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Wochenblatt für Wilsöruf, Tharand, Nossen, Siebenlehn und die Nmgegenöen. Dritter Jahrgang. Freitag, den 16. Juni 1843. 24. Mit König!. Sachs. Eoncession. Verantwortlicher Redactcur und Verleger: Albert Reinhold. Don Li-s-r Zeitschrift erscheint alle Freitage eine Nummer. Der Preis für ven Nierlegahrgang beträgt io Rgr. Sämmillä,- Kenigl. Posiänitcr des Inlandes ne1)men Bestellungen darauf an. Bekanntmachungen, welche jm nächsten Stück erscheinen sollen, wcr- den in Wilsdruf bis Montag Abends 7 Uhr, in Lharand bis Montag Nachmittags 5 Uhr und in Rossen bis Mittwoch Vormittags lt Uhr angenommen. Ruch tonnen bis Mltiwoch Miltag eingehende Zusendungen auf Verlangen durch die Post an de» Druckort befördert werde», sodaß sie in der nächsten Nummer erscheinen. Wir erbitten uns dieselbe» uni,r de» Adressen: ,,«N die Redaction des Wochenblattes in Wilsdruf," ,,an die Agentur des Wochenblattes in Lharand," »nd „an die Wo chenblatts-Expedition in Nossen." Zn Meißen nimmt Herr Buchdruckercibesitzer Klinkicht jun. Aufträge und Be stellungen an. Etwaige Beiträge , welche der Tendenz des Blattes entsprechen, sollen stets mit großen, Dank- angenomuien w-rd-n. DieRedaction. Ueber das Sprüchwort: Wer Unglück haben soll u. s. w. (Fortsetzung.) (Vergl. Nr. 13.) Es gibt Jungfrauen, die nie einen Mann bekommen. Cs wäre wohl eine eitle und lächerliche Mühe, wenn ich die Wahrheit des eben Gesagten beweisen wollte, da das Geschlecht der alten Jungfern so alt ist, als die Welt selbst und bis in die neueste und allerneueste Zeit in allen Abstufungen und Graden sich vorsindet. Es ist auch dieses Geschlecht durchaus nicht an das Klima gebunden, sondern es gedeiht in allen Him melsgegenden und unter allen Zonen dergestalt, daß seine Zahl Legion ist. Diese Behauptung ist keine Uebertrcibung, wenn man bedenkt, daß jede Stadt, jedes Städtchen, jeder Flecken, jedes Dorf Nachkömmlinge dieses uralten Geschlechts aufzu weisen hat, dessen Stammbaum in der allergrauesten Vorzeit schon üppig gegrünt und tiefe Wurzeln geschlagen, lange zuvor, ehe Karl der Große daran" gedacht, aus seinen Kämpen Ritter zu machen. Und damit dieses Geschlecht, das, wie die Juden, zerstreut unter allem Volke lebet und in allen Zungen redet, Einigungspunkte habe, wo cs sich sammle und erstarke, geschah es, daß ein Funke höherer Erleuchtung in die »Seele des Menschen siel und ihn mächtig entflammte und begeisterte, daß er Hand anlegre an einem Werke, das alle andern alten und neuen Einrichtungen der Staub- gebornen überleben wird, dem die Zukunft gesichert ist, wenn nicht Alles eitel Lug und Trug ist und die Geschichte nicht lügt: er gründete die Spit tel, diese Asyle der gekränkten Weiblichkeit, der getäuschten Hoffnung, des verfehlten Lebens. Es ist hier nicht der Ort und vielleicht einem spätem Aufsatz in diesem Blatte Vorbehalten zu untersuchen, welches von den beiden Geschlechtern die meiste Schuld hat, daß die Ehelosigkeit, be sonders in den größeren Städten Europa's, immer häufiger sich zeigt, und daß in demselben Grade, in welchem das Geschlecht der Hagestolzen sich vermehrt, der Andrang zu den erledigten Stellen in den Spitteln unter der weiblichen Bevölkerung zunimmt. Diesem Umstand ist cs daher zuzuschrei ben, daß in der neuesten Zeit die in der Regel sehr reich dotirten sogenannten Wciberspittel durch An- und Ncubauc erweitert worden sind. Man betrachte zum Beispiel den prachtvollen Palast in der Nähe des Freiberger Schlages in Dresden, den gewiß jeder Fremde eher für die Wohnung eines Fürsten oder Gesandten, als für den beschei-