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Leipziger Tageblatt ISS. Jahrgang. te Bal : hcute sie Maria auf. Man sagte ihr, sic schlafe. wieder bisher sie die aliiGer Unter- ig und hr an hauten onderL tel u, d und Dor- rtflll» auch Maria. . . . Aber es hatte ja keinen Bis er heimkam, mußten beide Kranken Talon- : auS- n von unvron ! BlU, elgicn. aeaen t vor- cndtt» sAuf Wunsch wird der Anfang dieses Romans neu hinzutretende» ", ge- > und ", die erSlaa elhau» l Dor ¬ nichts anzufangen wissen. Die Farben in der Phantasie waren bunter und die Vorstellungen romantischer gewesen — sie hatten mit der Wirk lichkeit wenig gemein. Sie konnte sich nicht über die grauenhafte Un sauberkeit Roms Hinwegsetzen. Der Schmutz in den Straßen störte sie derartig, daß sie die Herrlichkeiten darüber nicht sah. Diese Enttäuschung veranlaßte ihr empfindsames Gemüt zu lauten Klagen gegen Tante Hulda. Dieser erging es zwar ähnlich, aber sie hatte die störenden Eindrücke von Schmutz und Zerlumptheit an Ort und Menschen schon ziemlich überwunden. Hans amüsierte sich über die beiden Damen, wenn sie dieses Thema ventilierten, und wie seine Tante in einer Art von beginnendem Lokal- Patriotismus nachzuweisen suchte, daß Rom auch saubere Partien habe. Bis jetzt, so erschien es Hans, hatte aber das Vorhandensein des alten Fräuleins nur angenehme, wenn nicht sogar harmlos-komische Seiten. Für sie begann der Tag in Rom erst, wenn sie ihre „Kreuz- zeitung" studiert hatte. Natürlich nur die Familienanzcigcn! Das war ia doch die Hauptsache! Für die Aussätze und Artikel über Politik, Kunst und Nationalökonomie besaß sie kein Verständnis. Für sie hätte das Blatt nur Hof-, Theaternachrichten, Familienanzeigen und das Militär- Wochenblatt zu haben brauchen, allenfalls auch noch eine Seite mit Hertzogschen Kleidcrinseraten! Heute wurde die „Kreuzzeitung" einer eingehenden Betrachtung unterzogen, sie nahm sie immer wieder zur Hand und seufzte. Draußen regnete es, und die Gesellschaft war gezwungen, sich in der Pension aufzuhalten. Hans stand am Fenster und las. In der Bibliothek des Hauses war ihm ein schon veraltetes Buch in die Finger gekommen! Sprache und Ausführung fesselte ihn nicht, aber der Stoff erweckte sein Interesse bald >v, daß er seine Umgebung und den Regentag vergaß. „Was liest du denn da?" fragte seine Tante und sah von ihrem Strickstrumpf auf. Sie arbeitete schon auf der ganzen Reise an Tagen mit schlechtem Wetter Socken für ihre Weihnachtsbescherung daheim. Hans fuhr herum und aus seinem Sinnen auf und steckte das kleine Buch in die Brusttasche. Er setzte sich zu ihnen und sagte: „Es ist ein altes Buch von Felix Dahn." „Wäre es nicht etwas zum Vorlesen?" — sein Umfang schien nur gering — „du solltest uns damit den Regentag verschönen." Er schüttelte lächelnd den Kopf. „Dos Buch hat eine schwere Sprache", sagte er heiter. „Lesen Sie uns lieber aus der geliebten „Kreuzzeitung" vor, Fräulein von Pe:ers", bat er ichallhast. „Haben Sie nun endlich darin gefunden, daß Ihr Neffe Adolf Below sich mit der Gräfin Trachenberg verlobt hat, Sie wünschten diese Heirat ja wohl so sehr?" „Ich bin außer mir", stöhnte sie, „lauter Enttäuschungen! Bei Hopf gartens ist wieder eine Tochter, schon die dritte — und der Sohn fürs Majorat kommt noch immer nicht Und Adolf Below? Kann ich cs ausdrücken —! Hot sich verlobt, aber — nicht mit der Gräfin Gabriele, sondern mit einem Fräulein Else Weiß! — Die armen Eltern, wie werden sie diesen Schlag ertragen! Eine Freundin schreibt es mir. Es hat natürlich bei Belows gekracht. Adolf war der älteste Sohn und sollt: das Majorat übernehmen. Nun hat er den Eltern einfach erklärt, er danke dafür, er liebe seine Braut, sie habe Geld genug, glücklich würde er auch so " „Das muß ein ganz famoser Mensch sein", sagte Hans, „den möchte ich kennen lernen." sFortsetzung folgt.) 2, Beilage Montag, IS. April 1SSV .Hans und seine Tante waren nun in Rom angekommen. Sic hatten beschlossen, den Rest der für die Reise bestimmten Zeit dort zu ver bringen. Bei Tante Hulda war eine derartige Reisebegeisterung ausge brochen, daß sie ihm eines Tages den Vorschlag machte, es müsse wunder- schön für sie beide sein, Weihnachten hier unter so veränderten Verhält nissen zu erleben. Man wäre nun einmal hier, käme doch nicht 10 schnell hierher und müsse die Gelegenheit nützen. Ganz stumm hörte er zu. Kein Wort und Blick hatten ihr verraten, daß er die Tage bis zur Heimreise schon lange zähle. Sein liebenswürdiges, sich stets gleichbleibcndes Wesen ließ ganze Zeit vermuten, es sei ihr gelungen, ihn auf andere Gedanken zu bringen. Einen köstlichen Spaß hatte es ihr bereitet, als man ihn in Territet umschwärmte. Im Grand Hotel waren Angclsächsinnen, junge und alte, um ihn bemüht gewesen. Sein wunderschönes Klavierspiel lenkte auch dort die Aufmerksamkeit bald so sehr auf ihn, daß es ihm lästig wurde. Man himmelte ihn an, sandte ihm Gedichte und Blumen und suchte ihn, den spröden Deutschen, einsam zu treffen. Man beneidete die „schnurrige alte Tante", daß sie seine Begleiterin fei, die sicherlich gar kcjq Verständnis für diese Kiinstlerseele besitzen könne und in einseitigem Ich finde den Weg 45s Roman von HanS v. Hekethufen. Leise nahm sie Kirdorffs Briefe aus seinen Händen und ging in ihr Zimmer. Nachdem sie sie noch einmal aufmerksam gelesen, kam nun auch ihr die Ueberzeugung, daß er Maria liebe. Viele Fragen galten ihr, alles Mögliche wollte er von ihr wissen. Die Reiseeindrücke waren also nicht stärker, als seine Gedanken an sie. Sie nahm Papier und Feder zur Hand und begann an ihn zu schreiben. Das war aber schwerer, als sie es sich gedacht hatte, denn gerade das, was ihn am meisten anging, konnte sic nicht sagen. Sic deutete nur im allgemeinen an, Maria sei nicht wohl, hätte nicht schreiben können. Es seien schwere Zeiten vorübcrgegangen, in denen sie Maria unendlich liebgcwonnen habe. Er möge sich keine Sorgen machen; wenn die Tante und er in drei Wochen heimkehrten, würde er alles in bester Ordnung, wie bisher, vorfinden Unzufrieden sah sie in den Brief. Er entsprach eigentlich gar nicht ihrem offenen, geraden Wesen. Viel lieber hätte sie ihm geschrieben: So und so sicht es hier aus, das und das ist geschehen — wir denken oft an Sie und vermissen Sie — Zweck, ihn zu beunruhigen, wieder wohl und frisch sein. Am Nachmittage suchte Leise trat sie in das Zimmer, um sie wenigstens zu sehen. Das Fieber schien endlich nachzulassen. Ein friedlicher Zug spielte um ihre schönen Züge. Lose zwischen den halbgefalteten Händen steckte eine Karte, die alte Frau erkannte Kirdorffs Schriftzüge, es schien ein Gedicht zu sein. Keine Indiskretion fürchtend, beugte sie sich hinab und las: Für Lieb ist Fernescin, Was Sturm ist für das Feuer. Das kleine löscht er aus — Facht großes — ungeheuer Nichts weiter stand darauf — die vier Zeilen sagten ja genug. Sie errötete fast, sie gelesen zu haben. Behutsam ging sie wieder hinaus. Was sie beute hier gesehen und erfahren hatte, war ihr wertvoller, als wenn sie stundenlang neben ddr Kranken hätte sitzen dürfen. Adelsstolz ihn in seiner Künstlerlaufbahn hindere Ein ganzer Roman spann sich bald um ihn, jeder hegte neue Vermutungen und Beob achtungen und gab sie für Tatsachen aus. Angewiderj durch dieses ganze Getriebe, bat ex endlich seine Tante, abzureisen. Ein Heer von Seufzern flog ihm nach. „Die öde Tante", gönnte ihm die Freiheit nicht und schleppte seine öde eingeengte Seele in ihren goldenen Ketten weiter Inzwischen hatte er sinnend in der Bahn gesessen und Marias ge dacht. Rein und groß stand ihre Gestalt zwischen all diesen weiblichen Jägerinnen — er hätte sie nicht unter ihnen sehen mögen. Nun waren sie in Rom. In einer deutschen Pension hatten sie Woh nung genommen. Bald stellte es sich heraus, daß man mit der Hälfte der dortigen Pensionäre Beziehungen hatte. Bekannte Namen schwirrten durch die Luft, man konnte sich zeitweilig einbildcn, in Deutschland zu sein. Die Gicht des Grafen Soundso, die Erkältung der Baronin H. und die Erbschaft des Vetters Kurt waren Ereignisse, die alle römischen Eindrücke in den Hintergrund drängten. Man simpelte ordentlich Familienchronik! Es mußte erst alles erschöpft werden, ehe man sich Rom und seinen Sehenswürdigkeiten zuwandte. Ueberall lebten die deutschen Gesellschaftsgeschichten wieder auf, an ganz ehrwürdiger Stätte kamen einer unverbesserlichen Berlinerin sogar Erinnerungen an ihren letzten Hofball und das wundervolle Tanzen des Grafen M. Nur in den gruseligen Katakomben ließ man seine deutsche Klcinwclt fahren, mehr aus Angst, man könnte getrennt werden und sich verirren, als aus Ergriffenheit. Tante Hulda war selig! Sie reiste nicht etwa des Kunstgenusses wegen und sagte es ganz offen. Natur und Menschen zogen sie an. Ihr war sehr wohl unter den Landsleuten, sie freute sich, daß man hierzulande so wenig Italienisch brauche und eigentlich überall mit Deutsch durchkam. Wenn die Bettler deutsche Gassenhauer pfiffen und dann bittend die Hand ausstreckten, lachte sie nnd gab nach den Begriffen erfahrener Romkenner viel zu viel. Nun hatte sie auch eine alte Pensionsfreundin entdeckt. Die gemein samen Erinnerungen und inzwischen erfahrenen Lebensschicksale waren schier unerschöpflich. Wenn beide Damen sich gegenseitig erwischt hatten, ließen sie einander nicht so schnell wieder los. Einige Male saß Hans geduldig daneben, wenn sie Freud und Leid aus der Schatzkammer der Vergangenheit hervorholten — aber allmählich gelang- es ihm, sich davon fernzuhaktcn. Dann ging er, genoß Rom mit seinen Künstleraugen, saß auf den Trümmern des Forum Romanum und sah in die sinkende Sonne. Nach denklich stimmte ihn all die versunkene Pracht, über die das scheidende Tageslicht glitt. Trotz all der Schönheit, die ihn umgab und seine Ge danken gefangen nehmen wollte, ging seine Sehnsucht doch heimwärts. Sie wurde mit ihm morgens wach, umsummte ihn den ganzen Tag, flutete hinein in alle bunten und wechselvollen Eindrücke des fremden Landes, ging mit ihm schlafen und zog allgewaltig durch seine Träume. * * Tante Hulda war aufs angenehmste durch die Pensionsfreundin be schäftigt. Sie hatte nun wieder ein Wesen um sich, dem sic helfen und das sie trösten konnte. Das alte Fräulein von Peters sah auf ein ent behrungsvolles Leben zurück. Erst kürzlich war sie in den Besitz einiger Mittel gekommen, und hatte nun auf Anraten von freundlichen Ver wandten eine Romreise unternommen — zur Entschädigung für manche Enttäuschung, die ihr das Leben gebracht hatte — wie sie selber sagte. Es ging ihr, wie es vielen geht, die ein erträumtes Ziel endlich er reichen — und nun erstaunt davor stehen und mit dem Wunderdinge näre r ^!OllOl!OllOllOltO1lOllOllOl<)llO,lOllO,»OlIOUOllOll^^ z plaupt-l^lölrelmagaTtn Paul l^licliauci Werlokte knd gevüü beda<2it auf die LelickaÜung einer reitgemällen und trauten bleimr. kleine auk der ldöbe der 2eit kebends ^urltellung besonder; sorgfältig rulain- mengekellter §perial-6rautau5^attungen in einfacher >vie aucäi vornehmer ^rt ik interellant und bietet viele Vorteile für alle Verlobte. 2u einer rwanglolen Lekcbtigung lade bütlicbk ein.