Volltext Seite (XML)
Die Kunst in der Porträtphotographie. (Fortsetzung.) Nachdruck verboten. Das Negativverfahren vom künstlerischen Standpunkt Ueber die Beurteilung von gut und schlecht hinsichtlich eines Negatives gehen die Ansichten wir uns durch die Unvollkommenheiten eines Kopierverfahrens nicht derart beeinflussen lassen dürfen, dass wir unserem Negativ Licht- und Schattenwirkungen mannigfachster Art, welche uns künstlerisch dünken, deshalb ver Mertens & Co. ■ Budapest. sehr weit auseinander. Unsere hervorragendsten guten Praktiker nennen ein Negativ unvollkommen, wenn es auf Albumin oder Platin kopiert, nicht einen tadellosen und bis ins kleinste Detail ausge führten Abdruck giebt. Das aber will heissen, dass das Negativ sich den Eigenheiten eines sagen, weil dasselbe mit diesem oder jenem Positivprozess unvereinbar sei. Wenn wir unsere Beleuchtung mannig fach wechseln und uns dabei an keine Regel halten, so wie wir schon unter „ Beleuchtung “ beschrieben haben, so werden wir ziemlich häufig derartige Ne gative erhalten, welche nach allgemein geltender Ansicht, vom fachmännischen Standpunkt betrachtet, ungenügend sind. Und doch sind es meist gerade solche Negative, welche unsere künstlerischen Bestrebungen am besten unterstützen. Es ist klar, dass solch künstlerische Eigen schaften höchst unangebracht sind, sofern dieselben zur dutzendweisen Vervielfälti gung auf Albumin oder Cellol'din be stimmt sind. Wo hingegen ein Bild der Ausdruck unserer künstlerischen Empfindung sein soll, da müssen solche Aengstlichkeiten wegfallen. Da ist es auch durchaus kein Fehler zu nennen , wenn ein Negativ erst nach manchen Fehlabdrücken in den verschiedensten Verfahren einen künst lerischen — wir wollen nicht einmal sagen, technisch tadellosen — Abdruck liefert. Uebertrieben hohe Lichter, über trieben tiefe Schatten, unvollkommene Deckung u. s. w., alles das sind sogenannte technische Fehler, welche Anlass zu ausser ordentlich malerischen Effekten geben können. Fehler ist für den Künstler nur das, was der technisch unvollkommen geschulte Operateur aus Dummheit macht, was hingegen der Künstler zielbewusst erreicht, sei es nach den heutigen Be griffen technisch noch so unvollkommen, muss dann vollkommen genannt werden, wenn es die Intentionen desselben wieder- giebt. Wir stehen bis heute in der Photo graphie auf dem Standpunkt konven tioneller Langeweile, und wer in unseren Fachzeitschriften die Werke unserer ersten Fachleute betrachtet, der muss zu dem Schluss kommen, dass die Photographie augenblicklich keine Fortschritte mehr macht. — Den besten Beweis hierfür bildet wohl die Thatsache, dass viele von denjenigen, welche auf der Höhe zu einzelnen Kopierverfahrens anschliessen müsse. Wir hingegen stehen auf dem Standpunkt, dass bleiben bestrebt sind, wirklich nichts anderes mehr anzufangen wissen, als ihre photographischen