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wünschen kann. Gehört Lord Methuen auch zu denjenigen . englischen Generalen, die den Boeren gegenüber vom Kriegs- glück ganz besonders stiefmütterlich behandelt worden sind, so ist der moralische Erfolg der Waffenthat und noch mehr die praktische Konsequenz derselben gewiß nicht gering cin- zuschätzen. Ist ihrer sachlichen Bedeutung nach die That Delareys vielleicht auch nicht auf die gleiche Stufe zu stellen, wie manche vorausgcgangenen Waffenerfolge der Boeren, so kann die Gefangennahme und, was die Hauptsache ist, die dauernde Gefangenhaltung Methuens für den ganzen Verlauf des Krieges doch von der allerwichtigsten Bedeut ung werden. Die Depesche Lord Kitcheners, welche vom Kriegs- Minister Brodrick im englischen Unterhause verlesen wurde, hat folgenden Wortlaut: Lord Methuen und Major Paris Warven von Delarey angegriffen. Methuen ist am Schenkel verwundet und gefangen genommen. Unsere Verluste be tragen außerdem: 3 Offiziere und 38 Mann todt, 5 Offi ziere und 72 Mann verwundet, 10ffizier und 200 Mann werden vermißt. Noch vor wenigen Tagen hat an derselben Stelle derselbe englische Kriegsminister erklärt, in etwa einem halben Jahre werde der Krieg beendet sein und der größte Theil der englischen Armee werde Südafrika verlassen können. Der Nimbus deS kolossalen Sieges der Engländer bei Harrismith, mit dessen Meldung Lord Kitchener einen zweiten Rachetag für Majuba zu konstruiren suchte, ist ohnehm schon geschwunden, und cs scheint fast so, als hätten die Engländer nichts weiter, als ein Lager von Verwun deten, Krüppeln und Greisen „erobert". Durch die Ge fangennahme Methuen's erhält das siegreiche Vorgehen der lctztenHelden vonTransvaaleinedramaiischeSteigerung. Bei der Verlesung der Depesche Lord Kitcheners im Unterhause ertönten zuerst laute Beifallsrufe bei den Iren, während auf den Bänken der Ministeriellen Pfui-Ruse laut wurden. Brodrick wies sodann unter allgemeinem Beifall rühmend auf die Verdienste Methuens hin. Die neuesten Depeschen lauten: London, 11. März. Lord Kitchener tclegraphirt aus Pretoria: Nach den Berichten der verschiedenen britischen Truppentheile wurden in der letzten Woche 6 Boeren ge- tödtet, 2 verwundet, 88 gefangen genommen und 36 Boeren haben sich ergeben. — Die sonst im Distrikt von Harri- smith thätig gewesenen Truppen befinden sich jetzt wieder auf dem Marsch nach Westen. London, 11. März. Lord Kitchener meldet aus Pretoria: Der Wagenzug Methuens marschirte in zwei Kolonnen, voran die Ochsenwagen, dann folgten die Maul- thiere. AIS die Boeren letztere angriffen, flüchteten die eingeborenen Pferdeführer und brachten die berittenen Deckungsmannschaften in Unordnung. Die Offiziere konnten die Ordnung nicht wiederberstellen, vielmehr rasten die Bedeckungsmannschaften und die Maulthierwagen davon, bis sie von den Boeren eingeholt und gefangen genommen wurden. Die Boeren griffen auch die Ochsenwagen an. Die englische Infanterie und Kavallerie kämpfte tapfer. Die Boeren trugen englische Uniformen (?) und zählten etwa 1500 Mann mit 2 Geschützen. Methuen hat einen Schenkelbruch erlitten. Er befindet sich in seinem eigenen Wagen und wird gut versorgt. — Also sind wieder ein mal die scheu gewordenen Maulthiere an Allem schuld. O diese — Maulthiere! London, 11. März. Wie verlautet, erhielt das Kriegsamt Meldung, daß der Boerenkommandant Delarey Lord Kitchener mitgelheilt habe, daß er General Methuen als Geisel zurückzubehalten gedenke. London, 11. März. Die Niederlage Lord Methuens hat hier eine ungeheuere Aufregung hervorgerufen. In politischen Kreisen ist man der Ansicht, daß Lord Methuen ein Soldat ersten Ranges (!) ist, in anderen wundert man sich, daß er nicht schon lange in Gefangenschaft gerathen ist. — An der Börse entstand gestern eine furchtbare Panik. Es wurde Alles verkauft, die Kurse fielen fabelhaft, erst später legte sich die Aufregung. „Daily News" sagt: Man befindet sich hiervor enier der größten Niederlage Englands, obgleich dieser Sieg die allgemeine Lage nicht ändert. „Mornig Leader" beunruhigt sich über das Schicksal der anderen englischen Kolonnen. „Daily Expreß": Solche Zwischenfälle seien unausbleiblich. Von großer Wichtigkeit sei aber, zu wissen, ob die Regierung entweder die Stärke der noch kämpfenden Boeren nicht kennt oder ob sie das Publikum zu täuschen beabsichtigt. Brüssel, 11. März. „Petit Bleu" berichtet aus London: Die Zahl der van Delarey gefangenen Mann- schäften Methuens beträgt 1000. Tie von Lord Kitchener angegebene Zahl von 200 Gefangenen ist diejenige der nicht wieder freigelassenen Mannschaften. Aurze Chronik. Umwandelung des Grunewalds bei Berlin in einen Volkspark ist nunmehr vom Kaiser genehmigt worden. Auf deutschen Bahnen kamen im Januar 45 Un- fälle vor. Dabei wurden 4 Bahnbedienstete getödtet, 7 Reisende und 11 Bahnbedicnstete verletzt. Erdbeben. Baku, 11. März. InSchemachawurden in der Nacht zum Montag abermals starke und anhaltende Erdstöße verspürt. Nach den letzten Erhebungen beträgt die Zahl der Nothleidendcn in Schemacha zwölftausend. Ein Justizirrthum. Aus Palermo wird berichtet, daß ein von dort stammender Sträfling aus dem Gefäng- niß von Civita Vccchia der Freiheit wicdergegeben ist, nachdem er zwanzig Jahre in der Gefangenschaft zuge- bracht hatte. Er war vas Opfer eines JustizirrthumS, den das Schwurgericht von Palermo im Jahre 1881 be- ging. Nicolo Dentaro, so heißt der Unglückliche, war 1881 zum Tode verurthcilt worden, weil er einen jungen Mann von 14 Jahren unter besonders schrecklichen Umständen ermordet haben sollte. Diese Strafe war in lebensläng- liche Zwangsarbeit verwandelt worden. Dentaro hat ständig feine Unschuld bctheuert. Vor einigen Monaten nun fühlte ein gewisser Mariano Briondo sein Ende nahen! und gestand, daß ein schon verstorbener Mann Namens § Labile daS Verbrechen begangen und er ihm dabei geholfen hätte. Eine daraufhin vorgenommene Untersuchung ergab in der That die völlige Unschuld Dentaros, der auf eine königliche Entscheidung sofort in Freiheit gesetzt wurde und nun auf seine Ehrenrettung wartet. In Portugal herrscht große Freude. Offizielle Be richte der Regierungsingenieure bestätigen den außerordent- lichen Rcichthum der neuentdeckten Goldminen im Gasa- lande (Portugiesisch-Afrika). Auch in Mozambique sind neue Goldlager entdeckt worden. Bern (Schweiz), 11. März. Die Schweiz im Schnee. Infolge ungeheueren Schneefalls mußte der Postverkehr nach Canton Ury eingestellt werden. — Auf dem Simplon wurden zwei Straßenwärter und ein Reisender durch eine Schneclawine verschüttet, konnten aber noch gerettet werden. Paris, 11. März Zu einem großen Brand in Paris wird gemeldet: Drei große Gebäude sind ein Raub der Flammen geworden. Sämmtliche Dampfspritzen von Paris sind noch thätig. Der Schaden wird auf 15 Mil lionen Francs veranschlagt. München, 11. März. Eine gestern Abend vom hiesigen junglibeialeu Verein in dem Kindlkcllersaal einbe rufene öffentliche Versammlung, in der Graf Hoensbrocch über den Toleranzantrag der Centrumspanei sprechen sollte, wurde- von Anhängern des Centrums gesprengt und auf Verlangen des überwachenden Polizeilcutnants als ge schloffen erklärt. Inmitten des Lärmens entstanden Rau fereien; mehrere Personen wurden verletzt. Ein großes Aufgebot von Schutzleuten stellte die Ordnung wieder her. Metz, 11. März. Eine Revolver-Scene in Metz. Ein Gendarm, der sich hier dienstlich aufhielt, wurde gestern Nachmittags 5 Uhr auf der Friedhofsstraße von einem Wagen angefahren. Als er diese Ucbertretung feststcllen wollte, entstand ein Streit. Der Gendarm wurde von den Streitenden überfallen, mit Messern bedroht, zu Boden geworfen, seines Säbels beraubt, aber nicht nennenswerth verletzt. Ein hinzukommender Vicefeldwebel, wollte ihm zu Hilfe eilen, konnte ihn aber nicht befreien. Endlich gelang es dem Gendarmen, den Revolver zu ziehen. Er jagte einem, der Angreifenden eine Kugel durch den Hals, die den Getroffenen sofort tödtete. Vom Militärposten am Friedhofsthor kamen dann 10 Mann herbei und befreiten den Gendarmen. 3 Angreifer wurden verwundet. Berlin, 11. März. Seine Tochter erschossen hat gestern beim unseeligen Spiel mit einer Schießwaffe der Conditor v. Brann, Müllerstr. 162a. Er brachte sein Terzerol in Ordnung und seine Tochter Margarethe, ein zwölfjähriges Mädchen, sah seiner Hantirung zu. „Vater, erschieß mich doch mal!" rief ihm neckend das Kind zu. Braun zielte und drückte ab. Da tönt ein Schuß und ent seelt stürzt das Kind zu des Vaters Füßen nieder. Als Braun aus seiner Betäubung wegen des von ihm ange- richtetcn Unheils erwacht war, stürzte er von der Leiche hinweg zum Polizeirevier, um sich dort selbst zu stellen. Breslau, 11. März. Einvon einemtollenHunde gebissenes Dienstmädchen aus Habelschwcrdt erlag der Tollwuth, da sie zu spät geimpft worden war. Bern, 11. März. Von dem vermißten Skifahrer Dr. mcd. Hagen in Adelboden hat man noch nicht die mindeste Spur. Der 27jährige Arzt gilt als rettungslos verloren. Durch den Schneefall wurden die Skispuren gänzlich verdeckt. Pleolie (Bosnien), 11. März. Der Hauptmann Obpachter des hier garnisonireubcn Infanterieregiments Nr. 31 wollte seiner Frau, mit welcher er erst seit 2 Monaten verheirathet war, einen, kurz vorher gekauften türkischen Revolver zeigen, als sich die Waffe entlud und die Frau des Hauptmanns, mitten ins Herz getroffen, todt zu sammenbrach. Vaterländisches. tMiUheilnngen aus dem Lesekreise sind der Redaktton stets willkommen. Der Name des Einsenders bleibt unter allen Umständen Geheimnist der Redaktton. Anonyme Zuschriften können nicht berücksichtigt werden.) Wilsdruff, 12. März 1002. — Unter den 108 Amtsgerichtsbezirken Sachsens nimmt der Wilsdruffer der Zahl seiner Bewohner nach die 75. Stelle ein. In seinen Wirkungskreis gehöre» im Ganzen 31 Ortschaften, nämlich 1 Stadt, 29 Dörfer unter 1000 und 1 Dorf mit über 1000 Einwohnern. Die Zahl der Bewohner des ganzen Bezirks beträgt nach der letzten Schätzung 14394. Die angrenzenden Amtsgerichts- bezirke sind Nossen mit 50 Ortschaften Und 20,619 Be- wohnern an 53. Stelle, Meißen mit 125 Ortschaften an 7. Stelle und 73,291 Bewohnern, Freiberg an 8. Stelle mit 39 Ortschaften und 70,913 Bewohnern, Tharandt mit 19 Ortschaften an 58. Stelle und 19,608 Bewohnern. Der größte Amtsgerichtsbezirk ist Dresden mit 106 Orten und 578,824 Bewohnern, der kleinste Allenberg mit 11 Orten und 4944 Bewohnet«. Ohne Amtsgericht sind in Sachsen noch 41 Städte. — Wie wir vernehmen, beginnen die öffentlichen Schulprüfungen an unseren Schulen kommenden Montag Vormittag. — Für die hiesige vakante Oberlehrerstelle an den hiesigen Schulen haben sich nur 4 Bewerber und nicht 37 wie an dieser Stelle irrthümlich angegeben worden war, gemeldet. — Eine heute in unserer Stadt vorgenommene Bierapparat-Revision ergab für alle Biertrinker ein günstiges Resultat. — Zweimal vor vollbesetzten Häusern traten am Montag und Dienstag Abend im Hotel zum Adler Oskar Junghähnels berühmten humoristischen Sänger mit ihrem vor Drolligkeit und Humor übersprudelnden Gesammtspielen und unter lautem Beifall der Anwesenden auf. Der zweite Abend war von den verehrten Sängern zum Besten des hiesigen Kriegerdenkmals veranstaltet worden und war der Erfolg auch ein pekuniär guter, denn 113 Mark können zur Deckung eines Theiles des noch bestehenden Deficits für das Kriegerdenkmal verwendet werden. Auf die Konzerte selbst kommen wir noch einmal in nächster Nummer zurück; den verehrten Sängern aber sei schon heute Dank und Anerkennung ausgesprochen. Auf baldiges Wiedersehen! — Boerenfreundliche Stammgäste des Restaurants „Zum Transvaalboeren" Dresdnerstraße, schmückten das daselbst natm getreu wiedergegebene Bildniß des hel- denmüthigen Boerengenerals Delarey, welcher vor einigen Tagen dem englischen General Methuen eine gehörige Schlappe beibrachte und den General selbst gefangen nahm, mit einem Kranz mit den Worten: „Heil dem Helden!" ' — Am Schluffe des Jahres 1901 waren im Schul inspektionsbezirke Meißen 100 und zwar 2 höhere, 5 mittlere und 93 einfache Volksschulen vorhanden. Von d^n einfachen Volksschulen waren 45 zwei-, 30 vier-, C sechs- und 12 sieben- bcz. achtklasstg. Sämmtliche Volks schulen wurden von 21,764 Kindern, und zwar von 10,670 Knaben und 11,094 Mädchen — gegen 21,318 Kinder, nämlich 10,381 Knaben und 10,932 Mädchen Ende 1900 — besucht. Hiervon entfielen 408 Kinder (157 Knaben und 251 Mädchen) auf die höheren, 1790 Kinder (1021 Knaben und 778 Mädchen) auf die mitt leren und 19,557 Kinder (9492 Knaben und 10,065 Mädchen) auf die einfachen Schulen. 21,216 Kinder (10,393 Knaben und 10,823 Mädchen), das sind 97,48 Prozent, gehörten der evangelisch-lutherischen, fünf Kinder der evangellsch-reformirten, 515 Kinder (259 Knaben und 256 Mädchen), das sind 2,33 Prozent, der römisch- katholi cheu, 2 der apostolisch-katholischen Konfession an, 10 Kinder waren mosaisch, 9 gehörten anderen Bekennt nissen an und 5 Kinder waren ungetauft. An den 100 Volksschulen wirkten 11 Direktoren, 229 ständige Lehrer, 3 ständige Lehrerinnen, 9 Vikare ständiger Lehrerstellen, 51 Hilfslehrer und Vikare, 3 Hilfslehrerinnen, 2 Fach lehrer, 6 geprüfte Nadelarbeitslehrerinncn und 1 Haus haltungslehrerin, zusammen 315 Lehrkräfte. Die Fort bildungsschulen wurden von 3266 männlichen Schülern besucht. Emiritirt wurden im Jahre 19019 Lehrer, durch den Tod schieden aus 2 (Schuldirektor Gerhardt- Wilsdruff und Lehrer Maschke-Lommatzsch), infolge Ver setzung 10 ständige Lehrer und 18 Hilfslehrer und Vikare- Innerhalb des Bezirkes wurden versetzt: 9 ständige und 2 Hilfslehrer; Hilfslehrer wurden 27 neu angestellt und Vikare fanden 23 Verwendung. — Meißen, 8. März. Heute wurde in Leipzig die Generalversammlung der Aktiengesellschaft Meißner Stra ßenbahn abgehalten. Der Abschluß für das vergangene Geschättsjahr weist keine günstigen Ziffern auf. Die Ein nahmen aus dem Personenverkehr betrugen nur 7609880 Mk., das sind gegen das Vorjahr 1567031 Mark weniger. Der Personenverkehr hat keinen Ueberschuß gebracht, der Güterverkehr dagegen einen Ueberschuß von 19,000 Mk., der aber für Abschreibungen, Erneuerungen und Reserven erforderlich ist. Die den Aktionären zugesicherte dreiuud- einhalbprozentige Dividende muß daher im Betrage von 42,000 Mark vom Konsortium als Zuschuß geleistet werden. — Dresden, 10. März. Sächsischer Landtag. Zweite Kammer. In der heutigen Sitzung der zweiten Kammer wohnte Se. Exzellenz Herr Staatsminister vo» Metzsch bei. Auf der Tagesordnung standen die Schluß- berathungen über den mündlichen Bericht der Finanzoe- putation A zu Kap. 64, 67, 69, 71 und 72 des ordent lichen StaalshaushaUsetats für 1902/03, Departement des Innern betreffend, und über die mündlichen Berichte der Beschwerde- und Petilionsdeputation über die Petition des vormaligen Wageurückervormanns Arthur Pester iw Oberirohna um Erhöhung seiner Unfallrcnte, sowie über die Petition des Gemeindevorstandes Meißner in Krippen und Gen. um Genehmigung zur Errichtung eines Berg- restauraiits auf dem großen Zschirnstein. Zu Kap. 64, Aufsicht über Gewerbe- und Dampfkesselanlagen, ergriffen das Wort Herr Abg. Kommerzienrath Ehret, Herr Avg. Gleisberg, ferner die Herren Abgg. Dr. Vogel und Kom merzienrath Preibisch. Se. Exzellenz Herr StaatSminisler v. Metzsch antwortete auf die zur Aussprache gekommenen Wünsche und Anregungen, denen die Regierung nach Mög lichkeit nachkommen werde. Bei Kap. 69, Statistisches Bureau, äußerte Herr Abg. Gräfe den Wunsch, daß zur Vermeidung von Mißverständniß Privalsparkaffen nicht mehr in die offizielle Statistik der Sparkassen.ausgenommen werden möchten. Zu den Kapiteln 67, Technische De putation, 71, Militärersatzangelegenhciten, 72, Allgemeine Ausgaben bei dem Departement des Innern beschloß die Kammer, die Einnahmen und Ausgaben nach der Vor lage zu genehmigen bez. zu bewilligen. Ohne Debatte beschloß die Kammer des ferneren, die Petition Arthur Pesters in Oberfroyna, über die Herr Abg. Rittberger berichtete, der königl. Staatsregierung zur Kenntnißnahme zu überweisen und die Petition des Gemeindevorstands Meißner in Krippen und Genossen, zu der Herr Abg. Braun den Bericht erstattete, aus sich beruhen zu lassen. — Die Dienstagssitzung der ll. Kammer zeugte von dem hilfsbereiten Patriotismus der Stände und ge staltete sich im weiteren Verlaufe zu einer Kundgebung für das königlich sächsische Kriegsministerium. Den Punkt 1 der Tagesordnung bildete die Vorberathung des mittels Dekrets Nr. 31 den Ständen überwiesenen Gesetzentwurfs betreffend die Steuerbefreiung der Kriegsinvaliden bezüg lich ihrer Bezüge und Verstümmelungszulagen, wie die der Kriegsveteranen bezüglich der Ehrensolde. Im Namen der konservativen Fraktion beantragte Abgeordneter Hähnel- Kuppritz, den Gesetzentwurf nicht zur Vorberathung der Finanzoeputation zu überweisen, sondern dessen unmittel bare Schlußberathung im Plenum zu bewirken. Unter lebhafter Zustimmung gedachte hierbei der Redner der Kriegsinvaliden. Der zweite Redner, Abg. Rittberger- Limbach, feierte in beredten Worten die Verdienste der alten Krieger um die Einigung Deutschlands und dankte im Namen der Kriegsinvaliden seines Wahlbezirkes dem KriegSministerium, dem das Entstehen des Gesetzentwurfes zuzuschreiben sei, für das thatkräftige Eintreten zu Gunsten der Invaliden. Er bat den anwesenden Kriegsminister, seine Vermittelung auch zu Gunsten der Krieger-Wittwen und der Wiltwen der Kriegsinvaliden zu bethätigcn, damit auch diesen die Steuerbefreiung zu gute käme, was bei der vcrmutdlich geringen Zahl dieser Wittwen keinen ncnnenswerthen Steuerausfall veranlassen werde. Abge-