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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 19.04.1909
- Erscheinungsdatum
- 1909-04-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-190904191
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19090419
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19090419
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1909
-
Monat
1909-04
- Tag 1909-04-19
-
Monat
1909-04
-
Jahr
1909
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Feuilleton. »rUc. chmrr», krr hle e s »0^470 n. einen ihren e Cx- »ausi ltzoll», »becor Prag iignung Lebens- 01LS0 ; an fl. «2 Ivan llll- >r»«- ilsl 127» isrvn- ultr. Für rmser Lebensglück ist das. was wir /ind, die Persönlichkeit, durchaus das Erste und Wesentlichste. Schopenhauer. sicht ister, 8. Beilage Montag, IS. April ISS» 0126« ra Sa. , pzitz i" , tucht. 17 bis —18>l i «legen, rs.ii. jmd. >l.nach. aterr- c mein eschäft familie öl-jn. iei der führte hlätzen 26S« iburg. uium- »12L2 l IfflanS. (Zum 150jährigen Geburtstag. 19. April 1759.) Von Fr. Satt. .Sticht« dich auf, Lu deutsches Herz Und blicke voll Mut in die Fern«: Tief ist die Nacht und grob ist der Doch einzeln schon zeigen sich Sterne. Also besang der Schriftleiter der eleganten Welt, der Leipziger Poet August Mahlmann, seinen Freund Jffland zu dessen Geburtstag in schwerer Zeit, am 19. April 1809, indem er ihn als deutschen Mann pries, der in der Zeit der Schmach als Künstler und Patriot seinem Körrig treu blieb. Zelten wohl hat es einen Bühnenleiter gegeben, der, wie August Wilhelm Jffland, Tatkraft, künstlerische Eigenart, seelisches Empfinden in höchstem Maße besaß. Ihm war und blieb Meuschendarstellung das Höchste. — Der Schüler Eckhofs, dieses großen, gewaltigen Genies, betonte stets, daß das Innere, der Gang der Leidenschaften, die hohe, starke, einfache Wahrheit, oie lebendige Hingebung allmcchlich den darstellenden Künstler zum Ziele führen. Man hat Jffland als Leiter des Berliner Nationallheaters schauspielerischen Pedanten genannt, wenigstens sagt dies Nabel in Briefen, die eine Gegnerin des Künstlers war, bei ihm das Genie eines Ludwig Deorient vermißte. Mag sein, daß sie darin vielleicht recht hatte, aber „das sicherste Mittel, ein edler Mann zu scheinen, ist es zu sein". Als Jffland diese Worte in seinen Fragmenten zur Dar- stellungskunst schrieb, legte er gleichsam damit sein künstlerisches Glau bensbekenntnis ab. — Eine gesunde Frische, Naturbegabung prägte sich in dem schauspielerischen Können Jfftands aus. „Loint, <1«,' nntuna, p«u ck'art, bsauooup clartifia«", lautete das Urteil eines geistreichen Franzosen über ihn. — Unübertrefflich war er in derbkomischen, fein-humoristischen Rollen, — tragische Charaktere lagen ihm weniger, obgleich Octavio Piccolomini, von ihm dargestellt, als Meisterleistung gepriesen wird. Als der junge Studiosus der Theologie August Wilhelm Jffland das väterliche .Haus in Hannover im Jahre 1777 heimlich verließ, um unter die Komödianten nach -Gotha zu gehen, wo er der Schüler des großen Eckhof ward, unter dessen Leitung er sich gleichsam formte, bil dete, fehlte ihm nur eines zum richtigen Menschendarstcllcr — das an geborene Genie —, ein individueller Feuergeist ist Jsfland nie gewesen. So wie er als dramatischer Schriftsteller seine ziemlich nüchternen, mit Nkoral sattsam gewürzten Erzeugnisse unter einem gewissen pedan- tischen Einflüsse schrieb, — also schuf er seine Rollen als ausübender Künstler. Ihm fehlte eben das Machtvolle, Ucbcrzeugende eines Brak mann, — sein Franz, den er in Mannheim in der ersten Aufführung der Räuber spielte, soll keine Glanzleistung gewesen sein. — Er war und blieb bis an sein Lebensende ein sogenannter denkender Kom- mödiant. Als Jffland im Jahre 1796 der Nachfolger Ramlers, Leiter des Berliner Nokionaltheaters ward, fand er ein glänzendes Ensemble vor, in welchem die Schauspieler Fleck und llnzelmann, des letzteren Frau, die geniale Realistin Friederike, nachherige Unzelmann-Bcthmann, Aus gezeichnetes leisteten. Was Jffland als Bühnenleiter, als Generaldirektor des Berliner Nationaltheakers und der deutschen Oper, die italienische ging nach der Jenaer Schlacht, welche den Zusammenbruch Preußens herbeiführte, in die Brüche, leistete, verdient wahrlich in das goldene Buch der Theater geschichte eingetragen zu werden. Sparsam im Theatcrhaushalt, wußte er es dennoch cinzurichten, daß die glanzvolle Ausstattung der Schillerschcn „Jungfrau von Orleans", der prunkvolle Krönungszug, Scharen von Fremden nach^ Berlin lockte und das .Haus jedesmal ausverkauft war. In der Zeit der Bedrückung st806—08) wußte er durch Klugheit die französische Be iatzung für das Theater zu gewinnen. Die Drohung, Pariser Schau spieler nach-Berlin kommen zu lassen, erfüllte sich daher nicht. „Tic Söhne des Thals", dieses echt deutsche, phantastisch-mystische Machwerk Zacharias Werners, ward während dieser Periode, am 10. März 1807, auigeführt. Spöttelten auch die Franzosen weidlich darüber, sahen sie sich das merkwürdige Ding doch an, von dem sich der Dichter in seinem Schreiben an Jffland (4. August 1807s binreißende Wirkung versprach: „die dramatische Goldgrube von den wenigen Dich- rern, die sich mit der Tcmpclherrn-Geschichte beschäftigt haben, bei wcytem nicht erschöpft sei." Ungeachtet dessen siel das Stück mächtig durch, auch in politischer Beziehung. Tic Franzosen wünschten derartige Machwerke nicht auf oer Berliner Nationalbühne zu sehen, — aber Jffland hatte doch seinen Willen durchgeseht, als Patriot eine deutsche Novität spielen lassen. Bedeutsame Ereignisse spielten sich unter Jfflands Leitung des Königlichen Nationaltheaters ab. — Am 1. Januar 1802 fand die feier liche Einweihung des neuen Schauspielhauses statt, welches 15 Jahre später ein Raub der Flammen ward. Für die Schillerschcn Erben führte man am 9. Mai 1806 „Die Braut von Messina" auf, welche 0003 Taler einbrachte: endlich belohnte ihn sein König als redlichen Mann und Patriot durch Verleihung des Roten Adlcrordens, weil er in schwerer Zeit sich durch vaterländische Ergebenheit auszeichncte. Auf August Wilhelm Jffland passen mit Recht die Worte Klopstocks, welche er dem Freunde ins Stammbuch schrieb: „Ein fester Mann kann alles, was er will." tchen rotze iluS- Liefrrrt. Don W. v. Buttlar (Leipzigs Weimar, im April. In den letzten- Jahrzehnten hatte man das kleine intime Lustschloß Anna Amalias zum Museumsspeicher, zur Kunstscheune, zum Sammel kaleidoskop gemacht. Droben, am obersten Dachsparren noch hingen Kupferstiche, in dunklen Winkeln standen spinnwcbüberzogcn Fürsten berger Porzellane. Ein Tohuwabohu. Der kunstsinnige Besucher sah eine Menge und sah nichts und lief unbefriedigt in den Park hinaus, wenn er nicht gerade — Philologe war. Tas ist letzt anders geworden. In diesem Winter bat man Ordnung geschaffen, gründlich, im Zusammenhang mit der gleichfalls dankens werten Neuordnung der Großhcrzoglichen Museen. Tiefurt darf jetzt einen Platz in den Kunsthandbüchern beanspruchen, besonders wobl als Aufenthaltsort der besten Sammlung von Fürsd-.nbergcr Porzellan aus dem 18. Jahrhundert. Was davon in Weimar, in Belvedere, Dornburg und Ettersburg vorhanden war, ist jetzt in Tiefurt vereinigt und da- für das chinesische Porzellan als stilwidrig entfernt, nach Weimar ge- bracht worden. Wohl darf das Tiesurter Schlößchen in seiner Neugestaltung keinen Anspruch machen auf absolute historische Treue. Denn es s>-hlte an Unterlagen zu einer verbürgten Rekonstruktion der Zimmer Anna Ama lias. Abc: cs ist ein getreues Zeitbild der stillen friedlichen Jahr: vor 1806, absolut stilecht. Kein Gegenstand aus einer späteren Zeit ist vor- zufindcn, die Illusion des Traumschlößchens zu stören, in dem die Her zogin mit dem Fräulein von Göcbhauscn und nur wenigen Kammerzofen die Sommermonde verbrachte. Die Vorarbeiten waren schwierig aber interessant. Man sand nur wenige und unvollständige Jnvcntarien, mußte Baupläne, alte Rech nungen und Wirtschaftsbücher zu Hilfe nehmen, um .Hinweise auf die Ausstattung und Bestimmung der einzelnen Räume zu finden. Natür- sich hielt man sich zumeist an das schon Vorhandene. Wände und Decken erhielten Tapetun in Farbe und Muster den vorgefundenen angepaßt. Auch die Räöbelstoffe nahm man nach alten Mustern. Völlig erneut mußte der Fußbodenbelag werden, der — Amalia war sparsam und praktisch — aus dem Vorläufer des Linoleums, aus bemalter Wachslein, wand bestand. Klassizistische Ornamentik tritt uns aus diesem seltsamen Bodenbelag entgegen, der den Zimmern einen einheitlichen intimen Charakter gibt. Jetzt schreiten wir, ohne über unnütze, störende Möbelstücke zu stolpern, behaglich durch die wenigen Räume. Das Eßzimmer ist in freundlichem Gelb und Weiß gehalten. Hübsche, aber vorläufig noch zu blank polierte Mahayonimöbcl, ein elfenbeingefaßter Empirespieg.l, Kupferstiche und Kopien der Farnesina-Fresken entzücken hier das Künstlerauge. Vornehmlich aber wird der Porzellanliebhabn be- wundernd verweilen vor den hier ausgestellten kostbaren Stücken dec Leipziger Tageblatt. Fürstenberg-Sammlung aus den besten Jahren 1760—1780. Der an- fließende achteckige Raum ist das sogenannte Empfangszimmer. Seine Merkwürdigkeit besteht in der Umrahmung der Wandfeldcr mit aufge klebten Stichen; die eigenartigen Kanten sind natürlich erhalten ge blieben. Der nächste Raum ist der 'Salon. Er ist auf einem ernsteren, pompafteren Ton gestimmt, hervorgerufen durch schwarze Japan schränke, di: fast schwarze Bespannung der gravitätisch:n Mahagoni- möbel. Ein Spinett von 1783, eine Laute von 1804, daneben einige kost bare Kunstwerke: eine Vase von 1787 — ein Geschenk der dänischen Königin, ferner Tischbeins Porträt der Herzogin, ein gutes Bild des Herzogs sMalier unbekannt! und Zeichnungen von Oeser. Dazu einige der besten Fächer von Oeser. Das anschließende Schlafzimmer der Herzogin hat jetzt, um seine einstige Bestimmung zu dokumentieren, ein auf Belvedere aufgesundencs Bett aufnchmen müssen. Sonst interessiert in dieissm sehr schlichten Raum nur noch sas zierliche, ja winzige Wasch- und Toilettengcrät. Daneben, in der Garderobe, finden wir ein besonderes Charakteristikum jen:r Zeit, da eine Jtalicnsahrt aller Sinne nachhaltig beschäftigte: Oelbild.'r von der italienischen Reise. — Jenseits des bekannten Ganges liegt das fast unveränderte Gvchhausen-Zimmer mit der blumendurcbwirkten Gittcrmustcriapctc. Neu ist darin ein schönes Spinett, eine Wieland- Büste sowie Kupferstiche nach Angelika Kaufmann. Tas frühere Billard- zimmer wird jetzt Dichterzimmer genannt. Mau fand nämlich Nach- richten, daß Knebel und Goethe darin gewohnt haben. Bon Wert sind in ihm eigentlich nur die Bilb-r: die bekannten Porträts der Corona Schröter und der Frau von Stein, .Handzeichnungen, die wahrscheinlich von Goethe hcrrühren, und endlich ein Bildnis Knebels, das Frau von Stein gezeichnet. In dem kleinen Nebengemach sind eine größere Anzahl hochinteressanter Silhouetten von Persönlichkeiten jener Zeit aufgcbängt worden. Besonders erfreulich ist die ganz einfache Einrichtung der Man- iarden, die dadurch den Charakter der für die Zofen bestimmten Wohn räume wieder erhalten haben. Nur das Fächerzimmer mit Oesers Meisterwerken beansprucht, besonders genannt zu werden. War cs doch von jeher >ür viele der interessanteste Raum des kleinen Lustschlosses. So ist das stille Tiefurt jetzl wieder dem Publikum erschlossen. Und man freut sich der Neuordnung aufrichtig. Wohltuend berührt die Stil einheit den Kenner, die Poesie verträumter Schlösser umfängt uns in den stimmungsvollen Räumen. Hervorragende Antographen. (Napoleon I. vor der Schlacht bei Jena. — Eine „Eingabe" Jencfelders. — Worte Pobjedonoizcws.) Herr Professor Tr. Ludwig Darm stacdter in Berlin hat der dortigen Königlichen Bibliothek seine Autoaraphensamm- lung zum Geschenk gemacht. Sie erhält im Neubau der Bibliothek ein eigenes Zimmer und wird Interessenten zu Studicnzwecken jederzeit zugänglich sein. Und schon in den nächsten Tagen wird „Ludwig Darm- staedtcrs Autographensammlung zur Geschichte der Wissenschaften", deren unvergleichliche, grandiose Schätze sim ganzen sind es mehr als zehntausend Nummern! an siebentausend erste Namen enthalten, in ihr neues Heim übersiedeln. An der Spitze des Katalogs, den Professor Darmstaedter selber verfaßt hat und der bei I. A. Stargardt erscheinen wird, spricht der Generaldirektor der Ml. Bibliothek Professor Adolf Harncick dem uneigennützigen, edlen Stifter den „wärmsten Dank" aus. Aus dieser hervorragenden Sammlung, die ein historisches Bild der Entwicklung der Wissenschaften vom 16. Jahrhundert bis in die neueste Zeit gibt und alle Entdecker und Erfinder aus den Gebieten der Welt- uud Kulturgeschichte sowie der freien und exakten Wissenschaften umfaßt, feien nur einige bisher unbekannte Autographcn veröffentlicht. Da ragt vor allem ein Brief hervor, den Napoleon I. am 12. Oktober 1806, also zwei Tage vor der Schlacht bei Jena, an Tallevrand richtet. Tas Schreiben Napoleons lautet: „Ich schicke Ihnen die Dekorationen des Prinzen von Preußen; ich füge die Briefe hinzu, die bei ihm gefunden worden sind. Ich habe sie nur sehr flüchtig gelesen, lesen Sic sie aufmerksamer und lassen Sie mir's mit Mr. Lesort sagen, ob man etwas daraus entnehmen kann . . . Die Geschäfte gehen hier ganz, wie ich sie vor zwei Monaten in Paris vorauskalkuliert batte, schlag auf Schlag, Er. eignis au? Ereignis. Ich habe mich in nichts getäuj cb t. ich 1u» nickst düpiert worden durch die Neutralität von He"en. Ich bin er staunt, daß Sie cs waren, selbst nach dem, was Sie von den Be wegungen und dem Rückzug der preußischen Armee gesehen haben. Binnen zwei oder drei Tagen werL'en interessante Sachen passieren. Alles bestärkt mich in der Meinung, daß die Preußen fast keine Chancen für sich haben . . . Mau versteht nicht, wie dieser Herzog von Braunschweig dem man Wert bcimißt, lächer licherweise die Operationen dieser Armee leitet. Dresden ist voll kommen entblößt . . ." Tiefe Worte hat Napoleon diktiert. Nun schreibt er eigen händig den Satz hin: „Wenn ich nach Berlin gehen wollte, würde ich in zehn Taaen vor der Armee dort sein, aber ich versuche vor allem, sie zu schlagen.' Und als Nachschrift fügt er hinzu: „Wenn Sie der Meinung sind, daß dieser Bries verdient, gedruckt zu werden, lassen Sic ihn in den „Moniteur" einrücken und behalten Sie das Original iw. Auswärtigen Amr." Ueberaus interessant ist eine „Eingabe", die Sencselder, der Erfinder der Lithographie, 1808 an Maximilian I. von Bayern richtet: „Allerdurchlauchtigstcr, großmächtigstcr König, allergnädiastcr König und Herr! Euere Königliche Majestät haben meinen litho graphischen Knnstprodu-ktionen durch Erteilung des ausschließlichen Privilegiums und auch neuerdings durch die Erlaubnis, die in dein hiesigen Kupferstich- und Kunstkabinctt befindlichen Handzeichnungon kopieren zu dürfen, so viele Allergnädigste Unterstützung gewährt, daß cs mir die angenehmste Pflicht ist, Allerhöchst Ihnen gegenwärtiges Probcwerk in allertiefster Ehrfurcht darzubringen. Da ich mich nur durch die möglichste Veredelung meiner Erfindung dankbar beweisen kann, so geruhen Euere Kgl. Majestät dieses Merk, in welchem die bis herigen Fortschritte dieser echt bayerischen Erfindung zu übersehen sind, mit der Huld mnzuncbmen, mit welcher Allerhöchst Sie allen nützlichen Wissenschaften und Künsten entgeqenzukommen gewohnt sind. Tics wird mir die kräftigste Aufmunterung «ein, meinem Vater land nützlich zu sein. München, im Nov. 1808." Das Werk, das Sencselder 'einem König überreichte, war sein be- rnhmtes Lehrbuch der Lithographie. Schließlich icicn hier noch ein paar Worte wiedcrgcgcbcn, wc P o b j c d o n o s z c w im September 1902 aus Petersburg Herrn Professor Darmstaedter gesandt bat und deren Inhalt so gar nicht mit der wissenschaftlichen Anschauung übcreinssimmt, die der viel- verschriene russische Staatsmann sonst geäußert hat. PobjedonoftewS Autograph Hot folgenden Wortlaut: „Das Bewußtsein, daß der unendliche Raum ohne Anfang oder Ursache stets existiert hat und immer existieren muß, bringt in mir ein Gefühl hervor, vor dem ich erbebe." * * Ter Neubau des Meininger HaftheaterS. Aus Meiningen schreibt unser ^.-Korrespondent: Ter Neubau des Meininger Hostdeaters ist jetzt bis auf die Innenausstattung scrtigqrstellt. Im Oktober dieses Jahres soll in Anwesenheit zahlreicher geladener Gäste ouS allen Teilen Deutschlands die feierliche Eröffnung des neuen MusemempelS der Herzoglichen Residenz statt- finden. Dort, wo einst der fürstliche Regisseur, Herzog Georg von Meiningen, am Regievult waltete und die weltberühmten Meininger Inszenierungen klassischer Dramen leitete, soll im neuerrichteten Hostheater Max Grube, der talentierte ehemaliae Meininger Schauspieler und nachmalige Oberregisseur des Berliner König!. Schauspieldauses, den der Herzog zum Geheimen Hosrat er nannt bat. die gebeitiqle Tradition der Meininger Kunststätte wahren. Gleich- wie der Neubau des klassischen Musenteiiipels in Weimar alle Welt interessierte, wird auch die Neuerrichlung des Meininger HostbeaterS in allen Kunstkreisen Deutschlands lebendiges Interesse erregen. Am 5. März 1908 war das alte Meininger Hoftbeater ein Raub der Flammen geworden. Nur kurze sseit danach drahtete der an der Riviera weilende Herzog feinen Meiningern, daß er ihnen ein neue» Hoftheater aus den Mitteln seiner Privatjchatnlle errichten werde. Eine vom Dichter Rudolf Herzog an- geregte Nationalsammluna für diesen Bau wies der „Thraterherzog" zurück Der Meininger Hofboumeistrr Karl Beklert arbeitete nach den Intentionen de» fürstlichen Kunstfreundes die Pläne für den Neubau, bei dem alle neuesten Errungenschaften der Tbeatertechnik berücksichtigt wurden, auS. Mit dem Bau wurde Mitte April 1908 begonnen. Im Zeitraum eines Jahres ist der im Empirestil gehaltene Bau bis auf die Detail» nahezu vollendet worden. Sech» korinthische Säulen stützen ans den Stufen der breiten Freitreppe die überbaut« Nr. 108. ISS. Jahrgang. Borhalle, die zum Hauptvorrau« und zu de» Kaffe» führt. Für den Wagen verkehr sorgt eine rechts und links einbiegende Fahrbahn. Das Bühnenhau» ist von gewaltiger Größe und besitzt durch ein Hioterbühuenbau- einen un beschränkten Spielraum. GorderobenhauS, Knlisienhallen und Möbel-, Waffen- uud Requisitengrbäuve schließen sich rechts und link» au. Der Auschauerraum liegt 5 in tiefer als im alten Hostheater und umfaßt 810 Sitz- und 40 Steh plätze, die sich auf das geräumige Parkett, ersten und zweite» Rang zu je drei Sitzreihen, sowie die !d«r Bübne gegenüberliegende Galerie verteilen. Ein großer Foherprunksaal, zugleich al» Musiksaal für di« unter Hofkapell meister Prof. Bergers Leitung stehende Hofkapelle dienend, liegt im zweiten Rang. Am Heiligabend 1908 war der Neubau unter Dach. Der Feuersicher- heit ist die größte Sorgfalt gewidmet worden. Ein Teil de» Daches deS Bühnen hauses gleitet bei einem Hebeldruck auf Schienen auseinander, so daß bei FeuerSgefahr der Rauch Abzug hat; ein gewaltiger BerleselungSapparat dient speziell der Feuersicherheit der Bühne. Die klassischen Werk« dürften größten teils eine vollständig neue Ausstattung erfahren, für die erste Künstler interessiert wurden. Für die Innenausstattung, an der jetzt emsig gearbeitet wird, sind dem Herzog bereits eine Reihe wertvoller Geschenke übermittelt worden. Erb- Prinz und Erbprinzessin von Meiningen stifteten den Zwischenvorhang iWagner- vorhang). Der Maler und Dichter Arthur Fitger in Bremen spendete den Hauptvorhang mit Raffaels Parnaß, der Magistrat und Gemeinderat der Residenz Meiningen die Reliefs der ernsten und heiteren Muse, deren Ausgestaltung Prinz Ernst von Meiningen übernommen bat, Geb. Justizrat Lessing die Marmorbüste seines Großoheims. Zahlreiche Ausschmückungskmrstwerke wurden noch von privater Sette übermittelt. Die Eröffnung des neuen Hofthraters dürste das größte künstlerische Ereignis zu Beginn der Winterfoison bikden. * Tie Einnahmen der Poriser Theater haben im Jahre 1908 45 857000 Fr. betragen, etwa 100 000 Fr. mehr als im Vorjahre. Tic Zahl ist die größte seit 1850, wenn man das Ausstellungsjahr 1900, das 58 Millionen brachte, ausnimmt; 'indessen ist der Fortschritt gegen 1907 nur scheinbar, da zum ersten Male die eine Million betragenden Ein nahmen ans Museen und Ausstellungen witcingerechnct worden sind. Zieht man diese ab, so bleiben die Theatereinnahmen last um eine Million gegen das Vorjahr zurück: auch in den französischen Theatern bat sich die auf der ganzen Welt lastende Wirtschaftskrise empfindlich fühlbar gemacht. Von den einzelnen Theatern steht die Oper mit 3130 0)0 Fr. an der Spitze; es folgen: die Opera Cmnigue 2 494 000, die'Cvmedie Franc;aise 2193 000, die Varietes 1660 000, das CHLtelet 1442000, das Vaudeville 1265 000, das Renaissance 1122 000, das Sarah-Beruhardt-Thccucr 1 121 000, das ^Z»rt-Saint-Martin 1 099 000, das Gölte 968000. die Nouveautes W8 000, das Antoine 926 000, das Rejane-THeater 905 000, das Gymnasc 800000, das Odeon ONOOO, das Athene? 666 000, das Palais Royal 586 000 und schließlich die Folics- Dramatigues 489 000 Fr. Während die Oper, die Opera-Comique, die Comedie-Fraugaisc, das Odeon, das Sarab-Bernbardt-Thcater und das Röjane-Tbeater mehr oder weniger erhebliche Mindereinnahmen ver zeichnen, hat sich die Gunst des Publikums im letzten Jahre dem Re naissance-Theater, dem Portc-Saint-Marbm, dem Palais Noyäl, dem Antoine, den Nouveautes, dem Vaudeville und besonders den Varietes in erhöhtem Maße zugcwandt. Die „Musichalls" haben im vorigen Jahre 5 773000 Fr. Einnahmen zu verzeichnen gehabt; während die Folics-Bcrgerc 416 000 Fr. mehr cinnahmcn, hielten sich die anderen etwa auf gleicher Höhe. Haben diese Etablissements schon weniger ge litten, so blühen die Kinematographen, die 1608 000 Fr. Einnahme vcr- zeichnen konnten, darunter das Hippodrome 639 000 Fr. * 38. Kongreß der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie, lieber den 4. Sitzungstag meldet man uns aus Berlin: Herr Madelung (Straß- burgs eröffnet bei veralteten Verrenkungen des Schultcrgelenkes das Ge lenk durch einen Schnitt von hinten her, um die nach der bisherigen Me thode drohenden Versteifungen zu vermeiden. Blutergüsse in die Ge lenke behandelt Herr Willems (Gents durch sofortige Entleerung des Ergusses mittels Aufsaugen und läßt die Patienten dann gleich umher gehen. Herr Clairmont sWien! bat bei Verrenkungen des Schulter gelenkes, die die Neigung zu wiederholtem Auftreten hatten, durch Ueber- pflanzung von Stücken aus dem Schulterkappenmuskel ohne Eröffnung des Gelenkes gute Resultate erzielt. Herr Perthes sLeipzig! empfiehlt die Verstärkung der erweiterten oder gelockerten Schulter gelenkkapsel. Herr Borchard (Posens sah bei blutiger Einrenkung einer veralteten Schulterverrcnkung nach den früheren Methoden Ein reißen der Achselhöhlenschlagader. Im weiteren Teil steht die Beweg- lickmochung entzündeter und versteifter Gelenke im Vordergrund und durch tzmeu Vqxtrag von Herr Klapp (Berlin! eingeleitet, der auf die oisher scheinbar wenig bekannte Tatsache hinweist, daß tuberkulöse Gelenkentzündungen ohne jede Störung in der Beweglichkeit der Ge lenke ausheilen können. Herr Colmers (Heidelbergs hatte im Auftrag des Roten Krenzes die Hilsscxpcdition nach Messina geleitet und be richtet über seine dort gesammelten Erfahrungen. Tie Tätigkeit der Ex pedition hat einen vollen Erfolg erzielt. Es hat sich auch bei dieser Hilfsaktion wieder die Tatsache bewahrheitet, daß eine entsprechende Organisation und gute Einrichtung des Transportwesens das Beste ist. Im Anschluß an seine Beobachtungen in Asien zeigt Herr Bocken- heimer (Berlins Bilder und Wachsabdrücke von verschiedenen dort vorkommenden Krankheiten. Die Heilung der Wunden ist auffallend rasch. Die Medizin ist am weitesten in Japan vorgeschritten, wo alle modernen Hilfsmittel zu finden sind, während in China dos medizinische Studium sich noch in den alten Gleisen der eingeborenen Aerzte bewegt. Die Uebcrpflanzung von Organen von einem Tier auf das andere bat Herr Unger (Berlins durch eine neue Methode bereichert. Er konnte durch diese erreichen, daß überpflanzte Nieren die Tätigkeit aufnahmen, doch gingen die Tiere nach kurzer Zeit zugrunde. Bessere Erfolge wur den nach Herrn Stich (Bonn! an der Garr^schen Klinik erzielt. Herr Hofmann (Greifswald! bespricht die Vereinigung der ge brochenen Knochen sowohl durch die Naht als auch durch das Einführcn eines Knochens oder Elfenbcinbolzens in die Markhöhle. Er spricht sich für erstere Methode aus. Durch Ti-crexperimente hat Böse (Wiens die Darmbewegungen mitHilsc des Röntgcnapparatcs beobachtet. Herr Stcinmann (Berns übt den Längszug an einen gebrochenen Knochen durch Anhängung von Gewichten an einen in den Knochen eingctriicbenen Nagel aus und ersetzt hierdurch in schwierigen Fällen den Heftpflasteroerband. Anschütz (Kiel!, Wilms (Basels, B e ck c r (Hildesheims treten den Ausführungen b>ei. Barden- Heuer (Kölns hat mit seinem Heftpflasterverband selbst in den schwierig- sten Fällen gute Erfolge gehabt. Herr SPitzy fGrazj weist darauf hin, daß die Methode Steinmanns zuerst von Codevilla angegeben sei. Zum Schluß zeigt Herr Muskat (Berlins einen Plattfußstiefel. In der Nach- mittagssitzunz berichtet Herr Rehn (Königsbergs über Erfolge, welche er mit der Ueberpflanzung von freien Sehnenstücken erzielt hat. Herr Schlosser (Innsbrucks zeigt einen seltenen Fall von Ver renkung der ^sehne an der Streckseite des kleinen Fingers. In längerer Auseinandersetzung erläutert Krukenberg (Elber felds die Ursachen von der Zunahme schon bestehender Gestaltvcrände- rungen der Gliedmaßen und der Wirbelsäul,?. Es sprechen ferner Ritter (Greifswalds, Bier (Berlins, Bakcs (Trebitschs und K r e u t c r (Er langens. Herr Burck Hardt (Königsbergs hat Untersuchungen über die Knochen- u/.d Gclenktuberkulose angestellt und nur in einer verschwin denden Anzahl gefunden, daß dieselbe durch den Erreger der Rinder- tuberkulöse verursacht war. Herr Borchard (Posens spricht über seine Erfahrung bei der operativen Behandlung von Schenkclhalsbrüchen jugendliche: Personen, und erörtert sowohl die Art der Operation wie die Anzeichen aus denen hin sic gemacht werden muß. Bei Skisahrcrn hatLaupc: (Interlakens eine ganz bestimmte Bruchform deS Schenkel- Halses gesehen, die hauptsächlich im Anschluß an den Tclemarksprung ein treten. Herr P o ch h a m m e r (Berlins sah ein Abreißen des kleinen Rollhügels beim Abstoßen des Rodelschlittens zustande kommen. Herr Kirchner (Greifswald) teilt seine Untersuchungen über neue Opcra- tionsmcthoven am Hüftgelenk mit. Mit einem kurzen Rückblick auf die Tätigkeit des Kongresses auf dem über 90 besondere Vorträge gehalten wurden und 154 Redner in der Diskussion sprachen, wird der 38. Kon greß der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie geschlossen. * Kleine Chronik. Wie das „B. T." meldet, wohnte Richard Straaß der fünften und letzten diesjährigen Aufführung der ..Elektra" im „Skalatheater" in Mailand bei. Er erklärte dessen Korrespon- deuten, daß er Tebaldinis Arbeit in der „Aivista muficale ttaliana", der bekanntlich nachweisen will, daß zwischen der „Elektra" und der „Cas. sandra" von Guecchi zahlreiche Uebereinstimmungen bestehen, nicht gelesen bave, und daß er gar nicht Saran denke, gegen die Borwürfe eine» Plagiats zu polemisieren. — Direktor Max Reinhardt hat ein neuer Stück von Ernst v. Wolzogen für die Berliner Kammerspiele zur Aufführung erworben. Die Novität führt den Titel: „Der unverstandene Mann." — Zum Jubiläum Ser Universität Leipzig bereitet die Leip- ziger, unter Leitung Mar Seligers stehende Königliche Akademie für graphische Künste und Buchgewerbe eine Gabe von künstlerischer und literarischer Bedeutung vor. Goethes ..Winckel- in ann " wird in Medianformat mit dem Aufgebot der hochentwickelten Buchtechnik der Gegenwart in einer mustergültigen Ausgabe der Lchwesreranstalt dargeboten werden. Die Leitung des Unternehmens liegt in den Händen von Hugo S t e i n e r - Prag. Mit der Redaktion und der Ueberwachung der Textgestaltung wurde Professor Dr. Wit kowski beauftragt,
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