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10 DAS ATELIER DES PHOTOGRAPHEN. [Heft i. bei Balgkameras noch ein deutliches Plastischer- und Kräftigerwerden des Bildes beobachten, und kann diese Einrichtung nur bestens empfohlen werden. Wir wenden uns jetzt dem durch optische Verhältnisse entstehenden falschen Licht zu. Bereits anfangs wurde ausgeführt, dass die Menge des durch optische Umstände in die Kamera eindringenden falschen Lichtes durch Ober flächenwirkungen in den schlecht polierten oder unreinen Linsenflächen entsteht. Wenn wir eine sehr gut gereinigte und ausgezeichnet aus polierte Linse in hellem Licht gegen einen dunklen Hintergrund betrachten, so erscheint sie absolut schwarz, und nur wenig Licht wird von der Fläche reflektiert, und zwar um so weniger, je besser die Fläche poliert und je besser sie gereinigt war. Wenn wir dagegen die Linsenfläche bestauben oder mit schmutzigen Fingern anfassen, so erscheint sie sofort, von vorn gesehen, grau und ebenso in der Durchsicht, ein Beweis, dass jetzt von der Fläche Licht unregelmässig nach allen Richtungen zerstreut wird. Wie gross die Menge des auf diese Weise auf die Platte gelangenden Lichtes war, davon kann man sich leicht überzeugen, wenn man zwei Aufnahmen hintereinander macht, die eine mit einer staubigen, schmutzigen Linse und die zweite nach sauberer Reinigung der selben. Man wird dann sehen, dass die letztere Aufnahme ausserordentlich viel plastischer, kräf tiger und schöner ausfällt als die erste, eine Thatsache, auf die von Seiten der Praktiker oft nicht die genügende Rücksicht genommen wird. Als erste Regel in jedem guten Atelier muss daher gelten, die Linse von Staub rein und von Unsauberkeiten befreit zu halten, was bei Mond und Gas; von Desire Declercq-Grawimont. einigermassen sorgfältiger Behandlung derselben sich stets erreichen lässt. Hierbei berücksichtige man allerdings, dass das Abwaschen respektive Reinigen der Linsenflächen mit der grössten Vorsicht geschehen muss mit Rücksicht darauf, dass ein häufiges Reinigen auch häufig Ver anlassung zum Schadhaftwerden der optischen Flächen, zu einem Zerkratzen oder Blindwerden derselben, giebt. Man wolle berücksichtigen, dass der Staub, welcher auf die Linsenflächen fällt, und welcher den zum Reinigen benutzten Tüchern anhaftet, Substanzen enthält, welche wesentlich härter sind, als das optische Glas, vor allen Dingen Quarz und Sandkörner, und die daher beim Reiben teils zuerst nicht sicht bare, teils aber auch deutliche Spuren in Form von Rissen hinterlassen. Die ausserordentlich feinen, oft fast unsichtbaren Risse, welche bei einmaligem Reinigen entstehen, häufen sich beim W. Id^eimer-Darmstadt. Wiederholen dieserOperation und beeinträchtigen schliess lich die Durchsichtigkeit der Flächen und vermehren in hohem Grade die Menge des falschen Lichts. Das Reinigen muss daher, wie schon oft hervorgehoben, mit der aller grössten Sorgfalt geschehen, speziell muss darauf Rück sicht genommen werden, dass zu diesem Zweck immer nur frisch gewaschene und an staubfreien Orten aufbe wahrte reine Leinwandlappen dienen dürfen, welche, nach dem die Linse vorher mit einem weichen Pinsel abge staubt worden ist, zu vor sichtiger Anwendung ge langen, wobei jeder stärkere Druck auf die Flächen zu vermeiden ist. Etwaige hart-