entnommene nähere Erläuterungen folgen. Cs gibt Menschen,, die ein merkwür-- diges Unglück haben, wenn sie irgend etwas verkaufen wollen: Es ist eine un bestreitbare Thatsache, daß der Handel, sowohl: