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Ml'M s« MUM Beilage zu Nr. 12 Donnerstag, den 30. Januar 1902 kill alt. 1U ) 8 Uhr Als die w Hand greift zur Büchse; ja kommt nur heran, Boer trifft im Sterben ja noch seinen Mann. Ein 1 US UN. ihren treiil iß 3. Kapitel. is Tod handelt, streng, unparteilich, alles genau, prüfend »«b be nd )ir on msamim Stift- ten h usw.) chappel. Herrn lß über Tur- co cs» 30.« Jni Hause der Witlwe Geisow war seid dein Tage der Verhütung ihres Sohnes fast kein Auge wieder trocken ge worden: Selbst ihr Bruder, der zwar den Berlust seines Vermögens nicht verschmerzen konnte, vermochte sie nicht zu trösten, obwohl auch er nicht an die" Schuld seines Neffen glaubte, sondern alles für esu ungünstiges Zusammentreffen von seltsamen Umständen hielt, deren Verkettung nun einmal einem hoffnungsvollen jungen Mann zum Verderben werden sollte. Der Kriminal-Wachtmeister Vollbrecht, den der Schmerz der Frauen rührte und der die verwurfsvollen Blicke wohl fühlte, welche auf ihm ruhten, sobald er in der ersten Zeit in Verfolg seiner Nachforschungen in die Behausung der Wittwe kam, hatte aber trotzdem seine Recherchen noch nicht ganz ein gestellt, doch wie zu vermuthen war ohne Erfolg — der Thäter war ja bekannt — wer sonst als der mit den Verhältnissen einigermassen vertraute Neffe, hat seinen Onkel beraubt. Schließlich, als er das Erfolglose seiner Bemühungen einsah, gab auch Vollbrecht seine Nachforschungen auf — der Ange klagte war nun seinem Schicksal überlasten und nur die Mchter hatten noch über schuldig oder nicht schuldig zu befinden. Es war kurz vor der Hauptverhandlung, da lief bei der Polizei die Meldung ein, das bei Meirinas bedienstet« Dienstmädchen sei des Morgens todt in der Küche aufgefun- den worden. Anscheinend liege ein Mord oder Selbstmord vor. Vollbrecht sprang wie elektrisirt von seinem Sitze empor, als er diese Meldung und zugleich den Befehl erhielt, sich mit der Gerichtskommission zur Untersuchung des Vorfalles an den Thatort zu begeben. Was hatte diesxs neuerliche und noch viel entsetzlichere Verbrechen als das erste im Hause Meirings zu bedeuten — stand dasselbe vielleicht gar im Zusammenhang mit dem Einbruch. Dieser Gedanke schoß ihm sofort durch den Kopf — aber er sagte vorläufig keinem Menschen etwa» davon. end. Die Untersuchung gegen Arthur Geisow war geschloffen, dem Angeklagten waren di« Anklageakten bereits zugestellt und der Tag der Hauptverhandlung auch schon anberaumt. Nach Lage der Sache war eine Verurtheilung so gut wie Mr. Mich schützet der Himmel, wenn die Botschaft Dir glückt, Dann kehre zum sterbenden Vater zurück! Es schleich m die Stunden so langsam dahin; Der Alte, er stöhnet, sein rastloser Sinn, Er eilt mit dem.Sohne zum Lager hinaus. O Gott, hab Erbarmen, mit mir ist es aus. Doch gern will ich sterben, o könnt' ich nur seh'n, Daß «reinem Knaben die Botschaft geglückt. Da plötzlich sich richtet der Sterbende auf, Es nahen die Freunde in stattlichem Hauf. Zum sterbenden Vater der Eine dann spricht: „Dank deiner Botschaft, ist unser der Sieg." Das Auge des Alten, es sucht seinen Sohn. Doch weh! mit der Bahre da kommen sie schon. Sie bringen dm Sohn nach des Feldherrn Gebot, Und laut stöhnt der Alte: „Mein Knabe ist todt." „Ja todt", spricht auch Cronje, „er starb wie ein Held, Sein Name wird bleiben der späteren Welt." Sie legen die Leiche in des Vaters Arm, Es mischt sich das Blut der beiden noch warm. Dann sinket das Haupt des Alten zurück, Dem Knaben zulächelt de'r sterbende Blick; Der Mund noch kaum hörbar die Worte er spricht: „Lebt wohl! meine Lieben, es war unsere Pflicht." Es blitzt aus dem Auge der letzte Strahl, Gott schütz euch, ihr Boeren, Gott schütze Transvaal! letzte Nummer des Programms gelangte noch er seines Amtes walten — eigne Schuld ist es doch auch nur wen das Schicksal an diese Stelle führt, und Jeder hat es in seiner Hand sich davor zu schützen, daß er diesen schweren Gang nickt zurückzulegkn hat, der hinter Kerkermauern oder auf dem Sckaffot endet. Auch der die Untersuchung gegen Arthur Geisow führende Richter ließ nichts unversucht, um völlige Klarheit in die Sacke zu bringen nnd auf das ein dringlichste ermahnte er den Angeklagten, offen die Wahrheit zu bekennen, wie er zu dem Gelds gekommen sei, denn die dafür abgegebene Erklärung trug 'zu sehr den Stempel der Unwahrscheinlichkeit an sich — aüer der junge Mann blieb bei seiner Behauptung, er konnte auch weiter nichts hinzu- setzen, nur das Restaurant konnte er bezeichnen, wo das Spiel stattgefunden batte. Vollbrecht wurde weiter mit den Nachforsckungen in diesem Restaurant betraut, aber der Inhaber desselben stellte ganz entschieden in Abrede, daß an dem fraglichen Abend in fei nem Lokale Harzard gespielt wordensei, dies komme überhaupt nicht vor und als er dem Angeklagten aeoenübergestellt wurde, da erinnerte er sich durchaus nicht, denselben jemals in sei nem Lokale gesehen zu haben — auch das Personal, zwei jüngere Kellner, sagten in gleicher Weise aus — damit fiel das von dem Angeklagten vorgebrachte Vertheicigungsmaterial als Lügengewebe vollständig in sich .zusammen — er konnte nicht mehr verlangen, daß man seinen Angaben Glauben schenkte — sein Schicksal war damit entschieden, er hatte sei nen Onkel beraubt und seine Strafe war ihm nun auch sicher. Vaterländisches. Wilsdruff, 29. Januar 1902. — Grumbach. Der hiesige König!. Sachs. Militär verein Grumbach und Umgegend beging am vorigen Sonn tag im Beisein vieler Kameraden und zahlreicher Gäste sein 22. Stiftungsfest. Eingeleitet wurde der Festabend durch ein Musikstück seitens der Wilsdruffer Stadikapellc, worauf Herr Kantor Kranz die Erschienenen herzlich will kommen hieß und hierauf auf Kaiser Wilhelm II. und König Albert ein Hoch ansbrachte. Sodann trug Frl. Marie Rülker einen auf das nachfolgende laktige Schau spiel: „Die Heldin von Transvaal" bezughabenden Prolog vor, welchen wir auf Wunsch hiermit folgen lassen: humoristische Ensemble-Scene „August komm:". zur Vor führung, welches Stück für das lachlustige Publikum nichts zu wünschen übrig ließ. Zuletzt nahm noch Herr Vereins vorsteher Moritz Kühne das Wort, um im Namen des Vereins den herzlichsten Dank für zahlreichen Besuch aus zusprechen. Ein flotter Ball, an welchem sich Jung und Alt lebhaft betheiligte, hielt dieselben bis in die frühe Morgenstunde in froher Weise beisammen. — Kürzlich trat ein fein gekleideter Herr in einen Bäckerladen in Reinhardtsgrimma ein und begehrte, den Besitzer zu sprechen. Als dieser erschien, fragte der Fremde, ob er ihn kenne. Der Bäckermeister konnte sich dessen zunächst nicht entsinnen, doch endlich, nachdem er an Verschiedenes erinnert worden war, erkannte er in ihm einen Jugendfreund. Der Betreffende war damals, vor nunmehr 22 Jahren, nach dem Tode feiner Eltern als 16jähriger Fleischerlehrling plötzlich spurlos verschwunden und alle Nachforschungen blieben erfolglos. Man hielt ihn für verschollen oder verstorben. Der Fremde erzählte, daß er damals schnurstracks nach Hamburg gereist sei, um nach Amerika auszuwandern. Dort sei es ihm ge lungen, sich auf ein englisches Schiff zu verdingen, wurde aber viele Jahre nicht freigegeben und in abscheulicher Weise übervortheilt und betrogen. Endlich nach sechs Jahren, in denen er alle Meere befahren, habe er seine Freiheit in einem brasilianischen Hafen wieder erlangt. Gegenwärtig betreibe er mit einem andern ein Wurst exportgeschäft. Ein Prozeß in Köln veranlaßte ihn, auf kurze Zeit nach Deutschland zurückzukehren und einen Ab stecher nach Reinhardtsgrimma zu machen. Natürlich wurde das Wiedersehen bei einem Glase schäumenden Bieres im Gasthofe gefeiert, wo sich zufällig ein Freiberger Geschäftsreisender befand. Dieser betheiligte sich auch bald mit an der Unterhaltung und stellte sich schließlich dem Fremden als ein Herr „H." vor. Der Namen der Stadt Freiberg erregte schließlich das Interesse des Bra silianers; er erzählte, daß er bei seiner Auswanderung seine einzige Schwester als zwölfjähriges Mädchen mittel los in Freiberg zurückließ. Der Gedanke an sie erfüllt e : zum -I! men! ihn mit tiefer Betrübniß, weil er nicht das Geringste von ihr wieder gehört habe. Ahnungslos fragte der Geschäft- reisende, wie seine Schwester heiße. „K. K." erwiderte dieser. Wie vom Blitze getroffen, sprang der Freiberger Herr auf, streckte dem Fremden beide Hände entgegen und sagte: „Mein lieber Mann, K. K., das ist meine Frau!" So wunderbar, ungeahnt und plötzlich hatte der Zufall zwei Herzen, die sich Jahrzehnte lang gesucht, zusammen geführt. — Ein Restaurateur in Meerane, Namens Beyer, wollte auf einer Bahnfahrt von Burkhardtsdorf nach Meerane 7800 Mark verloren haben. Er erließ in den Tagesblättern Anzeigen, um wieder in den Besitz des an geblich verloren gegangenen Betrages zu gelangen. Die Polizei und Gendarmerie nahm die Geschichte mit einigem Mißtrauen auf. Jetzt zeigt sich, daß dasselbe vollständig berechtigt war, denn der seit drei Tagen in Haft befind liche Beyer hat nach längerem Leugnen zugestanden, daß er die ganze Geschichte erfunden und in Szene gesetzt habe, um seine Gläubiger noch einige Zeit hinzuhalten. Ver, schiedene Sachen, die Beyer bei Seite geschafft hatte, sind wieder gefunden worden. >2. n. Die Untersuchung gegen Arthur Gei'ow nahm Fortgang. Auch sein Onkel, seine Mutter und Schwester, sowie die älteste Tochter der Familie Lambrech! wurden ver- ^ommen, aber obwohl alle diese Personen unter den beitioi en Schwüren betbeuerten, der Angeklagte sei unschuldig, keines von khnen batte denselben der That säh^a, so vermochten sie den Untersuchungsrichter doch nicht von Arthur Geisons Un schuld zu Überzeugen batte nur ein mitleidiges Achsel zucken auf vw UnschnldsbetheueruM und wies auf die schweren Verdachtsgrunde bin welche zu überzeugend für die Thäterschaft sprachen. Selbst die Aussage Josepha Lambrechts, welche sich offen alv ms ^erlabte des Angeschuldigten er klärte, vermochte den UntcrMmngsrtchter von seiner Ueberzeug- unq nicht abzubringen; sie erzählte, der Angeklagte sei im Laufe des fraglichen Abend zu ihren Entern gekommen, habe, wie es öfters vorgekommen, einige Stunden Schach mit ihrem Vater gespielt, da aber seine Dienststelle von der Wohnung ihrer Eltern viel näher fli erreichen war, als von der Wohnung seiner Mutter ans und weil er Morgens ehr zeitig zum Dienst mußte, zudem ein furchtbares NegMwetter herrschte, so war er auf Bitten ihrer Eltern dageblieben, wie es schon öfters in solchen Fällen vorgekommen war. Ein leersiehem e^ Znnmercken, welches früher ein Bruder von ihr bewobnt hatte, welches aber jetzt leer stand hatte ihm zum Aufenthalt gedient. Es war all»? so erklärlich, so natürlich, daß das junge Mädchen gar nicht begreifen konnte, wie nmn darauf hin ihren Verlobten verdächtigen konnte und ihre rothge- weinten Augen zeugten davon, wie manche Thräne sie in den letzten Tagen schon vergossen hatte. Thronen allein fallen aber bei einem Untersuchungsrichter nicht in die ZAagschaal«, selbst wenn es sich um Leben oder arid- S. Der scsiwurze 8ck,leier. 9 Kriminal-Roman von 6ustav Lange. O, grell klingt der KriegSnis durchs Land von Transvaal. Auf, auf zu den Waffen, der Kampf ist entbrannt! Aus Boeren, beschützt euer heiliges Recht! Und sinkt nicht herunter zum Sklaven und Knecht! Da seht, wie sie ziehen mit feurigem Muth, Zu lassen ihr Leben, zu geben ihr Blut. Es sind nicht mir Männer und Greise allein; Nein, bartlose Knaben, sie füllen die Reih'n. Der Knabe spricht bittend: Laß mich mit dir zieh'n! Ich will ja nicht murren und furchtlos nicht flieh'w Du lehrtest mich tummeln das wildeste Rvß, Und sicher mich jenden der Büchse Geschoß. Wenn schwach noch mein Arm, so ziel ich doch gut' In Strömen soll fließen das feindliche Blut. ' Der Vater spricht stöhnend: „Laß ab doch, mein Svhn, Denn zwei Demer Brüder, die rüsten sich schon - Du bist ,a erst sechzehn, die Mutter allein, Wer soll denn ihr Trost, ihr Beschützer letzt sein? Mich nist w die Pflicht wit zum Kampfe hinaus, Es bleiben nur Mutter und Schwester zu Haus." „O Vater, die Schwester ist kühn und voll Muth, Ja, auch mit der Buchse versteht sie sich aut. Dmm latz mich zum Kamps mit ins blutige Feld > Du sagst ,a, dem Muth'gen gehöre die Welt" Da regt sich der Stolz in des Alten Brust Im Arme, da hält er den Sohu voller Lust- »Ick mit sollst du kämpfen in unserm Reih'n, Dem Vaterland wollen wir alle uns weih'n! Und ist es beschlsffen, daß sterben ich muß, So bring' du der Mutter des Sterbenden Gruß! Der Knabe, der sinket der Mutter ans Herz. Leb' wohl, liebe Mutter, überwinde dm Schmerz! Wir kehren dereinstms als Sieger zurück, Und neu wird erblühen das heimische Glück. Am Felsen liegt stöhnend ein sterbender Greis. Von Blut ist getränkt, das Haar silberweiß. „O Gott, hab Erbarmen!" der Mund zuckend spricht, „Daß erst meine Botschaft an Cronje bericht." Doch nirgends sich reiget ein rettender Schein. Er liegt in der Wildniß und sterbend allein Jetzt horcht! da raschclt's im Felsmgcstein. ' Es müssen die englischen Häscher wohl fein. Die Hand greift zur Büchse; ja kommt nur keran. Doch nein, nicht der Feind, der Sohn ist's, der naht! Er hat ja vernommen, die schwierige That. Laut weinend er neben dem Vater hinsinkt, Doch leuchtenden Auges der Vater ihm winkt. Dich sendet der Himmel, mein tapferer Sohn, Mir bringst du im Tode den herrlichsten Lohn! Hier, bringe die Botschaft an Cronje in Eil, Nicht eine Minute hier länger verweil! „O Vater, sei milde," der Sohn weinend spricht, »Den sterbenden Vater verlasse ick nicht." Fort, fort! drängt der Alte, es drohet Gesahr, Die Feinde, sie nahen in mächtiger Schaar. Und kommst Du zu spät, ist'S um Cronje gescheh'n, Der Feind sucht in Stille, ihn ganz zu umgeh'n. Wintergrün. Blumenskizze von Tb. v. Langfeldt. (Nachdruck verboten.) Epheu, Ephm, Wintergrün! Herrlich anzuschauen! Gärten, Felder, Wald verblühn Und die schönsten Auen; Aber du erhebst dein Haupt Immer jung und frisch belaubt. Krummacher. Der mit seinen immergrünen, schön geformten Blättern, Bäume, Gräber, Mauern und Ruinen auch im Winter schmückende Epheu führt in alten Schriften die volksthäm- liche Bezeichnung „Ewigheu", um dadurch an die immer grünen Blätter desselben zu erinnern. Aus gleichem Grunde führt die Pflanze auch den Namen Winter- und Immergrün. Früher hielt man den Ehpheu für ein Schmarotzer gewächs, von dem man glaubte, daß er den Pflanzen, die er umranke, vampierartig den Lebenssaft entzöge, weshalb er früher auch für das Symbol des Undanks galt. Die botanische Wissenschaft ist aber dem Epheu gerecht geworden, indem sie ihn vom Verbrechen des Mordes freigesprochen. Gleich der edlen Weinrebe ist er eine echte Schlingpflanze, die sich selbständig ernährt. Wenn wir zunächst nach der botanischen Stellung der Staude Wäsra »slix, dem Epheu, forschen, so erfahren wir, daß er fast über die ganze Erde verbreitet ist. De candolles giebt in seinem umfassenden Werke des Pflanzen systems 42 Epheuarten an, die in beiden Hemisphären zerstreut ihre Wurzeln schlagen, jedoch vorzugsweise in sehr warmen Ländern ihre Heimath haben. Erwähnenswerth ist, daß Italien eine durch Wohlge ruch ausgezeichnete Varietät, den duftenden Epheu (Hsäsrn frage s 8pr.) besitzt. Der uns bekannte sog. gemeine Epheu wächst in ganz Europa wild, seine Blüthe erscheint erst, wenn er ein be trächtliches Alter erreicht hat, die weißen Blüthendolden entfaltet er im Oktober und die Frucht (fünsfächecige 4K. in lats