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Wochenblatt für WilSdrnf, Thom»-, Rossen, Skevenlehn nn- -ie Umgegenden. Dritter Jahrgang. Freitag, den 18. August 1843. ZZ. Mil König!. Sachs. Conccsswn, Verantwortlicher Redactcur und Verleger: Albert Reinhold. Don dieser Zeitschrift erscheint alle Freitage ein, Nummer. Der Preis für den Dterteljahrgang beträgt 10 Ngr. Gämmtlich» Königs. Postämter deS Inlandes nehmen Bestellungen darauf an. Bekanntmachungen, welche im nächsten Stück erscheinen sollen, wer- d«n in WUSdrus dis Montag Abends 7 Uhr, in Lharand bls Montag Nachmittags 5 Uhr und in Nossen bis Mittwoch Vormittags lt Uhr angenommen. Auch kennen dis Mittwoch Mittag eingehende Zusendungen auf Verlangen durch di, «Pest an den Drucken befördert werden, sodaß sie in der nächsten Nummer erscheinen. Wir erbitten unk dieftlbcn unter den Adressen : „an die Rcdaction des Wochenblattes in Wilsdrus," ,,an die Agentur des Wochenblattes in TharanL," und „an die Wo chenblatts-Expedition in Nossen." Zn Meißen nimmt Herr Buchdruckercibcsitzer Klinkickt jun. Auftrage und Be stellungen an. SIwaige Beiträge , welch« der Tendenz des Blattes «nljxiechen, sollen st-tS mit großem Dante angenomMe» nxrden. Dit Redaction. Ueber Volksfeste. Volksfeste kennen wir nur aus der Geschichte und der Sage nach. Sie reichen weit hinauf in das graue Alterthum, und dürften in den blühendsten Zeiten der griechischen Republiken den höchsten Grad ihrer Vollkommenheit erreicht haben. Auch die römische Geschichte hat solche Glanzpunkte auf zuweisen. Nach Roms und Griechenlands Falle verschwanden auch dort die Volksfeste oder nah men einen solchen Charakter an, daß die öffentli chen Freuden, denen sich noch zuweilen das Volk hingab, den Namen der Volksfeste mit Unrecht verdienen würden. Das Mittelalter war die Blüthe der Volksfeste in Deutschland, und selbst die katholische Kirche hinderte zur Zeit ihrer höch sten Macht und Strenge die Volksfeste nicht, begünstigte sie vielmehr und gestattete sogar, daß in den Kirchen Esels- und Narrenseste gefeiert wurden. Die Weisen aller Zeiten haben aner kannt, daß die Uebersülle von Lust, die in jedem gesunden Volke gährt, von Zeit zu Zeit ausschäu men muß, und je allgemeiner und öffentlicher dies geschieht, desto besser ist cs. So lange cs Volks feste gab, hatte die Lebenslust des ^Volkes von Zeit zu Zeit einen Zielpunkt freudiger Sehnsucht. Man war mäßig und arbeitsam, um das Fest recht innig und ausgiebig mit feiern zu können ; man begnügte sich lange vorher mit. der bloßen Freude auf das Fest, lange nachher mit der Er innerung an dasselbe. Seit dem natürlichen Vcr- gnügungstriebe des Volkes diese wohlthatige Rich tung genommen wurde, ist er zur Vergnügungs sucht geworden und hat viele Uebel und verderb liche Krankheiten erzeugt. Ehe wir jedoch weiter darauf eingehcn, sei es uns zuvor gestattet, das Wesen der Volksfeste et was näher zu betrachten, und dabei auszusprechen, daß die Zeit derselben eine langst begrabene ist. Im Begriff des Wortes Volksfest liegt es schon, daß alle Stände an der Feier theilzunehmen be stimmt sind und an eine Absonderung derselben nicht zu denken ist. Ferner müssen Volksfeste öffentlich abgchalten werden, und cs darf Niemand ohne einen ganz besonderen erheblichen Grund der Zutritt und die Theilnahme an demselben ver wehrt sein. Die Abhaltung solcher Feste selbst war von den Zeiten ihrer Entstehung an bis ins Mittelalter herab sehr verschieden und von dem Klima , den Sitten und Gebräuchen der Völker und ihrer Denk- und Handlungsweise, sowie von dem Grad ihrer Bildung, den sie erreicht hatten, bedingt. Sie wurden in der Regel in gewissen im voraus bestimmten Zeitabschnitten abgchalten,