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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 22.04.1909
- Erscheinungsdatum
- 1909-04-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-190904221
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19090422
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19090422
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1909
-
Monat
1909-04
- Tag 1909-04-22
-
Monat
1909-04
-
Jahr
1909
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auch von seinen Gegnern als imponierend anerkannt wird, öffentlich der .Fahrlässigkeit" zeihen und sich Weyen .übler Nachrede" bestrafen zu lassen, wenn es ihm möglich ist, tue juristischen Voraussetzungen für seine Strafbarkeit völlig zu beseitigen. Das wird nunmel^ geschehen: die Gesetzgebung gibt für diesen Zweck — abgesehen von der N evision, die bestimmt angemeldet werden wird — noch verschiedene Mittel an die Hand. Ein sonderbarer Zufall ist es, daß die Begründung, wie sie in den Berliner Zeitungen vvrlieat, einen wichtigen Satz ausläßt, der in der mündlich durch Herrn Landgerichtsdirektor Lehmann gegebenen Begrün dung enthalten war. Graf Moltke hat gestern geschworen, daß er sich weder zu Männern hrngezogen fühle, noch sich jemals homosexuell be- tätigt habe. In der mündlichen Begründung hieß es: „Die Verhandlung ergab keinen Anlaß. an der Aussage des Grafen Moltke zu zweifeln." Sonderbar war es auch, daß der Oberstaatsanwalt die ganze Energie, die ihm zu Gebote steht, daraus verwendete, die Verhandlung durchzusetzen, obwohl alle Beteiligten erklärten, daß sie kein Interesse daran hätten, und obwohl er selbst zugeben mußte, daß diese Verhand lung nach der heutigen Ansicht der höchsten Gerichte keine gesetzliche Basis mehr habe. Indessen würde es heute zu weit führen, wollten wir uns in eine Betrachtung der Anomalien vertiefen, die der Prozeß ge zeitigt hat und immer aufs neue zeitigt. Verwahrung aber muß dagegen eingelegt werden, daß das Prinzip der Ocfientlichkeit geradezu, wie dies am Dienstag geschehen ist, ver nichtet wird. Erstens ist während der ganzen Verhandlung kein Wort gefallen, das ein Erwachsener — gleichviel, ob Mann oder Frau — nicht hätte Horen können, und zweitens ist dieser Prozeß zu wichtig, zu eng mit den bedeutsamsten politischen Vorgängen verknüpft, als daß man ans die Garantien, die in der Durchführung der Öffentlichkeit liegen, ohne weiteres verzichten könnte. Ein niedlicher lspbu* linFim« sei noch berichtet, der dem Vorsitzen den der Strafkammer zustieß. „Eine Frage", sagte er, „müssen wir an den Grasen Moltke richten. Tie brauchen wir, um zu einer Verur teilung zu gelangen." Worauf Harden: „Die habe ick ia nicht unbedingt verlangt. Ich kann mir auch einen anderen Ausgang denken." Allgemeine Heiterkeit. Dann verbesserte sich der — diesmal übrigens sehr konziliante — Landgerichtsdirektor Lehmann. Er hatte natürlich „Urteil" sagen wollen. Ter Würfel ist gefallen. Harden will nun den Nachweis erbringen, zu dem er sich gezwungen fühlt. Er bat gezögert und immer wieder ge zögert, kann es aber nicht hinnchmen, daß sein guter Ruf durch ein Urteil bemakelt werde, das ibm. wie kompromißlich es sich auch neben dem ursprünglichen ausnebmsn möge, „üble Nachrede" und „Fahr lässigkeit" zum Vorwurf macht. Dsv Sultan rind die Znngtnrken. Die neuesten Depeschen zeigen die Lage der Türkei heute in wesent lich ruhigerer Beleuchtung. Es scheint, als ob eine Verständigung zwi schen dem Sultan und den Jungtürken im Anzuge ist. Demnach dürste Abdul Hamid vielleicht doch noch in der letzten Minute vor dem Schick sal einer plötzlichen Entthronung bewahrt bleiben. Bei den stetigen, überraschenden Umschwüngen der orientalischen Situation sind vorläufig jedoch alle diese Nachrichten mit Vorbehalt aufzunehmen. Es ist durch aus nicht ausgeschlossen, daß die Lage sehr bald wieder schlimmere Wen dungen erfährt. Er wird yemeldet: Keine Abdankung des SirltanS? O Konstantinopel, 21. April. (Telegramm.) Die Lage erschien gestern abend völlig verändert, so daß man die Abdankung des Sultans nicht mehr für wahrscheinlich hält. Zwischen dem Hauvtauartier der mazedonischen Truppen und der Pforte fand ein lebhafter Depeschenwechsel statt. In allen Telegrammen wird die Person des Sultans mit großer Schonung behandelt. Der Scheik ül Islam erklärte den Journalisten, von einer Abdankung des Sultans sei niemals die Rede gewesen. Alle darauf bezüglichen Ge rüchte f-ien völlig unbegründet. Ebenso äußerten sich der Minister des Aeußern und der Handelsminister. Der Ministerrat nahm die in her bereits gemeldeten Proklama- ' tion aufgestellten Forderungen der mazedonischen Truppen an, und der .Kriegsminister teilte dies telegraphisch dem Hauvtauartier in San, Stefano mit. Wie verlautet, wird der Einmarsch in die Hauvtstadt erst in einigen Tagen erfolgen, da die Truppen in besonderen Kasernen untergehracht werden sollen, um sie nicht mit der hiesigen Garnison in Verbindung zu bringen. Der englische, der französische und der russische Botschafter wurden gestern vom Sultan in längerer Audienz empfangen. Der Ministerrat beschäftigte sich weiter mit der Lage in den Provinzen. In Adana ist alles ruhig, dagegen dauern die Un ruhen in Tarsns und Isländern«, sowie in anderen Orte« fort. Diese Mitteilungen werden durch die folgende Depesche eines Pri vatkorrespondenten ergänzt: O Konstantinopel, 21. April. (Telegramm.) Der gestern abend bereits gemeldete Umschwung in der Auffassung der maßgebenden türkischen Kreise hat zur Verständigung zwischen der Regierung nnd der Leitung der mazedonischen Truppen geführt. Fol gendes ist die Grundlage zu dieser Verständigung: Tie Absetzung des Sultans wird fallen gelassen. Der größte Teil der hiesiaen Garnison wird entlassen und durch Salonikier Truppen ersetzt. In der Hauptstadt bleiben ferner 600 Salonikier Gendarmen, die den Sicherheitsdienst übernehmen. Die Salonikier Truppen, deren Vorhut sich bereits vor der Stadt befindet, werden vorläufig nicht ein- marschieren. Die Regierung wird einen entsprechenden Aufruf an die Bevölkerung erlassen. Alle Truppen werden einen neuen Eid leisten. Die Negierung übernimmt die Bürgschaft für die Unterwerfung der ge samten Garnison, ausgenommen eines kleinen Teils der Jildis- besatzung. Kriegsflotte wird zu Manövcrübungeu den Hafen ver lassen. Entthronung Abdul Hamids Wege» Irrsinns? Auch nach der folgenden Depesche erhärtet sich die Annahme, daß gewisse maßgebende türkische Kreise der festen Meinung sind, die Situation könne nur durch die Absetzung des Sultans gerettet werden. Und zwar soll diese, wie es weiter heißt, wegen Irrsinns erfolgen, damit die religiösen Gefühle des alttürkischen Teiles der Bevölkerung geschont würden: Q Konstantinopel, 21. April. (Telegramm.) Iildisgerüchte, die allerdings noch nicht bestätigt sind, für deren Nichtigkeit aber manches spricht, behaupte«, daß der Fetwah Emineh, der augenblicklich in Tschatakdscha ist, deu Vorschlag ge- macht habe, di« Situation zu retteu, iudem mau deu Padischah wegen Irrsinns absetzte. Diese Lösung soll auch der Scheik ul Islam probat finde«, da das Lcheriatgesetz eine Abdankung deS Sohnes des Propheten nicht kennt, sondern nur eine Absetzung wegen Irrsinns vorsieht. Außerdem würde die Anmarscharmee dadurch der Notwendigkeit überhoben, die geheiligte Person deS Kalifen anzvtasten, waS sonst unvermeid bar wäre, wenn der Sultan nicht abdankt. Der Scheik ul Islam soll die Jrrsinnserklärnng noch in der heutigen Nacht durch- sührer und Reschad-Effendi als Nachfolger proklamieren, womit die Krise überwunden wäre. (?ine Erklär»»» Burhan GddinS. — Die ermordeten Offiziere. — Tewfik Pascha zieht seine Demission zurück. Konstautinopel, 21. April. (Telegramm.) Ter Sohn des Sultans Prinz Burhan Eddin Effendi, den die öffentliche Meinung als bei den letzten Ereignissen kompro mittiert hetrachtet, hat an einige Blätter ein Schreiben gerichtet, worin er das Gerücht für falsch erklärt, daß er sich vorige Woche unter die von dem Jildis demonstrierenden Artilleristen gemischt habe und auch andere Gerüchte bestreitet. Die Zahl der i« der letzte« Woche ermordete« jnnatürkische« Offiziere wird jetzt auf 2K2 angegeben. Acht von ihnen sind vor dem Jildis ermordet worden. Bemerkenswert ist, daß die gestrige Pro klamation der Salonikier Armee nicht nur vom Kriegs- und Marine ministerium allen hiesigen Truppen, sondern auch von der Pforte allen Zivildepartements mitgeteilt worden ist. Der Eindruck auf die Garnison scheint im allgemeinen sehr günstig z» sei». Eia Wider stand ist nicht z» erwarte«. Bisher wurden bei der Vorhut der vor rückenden Truppen ea. 200 verdächtige Personen, darunter einige er- wiefene Emissäre, verhaftet. Der Großwesir, der Kriegsminister und der Korpskommandant, welche demissioniert hatten, haben aus Drängen des Sultans ihr Ent- lassnngsgesuch wieder -nrückgeuommeu. Die Armee vor Konstantinopel. O Konstautiuopel, 21. April. (Telegramm.) Dir Konzentration der mazedonischen Truppen um die Hauptstadt schreitet dem Ende entgegen. Die Armee erhält fort gesetzt Zufluß von Mannschaften der Garnison, von Militärfchülern . und Freiwilligen. Da sich jedoch viele reaktionäre Elemente einzu- schmuggeln versuchen, werden alle Ankommenden streng überwacht. Viele Truppen der Hauptstadt, darunter drei Salonikier Schützen bataillone, haben brieflich oder durch Deputationen ihre Unterwerfung angezeigt. Die genannten Salonikier Bataillone erklärten, von den Hedschas durch Geld verführt worden zu sein. Die Haltung der Marine ist noch ««klar. Konstantinopel, 21. April. (Telegramm.) Die mazedonischen Truppen werden in der Umgebung der Stadt sichtbar. Der Miuisterrat, der nachmittags Zusammentritt, wird deu Belagerungszustand über die Stadt derhäugeu. O Eine Flottenaktio« der Machte. London, 21. April. (Telegramm.) Hier geht das Gerücht, daß -wischen den Mächten Verhandlungen über eine gemeinsame Flottenaktton in Kleinasien schweben. D Berlin, 21. April. lTelegramm.) Die gestern gemeldete Entsendung des Kreuzers „Hamburg" nach Mersina hat zum Zweck, die dort befindliche „Lorelei" für Koustau- tinopcl sreizumachen. Die „Lorelei" befindet sich seit dem 5. März auf der alljährlichen syrischen Rundreise und lag beim Ausbruch der tür kischen Wirren in Smyrna. T Paris, 21. April. lTelegramm.) Der französische Panzer „Victor Hugo" ist in Mer sina eingetrosfen, und der englische Kreuzer „Diana" vor Alexandrette. Bulgariens Unabhängigkeit. /X Petersburg, 21. April. (Telegramm.) Die türkische Regierung hat die russische Regierung von dem zwischen der Türkei und Bulgarien getroffenen Abkommen, betreffend sämtliche Fragen, benachrichtigt, von deren Zugeständnis die Türkei die Einwilli gung zur Anerkennung der Unabhängigkeit Bulgariens abhängig ge macht hat. Da in diesem Abkommen gesagt wird, daß die türkische Re gierung ihrerseits die neue politische Lage Bulgariens anerkenne, hat die russische Regierung ihre Vertreter bei den Signatarmächten be- auftragt, dielen mitzuteilcn. daß nach ihrer Meinung nunmehr der Angenblick gekommen sei, die Unabhängigkeit Bulgariens unverzüglich anznerkcnneu. » Petersburg, 21. April. (Telegramm.) Zu der gestern vollzogenen Anerkennung der Unabhängigkeit Bul gariens sandte der Kaiser folgendes Telegramm an König Ferdinand: Mit dem Gefühl tiefster Freude begrüße ich Eure Majestät und das bulgarische Volk anläßlich des nunmehr vollzogenen Abschlusses der mir nnd ganz Rußland am Herzen liegenden Frage der Unab hängigkeit Bulgariens. Gott segne Sie, Ihr Haus und Ihr Volk zu einer glücklichen und friedensreichen Zukunft. Deutsches Reich. Leipzig, 22. April. * Wechsel im nordamertkanischen Konsulat in TrcSden. Der jetzige Generalkonsul der Vereinigten Staaten von Nordamerika in Dresden, Gassney, ist rum Gesandten der Union in Lissabon auSerseben. Ueber den Zeitpunkt seine« Amtsantritts steh' «och nichts fest, da Gaffney sich zurzeit noch aus der Rückreise von Amerika hierher befindet. Sein Nachfolger rürstc der Dresdner Vizegeueralkousnl der Union, Johnson, > werden. * Zwei Brüder an der sächsischen Gesandtschaft in Berlin. Die „Neue pol. Korr." schreibt: Mit der bevorstehenden Ernennung des Ge- Heimrats Ernst Frhr. von Salza und Lichtenuu, zurzeit Vorstand der Amtshauptmannschaft DreSden-Neustadt, zum sächsischen Gesandten in Berlin tritt der gewiß seltene Fall ein, daß zwei Brüder derselben Ge sandtschaft angehören. Ein älterer Bruder des künftigen Gesandten, Oberst Hermann Fchr. von Salza und Lichteirau, ist sächsischer Flügel- cidjutant und Militärbevollmächtigter in Berlin. * Zur LauittaiSwahl. Die Kandidatur des Prof. v. Brause im 4. Leipziger Wahlkreise findet außerordentlichen Anklang. DaS Komitee, daö sich hauptsächlich aus Gewerbetreibenden, Hausbesitzern und Beamten gebildet hatte, 'st ein Mittelstands - Wablkomitee im besten Sinne des Wortes. Es bat die Kanvidatur Thieme ein stimmig abaelehnt und vie Kandidatur v. Brause einstimmig auf gestellt. Nachdem Prof. v. Brause durch diese Einstimmigkeit sich bewegen ließ, die Kandidatur anzunebmen, hat sich daS „Vereinigte Nationale Wahlkomuee im 4. Leipziger Landtagswablkrttse" in w-nigen Tagen auf über 200 Mitglieder aus allen Berufs ständen und aus allen nationalen Parteien verstärkt. — Der Liberale (freisinnige) Verein zu Aue be chloß nach längerer Be ratung, die Kandidatur des Fabrikbesitzers Stadtrat Bauer-Aue im 20. städtischen LandtagSwahlkreiie (Äue—Eibenstock- in Anbetracht seines verdienstvollen Wirkens als Abgeordneter vorbehaltlos zu unterstützen, ersucht aber den Kandidaten, seinen Einfluß dahin geltend zu macken, daß der Besitzstand der freisinnigen Gruppen nickt gescbmälert und die aussichtsreichen freisinnigen Kandidaturen nicht durch die Nationalliberalen beeinträchtigt werten. DaS konservative „Auer Tagebl." hat in Er fahrung gekrackt, daß die konservative Parteileitung von der Aufstellung eines eigenen Kandidaten im 20. stävtischen Wahlkreise endgültig abge sehen Hal. O * Der Jungnationalliberale Verein zu Leipzig hielt am Dienstag eine stark besuchte Versammlung ab, in der Herr Dr. P. Rühlmann über „Politische Erziehung" sprach und in eingehender und überzeugender, weil wohlbegründeter Weise die Forderung eines staats bürgerlichen Unterrichts für die Jugend darlegte. An den Vortrag schloß sich eine sehr rege Aussprache. Zum Schlüsse wurde einstim - m i g folgende Resolution angenommen: „Der Jungnationalliberale Verein zu Leipzig unterstützt nach einem Vortrage des Herrn Dr. P. Rühlmann über politische Erziehung aufs wärmste die Bestrebungen der Schulmänner und Politiker, die auf eine Einführung staatsbürger lichen Unterrichts in den Schulen hinarbeiten, und spricht die bestimmte Erwartung aus, daß diese Bestrebungen auch bei der Reform des säch sischen Volksschulgesetzes (Seminare, Fortbildungsschule, Schaffung freier Fortbildungsmöglichkeitcn in den Jahren nach dem Besuch der Fort bildungsschule) ihre gebührende Berücksichtigung finden und namentlich von den Vertretern des Nationalliberalismns im Landtage nachdrück lich befürwortet werden." * Ter Leniorenkonvent des Reichstags beschloß in seiner Mittwochs sitzung, daß von der nächsten Woche ab jeder Dienstag und Donnerstag für die Kommissionssitzungen, insbesondere für die Arbeiten der Finanz- lommission frei bleiben soll. An den übrigen Tagen sollen die Plenar sitzungen wie bisher um zwei Uhr beginnen, so daß die Finanffommission jeven Tag Zeit zur Arbeit bat. Aus die TageSorvnung am Donnerstag soll der Antrag Ablaß, betreffend die Einjuhricheine, gesetzt werden, darauf folgen vie Beratungen über die Aenderungen deS Strafgesetz buckes in erster Lesung, die zweite Beratung der Zivilprozeßorvnung, kaS Bankge'etz, ferner vie Sickerung ver Bausorverungen unv die Vor lage betreffend den unlauteren Wettbewerb. Die In'erpellation Albrecht über das ArbeiterpensionSgeietz kann nicht vor vem 28. April, die Vorlage betreffend daS Berner Uebereiokommen nicht vor dem 2. Mai zur Beratung kommen. * Der Handelsvertrag zwischen dem Deutschen Reiche und Portugal wird vom BundeSrat in nächster Woche beraten werden und sodann als bald dem Reichstage zugehen. Auch da- Abkommen zwischen dem Deut schen Reiche und den Bereinigten Staaten von Amerika über den gegen seitigen gewerblichen Rechtsschutz (Patentabkommen) wirt» vor Ablauf dieses Monats cm den Reichstag gelangen. * Ausbildung für deu Solonialdienft. Ueber die Ausbildung von Offizieren und Beamten unserer Marine auf dem Hamburger Kolonial institut wurde zwiichen dem Re chSmarineamt und der Leitung deS Instituts eine Vereinbarung getroffen, die im wesenllichen auf denselben Grunviätzen wie daS Abkommen mit dem Reicksloloniaiamt beruht. Für die Marine kommt in erster Linie die Vorbereitung für den Dienst im ostasiatischen Schutzgebiet in Frage. * Eine Besserung in dem Befinde« des Fürsten Eulenburg wird uns aus Liebenberg gemeldet. Unter den Beamten des Schlosses ver lautet, daß seit einigen Tagen eine nicht vorherzusehende Wendung zur Besserung im Gesundheitszustand des auf den Tod erkrankten Fürsten eingetreten ist. Während noch vor zwei Wochen das Befinden des Fürsten derartig schlecht war, daß jeden Augenblick mit dem Eintritt einer Katastrophe gerechnet werden mußte, hat sich plötzlich mit Beginn der warmen Frühlingsluft der Zustand Eulenburgs erheblich gebessert. Die besorgniserregende Apathie ist geschwunden; der Fürst versucht sich mit seiner Umgebung über die Ereignisse des Tages zu unterhalten und zeigt verhältnismäßig guten Appetit. * Wahlrechtsanträge in Anhalt. In der Dienstagssitzung des An- haitischen Landtages brachte die freisinnige Fraktion zwei Wahl rechtsanträge ein. In dem einen wird die Einführung des di rekten Wahlrechts für die Städte gefordert, in dem andern wird unter grundsätzlicher Forderung des R e i ch s t a g s w a h l r e ch t s für die allgemeinen Wahlen und in der Erwägung, daß die Beseitigung der privilegierten Mandate zurzeit nicht durchzusetzen ist, die Herabsetzung der privilegierten Mandate der Großgrundbesitzer von 8 auf 3 gefordert. Die freiwerdenden Sitze sollen der Handelskammer (2), der Handwerks-, Landwirtschafts, und der neu zu bildenden Arbeitskammer (je 1) ver liehen werden. Ausland. Frankreich. /X Zur Streik-Situation, die besonders in Nazamet und Meru wieder an Schärfe gewinnt, liegen heute folgende telegraphische Be richte vor: Paris, 21. April. (Telegramm.) In Nazamet (Departe ment .Tarn) belagerten die aus ständigen Wollkrempler ein Fabrikgebäude und versuchten, die Absendung von Wollsäcken zu verhindern. Die Kutscher der Frachtlvagen, die unter Truppenbcglci- tung abfuhren, wurden von den Streikenden mit Steinen be worfen. JnMeru sind über die Stimmung der ausständigen Knopfarbeiter äußerst beunruhigende Nachrichten in Umlauf. Es heißt, daß die Metallarbeiter mehrerer Nachbar orte sich heute dem Ausstande an sch ließ en wollen. Paris, 21. April. (Telegramm.) „Petit Journal" meldet, daß die allgemeine Vereinigung der Post- und Telegrapbenangestell- ten beschlossen habe, eine Abordnung zum Minister der Öffentlichen Arbeiten zu entsenden, um ihn zu ersuchen, daß der 1. Mai von diesem Jahre anaefangen als ein Feiertag anzusehen sei. Es sei jedoch zweifelhaft, ob die Postangestelltcn im Falle einer Weige rung am 1. Mai streiken. England. A Zur Reise König Eduards, der gestern, wie wir gemeldet haben, in Porto Zmpedocle eingetroffen ist, wird weiter depeschiert: - Porto Empebocle (Girgenti), 21. April. (Telegramm.) Der K ö n i g und dieKöniginvonEnglaud, sowie dieKaiserin- Witw: von Rußland sind an Bord der Jacht „Victoria and Albert" nach Malta abgefahren. Niederlande. o Königin Wilhelmine. Aus dem Haag wird gemeldet: Königin Wilhelmine hat vorgestern ihr Palais nur einmal verlassen, wäh rend sie an den vorhergehenden Tagen zwei Spaziergänge unternahm. Die Königin schien sehr ermüdet, sie ging im Gegensatz zu den früheren Spaziergängen sehr langsam und kehrte schon nach wenigen Minuten ins Schloß zurück. /I Der Ministerskaudal. Zu dem angeblichen Skandal im Marine- Ministerium, über den wir in unserer gestrigen Ausgabe berichtet haben, wird heute weiter gemeldet: Madrid, 21. April. (Telegramm.) Deputiertenkam mer. Im weiteren Verlaufe der Sitzung antwortete der Marine minister auf das Ersuchen der Abgeordneten, die Akten betreffend die Zuerteilung der Liescrungsaufträge für den Bau «eines neuen Schiffsgeschwaders der Kammer vorzulegen, er sei dazu bereit aber erst, nachdem er diu Schriftstücke, die geheimen Charakter haben und sich auf die geheim zu haltende nationale Verteidigung des Landes bei ziehen, zurückgezogen habe. Darauf erhob sich großer Lärm. Die Mitglieder der Opposition schrien und schlugen mit Pultdeckeln. Der Präsident konnte nur mit Mühe die Ruhe wieder Herstellen. Ministerpräsident Maura unterstützte die Erklärung des Marineministers. Darauf kam es zu einer heftigen Polemik zwischen Maura, Canalegas und Moret. Maura «erklärte, die Regierung sei stolz auf ihr Werk und habe die Erörterung in der Kammer keineswegs zu scheuen. Sie wünscht sie vielmehr, denn daraus wird das Land die Üeberzeugung gewinnen, daß das Kabinett seine Pflicht voll erfüllt zum Bestien der Interessen und der Würde der Nation. Hierauf wurde die Sitzung geschlossen. Rußland. O Zur Zarenreise, die Anfang Mai erfolgen soll, wird heute aus Paris folgendes telegraphiert: Bezüglich der Meldung, daß der Kaiser von Rußland vielleicht dem Stapellauf des Pan zerschiffes „Danton" in Brest am 2. Mai beiwohnen werde, wird dem „Gaulois" von berufener Seite erklärt, die Reise des Kaisers sei im Prinzip beschlossene Sache. Der Kaiser werde den König Eduard, den Präsidenten FalliLres und den König von Italien besuchen. Von einem Besuch in Brest sei nichts bekannt; jedenfalls erscheine das angekündigte Datum als verfrüht. Serbien. k. Vom Kronprinzen. AuS Belgrad wird offiziös gemeldet: Kronprinz Alexander soll, wie der König auf Antrag einer besonderen Kommission beschlossen hat, bis zum Herbst d. I. in Belgrad bleiben und vom September ab die Universität Bonn besuchen. Rumänien. * König Karols Geburtstag. Aus Bukarest wird hierzu weiter gemeldet: König Karol empfing vorgestern in Anwesenheit der gesamten königlichen Familie den Deutschen Kronprinzen mit Gefolge, um die Mitteilung von seiner Ernennung zum Königl. Preuß. Generalfcldmarschall cntgegenzunehmen. Der Kronprinz verlas einen eigenhändigen Brief Kaiser Wilhelms, in dem dieser dem Knöig seine Glückwünsche zum 70. Geburtstage ausdrückt und ihm den Rang eines Feldmarschalls verleiht. Nach Ueberreichung der Jeld- marfchallinsignien umarmte und küßte der König den Kronprinzen und sprach tief bewegt seinen Dank für die ihm zuteil gewordene seltene Auszeichnung aus. Er blicke, führte der König aus, auf ein halbes Jahrhundert inniger Beziehungen zu Preußens Heer zurück, in dessen stolzen Garderegimentern er die Hohe Schule durchgemacht und die Kriegskunst erlernt habe, die ihm gestattete, seine junge Armee zum Siege zu führen. Er sei stolz, in die Reihen der Feldmarschälle des Deutschen Reiches ausgenommen zu sein. — Abends fand zu Ehren des Deutschen Kronprinzen Galadiner statt. Bei dieser Gelegenheit brachte König Karol einen Trinkspruch aus, in dem er dem Kronprinzen für seinen Besuch und dem Kaiser für die zarte Aufmerksamkeit dankte, in der er ein erneutes Unterpfand der Verwandtschaftlicken Gesinnungen deS Kaisers und der langjährigen freundschaftlichen Beziehungen zwischen beiden Ländern erblicke. Marokko. * Neue Kämpfe. Nach einer Meldung der „Agcnce Havas" aus Fez vom 18. d. M. haben die Beni Mc Ter der scherisischen Mahalla eine schwere Niederlage beigebracht und Geschütze, Gewehre, Zelte und Pferde erbeutet. Eine neue Mahalla ist gegen die Beni M. Ter unterwegs.
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