Volltext Seite (XML)
Marandt, Wossen, Sießenleßn und die Hlmgegmdm. --L-rrro- Amtsblatt für die Rgl. Amtshauptmannschaft Meißen, für das Rgl. Amtsgericht und den ^tadtrath zu Wilsdruff sowie für das Agl. ^orstrentamt zu Tharandt. Lokalblatt für Wilsdruff, Alttanneberg, Birkenhain, Blankenstein, Braunsdorf, Burkhardtswalde, Groitzsch, Grumbach, Grund bei Mohorn, Helbigsdorf, Herzogswalde mit Landberg, Huhndorf, Kaufbar, Kesselsoors,Kleinschönberg, Klipphausen, Lampersdorf, Limbach, Lotzen, Mohorn, Munzig, Neukirchen, Neutanneberg, Niederwartha, OberhermSdors, Pohrsdorf, Rohrsdorf bei Wilsdruff, Roitzsch, Rothschönberg mit Perne, Sachsdorf, Schmiedewalde, Sora, Steinbach bei Kesselsdorf, Steinbach bet Mohorn, Seeligstadt, Spechtshausen, Taubenheim, Unkersdorf, Weistropp, Wildberg. Erscheint wöchentlich dreimal unv zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. — Bezugspreis vierteljährlich 1Mk. 30 Pf., durch die Post bezogen 1Mk.54 Pf. ns erate werden Montags, Mittwochs und Freitags bis spätestens Mittags 12 Uhr angenommen. — Jnsertionspreis 15 Pfg. pro viergespaltene Corpuszeile. Druck und Verlag vsn Marrin Berger m WWdrusj. — Verantwortlich für die Redaktion Marlin Berger LElbsc No. 71. Sonnavenö, dE 21. Juni WG2. 61. Jahrg. König Albevt von Sachsen Der König todt! Die Trauerkunde Eilt blitzesschnell von Ort zu Ort Ein Trauerruf klingt in der Runde, Pflanzt sich von Mund zu M„nde fort. Mein König todt! Dem Sachsenvolke Steht still das Herz vor Schmerz und Gram. Tief sinkt herab des Kummers Wolke, Da Gott uns diesen Fürsten nahm. Der König todt! S'ist heimgegangen Mit ihm ein Fürst von Heldenart, An dem die Herzen innig hangen, Weil allen er zum Vater ward, Zu einem Vater gütig, milde. Zu dem den Weg ein Jeder sand, Und unter dessen Königsschilde Gar herrlich blühte unser Land. Ein Führer in den Schlachtenwettern, Schritl seinem Volke er voran, Deß rcis'ge Söhne ihn vergöttern, Mitwandelnd seines Ruhmes Bahn. Der König todt, der Dir half schmieden Die Kaiserkron' Germania, Der Deutschlands Einheit half mit kitten Dort bei Sedan und St. Privat! Mein König todt! Nein weiterleben Wird König Albert allezeit, Sein Bild wird ewig vor uns schweben In heldenhafter Herrlichkeit. Ja, ob er jetzt von uns geschieden, Sein Ruhm bleibt unvergänglich stehn, Denn er gewann in Krieg und Frieden Durch Thaten, kühn und menschlich schön. Und senken wir die Palmen leise Auf König Alberts frische Gruft, Der König lebt! Des Volkslieds Weise Für immer „Heil Albertus!" ruft. Athemzug that. Selten ist wohl ein Fürst so im edelsten Sinne populär gewesen, wie König Albert. Ihn liebte und verehrte nicht nur sein Volk, sondern die ganze deutsche Nation. Gerade und schlicht, treu und beharrlich, ohne Pose, ein durch und durch wahrhaftiger Mann, so steht das Bild dieses Fürsten dauernd in den Annalen der Geschichte. Wer einmal in dieses Königs Auge blicken durfte, der trug eine Erinnerung für das ganze Leben davon. Hoheitsvoll und doch von unendlicher Güte, so schaute dieser Fürst drein, ein königlicher Herr und Ge bieter vom Scheitel bis zur Sohle. Unendlich viel Liebe hat er gesäet und geerntet. Vor allem war er gerade der Abgott seines Volkes in Waffen, mit denen er bei Düppel, bei Gitschin und Königsgrätz, bei Beaumont, Sedan und vor Paris im Schlachten-Wetter gestanden, das er geführt hat in Noth und Niederlage, zu hell jubelndem Sieg mit gleicher Meisterschaft. So lange es eine deutsche Armcegeschichte giebt, wird der Name des Kronprinzen von Sachsen, — denn ^lbsrms clux trug damals noch nicht die Krone, — genannt werden. Von ihm sagte Moltke, der unerreichte Meister der Schlachten, daß er der einzige Führer gewesen, der keinen Fehler ge macht habe. Von ihm kündet die Volkspoesie, singt das sächsische Soldatenlied sicher auch in fernster Zukunft, wie es heute singt, vom Prinzen Eugen, dem edlen Ritter: Kronprinz Albert steigt zu Pferde, Zieht mit uns ins Feld. Siegreich woll'n wir Frankreich schlagen, Sterben als ein tapf'rer Held. Wie schlicht, wie einfach, ja wie kindlich solches Lied, und doch wie spricht es mehr wie tausend der schönsten Reden die felsenfeste Ueberzeugung aus, daß im Zeichen Alberti Sieg und Heldenthum beschlossen waren. In diesem Zeichen steht ja auch der die ganze Residenzstadt Sachsens am lieblichen Elbestrome beherrschende Stadtlheil, der Dresdens Soldatenheimath darstellt, die Albertstadt. Sie ist das ureigenste Werk des Heimgegangenen, und dasjenige seines treuen Waffengefährten und ersten Kriegs ministers Fabrice. Aber nicht nur der militärische Ruhm, das soldatische Heldenthum, das dem Verewigten eignete, wird unver gänglich sein, nein auch was er als echter und rechter Friedensfürst seinem Volke, seinem Lande geleistet und gethan. Was König Albert bei Uebernahme seiner Re gierung am 29. Okt. 1873 versprach, das hat er gehalten: „Wir versichern Jedermann Unserer auf Handhabung von Recht und Gerechtigkeit und Beförderung der Wohlfahrt und des Besten des Landes unausgesetzt gerichteten landesväterlichen Fürsorge, werden auch die Verfassung des Landes in allen ihren Bestimmungen beobachten, auf recht halten und beschützen." In seltener Blüthe übernahm weiland König Albert einst sein Stammland als Erbe von weiland König Johann, dem Weisen. Zu noch höherer Blüthe ist es unter König Alberts Szepter emporgediehen. Während der ganzen langen Regierung von fast 30 Jahren hat eigentlich nie ein Mißton das Verhältniß von Fürst und Volk getrübt. Der Gerechte und der Weise könnte König Albert in der Geschichte heißen, wenn er nicht längst schon der Sieg reiche im Volksmunde genannt würde. Er wollte und hielt Friede mit seinem Volke, besonders auch konfession ellen Frieden. Ein treuer Sohn seiner Kirche war er im wahrhaft vornehmen Sinne des Wortes tolerant. Und vor allen Dingen auch deshalb liebte ihn sein Sachsen volk mit solcher Inbrunst. Es war keine Phrase, wenn von diesem Fürsten den Kindern in der Schule gelehrt ward, daß das Volk zu ihm wie zu einem Vater empor ¬ blicken dürfe und emporschaue. Wehmüthige, aus tiefstem Herzensinnern quellende Trauer liegt über das ganze Sachsenvolk und -Land gebreitet. An dieser Trauer nimmt wie gesagt die ganze deutsch Nation theil, vor Allem Seine Majestät der Kaiser, in König Albert einen väterlichen Freund und Berat! sah und schätzte. Noch wenige Tage, und der Heimgegangene ^—18). wird mit dem üblichen Pomp zu seiner letzten Ruhest geleitet werden. Alle Fürsten und Völker, soweit fff den Kulturvölkern zählen, werden an der Bahre ihre T!" theilnahme bekunden. König Albert ist todt, für sein Volk, für uns Keilen, er aber immer weiterleben gleich einem Bismari!'WWhlen. einem Wilhelm, den sie den Großen nennen. KinMimung. und doch umgeben von einer Familie, die so gut wiH seine war, ist er gestorben. Der Erbe seiner ist sein um vier Jahre jüngerer Bruder, Georg, nunmehriger König Georg I. Auf ihn dessen Nachfolger Kronprinz Friedrich August^v überträgt das Sachsenvolk die ganze reiche Liebe und Verehrung, die es für sein Fürstenhaus, mit dem es seit k über acht Jahrhunderte verbunden geblieben, empfindet und hat. Was das monarchische Gefühl ist, das zeigt sich gerade in solchen Momenten wie jetzt: das rechte Ferment eines Staates. Aus ihm heraus dürfen und werden wir weiter, ob auch jetzt Trauer die Herzen um fängt, singen und sagen: Den König segne Gott! Der Lieblingsaufenthalt des Königs und seiner treuen Gefährtin war die in einfachstem Landhausstil erbaute, aber ungemein traut und behaglich eingerichtete Villa in Strehlen. In früheren Jahren weilte der hohe Herr häufiger in Pillnitz; seitdem sich aber an das Schloß - so viele traurige Erinnerungen knüpfen — sein Vater, . König Johann, und der Vater der Königin, Prinz Wasa, schieden dort aus dem Leben vermied er einen längeren I Aufenthalt in diesen Räumen. In der Villa Strehlen bei Dresden bewohnte der König das erste Stockwerk ganz nach schlicht bürgerlicher Weise. Dort steht auch der Flügel von Kaps, auf dem der König in seinen Muße- S stunden gern spielte. Er war ein ausgezeichneter, fein sinniger Klavierspieler, der die Musik aller Richtungen kannte und beherrschte; vor allem pflegte er gute Kammer musik, die er oft allein oder vierhändig mit seinem Bruder Georg meisterhaft und mit Vorliebe vom Blatt spielte. In seinem Arbeitszimmer hielt sich der König stundenlang, ja halbe Tage lang aui, um zu arbeiten. Da es sein Grundsatz war, nichts auf den folgenden Tag zu verschieben, so kehrte er oft noch am späten Abend nach vorangegangener Jagd und dem sich anschließenden Diner in sein Arbeits- S zimmer zurück, um noch bis in die Nacht hmem der Er füllung seiner vielseitigen Pflichten obMegen. Der König I überwand noch bis vor kurzem die Strapazen der Jagd mit bewunderungswürdiger Frische; er stand stundenlang auf dem Anstande, kehrte im Jagdwagen nach der Eisen bahn zurück, fuhr die Nacht hindurch im Bahnwagen, wobei er sich eines beneidenswerthen Schlafes erfreute, setzte sich, daheim angekommen, an den Arbeitstisch, um die Eingänge zu studiren. Diese Jagden hielten den hohen Herrn jung und gesund, sie waren der Quell, aus dem er sich für seinen verantwortungsreichen Beruf neue Kraft holte. Eins aber kommt noch dazu, das ihn in dieser Beziehung wesentlich unterstützte, das ist seine bewunder ungswürdige Mäßigkeit in allen Genüssen. Im Person- I lichen Umgänge war der hohe Herr von einer bezaubernden Leutseligkeit und Milde. Sein Gespräch war anregend; seine Urtheile waren treffend; sein Gedächtniß, insbesondere I Eine in diesen Tagen sorgenvoll befürchtete, darum aber nicht minder erschütternde Trauerbotschaft durchfliegt die Lande: es hat Gott, den Allmächtigen Herrn über Leben und Tod der Menschen, gefallen, Se. Majestät den König Donnerstag Abend 8 Uhr aus dieser Zeitlichkeit in Sein Himmliches Reich abzuberufen. Die tieferschütternde Trauerkunde übermittelten wir bereits Donnerstag Abend 9 Uhr dem größten Theil unserer Leserschaft durch Extrablatt. Der Tod hat das milde Auge unseres königlichen Herrn, Seiner Majestät des Königs Albert von Sachsen, geschlossen. Ein ruhmgckröntes Leben ist an seinem Ziele angelangt. Der letzte oer Paladine aus Deutschlands jüngster Helden zeit, er ist mit König Albert zur großen Armee abberufen worden. Fern der Heimath ist der Monarch entschlafen. Der lieblich erblühende Frühling hatte ihn nach seinem herrlichen Lieblingssttze im schönen Schlesterlande gelockt, wo er oft Erholung gesucht und gefunden. Aber statt kräftigender Erfrischung kehrte ein schlimmer Gast und Gebieter bei ihm ein, ein altes, körperliches Leiden, das schon vor einem Jahre den ehrwürdigen Herrscher befallen hatte. Und diesem Leiden ist er erlegen. Statt die Bot schaft froher Hoffnung kam die Trauerkuude. Saxonia verhüllt ihr Haupt, da sie nicht mehr das mit der Krone aus Silberlocken so hoheitsvoll geschmückte ihres geliebten Herrschers lebend erbicken darf. 74 Jahre ist der ver ewigte Monarch alt geworden. Ein reiches Leben, reich an Kampf und Arbeit, an Erfolgen, an Sieg und Ruhm, an Liebe und Hingebung für sein Volk liegt hinter dem Dahingeschiedenen, der in den dunklen Taxushecken und unter den blühenden Syringen Sibyllenorts seinen letzten