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Polnischer Racheakt. Düsseldorf, 4. Avril. In Oberhausen wurde ein polnischer Bergarbeiter auf offener Straße von mehreren Landeleuten durch Messerstiche lebens gefährlich verletzt. Der Mißhandelte hatte deutsche Sol datenlieder gesungen, was seine Begleiter nicht dulden wollten. Hinrichtung. Breslau, 4. April. Der Arbeiter Hermann Schunke, genannt Zimmer, der am l5. No vember v. I. wegen Mordes, begangen in der Nacht zum 13. September v. I. an dem Arbeiter Wiesner, zum Tode verurtheilt worden war, ist heute im Hofe des Unter suchungsgefängnisses hingerichtet worden. Einem vor Jahrzehnten begangenem Verbrechen scheint man in Berlin auf die Spur gekommen zu sein. Nachdem bei dem Abbruch des Hauses Robstraße 6 bereits dieser Tage unter dem gemauerten Fußboden des Kellergewölbes einzelne Mcnschenknochen gefunden worden waren, fand man am Sonnabend Vormittag an derselben Stelle die Knochenreste einer Frau und eines Kindes, sowie zwei Hundeschädel, die Sohle eines Frauenstiefels und den Beschlag einer Säbelscheide. Der Fußboden über dem Keller war von ungeübter Hand zugemauert. Möglicher weise liegt ein vor Jahrzehnten begangenes Verbrechen vor. Der ausgeschriebene Grobherzog. Der Franks. Ztg. wird aus Darmstadt folgendes amüsante Geschichtchen berichtet: Am zweiten Osterfeiertage fuhren der Großherzog von Hessen und sein Besuch mit Rad die Heidelberger Straße gen Ebcrstadt zu, bei ziemlich schlechtem Wetter und aufgeweichten Wegen. Man benutzte daher an einer bestimmten Stelle den Fußweg, der für Rabfahrer ver boten ist. Plötzlich donnerte dem vorausfahrenden Groß herzoge ein energisches: „Halt! Absteigen!" entgegen. Der Grobherzog stieg ab und gab aus die weitere energische Frage des Hüters der öffentlichen Ordnung: „Wer sind Sie?" die Antwort: „Ich bin der Grobherzog von Hessen. Damit sie aber nicht auch noch die nachfolgenden Herr schaften absteigen lassen, so sage ich gleich, das sind der Prinz und die Prinzessin Heinrich von Preußen." Der gestrenge Schutzmann schrieb den Großherzog auf, der in zwischen wohl seine Strafe für die Uebertretung der Fahr radordnung bezahlt haben dürfte. Berlin, 5. April. Der Wcinhändlcr Oswald Nier ist heute hier gestorben. Thorn, 5. April. Die im Geheimbundsproceß vcr- urtheilten 45 polnischen Gymnasiasten, deren Revision gestern vom Reichsgericht zurückgcwiesen worden ist, beabsichtigen, nunmehr ein Begnadigungsgesuch beim Kaiser einzureichcn. Glasgow, 5. April. Bei dem heutigen Fußballwett- spiel zwischen Engländern und Schotten durchbrachen die Zuschauer die Schrankt. Drei wurden gctövtct, 50 verletzt, darunter 15 schwer. Kaiser Wilhelmi!, und die Fremdwörter. Ein interessantes Kaiserwort macht gegenwärtig in Berliner Künstlerkreisen die Runde. Der Monarch fragte einen Maler, wie ihm die Ausführung seiner Bilder in einem gröberen Prachlwerke gefiele. „Die Reproduktionen sind, glaube ich, sehr gut, Majestät!", antwortete der Künstler, worauf der Kaiser sosort bemerkte: „Warum sagen Sie nicht Wiedergabe?" Diese Frage soll schon ihre Wirkung geäußert haben. Der goldene Wagen. In Olmütz wurde es während der verflossenen Woche vielfach bemerkt, daß der dortige Fürsterzbischof Dr. Theodor Kohn sich nicht, wie in früheren Jahren des sogenannten „goldenen Wagens", sondern einer minder prunkvollen Equipage bediente. Von mehreren Seiten wurde behauptet, daß die Benutzung des goldstrotzcnden Wagens wegen des schlechten Wetters unter blieben sei. Diese Behauptung ist aber unzutreffend; der Prunkwagen soll überhaupt nicht mehr gebraucht, sondern sammt Bespannung an den Meistbietenden verkauft werden, und der Erlös kinderreiche» armen Familien zu Gute kommen. Der Wagen allein repräsentiit einen Werth von 200000 Mark deutschen Geldes. Eine Massenvergiftung von Schulkindern durch Kohlengase hat in Budapest stattgefunden. In einer Volksschule in der Wessclenyigasse wurden die Kinder plötzlich von Schwindel und heftigen Kopfschmerzen er griffen, zu welchen sich bei vielen Kindern auch Erbrechen gesellte. Auch der Lehrer fühlte sich unwohl, doch hatte er die Geistesgegenwart, die Fenster und die Thür zu öffnen. Inzwischen waren einige Kinder bewußilos zu sammengestürzt. Auf die Hilferufe der übrigen eilten der Schuldirektor Albin Schmidt und die Diener herbei. Gleichzeitig kam aus der Arveiterkrankcnkasse der Arzt Dr. Wein, auch wurde um die Freiwilligen Retter telegraphirt. Die Kinder wurden in den Hof gebracht, wo die meisten sich unter der Einwirkung der sriscken Luft rasch erholten. Vierzehn Knaben waren so schwer erkrankt, daß sie nach Hause befördert werden mußten, doch ist auch bei diesen eine Lebensgefahr ausgeschlossen. Später wurde konstatirt, daß dem im Lehrsaal befindlichen Ofen, welcher mit Koks überfüllt war, und dessen Regulator abgesperrt gefunden wurde, Kolengas entströmt war. Es wurde eine strenge Untersuchung eingeleitct, um den Schuldigen der Bestrafung entgegenzuführen. Vaterländisches. lMitthtUunge» aus dem Lcferkrrise sind der Redaktion stet? willkommen. Der Name deS EinfenderS bleibl unter allen Umständen Geheimnis, der Redaktion. Anonyme Zuschriften können nicht berücksichtigt werden.) Wilsdruff, 7. April 1902. — 3n dem zum Ende neigender Jahre hat das Schicksal zwei kräftige Triebe von unserm Schulbaume getrennt. Heute haben sich zwei neue Triebe eingefügt. Ein neuer Lehrer, den das Vertrauen der zuständigen Behörden berief, trat heute in das Lehrerkollegium ein. Herr Geißler wurde in Gcgenw«rt des Schulvorstandes des Lehrerkollegiums und einer Anzahl Kinder durch Herrn Schuldirektor vr. Schilling in sein Amt als 10. ständ iger Lehrer feierlich eingewicsen. In begeisternder Weise verglich Herr Schuldirektor die Kinder mit dem Ackerfeldc und die neu einzuführenden Herren Geißler und Seminarist Uhlemann mit den Ackcrleuren und forderte ein 3 faches von ihnen: 1. Säet in Hoffnung! 2. Wartet in Geduld! 3. Erntet in Dchmnth! Hierauf hieß Herr Bürgermeister Kahlenberger die beiden Herren im Namen des Stadt- gemeinderathes und des Schulvorstandes willkommen, verlas die Anstellungsurkunde des Herrn Geißler und wünschte beiden Herren Gottes Segen. Die Ersten der Klassen mutzten durch Handschlag un Namen der Mit schüler u. schüleriunen versprechen, mitzuhelfeu, daß sich die neuenLehrer in ihrAmt eingewöhnen undFleißundWohl- verhalten jederzeit zeigen. Cboralgesang leitete die einfache Feier ein und beendete sie. Auch wir wünschen den beiden Herren Gottes reichsten Segen in ihrem Berufe. — Eine totale Mondfinsterniß findet am 22. April statt. Bei uns geht der Mond total verfinstert auf (Abends 7 Uhr 12 Minuten, nahe mit Sonnenunter gang zusammensallend), die totale Verfinsterung erreicht um 8 Uhr 35 Minuten ihr Ende, die Finsternis; überhanpt um 9 Uhr 45 Minuten. — Der Kaffee wird theurer. Wie nämlich aus Hamburg gemeldet wird, werden die Kaffeeernten in Rio und Santos wesentlich niedriger geschätzt als in den früheren Jahren. Da die genannten Orte den stärksten Kaffeeexport besitzen, so liegt die Gefahr einer Vertheuerung der ge schätzten Bohnen nahe. — Das sächsische Ministerium des Innern giebt in einer neuerlich erlassenen Verordnung bekannt, es wolle in Entsprechung vielfacher an dasselbe gelangter Anträge künftig bis auf Weiteres und unter Vorbehalt des Wider rufs keine grundsätzlichen Bedenken mehr dagegen erheben, daß von den Sparkasseu-Verwaltungen eine Erhöh- ung des zulässigen Höchstbetragcs der Einleger-Guthaben bis auf 3000 Mark, bezw., soweit es sich um Einlagen handele, die von milden Stiftungen, von Vereinen uno Anstalten zur Wohlthätigkeit und zu gemeinnützigen Zwecken, von Krankenkassen und von vormundschaftlichen Verwalt ungen herrührtcn, bis auf 5000 Mark eingeführt werde. Das Ministerium ermächtigt durch die Verordnung die Kreishauptmannschaften, entsprechende Nachträge zu den bestehenden Sparkassenordnungen, sofern nicht im einzelnen Falle besondere Anstandsursachen vorliegen sollen, im Auf trage des Ministeriums des Innern zu genehmigen und mit Bestätigungsurkunde zu versehen und veranlaßt die Kreishauptmannschaftev, jedesmal eine Abschrift oder fünf Druckabzüge einzureichen. — Dresden. Vor der 3. Strafkammer des kgl. Landgerichts hatte sich gestern Mittag der Redakteur Adolf Götze von der „Dresdner Rundschau" wegen öffent licher Beleidigung zu verantworten. Der Angeklagte soll in Nr. 6 vom 8. Februar d. I. in der sogenannten Faschiugs-„Rundschau"-Nummer durch die auf den Seiten 2 un- 20 veröffentlichten Gedichte und Darstellungen, welche mit der Ueberschrift „Der Trompeter von Sak- kingen" und „Das liederliche Kleeblatt" versehen waren, den Oberbürgermeister Beutler beleidigt haben. Nach dem Ergebniß der Beweisaufnahme wurde Götze zu 50 Mk. Geldstrafe verurtheilt und Herrn Oberbürgermeister Beutler die Publikationsbesugniß zugesprochen. — Der Bau der Straßenbahn Dresden—Plauen — Hainsberg ist diese Woche in Angriff genommen worden. Bis jetzt ist der Bau an zwei Stellen begonnen worden, und zwar an der Felsenkellerbraucrei und in Hainsberg. An ersterer Sielle hat man eine Strecke bereits mit Schienen belegt, die Normalspur (1,45 w) wie in Dresden zeigen. Bei dem Aufbrechen des ungemein festen Straßenkörpers bedient man sich des sogen. Straßenpfluges, eines starken Pfluges mit gehärteter Siahlspitze, der durch die Dampf walze gezogen wird. Der Verkehr ist zwar etwas gehemmt, da nur eine Straßenseite zeitweise durch Posten freigegebeu werden kann, jedoch nicht ganz gesperrt. Bei dein Ban sollen mehrfach Bevorzugungen ausländischer Arbeiter vor gekommen sein, indem deutsche Arbeiter zurückgcwicsen und ausländische angenommen wurden. Die Arbeiter des Plauenschen Grundes wollen hiergegen an maßgebender Stelle Protest erheben. — Dresden. Die Genesung des Prinzen Walde mar, des zur Zeit auf Weitzer Hutch im Lahmannscheu Sanatorium zur Kur weilenden Sohnes des Prinzen Heinrich, zeigt gute Fortschritte. Seine zu Ostern gemachten ersten Gehversuche werden von Bag zu Tag besser. — Dresden. Das Landeskonsistoriuin hat beschlossen, den Divisionspfarrer Or. phil. Kühr aus Dresden au die Kirche zu Weigsdorf als Pfarrer zu versetzen. Pfarrer Or. Kühn hat durch einen Beleidigungsprozetz, den er gegen den Major von Tschammer vom Inf-Regt. Nr. 102 in Zittau angestrengt hatte, in letzter Zeit mehrfach von sich reden gemacht. In seiner Eigenschaft als DivisionM soll Or. Kühn über Unsitte im Heere gepredigt und dabei auch über das Offizierskorps Bemerkungen gemacht haben, die den damaligen Hauptmann v. Tschammer, der beim 1. Grenadier-Regt. in Dresden stand, zu einer Ansprache an die Soldaten veranlaßten. Hierbei soll er den Pfarrer Or. Kühn beleidigt haben. Daraufhin folgte die erwähnte Beleidigungsklage, die vor dem Kriegsgericht mit der Frei sprechung des Beklagten endete. Die vom Gerichtsherrn eingelegte Berufung kam vor dem Oberkriegsgericht nicht zur Verhandlung, sondern wurde in letzter Stunde zurück gezogen. Die jetzige Versetzung des Pfarrers nach Weigs dorf gewinnt durch die geschilderte Prozeßangelegenheit erhöhtes Interesse. — Dresden, 5. April. Der heftige Sturm, der gestern wieder in den Vormittagsstunden hier herrschte, brachte auf dem Pirnaischen Platze einen Radfahrer zu Falle, der so unglücklich mit dem Kopfe auf das Pflaster aufschlug, daß er heftig blutete und in die Verbands- station auf der Marschallstraße zur ersten Hilfeleistung gebracht werden mußte. — Auf dem Pirnaischen Platze wurde gestern von einem mit Brettern und Thüren be ladenen Wagen ein Theil davon durch die Gewalt des Sturmes heruutergeworfen. Von den Dächern verschiedener Häuser hat der Sturm in allen Stadttheilen Ziegel und Schieferplatlen abgehoben. Vielfach wurden die Jalousien an den Fenstern Herabgerissc8, auch Firmenschilder de- molirt. Passanten der (Abdrücken hatten den Verlust ihrer Hüte, Schirme zu beklagen. — Bei dem Sturme ist auf dem fiskalischen Theile des Zoologischen Gartens eine große, alte Roth-Buche niedergeworfen worden. Die mächtige Baumkrone fiel auf das Känguru-Gebäude, in dem sich zufällig der in der Kinderwclt so beliebte Ritt meister Tr. Patzig befand, um die Thiere zu füttern; nur einem Glücksumstande war es zu danken, daß er mit dem Leben davon kam. Er erlitt eine Verletzung am Kopfe. Im Großen Garten selbst hatte man den Damm weg absperren müssen, weil auch dort eine Roth-Buche vom Sturme ausgehoben war; der gesammte, in dem dortigen Parkbereiche vorhandene an 300 Jahre alte Buchenbestand zeigt sich als krön- und wurzelfaul. In den zuletzt vergangenen Jahren ist bereits eine Anzahl der dem Nichlfachmanne allerdings durchaus lebensfrisch erscheinenden Bäume vom Sturme niedcrgelegt worden oder hat wegen der hohen Gefahr für den Verkehr be seitigt werden müssen. — Cotto. Am 1. April wanderten biedre Einwohner unseres Ortes nach Dresden, um daselbst in der Bank für Erbschaftsregulirungen das ihnen auf Grund einer am genannten Tage zugegongeu schriftlichen Mittheilnng von einen: in Kalifornien verstorbenen Onkel zugefallene Erbe in Empfang zu nehmen. Erst als sie das Haus König Johannstraße Nr. 24, in dem sich die Bank befinden sollte, nicht fanden, weil diese Nummer hier nicht existiert, merkten die Leichtgläubigen, daß sie die Opfer eines Aprilscherzes geworden waren. — Moritzburg, lieber die Höhe der unterschlagenen Gelder des vom Amte suspendirten Vorstandes der Eisen bahnstation Eisenberg-Moritzburg schweben mancherlei Gerüchte. Die Höhe der Summe wird jedoch 800 Mark nicht übersteigen. Der ungetreue Haltcstellenvorstand hat die Unterschlagungen durch Fälschungen verdeckt. — Freiberg. Landw. Haushaltschule. Die hiesige landwirthschaftlicheHaushaltschule erfreut sich dauernd des erwünschten Zuspruchs aus landw. Kreisen. Auch für den nächsten im Monat Juli beginnenden Lehrgang sind schon seit längerer Zeit sämmtlichc verfügbaren Plätze durch die eingegangenen Anmeldungen von Schülerinnen besetzt, und zahlreiche Anmeldungen, welche in der lctzien Zeit erfolgt sind, konnten nicht mehr für den nächsten Lehrgang Berücksichtigung finden. Ucbrigens sind auch schon zu dem im Januar 1903 beginnenden Lehrgang mehrfach Anmeld, ungen von Schülerinnen eingegangen und es empfiehlt sich für solche Interessenten, die ihre Aufnahme für alle Fälle sichern wollen, ihre Anmeldungen möglichst frühzeitig ent weder bei der Vorsteherin der Anstalt, Fräulein Grohmann in Freiberg, oder in der Kanzlei des landw. Kreisvereins zu Dresden, Große Plaueusche Straße 22, persönlich oder schriftlich anzubringen. An beiden genannten Stellen werden etwa erwünschte Auskünfte gern crtheilt. — Der neu gewählte Bürgermeister für Döbeln, Stadtrath Dr. Lehmann daselbst, hat die Wahl ange nommen. Die Verpflichtung vesselben als solcher wird Anfangs Juli erfolgen. Nunmehr macht sich die Besetzung der Stelle des juristischen Stadtraths nöthig, welche mit 4000 Rik. Jahresgehalt ausgeschrieben worden ist. — Chemnitz, 5. April. Der 17jährigeKaufmanns lehrling Friedrich Paul Schneider aus Thalheim, der in einem hiesigen Geschäft schwere Einbruchsdiebstähle verübte und am 11. Februar der unverehelichten Direktrice Ertel einen lebensgefährlichen Schnitt am Halse bngebracht hat, wurde heute von der hiesigen Strafkammer wegen Ein- bruchsdicvstahls und versuchten Todtschlags zu neun Jahren Gefängniß verurtheilt. Die „Chemnitzer N. Nachr." leisteten sich den Aprilscherz, mitzurheilen, das Blumenmedium Frau Anna Rothe und ihr Impresario Jenysch seien in das Rcdak- Konsburean gekommen, um dort zu erklären, daß sie nach der Feststellung ihrer Schuldlosigkeit, bezw. nach derjenigen der Echtheit ihrer spiritistischen Vorführungen, aus der Untersuchungshaft entlassen seien. Um das Chemnitzer Publikum von der Wahrheit der mediumistischeu Wirksam- keit der Frau Rothe zu überzeugen (da sie ja in Chemnitz gewohnt hatten) wollten sie oben auf der Wiese hinter her Döringschcn Gärtnerei eine öffentliche Sitzung veran stalten. Trotz des durchsichtigen Witzes zog eine wahre Menschenfluth an dem Grundstück vorüber — um erst später cinzuziehcn, daß sie in den Avril geschickt war! — Hohenstein-Ernstthal. Der Schutzmann Beyer, auf den am Palmsonntag ein mörderischer Ueberfall geschah, ist lo weit heracstellt, daß er seinen Dienst wieder verrichten kann. Des Thäters hat man bis jetzt noch nickt habhaft werden können. — Die Tochter des Herrn Dr. med. Eichhoff hier Hst sich mit einer Stricknadel derart ins Auge ge stochen, daß es ouslref. — Pegau, 4 April. Die elf Jahre alte Elsa Schöpke aus Tanncwitz, welche am Dienstag zu Besorg ungen nach hier geschickt war, wird seit diesem Tage ver- mitzt. Sie hat dunkelblondes Haar und war u. a. mit rothkarrirtcm Rock, grauem Jackct und rother Biütze be kleidet. — Der frühere Bürgermeister von Auerbach, Herr Ottomar Kretzschmar, hat sich in Leipzig als Rechtsanwalt niedergelassen. — Wegen Theilnahme an einer politischen Versamm lung erhielten in Mylau 4 junge, noch unmündige Männer Strafverfügungen. — Am Mittwoch Nachmittag fand in der Leichenhalle zu Heinewalde bei Zittau im Beisein eines Vertreters der Staatsanwaltschaft zu Bautzen die Sektion des am zweiten Osterfeierlage an der Straße Zittau-Großschönau todt aufgefundeneu Mannes statt, da die Vermulhung be stand, daß ein Verbrechen vsrttege. Die Sektion ergab die Grundlosigkeit dieser Annahme, da festgcstellt wurde, daß der Tod in Folge Erfrierens eingctreten ist. Die an der Leiche wahrzuuehmende Kopfwunde erklärt sich aus dem Aufschlagen des Körpers auf einen harten spitzen Gegenstand. — Die ministerielle Genehmigung zu der von der Oderlausitzer Gewerbe-und Industrie-Ausstellung in Zittau zu veranstaltenden Lotterie ist nunmehr erthcilt worden. Es werden 100,000 Loose zu ä 1 Mk. ausgegeben. Der Hauptgewinn wirb einen Werth von 10,000 Mk. repräsen- tiren.