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erhöht dann gewöhnlich nicht mehr die Wirkung des Farbstoffes und setzt sie in manchen Fällen sogar wieder herab, denn er vermag zuweilen den am Bromsilber haftenden Farbstoff wieder zu verdrängen. Nur bei jenen Farbstoffen, die sich mit Silber zu unlöslichen Verbindungen vereinigen, z. B. den Eosinen, bewirkt ein Silberüberschuss eine verstärkte Sensibilisierung, weil dadurch eine intensivere Färbung des Kornes erzielt wird. Ganz anders verhalten sich geringe Mengen von gelösten Chlorsalzen in der Emulsion: Sie üben keinen Einfluss auf die Färbung des Bromsilbers und verhindern daher auch nicht die beabsichtigte Sensibilisierung. Aus diesem Grunde sind Bromsilberemulsionen, die etwas Chlorsilber enthalten, für die Herstel lung farbenempfindlicher Platten auch ohne Zu hilfenahme von Silbersalzen geeignet. In solchen Emulsionen kann nämlich kein lösliches Bromid vorhanden sein, weil dieses sich mit Chlorsilber in Bromsilber und lösliches Chlorid umsetzen würde. Um chlorsilberhaltige Emulsionen herzustellen, braucht man nur bei der Emulsionierung einen Teil des Bromsalzes durch ein Chlorsalz zu er setzen. Dabei ist es wesentlich, dass die Menge des Bromsalzes zur Bindung des vorhandenen Silbernitrats nicht ausreicht, dagegen ist die Menge des zugefügten Chlorsalzes ganz gleich gültig. Es ist auch einerlei, ob das Chlorsalz für sich oder gemischt mit dem Bromid in das gesilberte Kollodium eingetragen wird. Von diesen Erwägungen ausgehend, wurde für die Herstellung einer solchen Emulsion ein möglichst einfaches, wohlfeiles und stets ver lässliches Verfahren gesucht. Die Versuche über Herstellung reiner Brom silberemulsionen zeigten, dass man bei Gegen wart von Ammoniak sehr leicht eine stets fein körnige, sahnige Emulsion erhält, und dass da bei die Beschaffenheit des Kollodiums, die Ver dünnung u. s. w., beinahe ohne Einfluss sind. Emulsioniert man dagegen bei Gegenwart von Säuren, so ist die Bildung von flockigem Brom silber unausbleiblich, wenn man nicht mit viel Alkoholäther arbeitet, sehr langsam und vor sichtig mischt und den ganzen Arbeitsmodus der Beschaffenheit des Kollodiums anpasst. Dabei neigt die ammoniakalisch bereitete Emulsion weniger zur Schleierbildung als die bei Gegenwart von Säure und selbst bei Zusatz von Königswasser hergestellten Präparate. Am moniak gehört überhaupt nicht zu jenen Sub stanzen, die in der Kollodiumemulsion Ent wicklungsschleier hervorbringen; eher wirkt es klarhaltend, und man kann — wie auch Lüppo- Cramer 1 ) fand — einer gewaschenen Emulsion l) „Photogr. Corresp.“ 1903. ziemliche Mengen Ammoniak zusetzen, ohne die Klarheit der Negative im geringsten zu schädigen. Es ist allgemein bekannt, dass Ammoniak eine rasche Veränderung des Bromsilbers be wirkt, die man als „Reifen“ desselben bezeich net. Die anfänglich in der Durchsicht rote, feinkörnige Emulsion wird erst grau, später violett und blau, indem das feinverteilte Brom silber in ein derbes, deutlich kristallinisches Korn übergeht. Mit diesem Vorgang muss aber keineswegs eine Zunahme der Lichtempfindlich keit verbunden sein; er wirkt vielmehr meist nur schädlich, da er Tendenz zur Schleierbildung hervorruft und das grobe Korn oft die Brauch barkeit des Negativs beschränkt. Die Einwirkung des Ammoniaks auf das Bromsilber ist daher keineswegs erwünscht, und man trachtet daher, durch nachträglichen Zusatz von Säure oder baldiges Ausfällen mit Wasser das Grau werden der Emulsion zu verhindern. Der Reifungsprozess findet aber — wenigstens bei Kollodiumemul sionen — nur statt, wenn neben dem Ammoniak auch ein gelöstes Bromid in der Emulsion vor handen ist. Fehlt dieses, versetzt man also z. B. eine gewaschene Emulsion mit Ammoniak, so findet keine Veränderung des Bromsilbers statt, die Emulsion behält in der Durchsicht lange Zeit ihre rote Farbe, nur das Kollodium wird dünnflüssig und schliesslich ganz zerstört. Da auch bei Gegenwart von gelösten Chlor salzen das Bromsilber unverändert bleibt, so wurde die Herstellung einer Chlorbromemulsion mit Silberoxydammoniak versucht und es gelang in dieser Weise tatsächlich eine sehr feinkörnige, ziemlich lichtempfindliche Emulsion zu erzielen, die sich durch Farbstoffe gut sensibilisieren lässt. Die Emulsion enthält nach ihrer Bildung in Ammoniak gelöstes Chlorsilber und es muss eigentlich befremden, dass man auf diesem Wege zu einem so günstigen Resultat gelangt. Sie enthält aber neben dem gelösten Silbersalz auch überschüssiges Chlorid und zeigt einerseits die durch den Silberüberschuss bedingte Licht empfindlichkeit und ist anderseits wegen des Chloridüberschusses vollkommen haltbar und be sitzt keine Neigung, bei der Entwicklung zu schieiern. Der Zusatz eines löslichen Silbersalzes oder Baden der Platte in Silbernitratlösung hat bei dieser Emulsion keine Erhöhung der Licht empfindlichkeit zur Folge, was als charakte ristisches Merkmal einer Silberüberschussemulsion zu betrachten ist. Fügt man der Emulsion eine Säure, z. B. Essigsäure, zu, so müsste, wenn das in Ammoniak gelöste Chlorsilber die relativ hohe Lichtempfindlichkeit bedingen würde, diese herabgesetzt werden. Das ist aber durchaus nicht der Fall. Es scheint daher, dass die Emulsion nicht etwa durch gelöstes Chlorsilber sensibilisiert ist, sondern dass der, unter den