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MM, iii MW Mamt, Nossen, Sieöenlehn und die Mmgegenden. Amtsblatt für die Rgl. Amtshatmannschaft Aleißen, für das Rgl. 2lmtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruffs sowie für das Rgl. Forstreniamt zu Tharandt. Lokalblatt für Wilsdruff, Alttanneberg Birkenhain, kenstein, Braunsdorf, Burkhardtswalde, Groitzsch, Grumbach, Grund bei Mohorn, Helbigsdorf, Herzogswalde mit Landberg, Hühndorf, Kaufbach, Kcsielsdorf, rschönberg, Klipphausen, Lampersdorf, Limbach, Lotzen, Mohorn, Munzig, Neukirchen, Neutanneberg, Niederwartha, Oberhermsdorf, Pohrsdorf, Röhrsdorf bei-druff, Noitzsch, Rothschönberg mit Perne, Sachsdorf, Schmiedewalde, Sora, Steinbach bei Kesselsdorf, Steinbach bei Mohorn, Seeligstadt, Spechtshausen, Taubenheim, Unkersdorf, Weistropp, Wildberg. Erscheint wöchentlich dreimal zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. — Bezugspreis vierteljährlich 1 Mk. 30 Pf., durch die Post bezogen 1Mk.54 Pf. Inserate werden Montagsittwochs und Freitags bis spätestens Mittags 12 Uhr angenommen. — Jnsertionspreis 15 Pfg. pro viergespaltene Corpuszeile. Druck und Verlaq von Martin Berger in Wilsdruff. — Verantwortlich für die Redaktion Martin Berger daselbst. No. s. 1 Donnerstag, den 23. Januar 1002. «t. Jahrg. Herr Thierarzt Gustav olf Hermann Beeger in Wilsdruff ist am 7. dieses Monats als wiffenschaftlicFleiscybcschauer für die Gemeinde Wildberg in Pflicht genommen worden. Königliche Amtshauptnnfchaft Meißen, am 17. Januar 1902 5350^. n Schroeter. Q Auf Anordnung des KönigliMinisteriums des Kultus und öffentlichen Unterrichts Wird folgende vielfach unbeachtet jssene gesetzliche Vorschrift hinsichtlich der religiösen «Erziehung der in gemischten E» geborenen Kinder in Erinnerung gebracht. Nach W 6 bis 8 des Gesetzes vom P Nower 1836 sinv eheliche Kinder, deren Vater dem evan gelischen, der Mutter aber dem kctischen Glaubensbekenntnisse angehörcn, dergleichen Kinder, deren Vater dem katholischem deren Mutterdcm evangelischen Glaubensbekenntnisse zugethau sind, in dem Bekenntnisses Vaters zu erziehen und es ist eine Abweichung von diesen Bestimmungen nur dayulässig, wenn die Eltern vor erfülltem sechsten Lebensjahre des betreffen) Kindes an Gerichtsstelle und ohne Beisein anderer Personen eine Uebereinkunft vor dem Richter dahin zu Protokoll abgeschloffen haben, daß ihre Kinder in dem Bekenntnisse der Mutter erzogen werden sollen. Auf die religiöse Erziehung derjenigen Kinder, welche zur Zeit einer solchen Vereinbarung be- reits das sechste Lebensjahr erfüllt haben, bleiben obige Vorschriften ohne Einfluß. Meißen, den 15. Januar 1902. Die Rönigliche Bezirksschnlinspectisn. vou Schroeter. vi. Gelbe. Arbch. Auf Blatt 76 des hiesigen Handelsregisters ist heute eingetragen worden, daß der bisherige Mitinhaber der Firma Klemm «L Comp. in Wilsdruff, Herr Fried rich Otto Töpolt, ansgeschieden ist. Wilsdruff, den 21. Januar 1902. Aönigliches Amtsgericht. Lslitische Uu-schari. Vom Kaiserhofe.^ Der Kr, der Abends vorher einer Einladung des Fürsten Nnersmarck zur Tafel folgte, machte Dienstag Vormit mit seiner Gemahlin einen Spaziergang im Thiergar. Ins Schloß zurück gekehrt, hörte der Monarch Macvorträge und empfing dann den deutschen Gesandten! Bukarest v. Kiderlen- Wächter. Abends fand bei den Hestäten große Kour statt. Im Reichstage wurde am Montag mehrere Gegenstände der Tagesordnm durchaus debatielos er ledigt. Zunächst gelangte deilntrag Arendt, betr. die Auszahlung aller "bewilligten icihilfen an Kriegstheil- nehmer vom 1. Januar 190üb auf Grund eines für 1901 einzubringenden Nachtraktats, zur Annahme, und zwar einstimmig. Dann wur in dritter Lesung der Gesetzentwurf über die Verlang der deutsch-dänischen Grenze au verschiedenen Punkterefinuiv genehmigt, ebenso stimmte das Haus der Ueberst der Reichsausgaben und -Einnahmen für 1899 in üter Lesung eudgiltig zu. Hierauf nahm das Haus i schon zweimal vertagte Debatte über die Jnterpellati, der Sozialdemokraten be treffs der bestehenden Arbeitssigkeit wieder auf. Hierzu sprach zunächst der Sozialdenkrat Hoch, der in fast zwei stündiger Rede die schon vm „Genossen" Zubeil in der vorangegaugenen Sitzung ^getragenen Ansichten der äußersten Linken über die Ästungen der gegenwärtigen Arbeitslosigkeit im Großen rd Ganzen wiederholte, nur mit noch schärferer Betonung Im Speziellen verbreitete er sich über die bekannten 'umulte in Frankfurt a. M. nnd zog er sich schließlich buch seine leidenschaftliche Aus drucksweise einen Ordnungsrf seitens des Vizepräsidenten Büsing zu. Rcgicrungsseiti trat der Staatssekretär des Inneren Graf Posadowski verschiedenen abfälligen Be hauptungen des sozialdcmkratischen Redners über das Verhalten der Regierung gegenüber der Arbeiterschaft entgegen, und auch der sächsiche Bundesrathsbevollmächtigte Graf Hoheuthal bekämpft mehrere Ausführungen des Abgeordneten Hoch als unzutreffend. Dann ergriff der Nationalliberale Hilbrk das Wort, um die im Laufe dieser Jnterpellationsdebatte wn verschißenen Seiten ange griffenen Syndikate zr oertheidigen und sich daneben für die ungesäumte Wiedrembringung der Mnalvorlage aus zusprechen. Zuletzt lrß sich noch Abg. Dr. Pachnicke von der freisinnigen Verenigung vernehmen; er erörterte ein gehend die wirthschaftliche Krisis, die Zolltarrffragc, die Frage der Wittwer, und Waisenversorguug u. s. w. Dann trat Vertagung ein. Deutschs Reichstag. Dienstagsitzung. DieTages- ordnung „Wahlprüfungen und kleinere Vorlagen" batte mehr Reichsboten auf die Beine gebracht, als man meinen sollte. Das Haus war viel besser besetzt, als während der letzten Tage und Wochen. Die Kommission beantragte, die Wahl des Abg. Boltz (ntl.) für giltig zu erklären, was Abg. Lenzmann (srs. Vp.) Angesichts der Wahlbe einflussungen unbegreiflich fand. Abg. Semler (ntl.) gab zu, daß "verschiedene zu weitgehende Beeinflussungen, die sich für einen vornehmen Wahlgang nicht geziemten, vor- gekommen seien; es genüge aber eine Mißbilligung, eine Kassirung der Wahl sei nicht angebracht. Nachdem noch die Abgg. Dasbach und Schwarze (Ctr.), von Brockhausen (kons.), Auer (Soz.), Dr. Arenvt (frkons.), Franken und Prietze (ntl.) sich geäußert, wurde die Wahl gegen die Stimmen der Rechten und Nationalliberalen für ungiitig erklärt. Die Wahl des Abg. Graßmann (ntl.) wurde debattelos für giltig erklärt. Eine längere Erörterung entstand wieder über die Wahl des Abg. Hähnel (frs.), welche die Konimission gleichfalls für giltig zu erklären beantragte. Abg. Singer (Soz.) war für Nichtigkeitser klärung wegen Beschränkung der Oeffentlichkeit des Wahl ¬ verfahrens. Die Mehrheit des Hauses nahm indeß den! Kommissionsantrag an. Die Wahl des Abg. Sieg (ntl.) soll von der Kommission noch einmal geprüft werden. Mittwoch: Zweite Etatsberathung. Berlin. Prinz Heinrich wird einer Einladung der amerikanischen Presse zu einem Bankett im „Waldorf- Astoria", dem vornehmsten Hotel Amerikas, Folge leisten. Es werden bei dem Festmahle etwa 600 amerikanische Zeitungen vertreten sein. Der Erzbischof von Poscu-Guesen, Dr. v. Stablewski, läßt die durch die gejammte Tagespreise gegangene Nach richt, daß er die polnisch-katholische Geistlichkeit seiner Diöcese in einem Erlaß zum Einlenken in der Sprachen- frage ermahnt habe, als erfunden bezeichnen. Während unsere und auch die französische Weizen ernte im letzten Jahre gerade keine gute war, sind in Nordamerika 86 Millionen Quarters (L 290 Liter) Weizen geerntet worden gegen 70 Mill, im Jahre 1900. In Deutschland wurden 2,3 gegen 1,2 Mill. Tonnen (ä 1000 Kg.) Weizen eingeführt. Nordamerika konnte 10 Mill. Quarters Weizen mehr ausführen. Dagegen hatte Ame rika an Mais einen Ausfall von 100 und an Hafer von 20 Mill. Quarters. Die Preise dieser beiden Artikel stehen, wie wir in der Voss. Ztg. lesen, so, daß es für den Landwirth in vielen Gegenden lohnender ist, seinen Weizen zu verfüttern, anstatt ihn zu Markt zu bringen. Im englischen llnterhause spinnt sich die Adreß- debatte noch immer von einem Tag zum andern. Hierbei kam in der Discussion vom Montag auch das südafrikanische Thema wieder aufs Tapet. Scharf wurde der Salisbury'schen Regierung vom Liberalen Diike wegen ihrer südafrikanischen Politik zugcsetzt, und der Liberale Cawley beantragte sogar ein förmliches Tadelsvotum gegen die Regierung. Der Colonialministcr Chamberlain bekämpfte natürlich schar das beantragte Tadelsvotum und verthcidigte die Politi des gegenwärtigen englischen Ministeriums in Südafrika. Sehr hochfahrend behandelte Chamberlain die Frage der Friedensunterhandlungen mit den Boeren, wobei er be tonte, man wisse ja eigentlich gar nicht, wer die berechtigte Vertretung der Boeren darstelle. Im Süden Algeriens sind Unruhen ausgebrochen. Zwei französische Offiziere wurden von Eingeborenen au eurem Spaziergange erschossen; der Stamm Beu Jsmir soll feindselig gegen die Franzosen gesinnt sein. Mit dem Gesundheitszustand Jayme von Bourbon des einzigen Sohnes des Don Carlos, der sich als leg timer Anwärter auf die Kronen von Spanien und von Frankreich ansieht, steht es nicht zum Besten. Der Prinz, welcher im Juni sein 32. Lebensjahr vollenden würde und Leutnant im russischen Grodnoschen Leib-Husarenregiment (Warschau) ist, liegt an der Riviera schwer erkrankt dar nieder. Der Vater Don Carlos ist 54 Jahre uud dessen Bruder Prinz Alfons, der seit 1871 vermählt, aber kinder los ist, nur neun Monate jünger. Weitere männliche Mitglieder zählt dieser Zweig der Bourbonen nicht. Dem Repräsentantenhaus in Washington liegt eine Vorlage vor, für den Empfang des Prinzen Heinrich 160,000 Mk. zu bewilligen. Es wurde erklärt, daß es selbstverständlich sei, daß eine große Nation dem Vertreter eines anderen großen Volkes, dem Amerika so viel zu ver danken habe, einen würdigen Empfang bereite. In der Bucht von Panama hat ein erbitterter Kampf zwischen den columbischen Regierungsschiffen und 'er kleinen Flotte der Insurgenten staltgefunden. Hierbei ollen sämmtliche betheiligte Schiffe, zwei Kriegsschiffe der Regierung und drei Schiffe der Insurgenten, gesunken sein; der Gouverneur von Panama, Dr. Alban, fiel in dem Kampf. Weitere Meldungen über den Versuch der Jn- urgenten, die Stadt Panama zu nehmen, sind abzuwarten. — Auch in Venezuela macht die aufständische Sache tetig Fortschritte. Der Sransvaalkrieg. Die englischen Regierungsblätter suchen es neuer dings wieder so darzustellen, als ob der Krieg in Süd afrika seinem Ende so nahe sei, daß weitere Truppen nicht mehr entsandt zu werden brauchen. Diese Angaben ind heute ebenso wenig zutreffend, wie sie es vor Mo raten und vor Jahren gewesen sind. Im Gegentheil arbeitet die englische Regierung mit allen ihr zur Ver fügung stehenden Mitteln dahin, neue und immer neue Streitkräfte nach Südafrika zu werfen. Mit hohem Stolz läßt sie soeben verkündigen, daß sie 2000 berittene Frei willige für den Boerenkrieg anwerben wollte, daß sich aber statt der geforderten 2000 mehr als 3000 Mann im Kriegs- amtc gemeldet hätten. Mit dieser Wichtigthuerer paßt die andere Angabe recht wenig, daß Chamberlain in Australien und Neuseeland um die Stellung von je 1000 Mann für Südafrika gebeten hat. Aus den fortgesetzten Rüstungen, die doch Niemand mehr leugnen kann, ergiebt sich aber mit positiver Gewißheit, daß sich die leitenden englischen Kreise noch auf sehr heftigen Widerstand der Boeren und demgemäß auf eine recht erhebliche Ausdehnung des Krieges gefaßt machen. Gerade weil dem so ist, kann sich der Ko lonialminister Chamberlain, der bereits um seine Stellung zu fürchten beginnt, nicht genug thun, in den überschwäng lichsten Lobeserhebungen des britischen Heeres in Süd afrika. Unserthalben mag er loben, so viel und so sehr er kann, nur soll er es ein- für allemal unterlaßen, das deutsche Heer noch einmal mit dem englischen in Süd afrika vergleichen zu wollen. Das müssen wir uns ernst lichst verbitten. Das englische Unterhaus hat dem braven Chamberlain soeben erst wieder eine große Sympathie kundgebung dargebracht, die die Majorität darstellenden regierungsfreundlichen Abgeordneten schwenkten ein wie die Unteroffiziere. Die französische Regierung wurde gleichfalls wegen der Transvaalfrage interpellirt. Herr