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[Heft 12. DAS ATELIER DES PHOTOGRAPHEN. 208 Besuche bei Fachgenossen 1). Von P. G. Nachdruck verboten. uf der Rückreise von Baden- Baden hatte ich mit einigen befreundeten Kollegen u. a. auch Gelegenheit, den in vieler Beziehung Interesse bietenden Geschäftsbetrieben der Firma Eduard Blum in Frankfurt a. M. unter Leitung des Eigentümers eine eingehende Besichtigung zu widmen. Es war zunächst das in einem grossen Laden an der Kaiserstrasse eingerichtete Blitz lichtatelier nach Anordnung Köst, das längere Zeit unsere Aufmerksamkeit fesselte. An dieser Stelle erschien vor einiger Zeit (in Nr. 65 der „Chronik“) eine eingehende Beschreibung des Blum sehen Blitzlichtateliers in Berlin, welches in seinem allgemeinen Arrangement dem in Frankfurt gleicht, mit Ausnahme der Lokalitäten selbst, die in einer Tiefe von 40 m nicht nur ein geräumiges und bequemes Arrangement der 1) Unser Mitarbeiter hat Gelegenheit genommen, einige erste photographische Institute zu besuchen. Er wird den geschätzten Lesern in fortlaufenden Artikeln über technisch Lehrreiches, was er bei den Besuchen kennen gelernt hat, berichten. G. Pechau-Urjahr. in kojenartiger Einteilung aufeinander folgenden Räume, sondern auch eine sehr harmonische, reiche und doch „ruhige“ Wirkung der in Grün und Rot abwechselnden Dekoration herbei geführt haben. Den „Fond“ der Gesamt dekoration bildete grün gefärbtes Sackleinen, und man ist überrascht, wie vorteilhaft auf dieser an sich wohlfeilen Unterlage die übrigen Dekorationen und vor allem die Bilder sich ab heben. Hinter einer nur durch dünne Eisen rähmchen unterbrochenen Spiegelglasfront von über 8 m Breite zeigt sich dem Beschauer zu nächst der etwa 8 m tiefe Ausstellungsraum, mit grossen und kleinen Bildern in geschmackvoller Anordnung gefüllt, hier und da eine Lücke mit Blattpflanzen und Palmen besetzt, und ist bei nahe die ganze Tiefe mit der Ausstellung be setzt. Dies bringt namentlich abends, wenn der Raum durch zahlreiche Gas- und elektrische Lichter blendend hell erstrahlt, eine bezaubernde Wirkung hervor, so dass damit eine Auslage geschaffen wurde, wie sie kaum ein sonstiges photographisches Geschäft in Deutschland be sitzt. Hinter dem Ausstellraum führt uns ein Portico in den geräumigen Empfangssaal und dahinter zum Damenboudoir, beide mit Eleganz und Geschmack ausgestattet. Sämtliche Möbel sind „verwendbar“, nämlich für die Aufnahmen, und es berührt den Beschauer aufs angenehmste, dass er einmal nichts von den tötlich langweilig, stereotyp sich wiederholenden Photographier möbeln erblickt. Weiter hinten folgt der ge räumige Atelierraum, mit japanischer Dekoration und mit elektrischen Lampions und Guirlanden erhellt. Das Köst-Atelier ist bekannt, und konnten wir die überraschende Thatsache kon statieren, dass keines der vielen im Geschäft sichtbaren Bilder den Charakter von Blitzlicht aufnahmen hatte. Wenn es nicht Thatsache wäre, dass der Eigentümer überhaupt noch kein Oberlicht-Atelier besessen, dann möchte man über diesen Punkt bei Ansicht der Bilder zweifeln. Abgesehen von der hier angewandten Blitz lichtanordnung selbst, bietet das Atelier Blum so viel des Neuen und Lehrreichen, dass ein Besuch sich wohl lohnt, zumal der gastfreund liche Besitzer seine Thüre für jeden Kollegen offen hält. Nach diesem gründlichen Besuch des Ateliers geleitete uns der Eigentümer zu der einige Häuser weiter gelegenen Vergrösserungs anstalt gleicher Firma, die sich durch mehrere Etagen des geräumigen Hauses Kaiserstrasse 65 ausdehnt und es auf eine regelmässige Monats-