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bekannt, dass es schon jetzt Lampenglocken aus Lithophanieen giebt, die sich aus sechs bis acht trapezförmigen Stücken zusammensetzen, von denen in der Regel jedes einzelne eine Land schaft darstellt. Nun ist aber gar nicht abzusehen, weshalb man nicht solchen Darstellungen Porträts von Familienmitgliedern vorziehen, und weshalb man nicht derartige Stücke mit Vorliebe zu Ge schenken wählen sollte. In Bezug auf die Zahl der notwendigen Bilder ist man ja dabei keines wegs gebunden. Man kann, wenn beispielsweise nur zwei Personen vorhanden sind, entweder verschiedene Stellungen von ihnen benutzen oder andere interessante Bilder irgend welcher Art, ja sogar rein ornamentale Zwischenstücke einsetzen. Der Photograph würde also gut thun, für diesen Zweck eine Anzahl derartiger an sich indifferenter Bilder vorrätig zu halten, so dass es nun in seiner Macht steht, einen Lampen schirm zusammenzusetzen, auch wenn nur zwei, drei, vier Bilder aus einer Familie dafür dis ponibel sind. Bei Lichtschirmen ist man selbstverständlich an gar keine Zahl gebunden. Hier kann ein einzelnes Porträt so wirksam sein, wie eine Kombination von vielen nach Art der Kom binationsbilder, von denen das „Atelier“ so schöne Muster gebracht hat. Immerhin wird es für viele Fälle wünschenswert sein, Einrahmungen zu haben, in welche ein Einzelbild bequem hineingesetzt werden kann. Auch für solche wird daher der Photograph, der sich mit diesen Bildern beschäftigen will, zu sorgen haben. So ziemlich alles, was beim Lichtschirm gesagt wurde, gilt in Bezug auf Porträts auch für Fensterbilder, nur dass sie selbstverständlich viel grösser ausgeführt werden können. Aller dings wächst damit auch die Schwierigkeit des gleichmässigen Brennens, und der Preis der Bilder muss in einem schnelleren Massstabe steigen, als er durch das Format an sich bedingt wäre. Dass selbstverständlich neben dem Porträt nun auch zahlreiche andere Gegenstände für all diese Darstellungen gewählt werden können, liegt ja auf der Hand. Das ganze Gebiet der Kunst in Malerei und allen reproduzierenden Künsten steht, soweit nicht ein Schutz für dieselben vorhanden ist, hier zur Verfügung. Damit aber begiebt sich dann der Photograph schon auf das Gebiet des Handels mit kunst gewerblichen Erzeugnissen und verlässt den Verkehr mit dem Privatpublikum. Nur in einer Beziehung kann hiervon vielleicht eine Ausnahme stattfinden. Es kann geschehen, dass ihm ein Amateur eine Anzahl Landschaftsaufnahmen bringt und den Wunsch ausspricht, dass sie auf einer Lampenglocke, einem Lichtschirme, einem Fensterbilde verewigt werden. Natürlich wird der Fachphotograph eine solche Arbeit mit Ver gnügen übernehmen. Landschaftliche Lithophanieen jeder Art zu fertigen, dürfte besonders für die in Sommer frischen und Bädern, sowie an den grösseren Zielen der Reisenden ansässigen Photographen eine dankbare Aufgabe sein. Die Besucher dieser Orte werden gewiss in vielen Fällen gern derartige Schmuckgegenstände erstehen. Aller dings spielt ja für den Reisenden die Gebrechlich keit der Lithophanieen eine Rolle, und er wird sie schwerlich selbst mit sich fortnehmen können. Wer daher solche Bilder anfertigen will, muss sich von vornherein auf die solideste und beste Verpackung einrichten, so dass er im stände ist, die verkauften Sachen in die Heimat des Käufers zu schicken, mit aller Aussicht, dass sie auch wohlbehalten dort ankommen. In Gegenden mit stark ausgeprägtem religiösen Gefühl, in denen man besonders auch an bild lichen Darstellungen aus der heiligen Geschichte einen tief inneren Anteil nimmt, so also vor allem in katholischen Ländern, werden auch Photolithophanieen nach religiösen Bildern leb haften Anklang finden, und zwar werden hier u. a. besonders jene kleinen vier-, sechs- und acht eckigen Umhüllungen für Nachtlämpchen ange bracht sein, die ja am Abend und am Morgen H. Brandseph- Stuttgart.