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Amt an. Der zehnprozentige Zuschlag zur Einkommen- steuer, den sein Vorgänger Herr v. Thümmel, wegen der erhöhten Herauszahlungen an das Reich für das Jahr 1895 hatte anordnen muffen, ließ schon erkennen, daß aus die fetten Jahre der sächsischen Finanzwirthschaft nunmehr die mageren folgen würden. Und in der That sah sich die Regierung auch genöthigt, von Jahr zu Jahr immer mehr Ausgaben, die eigentlich in den ordentlichen Etat ge hören, auf den außerordentlichen zu übernehmen. Die Be dürfnisse des StaateS befanden sich in einem viel schnelleren Wachsthum als seine Einnahmen. Die Situativ» wurde für den Finanzminister immer ungemüthlicher. Um die Staatsfinanzen auf eine gesunde Grundlage zu stellen, legte Herr von Watzdorf im Jahre 1897 dem Landtage einen umfassenden Stcuerreformplan vor. Leider drang er damals mit seinen Vorschlägen nicht durch. Die Folge hiervon ist die jetzige Finanznoth des sächsischen Staates, zu deren Behebung die gegenwärtig dem Landtage vor liegenden und von der Zweiten Kammer bereits ange nommenen Gesetzentwürfe zur Weiterführung der Reform der direkten Steuern dienen sollen. Die neuen Steuerge- setze sind mit einer kaum zu übertreffenden Gründlichkeit und Sachkenntniß im Finanzministerium vorbereitet worden. Der scheidende Minister hat also alles, was in seinen Kräften stand, gethan, um eine Gesundung der sächsischen Staats finanzen herbeizuführen. Während der Amtszeit des Herrn v. Watzdorf wurde der Ausbau des sächsischen Bahnnetzes sehr emsig betrieben. Auf 18 neuen Bahnlinien konnte der Betrieb eröffnet werden — und zwar auf den Strecken Reichenbach i. V.- Mylau, Löbau-Weißenberg, Chemnitz-Stollberg, Olbern hau-Neuhausen, Waldheim-Kriebethal, Kohlmühle-Hohstein bei Schandau, Wilzschhaus-Carlsfcld, Mulda-Sayda, Cranzahl-Oberwiesenthal, Limbach-Wüstcnbrand, Klingen- berg-Colmnitz-Frauenstein, Beucha bei Brandis-Selingstädt, Wilsdruff-Nossen, Königsbrück-Schwepnitz, Zwönitz-Schei benberg, Zittau-Markersdorf und Markersdorf-Landes- grenze-Hermsdorf in Böhmen, Altenburg-Langenleuba- Oberhaiu. Ungefähr 20 Linien befinde» sich überdies noch im Bau oder sind noch auszuführen. Schon in nächster Zeit steht die Inbetriebnahme einiger neuer Linien bevor. Des Weiteren fallen in die Amtsperiode des Herrn v. Watzdorf zahlreiche Neu- und Umbauten von Bahnhöfen. Herr v. Watzdorf hat sich nie an sein Amt geklammert. Schon Ostern 1891 wollte er seinen Abschied nehmen. Es traten aber Umstände ein, die ihn veranlaßten, auf seinem Posten auszuharren. Fest stand es jedoch bei ihm, nach Schluß des jetzigen Landtages sein Amt niederzulegen, um die schweren Sorgen eines sächsischen Finanzministers mit dem geruhsamen Frieden eines Privatmannes zu vertauschen. Zu diesem Zwecke hat er schon vor Jahresfrist an der Wienerstraße in Dresden eine Villa für sich erbauen lassen. —Durch die bekannten Vorgänge im Landtage wurde er nun veranlaßt, seinen Abschied schon jetzt zu erbitten, der ihm denn auch vom Könige unter Worten der Anerkennung und des Dankes für geleistete treue Dienste bewilligt wurde. Se. Exzellenz der Herr Staats- und Finanzminister Dr. Conrad Wilhelm Rüger ist geboren zu Dresden am 26. Oktober 1837. Er war zuerst, von 1865 bis zum 1. Juni 1875 in Dresden Advokat. A» letztgenannten Tage trat er beim damaligen Bezirksgerichte Dresden in den Staatsdienst ein, um am 1. Oktober 1879 bereits zum Geh. Justizrath im Justizministerium befördert zu werden. Am 1. September 1880 übernahm Dr. Rüger alsdann den Posten eines Bürgermeisters in Dresden, kehrte aber, nachdem er vom 1. Oktober 1884 ab erster Rath bei der Brandverficherungskommission gewesen, am 1. April 1885 in das Justizministerium als Geh. Justiz rath zurück. Als solcher gehörte er als Mitglied der Kommission für die zweite Lesung des Entwurfs eines Bürgerlichen Gesetzbuchs für das deutsche Reich an, bis zu seiner Ernennung zum Ersten Staatsanwalt beim Oberlandcsgcricht am 1. April 1895. Von 1895 bis 1901 nahm Dr. Rüger weiterhin die hochbedeutsame Position eines stellvertretenden Bevollmächtigten Sachsens beim Bundesrathe ein, bis am 15. Juni 1901 seine Er nennung zum Staats« und Justizministcr erfolgte. In dieser Stellung war sonach dem Herrn Minister kein langes und nach außen bisher bemerkliches Wirken ver gönnt. Immerhin erregte Herr Dr. Rüger als glänzender, dabei mit außergewöhnlichem Humor begabter Sprecher im Landtage wiederholt in weiteren Kreisen große Er wartungen und allgemeinste Aufmerksamkeit. Aus diesem Grunde erscheint er auch, zu Folge seiner vielseitigen, ernstlich erworbenen Erfahrung, weitaus als der geeignetste Mann, die jetzt herrschenden Gegensätze zwischen Finanz ministerium und Landtag zu beruhigen und zu begleichen. politische Rundschau. Vom Kaiserhofe. Der Kaiser sprach am Dienstag nach einem Spaziergang beim Reichskanzler und beim Staatssekretär des Aeußern vor. Ins Schloß zurückgekehrt, hörte der Monarch Marinevorträge. Deutscher Reichstag. Am Montag wurde zu nächst ein Gesetzentwurf zum Schutze des Genfer Neutra litätsabzeichens angenommen. Das Gesetz will die miß bräuchliche Verwendung des Rothen Kreuzes für Zwecke in geschäftlicher Art verhüten. Dann wurde die Berath- ung des Reichsjustizetats fortgesetzt, wobei über die Duell frage viel gesprochen wurde. — Dienstagsitzung. Die Berathung deS Reichsjustizetats wird fortgesetzt. Abg. Bayer(Etr.) beschwert sich überAngriffe, die in der bayerischen Kammer der Abgeordneten gegen den Rechtsanwaltstand erhoben worden seien. Abg. Beckh (frs. Vp.) meint, was Herr Stadthagen gestern über Klassenjustiz gesagt, habe eine gewisse Berechtigung. Die Strafprozeßordnung müsse MMatt für UWW Marandt, Aossen, Sieömleßn und die Hlrngegenden. Amtsblatt für die Rgl. Amtshauptmannschaft Meißen, für das Rgl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff, sowie für das Rgl. Forstrentamt zu Tharandt. 25 ;.5O l — r.5O l.8O Lokalblatt für Wilsdruff, Alttannrberg, Blrlenyam, Blankenstein, Braunsdorf, Burkhardtswalde, Groitzsch, Grumbach, Grund bei Mohorn, Helbigsdorf, Herzogswalde mit Landberg, Huhndorf, Kaufbach, Keffelsvors, Klemschönberg, Klipphausen, Lampersdorf, Limbach, Lotzen, Mohorn, Munzig, Neukirchen, Neutanneberg, Niederwartha, Oberhermsdorf, Pohrsdorf, RohrSdors bei Wilsdruff, Roitzsch, Rothschönberg mit Perne, Sachsdorf, Schmiedewalde, Sora, Steinbach bei Kesselsdorf, Steinbach bei Mohorn, Seeligstadt, Spechtsbausen, Taubenheim, Unkersdorf, Weistropp, Wildberg. Erscheint wöchentlich dreimal und zwar DienStagS, Donnerstags und Sonnabends. — Bezugspreis vierteljährlich 1Mk. 30 Pf., durch die Post bezogen 1M.54 Ps. Inserate werden wcomags, Mittwochs und Freitags bis spätestens Mittags 12 Uhr angenommen. — Jnsertionspreis 15 Pfg. pro viergespaltene Corpuszeile. No. 18 Druck und Beriaci von Marti» Berber in Wilsdruff. — Verantwortlich für die Redaktion Martin Verlier daielbsl. Donnerstag, »en 13. Februar in-L j «1. Jahrg. auf Blatt 43 verlautbart worden. Kahlenberger. L s- Im hiesigen Handelsregister ist das Erlöschen der Firmen: 1, Wilsdruffer Möbel-Halle Max Eckert in Wilsdruff aus Blatt 66 2 Julius Vogel «L Söhne in Wilsdruff Lollbrecht l geglückt, en, hatte » geheim- aal» ix der ine leichte te standen »findig zu len Aru»b geschaffen oih» der n ««de« Bolldreä« einer hab' >ie T»che, n ihn dir derselben , so sah ;t einmal n kleinen wen keine Ähren — Vorschein auf den ninal-Be- »ann noch letzteren aß er ge- ie Wand, d horcht« blieb alle» s-k« 3-64 »-62 >4—56 Das Ende -er Ministerkrise. Dresden, 12. Februar. Vre von allen Bolkskreisen mit außerordentlichem In teresse verfolgte Ministerkrise hat bereits am Dienstag ihr Ende erreicht. Das „Dresdener Journal" gleichen Tags^giebt die Entscheidungen des Königs folgendermaßen »Se. Majestät der König haben geruhen wollen, dem Staatsminister Werner von Watzdorf auf erneutes Ansuchen die Entlassung auS dem Staatsdienste unter Belassung von Titel und Rang eines StaatsministerS m Gnaden zu bewilligen. Se. Majestät der König haben Sich nicht bewogen gesunden, den von den Staalsministern von Metzsch, von der Planitz, Dr. von Seydewitz und Dr. Rüger einge reichten Entlassungsgesuchen stattzugeben und haben bei Eröffnung dieser Allerhöchsten Entschließung zugleich ge ruht, die Genannten der Fortdauer Allerhöchstseines vollen Vertrauens zn versichern. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, Staats- und Justizminister Dr. Rüger die Leitung ,xNanzministeriums zu übertragen und denselben bis ""1 der Fortführung der Geschäfte des Justlznumsteriums zu beauftragen." Persönlichkeiten und den Lebensgang des Herrn v- ,ahdorf und seines Nachfolgers im Amte, Dr. Äusser^ ist zunächst folgendes von Interesse mitzulheilen: Se. Exzellenz Herr Staatsminister von Watzdorf ist geboren am 19. Dezember 1836. Er studirte Jura und absolvirte von 1899 an einen einjährigen Vorbereitungs dienst beim Bezirksgericht im Bautzen, der Kreisdirektion daselbst und den Amtshauptmannschaften Bautzen und Löbau. In den Jahren 1863 und 1864 war er den Ge- sandtschasten in München und Pans attachirt und von 1865 bis zum Ausbruch des Kruges 1866 LegationS- sekretär bei der Gesandtschaft m Berlin. Während des Krieges 1866 war er als Pnvatsekretar zum Könige Jo- Hann von Sachsen kommandirt, und zwar bis zu dessen Rückkehr nach Pillnitz: auch wurde er wahrend dieser Zeit Zum Regirrungsrath befördert; in dieser Stellung war er vom 1. Juni 1867 bis 1870 im Ministerium des Innern angestellt. In letzterem Jahre kam er als Rath in das Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten, wurde da selbst 1872 Geheimer Legationsrath und 1881 Geheimer Rath, und nahm als solcher in der Regel an den Reisen des Königs ins Ausland zum Vortrag der Regierungs angelegenheiten theil. Seit 1880 war er auch stellver tretender Bevollmächtigter zum Bundesrath, 1889 wurde er Oberhofmeister der Königin und Kämmerer, 1892 Wirklicher Geheimer Rath, am 9. Januar 1895 zum könig lich sächsischen Staats- und Finanzminister ernannt. Unter äußerst schwierigen Umständen trat er sein neues >3—64 >4—65 >0-62 >7-59 n und hweine, iachtete, Z4—65 )-63 Z-5« >-55 z—51 1-47 6-60 2-S5 5-51 6-69 2—65 6—61 Ksnnabend, den 22. d. M., vsrinittasr Abe, findet im hiesigen Verhandlungssaale öffentliche Atzung -er Bezirksausschusses Die Tagesordnung ist aus dem Anschläge in hiesiger Hausflur zu ersehen. Meißen, am 11. Februar 1902. Königliche Amtshauptmannschaft. — —— von Schroeter. Die in Gcmänbeil von 8 9 Absatz 1 Ziffer 3 des Reichsgesetzes über die Natural- E bewaffnete Macht im Frieden in der Fassung vom 24. Mai 1898 <ReichSgcsetzblatt Seite 361 flgd.) nach dem Durchschnitte der höchsten Tagespreise des Hauptmarklortes Meißen im Monate Januar d. I. festgesetzte und um fünf vom Hundert Ahvhw Vergütung für die von den Gemeinden resp. Quartierwirthen innerhalb der Amtshauptmannschaft im Monate Februar d. I. an Militärpferde zur Verabreichung gelangende Marschfourage beträgt: 8 M. 32,1 Pf. für 50 Kilo Hafer, 4 „ 83 „ . 50 „ Heu, 4 „ 06,8 „ „ 50 „ Stroh. Königliche Amtshauptmannschaft Meißen, am 10. Februar 1902 vr. von Breseius, Bez.-Ass. Wilsdruff, den 11. Februar 1902. königliches Amtsgericht. Bekanntmachung. Donnerstag, den 13. Februar d. I., Nachmittags 6 Uhr, öffentl.^tadtgemeinderathsschung Die Tagesordnung hängt im Rathhause auS. Wilsdruff, den 12. Februar 1902. ht Mk. >-65 i- 68 >—59 i—54 t—50