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1899] DAS ATELIER DES PHOTOGRAPHEN. 207 erweist. Ist die Präparation mit Gelatine nicht zu vermeiden, so muss man dieselbe mindestens auf das Minimum herunterdrücken und durch sofortigen Verbrauch des präparierten Papiers der Möglichkeit der Entstehung von unlöslichen Verbindungen entgegenarbeiten. Wir müssen immer im Auge halten, dass die bekannten Um wandlungen des Eisensalzes auf dem Papier in feuchter Luft rasch und leicht von statten gehen, daher ist es erste Pflicht, das Papier nach Mög lichkeit trocken aufzubewahren. Ferner ist dem Fixieren eine erhöhte Auf merksamkeit zuzuwenden. Die Säurebäder müssen frisch und reichlich, indessen nicht im Uebermass angewendet werden, um soviel Eisen als nur immer möglich aus der Schicht herauszuziehen. Vielleicht, dass es auch im Laufe der Zeit ge lingt, ein besseres Fixiermittel als das schwache Salzsäurebad ausfindig zu machen, wodurch das Uebel mit der Wurzel beseitigt würde. Aber auch mit den gewöhnlichen Vorrich tungen kann ein Verderben der Bilder verhütet werden. Es ist ja bekanntlich nur das Schwefel- wasserstoffgas, welches durch seine Reaktion auf die Metallsalze die Färbung bewirkt; können wir dieses vom Bilde fern halten, so wird ein Vergilben nicht eintreten. Hier kommt nun zunächst der Karton in Betracht. Dieser muss photographisch rein sein und keine Stoffe enthalten, welche durch Zer setzung zur Bildung des genannten schädlichen Gases thätig sind. Ebenso soll der Kleister frisch und nicht sauer sein. In bewohnten Räumen enthält aber die Luft stets einen, wenn auch geringen Gehalt an Schwefelwasserstoff; sie wird also vorher und nach her auf das Bild von der Schichtseite her einen Einfluss ausüben. Diesem könnte auf verschiedene Weise entgegengetreten werden, am sichersten und einfachsten durch einen geeigneten Lack. Es klingt zwar widersinnig, ein ganz mattes Platinbild lackieren zu wollen, aber es wäre vielleicht doch möglich, einen Lack herzustellen, der für den Zweck geeignet erscheint, und somit das Bild vollkommen von der Luft abzuschliessen Indessen, so schlimm ist die Sache mit dem Vergilben nun doch gerade nicht, und ängstliche Seelen können sich auch heute noch mit dem Gedanken beruhigen, dass ein gut hergestelltes Platinbild auch heute noch als äusserst dauerhaft gilt. Nur übe man bei der Herstellung keine falsche Sparsamkeit, aber auch keine falsche Freigebigkeit; frisches Papier, saubere und exakte Arbeit und eine genaue Kenntnis des Verfahrens sind hier die massgebenden Faktoren, welche ein gutes und dauerhaftes Bild garan tieren. Sollte aber dennoch einmal ein solches ver- B.S.& C2. Nicola Tong er - Köln. gilbtes Bild zum Renovieren gebracht werden, so braucht man nicht gleich den Auftrag als unausführbar abzulehnen, sondern kann ruhig mit der Wiederherstellung beginnen. Natürlich empfiehlt es sich, sich mit dem Verfahren vertraut zu machen, indem man Platinbilder künstlich durch Schwefelwasserstoff vergilben macht und sie hierauf in angegebener Weise behandelt. Hierdurch erlangt man eine Sicherheit und Kenntnis in der Behandlung, welche für die oft wertvollen Bilder sehr notwendig ist und gutes Gelingen für später verbürgt. Dadurch erwirbt man sich nicht nur das Vertrauen der Kund schaft, sondern man erlangt auch eine neue Macht über das Platinbild, die bis dahin, soweit es sich um ein fertiges Bildchen handelt, ohne hin eine nur sehr beschränkte und dabei noch höchst zweifelhafte ist.